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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 211 - No. 220 (7. September - 18. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44142#0269

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Verlag und Expedition
des Gklmal-Anzeiger f. Heidelberg u. Umgegend.

Französisch-russische Friedensliebe.
Wie weit den Welschen zu trauen ist, das sagt
schon das Sprichwort. Wie weit bei den Russen
die Wahrheitsliebe geht, ist gleichfalls bekannt.
Wenn nun Franzosen und Russen sich zusammen -
thun, um eine „Wahrheit" aufzustellen, hat man's
selbstverständlich nicht sofort zu glauben. „Friede"
ist die Losung der Volksdemonstrationen, die in
Frankreich jetzt zum Empfang des russischen Ge-
schwaders vorbereitet werden. Die französische Presse
erklärt einstimmig mit der russischen, daß den
„kriegerischen" Kundgebungen deutsch-italienischer
Waffenbrüderschaft in Lothringen die „friedliche"
Manifestation französisch-russischer Bundesgenossen-
schaft entgegengestellt werden soll. „Wir fordern
Niemanden heraus, sondern wollen nur zeigen,
daß wir die Macht und den Willen haben, unsere
Rechte zu verteidigen", so lautet das Thema, das
von allen Blättern in Frankreich ausgesponnen wird.
Zu ihren Rechten zählen die Franzosen in erster
Linie dasjenige, die Rückgabe Elsaß-Lothringens
von Deutschland zu fordern. Da eine solche For-
derung aber, sobald sie aus dem Gebiete der
chauvinistischen Redekunst in amtliche Sprache über-
setzt würde, zum Kriege führen müßte, liegt es auf
der Hand, was die Franzosen unter ihrer „Friedens-
demonstration" verstehen. Es ist gerade das Ge-
genteil von dem, was dieses Wort bedeutet.
Die Franzosen rechnen sich's zur besonderen
Ehre, „daß sie auf die Kaisermanöver in Lothringen
weder mit Worten noch mit Thaten geantwortet
haben". Sie rühmen sich der „Selbstbeherrschung",
die sie bei der angeblichen „deutschen Herausfor-
derung" gezeigt haben. Ihre Sprache aber beweist
auf's Klarste, wie völlig sie die deutschen Rechte
mißachten und wie stark der französische Revanche-
trieb, anstatt mit der Zeit zu verschwinden, in den
letzten Jahren angewachsen ist. Kaisermanöver
haben in den Reichslanden schon früher stattge-
funden, ohne daß die Franzosen sich berechtigt
glaubten, mit Demonstrationen darauf zu ant-
worten.
Dies ist der eigentliche Sinn der Festlichkeiten,
die in Toulon und Paris jetzt vorbereitet werden.
Was die Einzelheiten der Feier betrifft, ergeht sich
die Pariser Presse in üppigen Phantasien. Zwar
weiß man noch nicht, wie lange das russische Ge-
schwader in Toulon verweilen wird und ob die
Marine-Offiziere und Mannschaften sich auf die
Fahrt nach Paris begeben werden, doch entwerfen
die Journalisten schon die großartigsten Pläne
zum Empfang der Waffenbrüder in der Hauptstadt.
Es heißt, daß die Russen nicht vom Lyoner Bahn-
hof aus in Paris einziehen sollen, weil von
dieser Seite die Straßen sich nicht zum Fest-
gepränge eignen; der Bahnzug mit den Ehren-
gästen soll um die Stadt herum nach Cour-
bevoie fahren, von wo aus dann der Marsch
durch die Avenue de la Grande Armee unter
dem Triumph-Bogen hin und durch die Champs
Elysees zum Concordia-Platze gehen würde.
Weitere Vorschläge sind: eine Galavorstellung des

