Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
No. 153 - No. 160 (1. Juli - 11. Juli)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44142#0013

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
'' '

Ruder

't,
utsch ist
d,
hat
en Mund,

nv raubt,
garien
ist glaubt,
d Ungar
i schimpft,
stiebet,
ft, '
c

ndlich
icht
nicht!

ch Dir nur,
meine Spur —
iein Zauberreich,
:t dann sogleich,
muß es sein),
r Tisch mich ein,
in Vaterland —
wohlbekannt!

nach steh'n,
ft's zu seh'n.
land;
unt.

>r,

Kummer.

Heidelberg.

L. » -

Arger- K Zeitung.

-W.VÄNMLQ » Verkündigunasblatt u«d Anzeiger
Sonn- und Feiertagen.
Der Sonntagsnummer liegt ein Unter- MM < L. e?
Haltungsblatt,„Der Erzähler", mildem I
Humor. Repräsentanten „Der deutsche L H ß. »
Michel" bei.ö

Slbonnementspreis
für Heidelberg: monatl. 40 Pfg. mit
Trägerlohn, durch die Post bezogen
vierteljährl. Mk. 1.— ohne Zustellgeb.
LnsertionspreiS: 10 Pf. für die 1-spalt.
Petitzeile od. deren Raum. Für locale
Geschäfts- u. Privaranzeiaen 5 Pf.

154.

Expeditton:
Hauptstraße 25.

Heidelberg, Dienstag, 4. Juli

Expedition:
Hauptstraße 25.

1893.

Der Abonnementspreis
für die
„Würger - Zeitung"
beträgt für Heidelberg und nächste Umgebung
monatlich nur 40 Pfg.
mit Tragevlohn.
Für auswärts vierteljährlich an, Postschalter
abgeholt: 1 Mark, durch den Briefträger frei in's
Haus gebracht: 1 Mk. 40 Pfg.
Bestellungen der „Bürger-Zeitung" werden für
auswärts durch die Post, innerhalb der Stadt und nächster
Umgebung durch unsere Träger entgegengenommen.
_ Verlag der „Bürger-Zeitung".
* Die Unruhen in Pirmasens.
Ueber die Pirmasenser Arbciterunruhm, worüber be-
reits berichtet wurde, liegen nun ausführliche Berichte
vor, denen wir folgende Einzelheiten entnehmen:
Am Montag sammelten sich große Menschenmengen
auf deni Platze vor dem Cafe Cordier an, meist junge
Burschen, die durch Schreien und Johlen und durch
fortwährende Hochrufe auf Reeb ihrer animirten Stimmung
Ausdruck gaben. Nachdem die einlaufenden Nachrichten
den Sieg des nationalliberalen Kandidaten immer wahr-
scheinlicher machten, steigerte sich der Unmuth der Menge
auf der Straße immer mehr und der Unfug wurde immer
ärger. Feuerwerkskörper (Frösche und dergl.) wurden ab-
gebrannt und die Sicherheit schien arg bedroht. Da
schwärmten Schutzleute und Gendarmen mit blanken
Seitengewehren aus, um den Platz zu säubern, was
allerdings nicht gelang, da die Mannschaften zu gering
an Zahl waren und bei aller Energie den Massen nicht
genügend imponiren konnten. Um 1 Ubr Nachts erschien
Herr Negierungsrath und Bezirksamtmann Alwens auf
dem Platze und forderte die Menge zum Anseinander-
geben auf, leider ohne Erfolg. Mittlerweile hatte die
Polizei das Cafee Cordier geräumt. Darnach folgte
aber ein Steinhagel, wohl ein Dutzend Fensterscheiben
wurden im Cafee Cordier Ungeschlagen; auch dem gegen-
überliegenden Rathhaus ging es nicht besser und ebenso
"Zs^en bei Herrn Kommerzienratb Schneider, Daniel
Kaiser, in der Brauerei Hartmuth, sowie noch in einer
Reihe anderer Häuser Fenster eingeworfen. Gegen 2
Uhr entschloß man sich, die Sturmglocke zu läuten, und
die nach einiger Zeit erschienenen Feuerwehrleute im Ver-
E'" vui der Sicherhcitsmannschaft, welch letztere inzwischen

