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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 1.1887-1888

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Heft 19
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Vom Tage
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https://doi.org/10.11588/diglit.11723#0281

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sD

Zurückempfang einzustehen. Ltwaige Beschädigungen sind
nach Maßgabe des Schadens zu ersetzen. Iedes Bcwerbungs-
Ausschreiben inuß dem tsanptvarstande der deutschen Aunst-
genossenschast zur lNitteilung an seine Mitglieder rechtzeitig
bekannt gegeben werden. Der Bewerbungsplan ist sowohl
seitens des Ausschreibers wie der Bewerber als ein rechtlich
bindender Akt zu betrachten. (Dr. A.)

Der Ausschuß sür ein Aaiser Wilhelin-Denkmal in
Llberseld hat keinen allgemeinen, sondern einen be-
schränkten lvettbewerb beschlossen, da sich hervorragende
deutsche Aünstler angeblich an allgemeinen Aonkurrenzen
grundsätzlich nicht beteiligten. Ls sollen also nur sechs Leute
eingeladen werden. Leati possicleuteZ! Welcher lVeg steht
denn den namenlosen Begabten noch ossen, sich einen Namen
zu erwerben, wenn man ihnen auch den zu den lvettkämpfen
von Leistung gegen Leistung versperrt?

x- Die Aönig Ludwigs-Feier in München ist mit Rück-
sicht aus den Tod Aaiser chriedrichs vom Ausschuß unter Zu-
stimmung des j)rinzregenten aus die Tage vom 29. bis Zj.
Iuli verschoben worden.

» Die verwaltung des Staedelschen Instituts hat
ihren Bericht über die letzten süns Iahre herausgegeben. Die
„Franks. Z." (die übrigens s. Z. gegen die Ubertreibungen
Levins Ltellung nahm) ist wenig erbaut davon. 5ie tadelt,
„daß die Verwaltung in den jdunkten, wo sie entgegen den
lVünschen und Vorstellungen der Besitzer des Institus — und
dies sind die Bürger der 5tadt Franksurt — aus ihren IVillen
in wichtigen Fragen beharrte, von jeglicher Begründung ihres
Standpunkts in diesem Rechenschastsberichte abgesehen hat."
„Namentlich in der einen vielerörterten Hauptsrage, der der
Neuerwerbung von Bildern, steht der Praris der Verwaltung,
nur noch alte Bilder anzukausen, der allgemeine, nachdrücklichst
zur Geltung gebrachte lVunsch gegenüber, es möge das ver-
sügbare Geld sürgute Bilder neuer Neister ausgegeben uud
das seit Lessing und Rethel, Veit und Steinle nicht weiterge-
führte Bild der modernen Runst in einer den Zwecken des
Instituts entsprechenden lVeise ausgesührt und ergänzt werden."
Trotz bedeutender Vermehrung des Baarvermögens klage man
nun über schlechte Geldlage. „Die Verwaltung hat eben schon
seit Iahren die lllittel und lvege mißachtet, welche dem Zn-
stitut nicht nur Linnahmequellen hätten erschließen, sondern
es auch zum ständigen lNittelpunkt des hiesigen Aunstlebens
hätten machen müssen. Das Interesse sür die zeitgenössische
j)roduktion hätte sie nähren, pflegen und zum Besten des Zn-
stituts ausnutzen müssen. Statt dessen hat sie den Besuch der
Gallerie dnrch die Verlegung derselben nach Lachsenhausen
dem Pnblikum in verhängnisvoller lVeise erschwert und das
spstematische Ausstellen guter moderner Bilder anderen Mr-
ganen überlassen. Früher waren die Räume der Gallerie ein
Stelldichein der gebildeten lVelt ^sranksurts, jetzt gehen sogar
die meisten Neuanschassungen an den llleisten spurlos vor-
über, weil eben dieselben nicht geeignet sind, ein reges, nach-
haltiges Interesse bei der Bevölkerung zn wecken oder gar
lebendig zu erhalten."