„Leben für den Zar" im Edentheater; ein Riesen-
ball in der Maschinenhalle des Marsfeldes; eine
Dankesadresse an den Zaren mit Unterschriften
aller Franzosen; eine Luftfahrt nach Versailles mit
Veranstaltung der großen Wasserkünste; eine Na-
tionalfeier, bei welcher alle eigentlich erst zu Neu-
jahr zu vertheilenden Orden verlieben und zugleich
alle russischen Offiziere und Mannschaften dekorirt
werden sollen (letzterer Vorschlag stammt wahrschein-
lich von einem Ordensaspiranten, der nicht bis zum
1. Januar warten möchte).
Nicht übel ist auch das Projekt der Frau
Adam, den russischen Gästen Broschen für ihre
Frauen zum Andenken mitzugeben; der Schmuck
soll aus zwei Vergißmeinnicht bestehen, dazwischen
die Worte: Kronstadt—Toulon. Vergißmeinnicht!
Frau Adam scheint nicht einmal zu wissen, daß die
Bedeutung dieses Blümchens auf seinem deutschen
Namen beruht und daß die Franzosen selber, wenn
sie den Sinn ihres „m^osotis^ verdeutlichen
wollen, das deutsche Wort übersetzen müssen.
Deutsches Reich.
Berlin, 14. September.
— Es heißt, der Zeitpunkt der Einberufung
des Reichstages sei unabhängig von der Fertig-
stellung der Steuerentwürfe. Dem Reichstag würde
zunächst der Etat und eine andere Reihe von Ent-
würfen vorgelegt, die ihn vollauf beschäftigen wür-
den, sodaß es eintretendenfalls nicht von Belang
wäre, wenn die Steuervorlagen zu einem späteren
Zeitpunkt im Reichstag erschienen.
— In parlamentarischen Kreisen wird davon
gesprochen, daß der Reichs tag bei seinem Wieder-
zusammentritt die nothwendig werdenden Wahl-
prüfungen zunächst als schwierigste Materie zur
Erledigung vorfinden wird. Bei den letzten Wahlen
ist nämlich eine ungewöhnlich große Zahl von Ab-
geordneten nur durch winzige Mehrheiten gewählt
worden, und es liegt auf der Hand, daß die
kleinen Unregelmäßigkeiten, die bei jeder Wahl vor-
kommen, in solchen Fällen eine ausschlaggebende
Bedeutung gewinnen.
— Der ursprüngliche Miquelsche Plan der
Tabakfa brikatsteuer soll nach der „Volksztg."
dahin gegangen sein, die Steuer in der Weise zu
erheben, daß alle Cigarren bis zum Preise von
50 Mk. pro 1000 Stück mit einer Banderole zu
10 Mk., alle Cigarren im Werthe von 50 bis 80
Mark mit einer Banderole zu 20 Mk. und alle
Cigarren über 80 Mk. mit einer solchen von 30 Mk.
versehen werden sollten. Damit sollten also die
billigen Cigarren, d. h. die Cigarren unter 5 Pfg.
pro Stück, theoretisch um einen Pfennig, praktisch
aber um mehr vertheuert werden, da ja sowohl der
Fabrikant als auch der Wiederverkäufer aus den
ausgelegten 10 Mk. pro Mille seinen bestimmten
Prozentsatz für Generalunkosten, Verzinsung und
Gewinn schlagen würde. Aber selbst eine Ver-
theuerung um nur einen Pfennig würde bei der
Fünf-Pfennig-Cigarre einen Aufschlag von 20 pCt.,
bei der Drei-Pfennig-Cigarre aber einen Aufschlag
von 331/g pCt. bedeuten.


1893

Freitag, den 15. September

Druck und Verlag:
Heckmann, Dörr L Wurm.

Verantwortlicher Redakteur:
Herm. Streich.

General-G Anzeiger

für Heidelberg und Uwgegend

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die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum S Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-

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Pfennig frei in'S Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 90 Pfennig ohne Bestellgeld.
._ E-epedition -. Kcrupwtrsßs Hlr. 26.

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Expedition: Kauptstraße Wo. 25.

— Der aus dein Auslande hierher zurückge-
kehrte AntisemitenführerSchwennhagen
ist verhaftet worden.
— Der Minister des Innern, Graf Eulen-
burg, hat eine Verfügung erlassen, worin die
Regierungsstellen aufgefordert werden, innerhalb
3 Monaten zu berichten, ob Veränderungen in
den Verwaltungsstellen eingetreten seien, oder ob
Veränderungen in der Abgrenzung der Reichstags-
Wahlkreise erwünscht sei.
Darmstadt, 14. Sept. Der Großherzog von
Hessen, welcher wieder hergestellt ist, fuhr heute
früh mit Zug 4 der Main-Neckar-Bahn, begleitet
von seinem Flügeladjutanten Hauptmann v. Röder
und Prlt. v. Frankenberg vom Jagdschloß Wolfs-
garten in das Manöverterrain der hessischen Divi-
sion in der Wetterau (Gießen-Friedberg). In
Frankfurt setzte derselbe mittelst seines Salon-
wagens auf der Main-Wcser-Bahn die Reise fort,
Ausland.