Schreckschüsse abgegeben hatte, vermochten endlich Rübe zu
stiften, sodaß gegen 3 Uhr die Menge sich verlor.
Am Dienstag Abend wurde die Haltung der Tumul-
tuanten noch bedrohlicher. Eine Feuerwehrabtheilung und
28 Gendarmen mußten zur Verstärkung des Sicherheits-
dienstes herangezogen werden. Abends um halb 9 Uhr
trat aus Zweibrücken ein Ertrazug mit einer kriegsstarken
Kompagnie unter dem Befehle des Hauptmanns Hahn
ein. Mit dem Eintreffen der Compagnie änderte sich
das Bild vollständig. Sofort wurden 15 der ärgsten
Radaumacher verhaftet, darunter befindet sich der sozial-
demokratische Kandidat bei den Hauptwahlen zum Reichs-
tag, Zuschneider Höltermann, ferner Reidel und Mich.
Schmidt. Alle wurden mit dem gleichen Ertrazug nach
Zweibrücken verbracht. In der Frühe wurden wieder 10
Personen verhaftet und nun herrschte Ruhe.
Andere Berichte schildern die Zustände in folgender
Weise: Pirmasens bietet einen eigenartigen Anblick: Am
Stadthausc, Gefängnisse und anderen Punkten stehen
militärische Posten; Infanterie-Patrouillen durchkreuzen
regelmäßig und mit aufgcpflanztem Seitengewehre die
Stadt nach allen Richtungen; zahlreiche Gendarmen, von
nahezu allen größeren Stationen der Pfalz abkomman-
dirt, durcheilen die Straßen, und haben die Hände voll
Arbeit. Ueberall stehen Gruppen von Menschen, die
Vorgänge eifrig besprechend, und die ungewohnten mili-
tärischen Aufzüge beobachtend. Dank jener Vorsorge sind
auch keinerlei Ausschreitungen vorgekommen und sind
solche auch schwerlich mehr zu fürchten. Die erbitterte
Stimmung unter der Bürgerschaft besteht ungeschwächt
fort, zumal nach und nach bekannt wird, welch? Pläne
Freitag Nacht zur Ausführung gelangen sollten.
Mehreren Schuhfabriken war die Zerstörung und mehreren
Fabrikanten das Todtschlagen angedroht. Man ist all-
gemein darüber einig, daß die Behörden durch die aus-
reichenden Schutzvorkehrungen vollauf ihre Schuldigkeit
gethan haben. — Den ganzen Tag wurden Verhaftungen
vorgenommen und ist deren Zahl bis jetzt schon auf 36
gestiegen. Von den Verhörten wurde noch nicht ein
einziger wieder freigelassen. Die Sechzehn, welche man
verhaftete und sofort nach Zweibrücken brachte, wurden da-
selbst mit großer Entrüstung und sehr wenig liebens
würdig empfangen. Daß der bekannte Socialistenführer
Keidel verhaftet sein soll, beruht auf einem Jrrtbum.
Derselbe wird als der Vernünftigste der Socialdemokraten
angesehen und scheint sich bei dieser Gelegenheit auch
wirklich als solcher gezeigt zu haben. In der Nacht auf
Samstag wurde noch auf dem Horeb, als dort eine
Militärpatrouille ging, ein scharfer Schuß ^abgegeben.
Der Thäter war nicht zu ermitteln, ebenso nicht, ob der