«- lVie die Frauen sich malen lassen sollen, sagt ihnen in
einem srauzösischcn Blatte ein Renner. „Gar viele Damen
scheinen es nicht zu wissen, daß, wenn es cine Runst des
lNalens giebt, es ebenso eine Kunst ist, sich malen zu lassen.
lVie viele Damen haben sich aus lauter llnkenntnis der Be-
dingungen der lNalerei in unmöglichen Trachtcn und steiser
lsaltung porträtieren lassen und sind sich dann selbst sremd,

und was schlimmer ist, lächerlich erschienen. lVas eine vor-
übergehende lNode ist, soll möglichst vermieden werden, die
Boa um den 6als, der jdhantasieschmuck, die Pseile im Vaar
u. s. w. Nur was immcr schön bleibt, Brillanteu, Lmarag-
den, Laphire, jderlcn, die kostbaren Ltücke des Familienschmucks
sollen mit den Zügen des Antlitzes zugleich aus der Leinwand
verewigt werden. Lbenso soll man's vermeiden, sich in Straßen-
toilette inalen zu lassen. lVeit eher soll man cin ausgeschnit-
tenes Rleid wählen. lhat die Natnr wohlgesormte und tadel-
lose Büste versagt, dann kann man eine lVolke von dustigem
Tüll umnehmen. lVenn man einmal zu einem Balle ein
jdhantasiekostüm gcsunden hat, das sür Gesicht und Gestalt
geschassen war, das alle 5chönheiten glücklich hervorhebt, so
lasse man sich in dieseni Aostüme malen. lVas die kaartracht
betrisft, so möge man um Gotteswillen ja keine neue, un-
gewohnte Frisur zur ^chau tragcn wollen, denn die verändert
sosort den ganzen Gesichtsausdruck, und ein Bild soll doch
ähnlich sein. Lin weiterer, nicht minder dringender Rat ist
solgender: lVill man, daß die Ausmerksamkeit nicht vom Ge-
sicht abgelcnkt wcrde, so lasse man alle lllöbelstücke und Nipp-
sachcn von der Leinwand weg. Ilnd dann solge man dcm
lllaler, wenn er rät, keinen 6ut mit breiter Arempe auszn-
setzen, ja noch besser, er selbst soll den Anzug auswählen, denn
er muß wissen, was malerisch am besten wirkt. Dem Rünst-
ler soll stets eine sreundliche llliene gezeigt wcrden! lvährend
der ,5itzungcn' dürsen keine Freunde nnd Freundinnen herein-
gelassen wcrden, dic ,was von der Runst verstehen'. lVenn
der lNaler im besten Zuge ist, dars man ihn unter dem Vor-
wand, einen unausschiebbaren Besuch abstatten zu müssen, nicht
im Ltiche lasscn und nicht sordern, daß er uns unterhalte,
sondern sehr darüber wachen, daß er sich nicht langweile."

* 5chon vor Iahren wurde von sachmännischer Leite daraus
hingewiesen, daß der Glasslnß in den lllosaiken der Ber-
liner Liegessänle sür unser Alima nicht zweckgemäß zusam-
mengesetzt sei, woraus der Berliner Verein zur Förderung des
Gewerbesleißes die kserstellung geeigneter Glaspasten zum Gegen-
stand einer jdreisaufgabe machte. jdrosessor Schwarz löste diese
in solcher lVeise, daß wir nunmehr bei uns in Deutschland
Glasflüsse und Goldgrundgläser, wie sie sür monumentale
lllosaiken gebraucht werden, ebenso schön, aber dauerhaster
und wettersester herstellen können, als die Venetianer. Nun
spricht man den lVunsch aus, „daß unsere Indnstrie die so
schäne und bei richtiger Zusammensetzung der Glasslüsse gerade
sür unser ranheres Rlima zum äußern Schmnck von j?racht-
bauten besonders geeignete Verwendung der lNosaik mit mehr
Liser ausnähme, und vom Ltaate wie von j?rivaten dnrch
Zuweisung von Austrägen dabei gesördert würde". An Aünst-
lern zum 5chasfen von Lntwürsen fehlt es uns ja wahrlich
nicht. Bedenkt man die Neigung unserer Zeit zu sarben-
leuchtendem Lchmuck, so staunt man in der That über die
2eltenheit von Glasmosaiken auch an und in unseren Neu-
bauten, und um so mehr, als die srüher höchst mühsame lser-
stellung großer Bilder diescr Technik zudem durch die Ver-
besserungen Lalviatis sehr vereinsacht worden ist.

-X- Gestorbcn: Rommissionsrat Lngel (der Besitzer des
„Rrollschen Ltablissements"), geb. t82j in Budapest, gest.
28. Iuni zu Berlin. — löosmaler Franz Veigel (besonders
Aquarellist und sehr bcliebter lllaler von Miniatur-Bildnissen),
geb. t8l5 zu jdaris, gest. zu München. — j?rosessor Lmil
Naumann (Romponist und Musikschriststcller), geb. Z827 in
Berlin, gest. am 23. Iuni zu Dresden.



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