Prag, 14. Sept. Die amtliche „PragerZtg."
begründet die Ausnahmsverfügungen mit der maß-
losen Verhetzung der Bevölkerung durch eine rück-
sichtslose Fraktion, welche unbesorgt um die Zu-
kunft des Volkes die Leidenschaften entflammt und
einen Terrorismus ausübt gegen Individuen,
Stände und Nationalitäten, mit der Mitwirkung
unruhiger Elemente anderer Parteien, die gegen
die Behörden zur Auflehnung aufmuntern, ja so-
gar vor der Majestät des Monarchen nicht Halt
macht, mit dem Hinweis auf die wiederholt vorge-
kommenen Ruhestörungen und Bedrohungen, auf
die Demolirung der Abzeichen staatlicher Hoheits-
rechte. Die „Prager Zeitung" erklärt, die ge-
wöhnlichen Mittel der Regierungsgewalt seien nicht
mehr ausreichend, und deshalb sei gesetzlich zulässig
die Einschränkung der Preßfreiheit, des Vereins-
und Versammlungsrechts, ja dies sei sogar er-
forderlich, um der Nothwendigkeit eines Schutzes
der Ordnung durch schärfere Mittel vorzubeugen.
Daher seien die betreffenden Ausnahmsverfügungen
für Prag und Umgebung getroffen worden, woher
die Bewegung geleitet werde und woselbst deren
Wirkungen am sichtbarsten hervortreten. Der Ar-
tikel schließt mit dem Ausdrucke der Zuversicht,
daß der ordnungsliebende Theil der Bevölkerung
die Bemühungen der Behörden zur Hintanhaltung
gewissenloser Verhetzungen unterstützen werde.
Prag, 14. Sept. Infolge des Ausnahme-
zustandes wurde das Erscheinen mehrerer czech-
ischer Zeitungen verboten. Eine Anzahl politischer
Zeitschriften müssen mehrere Stunden vor ihrem
Erscheinen Pflichtexemplare der Aufsichtsbehörde
vorlegen. Die jungczechischen Bürgerklubs Prags
und der Vororte wurden geschlossen.
Zürich, 14. Sept. Hier hat eine sozialistische
Versammlung stattgefunden, in welcher die Unab-
hängigen und Alten wieder an einander geriethen,
Wichers aus Gogh erklärte, es sei eine infame
Niederträchtigkeit, daß Bebel dem Herrn Landauer
auf dem Züricher Kongreß zurufen durfte: „Sie
sind ein Polizeispitzel!" ohne vom Bureau gerügt

Meine erste Weife.
Humoreske von Hermann Streich.
(Fortsetzung.)
Schnell schloß ich die Thüre, verriegelte die-
selbe, thürmte dann das ganze bescheidene Mo-
biliar des Stübchens, bestehend in Bett, Tisch und
zwei Stühlen an der Thüre auf und setztemich zu-
letzt selbst aus die Barrikade. Freilich war diese
ganze Schutzvorrichtung ziemlich problematischer
Natur, denn wenn sich die fünf Kerle gleichzeitig
aus die Thür werfen, ist es um mich geschehen.
Aber man hat sein bischen Leben eben zu lieb,
um nicht alles zu seiner Erhaltung zu versuchen,
ein Ertrinkender greift ja sogar nach einem
Strohhalm.
Was wird das Haus Eberhardt Christoph
Winkler Söhne von mir denken, wenn ich mit
dem vielen Geld spurlos verschwinde? Die Meuchel-
mörder werden meinen Leichnam sicher im tiefen
Keller oder sonst an einem verborgenen Orte ver-
scharren — oder ihn gar in kleine Stücke zer-
hacken ! Die Haut schauderte mir.
Kaum hatte ich einige Minuten die Thüre
verrammelt, da kam auch schon die Bande tripp-
'trapp die Treppen heraus.
„Jetzt geht's zu Ende!" dachte ich.
Doch die Herren Banditen hatten es nicht
besonders eilig, denn unmittelbar vor meiner
Thüre hielten sie erst eine Berathung ab. Was
ich da vernahm, machte mir beinahe das Blut
in den Adern stocken.

