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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 181 - No. 190 (3. August - 14. August)
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rit Küche.

Bootz.
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Bezeichnung derselben einzugehen, weil er wohl
mit Recht annahm, daß solche Dinge des alltäg-
lichen Lebens in den ersten Stunden des Schmerzes
nur einen widrigen Eindruck auf ein gefühlvolles
Mädchenherz hervorzubringen im Stande wären.
Heute aber war bei dem Drängen des Gerichts
ein weiterer Aufschub füglich nicht möglich, es
war ja naheliegend, daß durch einen solchen die
Entdeckung und Ergreifung des Mörders zunächst
aufgehalten und, wenn er die ihm dadurch ge-
währte Frist klug benutzte, eventuell ganz in Frage
gestellt wurde.
Als Schwanenfeld den Flur betrat, erschien
das Mädchen in dem Nahmen der Thür zu ihres
Vaters Schreibzimmer und nöthigte ihn durch
eine höfliche Handbewegung dort einzutreten. Die
leichte Nöthung der Augen und der tiefe Ernst
der Züge war das Einzige, was dem sonst von
Glück und Heiterkeit strahlenden Gesicht des
Mädchens einen anderen, aber ihre Schönheit
in keiner Weise berührenden Ausdruck verlieh.
„Ich habe heute", begann sie, als sie mit
dem Doktor auf dem Sopha Platz genommen
hatte, „vermieden, meine gute Mutter zu sehen.
— Ich fürchte, meine erzwungene Ruhe möchte —"
„Sie haben Recht gethan, mein liebes Kind,"
unterbrach er sie. „Wir werden in Kürze mit
einander zur Kranken gehen und bei dieser Ge-
legenheit wird meine Gegenwart ausgleichen, was
Ihnen noch an Selbstbeherrschung fehlt. Das
Nöthigste ist augenblicklich, daß wir uns über die
Ihnen gestern bereits angedeuteten geschäftlichen
Angelegenheiten machen. Da ich wohl voraus-
setzen darf, daß Ihr derzeitiger Gemüthszustand

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Roman von P. E. von Areg.

zur persönlichen Durchführung dieser Aufgabe
wenig geeignet ist, so haben Sie wohl die Güte
einen Ihrer Bekannten oder Verwandten auszu-
wühlen, der Ihr vollkommenes Vertrauen besitzt,
und diesen mit dem Erforderlichen zu beauf-
tragen."
„Ich halte mich selbst zur Vornahme des be-
treffenden Geschäftes wenig geeignet", erwiderte
Klara, „denn ich bin mit meines guten Vaters
Geschäftsangelegenheiten noch niemals in Berühr-
ung gekommen. An Verwandten fehlt es mir
hier in der Stadt ganz und nicht weniger an
Bekannten, die mein volles Vertrauen besäßen.
Die Mutter, wenn wir sie zu Rathe ziehen
könnten, würde Ihnen das bestätigen. Aber es
giebt einen andern Weg, der uns aus der Ver-
legenheit hülfe, freilich --
Hier stockte das schöne Kind nnd schlug das
Ange zu Boden.
Er wartete einige Augenblicke, ob sie ihre
Rede fortsetzen würde, als das jedoch nicht ge-
schah, sagte er:
„Bitte fahren Sie fort, liebe Klara! Ich
bat Sie um Vorschläge, war es nicht ein solcher,
den Sie mir zu machen hatten?"
„Ja, Herr Doktor", erwiderte sie, indem sie
ihr Auge voll zu ihm aufschlug, „es handelt sich
um einen solchen Vorschlag von meiner Seite.
Hieße es Ihre Güte nnd Freundlichkeit auf eine
allzu harte Probe stellen, wenn ich Sie bäte,
sich selbst diesem leidigen Geschäfte zu unter-
ziehen?"
Er fühlte sich einen Augenblick von ihrer
Bitte überrascht.

„Vertrauen Sie mir in so hohem Grade?"
fragte er.
„Von ganzem Herzen," versetzte sie, indem
sie ihm mit voller Aufrichtigkeit die Hand
reichte.
Er ergriff diese kleine Weiße Hand, drückte sie
mit Innigkeit, während sein Auge in feucht
leuchtendem Glanze schimmerte, und zog sie an
seine Lippen. „Lassen Sie uns unverweilt ans
Werk gehen; denn da diese Stunde alle Ihre
lieben Erinnerungen an einem theuren Todten
wieder aufwecken muß, so wird es am besten sein,
wenn wir sie hinter uns haben.,,
Sie nickte stumm und griff nach den Schlüsseln
zum Geldschranke in ihrer Tasche, die ihr der
Vater bei seinem Weggange anvertraut hatte.
Eine tiefe Wehmuth bemächtigte sich ihrer, als
sie die beiden kleinen Schlüssel in die Schlösser
des Geldspindcs steckte und dessen Thür öffnete.
Als diese Schlüssel zum letzten Male ihrem Zweck
gedient hatten, war es die Hand des Vaters ge-
wesen, der sie gebrauchte. Sie war nicht im
Stande, die Thränen zurückzuhalten, die ihr über
die Wangen liefen; Schwanenfeld umfing die
Schluchzende sanft und geleitete sie nach dem
Sopha.
„Wenn Sie es vermögen, mein liebes Kind",
sagte er weich, „so richten Sie Ihre Gedanken
nicht rückwärts aus den Lieben, denn eine ver-
brecherische Hand Ihnen entrissen hat. Denken
Sie vielmehr an die nächste Stunde, welche Sie
mit Ihrer guten Mutter wieder zusammenführen
wird, und versuchen Sie Ihren Schmerz dadurch
zu beherrschen, daß Sie sich erinnern, welche