Schuß den Soldaten gegolten habe. Jedenfalls bewirkt
das Vorkommniß eine Verschärfung der Instructionen an
das Militär. In der Eisenbahnstraße entstanden am
späten Abend größere Ansammlungen wahrscheinlich weil
die Leute glaubten, die Verhafteten würden nach Zwei-
brücken gebracht. Das Militär trieb die Menge wieder
mit gefälltem Bajonnet auseinander, wobei aus der
Menge wieder Pfeifen und Johlen ertönte, im Uebrigen
kamen aber keine weiteren Ausschreitungen vor und damit
dürfte der Pirmasenser Aufruhr wobl seinen Abschluß
gefunden haben._
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 2. Juli.
— I. K. H. der Groß Herzog und die Frau
Großherzogin von Baden sind heute Mittag unter
dem brausenden Jubel der Bevölkerung in St. Blasien
angekommcn und haben wieder, wie im vorigen Jahre,
im „Hotel und Curhaus St. Blasien" Wohnung ge-
nommen.
— Aus der Pfalz werden nachträglich folgende
Wahlrcsultate bekannt: Wahlkreis 3, Germersheim, ab-
gegeben 16440 Stimmen. Davon Oberlandesgerichtsrath
Brünings-Landau (natl.) 8890 St., Bürgermeister Bau-
mann-Hoerdt (Ctr.) 7550 St. Brünings gewählt. —
Wahlkreis 6, Kaiserslautern, abgegeben 23 037 Stimmen.
Davon Gutsbesitzer Brunk-Kirchheimbolanden (national!.)
12351 St., Landwirth und Bürgermeister Mayer-Ramsen
(Volksp.) 10 686 St. Brunk gewählt.
Berlin, 2. Juli.
— Der Kaiser hatte eine längere Conferenz
mit dem Reichskanzler, später mit dem Staatssecretär
des Auswärtigen. Man darf annehmen, daß die letzten
Bestimmungen über die Eröffnung des Reichstages, die
Thronrede und Aehnliches dabei getroffen worden sind.
Vielleicht hängt auch die officiöse Mittheilung damit zu-
sammen, daß die Reise des Kaisers nach Norwegen wieder
zweifelhaft geworden sei und jedenfalls nicht eher an-
getreten werden solle, als bis über das Schicksal der
Militärvorlagc entschieden sei. Es ist ganz natürlich,
daß der Kaiser nicht eher ins Ausland geht, als bis die
immerhin noch nicht ganz sichere Annahme der Militär -
Vorlage erfolgt ist.
— Die „Nation« l-Zeitung", das Haupt-
organ der nationalliberalen Partei, hält ihren Genossen
Marquardsen, Wassermann, Brünings, Bantleon u. s. w.
einen Spiegel vor, der gar nicht schmeichelt. Wie häßlich
sich jene Herren darin ausnehmen, mag man aus den
folgenden Sätzen entnehmen: Es muß zu den übelsten

Des Vaters letzter Wille.
Von Aritz Brentano.
Seit dem frühen Morgen schon fiel mit kurzen Unter-
brechungen ein feiner Sprühregen, welcher den Straßen der
Hauptstadt ein gar trauriges Kolorit verlieh. Jetzt war
es Abend geworden, der rauhe Octoberwind rumorte
ijvftcheu den Häusern und fuhr heulend durch die engen
Gäßchen der Altstadt, bis er unten, wo diese an das
Flußufer stieß, jubelnd binausbrach aus den umschließenden
Mauern und ungcbemmt auf der breiten Wasserfläche sein
Spiel trieb. —
Da unten sah es erbärmlich aus.
Die wenigen Laternen brannten düsterer denn je,
ihr trübselig fiackerndes Licht vermochte kaum auf wenige
Schritte die Dunkelheit zu unterbrechen, währen das, was
sie erhellten, auch keinen verlockenden Anblick gewährte.
Die alten, baufälligen Häuser mit den vorspringenden
Giebeln, sahen in der Halberleuchtung noch trauriger aus,
wie am Tage, und wo der Lichtstreifen der Laterne auf
b?n Boden fiel, da beleuchtete er nur den widerwärtigen
^Warzen Schmutz, der namentlich bei Regenwetter den
^P«ßen der Armuth ein so eigcntkümliches Gepräge
verleih,.
Links ab von der alten steinernen Brücke, welche über
den Slrem fülwte, lief eine enge Seitenstraße, die schwarze
Michelsgasse genannt. Die Häuser standen da so dicht
einander gegenüber, daß deren Insassen sich von den Fenstern
aus last die Hände reichen konnten, und dem an Licht und
s-'uft Gewöhnten schien cs fast unmöglich, daß hier, jahr-