„Glaubt Ihr denn, daß der Kerl wirklich so
viel Geld bei sich hat?" srug einer.
„Mehr als nöthig ist, den halben Heiligen-
wald dafür abholzen zu lassen", lautete die Antwort,
„übrigens hat sich der Wirth überzeugt, er sagte,
er habe wohl gefühlt, es seien nur große Geld-
stücke in der Katze, lauter zweiguldenstücke und
Kronenthaler."
„Und in der Brieftasche werden Wohl auch
ein paar Banknoten stecken", warf ein Dritter ein.
„Dann müssen wir den Burschen unbedingt
bei Seite schaffen!" sagte der erste wieder, während
es mich bald eiskalt, bald siedheiß überlief.
„Das mußt Du besorgen Blasi", hörte ich
dann weiter, „du hast das los, wirst schon mit
ihm fertig werden, und im Nothfalle sind wir
andern ja auch da!"
„Na, meinetwegen, mir soll's Spaß machen!"
sagte jetzt einer, offenbar der Blasi, mein Mörder.
„Was soll's denn gelten, wieder hundert
Gulden, wie voriges Jahr bei dem Karlsruher
Agenten?"
Die Bande stimmte zu.
„Schade, daß er schon schläft, sonst hätten
wir die Geschichte noch heute Abend abmachen
können, morgen früh müssen wir aber bei Zeiten
daran", sagte noch einer, während sich die Bande
wieder entfernte, „wäre jammerschade, wenn der
Vogel ausgeflogen wäre, denn draußen läßt sich
nichts mehr machen, die Forstleute passen ge-
waltig auf."
Dann wurde es still, die Banditen legten sich
zur Ruhe.
O, diese Elenden! Um hundert Gulden will

mir einer den Garaus machen! Und wie human
die Bande ist, sie wollen mich nicht schlafend
ins Jenseits befördern. Humane Meuchelmörder!
Ben Akiba, wenn du davon gewußt hättest! O,
Hütte ich nur Waffen gehabt, ich hätte den
Mördern dann gezeigt, daß es kein Spaß ist,
mich tödten oder mich nur so abzuthun, wie man
etwa eine Fliege mit einem einzigen Klaps todt-
schlägt.
Waffen! — Dies Wort gab mir mein guter
Genius ein. Hastig durchsuchte ich das Zimmer,
und zu meiner Beruhigung sand ich einen Feuer-
haken und einen hölzernen Stiefelknecht, beide von
gröbstem Kaliber.
Also bewaffnet setzte ich mich nun wieder aus
das Bett. Lange saß ich so da, in meines Nichts
durchbohrenden Gefühle, da fielen meine Blicke
auf das einzige Fenster des Gemachs.
„Wenn die Mörder dort herein kämen?"
dachte ich.
Schnell, wie der Gedanken gekommen, sprang
ich vom Bett herunter und öffnete das kleine
Fenster, den Feuerhaken schlagbereit in der er-
hobenen Rechten. Draußen war alles still, rings-
um pechrabenschwarze Nacht. Ich holte das Licht
und leuchtete hinaus.
„Gerettet, gerettet!" hätte ich aus voller
Kehle hinausjubelu mögen, aber ich fand cs ge-
ratener, meinen Jubel zu unterdrücken. Un-
mittelbar bis an das Fenster reichte ein Dach,
wahrscheinlich zu einem Stallbau gehörend. Von
diesem Dache aus mußte man gewiß mit leichter
Mühe zur Erde gelangen können.
Neue Lebenshoffnungen zogen in meine Brust,

und bald krabbelte ich vorsichtig aus dem Dache
umher. An den Rand desselben hinabgeruscht,
unterließ ich indessen den rettenden Sprung, denn
die undurchdringliche Finsterniß ließ mir die
Sache doch zu gewagt erscheinen.
Ich blieb nun auf dem Dache sitzen, in einer-
ähnlichen Situation, wie jener Greis, von dem
in dem berühmten Liede von der großen Seestadt
Leipzig die Rede ist. Die Nacht war kühl, doch
das Gewitter war längst vorüber und der Regen
hatte aufgehört. Da draußen fühlte ich mich noch
am sichersten, zudem brannte drinnen noch das
Licht, so daß ich jeden Winkel des Gemachs be-
obachten konnte. Sollten daher die Räuber in
das Zimmer eindringen, so hatte ich noch immer
genügend Zeit, um mich durch den Sprung ins
Ungewisse zu retten.
Frierend, zitternd und zähneklappernd verbrachte
ich die Nacht aus dem Dache, bei jedem Geräusch,
das der Wind verursachte, erschrocken zusammen-
zuckend und nach dem Feuerhacken greifend, aber
der Mörder zeigte sich nicht.
Endlich wurde es hinter den Bergkämmen im
Osten hell. Mit dem neuen Tage kehrte auch
neuer Muth wieder. Steif an allen Gliedern kroch
ich jetzt wieder nach dem Zimmer zurück, legte
mich auf das Bett und schlief ein.
Lange mochte mein Schlummer noch nicht ge-
währt haben, als mich ein Pochen an der Thür
jäh ausschreckte. Dann hörte ich die rauhe Stimme
des Kutschers, die mir aber wie Sphärenmusik
klang, rufen:
„Herr Glöcklein, wollen sie nicht aufstehen?"
Eilends hob ich die Blokade der Thür aus
 
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