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nebst Zub.
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17) (Fortsetzung.)
Als Doktor Schwanenseld am andern Morgen
in die Wohnung Wienbrands zurückkehrte, sand
er Klara ruhiger und gefaßter, und von jener
Resignation durchdrungen, die starke Charaktere
bei großen Schmerzen nach den ersten wilden
Gefühlsausbrüchen zu zeigen pflegen, wenn sie
sich mit der Ueberzeugung vertraut gemacht haben,
daß solche Schmerzen ertragen werden müssen,
und daß es kein Mittel giebt, sich ihnen zu
entziehen.
Er hatte am Abend vorher, nachdem bei dem
Mädchen ein Gefühlszustand zurückgekehrt war,
der sie für Trostesworte zügänglich erscheinen ließ,
Noch länger als eine Stunde bei ihr gesessen.
Und der Eindruck, den seine sanften, aber zum
Herzen sprechenden Worte machten, war schließ-
doch ein günstiger gewesen.
Sie hatte die Kraft gesunden, wenn sie auch
koch nicht der Thränen Herr geworden war, nach den
Ginzelheiten des Todes ihres Vaters zu fragen,
Und er hatte ihr die nöthigsten Eröffnungen ge-
kracht und ihr schließlich auch gesagt, daß nach
^en Anordnungen des Gerichts, die er an Stelle
ihrer Mutter von dem Boten desselben entgegen-
Senommen, eine Reihe geschäftlicher Angelegen-
heiten in Kürze erledigt werden müßten, welche
Unen längeren Aufschub nicht wohl duldeten. Er
hatte jedoch absichtlich unterlassen, auch in nähere

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15, 3. St.
erstraße 5.
mühlstr. 5.
hen:
tonal lang
liubrik nur

1893.

Heidelberg, Freitag, den 4. August

Druck und Verlag:
Heckmann, Dörr L Wurm.

Verantwortlicher Redacteur:
Herm. Streich.

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Zum Zollkriege zwischen Deutschland
und Rußland.
/v Deutschland und Rußland leben seit Ende
Juli mit einander im Kriege. Es ist dies zwar
nur ein Zollkrieg, derselbe kann jedoch länger
dauern und ebenso schädigen wie ein Krieg mit
Waffen. In jedem Kriege sind die nationalen
Leidenschaften so erregt, daß Warnungen vor einer
Verbitterung des Kampfes von manchen Seiten
geradezu als Landesverrath aufgefaßt werden. Es
bleibt trotzdem patriotische Pflicht, gerade in Zeiten
nationaler Erregung zur leidenschaftslosen Prüfung
aller einschlagenden Verhältnisse aufzufordern.
Es muß zunächst zugegeben werden, daß Ruß-
land mitten in den Vertragsverhandlungen Mit
Deutschland sehr unsreundschaftlich gehandelt hat
und daß die deutsche Reichsregierung durchaus be-
rechtigt war, die ihr vom Reichstage gestattete
Gegenmaßregel der Erhöhung der deutschen Zölle
gegenüber Rußland in Anwendung zu bringen. Es
fragt sich aber, ob der von der Regierung aufgelöste
Reichstag richtig und klug gehandelt hat, als er
den Bundesrath zur Erklärung des Zollkrieges er-
mächtigte.
Deutschland hat einen schweren politischen Fehler
begangen, als es den volkswirthschaftlichen Grund-
satz verleugnete: daß es für ein ganzes Volk ebenso
wie für jeden Einzelnen am vortheilhaftesten ist,
auf einem möglichst weiten Markte einkaufen und
verkaufen zu dürfen. Wenn Rußland sich selbst
und Deutschland dadurch schädigt, daß es den
deutschen Produzenten den Verkauf nach Rußland
erschwert, so soll sich Deutschland nicht selbst noch
den zweiten Nachtheil zufügen, daß es allen
deutschen Produzenten und Konsumenten auch den
Einkauf russischer Produkte erschwert. Die Pro-
duktion und Ernährung Deutschland ist dadurch