aus, jahrein, Menschen leben und schaffen konnten. Und
doch war gerade diese Gasse eine starkbevölkerte und die
dumpfigen Häuser waren bis unter die defekten Giebel von
der Armuth bewohnt, die sich glücklich schätzte hier ein
Unterkommen gefunden zu haben.
An der Ecke stand ein vorspringendes großes Gebäude.
Dasselbe stammte noch aus den Zeiten der Hansa. Da-
mals war es ein mächtiges Waarenlager gewesen und die
Schätze des Orients waren aus denselben beiden Thoren
ein und ausgebracht worden, aus welchen jetzt die Armuth
wandelte. Millionen hatten da gelagert, wo jetzt die
bleiche Sorge durch die Korridore und Zimmer schlich,
und stolze Kaufherren in schweren Sammetgewändern
waren dieselbe Mitteltreppe auf und abgewandert, wo jetzt
armselig gekleidete, verkümmerte Gestalten hin und wieder
huschten.
Und doch war es ein Haus des Reichthums geblieben,
freilich nur für den, dessen Eigenthum es war. Um einen
Spottpreis hatte er es vor Jahren an sich gebracht, als
jenseits des Flusses die stolze Neustadt emporstieg und
die alten Bauten früherer Jahrhunderte ihren Werth ver-
loren. Das Aeußere war geblieben, wie es der Zahn
der Zeit zugerichtet hatte, im Inneren aber waren die
großen, himmelhohen Waarensäle abgetheilt und abgegrenzt
worden zu zahllosen kleinen Wohnungen, die täglich seltener
werdend, von geringen Leuten eifrigst gesucht, und meistens
unverbältnißmäßig hoch bezahlt werden mußten.
Und so hatte sich Josua Knifling, der Besitzer der
„Armeleut-Caserne",, wie der Volksmund das Haus nannte,
eine große Rente aus seinem Capita! gesichert und war
ein reicher Mann geworden.

Das Haus batte zwei Eingänge und zwar an der-
selben Stelle, durch welche einst Diejenigen aus und ein-
passirt waren, die in ihren großen Handelsgeschäften da-
selbst verkehrten. Aber es waren nicht mehr die großen
Thore mit den steinernen Bogen und den schweren eisen-
beschlagenen Flügeln. Wohl waren die Bogen noch sicht
bar in der Wand, aber man hatte sie mit Backsteinen
ausgemauert, und an Stelle der Thorflügel waren niedrige
Hausthüren getreten, durch welche man in zwei lange,
finstere Flurgänge trat, die sowohl zu den Treppen des
Hauses, wie auch in den großen Hof und zu dem da-
selbst errichteten Hinterhaus führten. Bis zu dem ersten
Stockwerk des Hauptgebäudes waren die Treppen noch die
ursprünglich steinernen aus der Zeit der Hansa; ausge-
treten und geschwärzt im Laufe der langen Jahre, aber
immer noch haltbar genug, uni noch Generationen zum
Auftritt zu dienen. Diese massiven Neberreste au§ des
Hauses Glanzzeit stachen sonderbar ab gegen die armseligen
hölzernen Stiegen, welche ihre Fortsetzung bildeten und
nach den weiteren Stockwerken führten.
Und wie die Treppen, so war das ganze Gebäude
Stück- und Flickwerk. Auf die dem Jahrhundert trotzende
Solididät hatte die Neuzeit ihre Flicken geklebt — zwischen
den steinernen Mauern und Pfeilern hatte sich leichtes
Fachwerk erhoben — hier war eine Thür gemauert, dort
ein Fenster gebrochen worden, und je nachdem die Gelb
gier des Besitzers neue Pläne zur Verwerthung des Raumes
erdacht, waren auch neue Gelasse, neue Winkel und Ecken
entstanden.
Die Nacht war längst angebrochen. Trotzdem lag die
dem Fluß rugekehrte Front der Armeleut-Kaserne noch in
 
Annotationen