empfindlich geschädigt worden, daß man bei Er-
mäßigung des deutschen Tarifs das russische Ge-
treide und andere russ.Rohprodukte welche Deutschland
bedarf ungünstiger stellte als die Produkte Oesterreichs,
Italiens und anderer Staaten. Man soll Handels-
verträge schließen, um dem Volke den Verkehr mit
den Vertragsstaaten zu erleichtern, ohne dadurch
Konflikt mit anderen Staaten heraufzubeschwkren.
Wie viel klüger als alle andere Nationen hat
doch England gehandelt, als es vor mehr als 30
Jahren nach Abschluß seines Handelsvertrages mit
Frankreich seinen ermäßigten Tarif allen Nationen
bewilligte! Die englischen Staatsmänner sagten
mit Recht: Wenn wir einmal den Weinzsll und
andere Zölle erniedrigen, so wollen wir unserem
Volke auch die Möglichkeit gewähren, nicht bloß
die französischen, sondern auch die deutschen, öster-
reichischen und spanischen Weine und andere Maaren
billiger als bisher zu verkaufen. Wir wollen die
mit uns Handel treibenden Nationen nicht ver-
schiedenartig behandeln. England genießt die Frucht
dieser freieren und allein richtigen Anschauung in
einem beispiellosen Aufschwünge seines Volkswohl-
standes und dadurch, daß man jetzt dort billiger
lebt und produziert, als in den meisten anderen
Staaten. England hat sich durch seine freiere
Handelspolitik auch vor allen Zollkonflikten mit
anderen Staaten geschützt, während Deutschland in
schwere Verlegenheiten gekommen ist.
Es fragt sich, ob man diese Verlegenheit durch
neue feindliche Maßregeln verschlimmern soll ? Wenn
man meint, daß Rußland im Interesse seines
Volkes doch bald werde nachgeben müssen, so ver-
gißt man, daß Rußland ein autokratisch regierter
Staat ist, in welchem der Volkswille sich nur
schwer Gehör verschaffen kann. Deutschland sollte,
so berechtigt auch sein Zorn sein mag, sich nicht
zu Rachemaßregeln verleiten lassen, welche auch das
Wobl des eigenen Landes gefährden, sondern im
Interesse beider Völker lieber versöhnliche Schritte
ergreifen!_
Deutsches Reich.
Berlin, 3. August.
— Während des Besuches des deutschen Kaiser-
paares in Nom in diesem Frühjahr brachten die
Zeitungen die Nachricht, daß ein neuer Sprößling
der Hohenzollern in Aussicht stehe. Wie nun der
„Neuen Zürich. Ztg." über Mailand berichtet wird,
hätte Kaiser Wilhelm damals seinen Gastgebern die
Neuigkeit auf eine besondere Art und Weise kund-
gegeben. Am Familiendiner des Hochzeitstages,
22. April, wurden an alle Tischgenossen die in
Italien bei Hochzeiten gebräuchlichen mit Bonbons
gefüllten Säckchen ausgetheilt. Die für die vier
Majestäten bestimmten Säckchen wurden auf einem
ilbernen Präsentirteller dem König Humbert über-
reicht, und als sich dieser zu deren Vertheilung an-
chickte, da stand der Kaiser Wilhelm auf, langte,
ohne ein Wort zu sprechen, nach den Düten und

zog alle an sich. Auch die sofort herbeorderten
neuen vier nahm er ohne weiteres; alsdann stellte
er alle acht in eine Reihe vor seinen Teller hin und
sprach: „Ich wünsche, daß ein jedes meiner Kleinen
ein solches Andenken erhalte; sieben Kinder sind
bereits auf der Welt, und das achte wird, wie ich
soeben vernehme, binnen kurzem auch erscheinen."
— Ueber die Konferenz der Finanzminister,
welche am Dienstag Nachmittag 1 Uhr im Gebäude
der Oberpvstdirektion zu Frankfurt a. M. zusammen-
tritt, erhält die „Berl. Börsenztg." folgende Mit-
theilungen. Die Dauer der Konferenz werde sich
voraussichtlich auf acht Tage belaufen. Der Ge-
schäftsgang werde folgender sein: Zuerst wird eine
allgemeine Diskussion über die größere oder geringere
Zulässigkeit der Besteuerungs-Objekte stattfinden,
nachdem die Höhe des Bedarfs an laufenden Aus-
gaben klar gestellt sein wird. Hierauf werden die
Teilnehmer der Versammlung in Bezug auf ihre
Steuerfindigkeit einem Eramen unterworfen werden,
indem dieselben Vorschläge für neue Steuern zu
machen haben, woran sich eine Berathung schließen
wird. Nachdem alle etwa zum Vortrage gebrachten
aussichtslosen Vorschläge eliminirt sein werden, wird
über die in Betracht zu ziehenden übrig gebliebenen
abgestimmt werden. Diejenigen Steuervorschläge
nun, welche eine Majorität innerhalb der Konferenz
erzielen, werden ausgearbeitet und vom künftigen
Reichsschatzsekretär dem Reichstag unterbreitet werden.
Bezüglich der Amortisation der Reichsschuld will
dasselbe Blatt wissen, daß diese eine Idee des Herrn
Miquel sei, die zunächst der Oeffentlichkeit gleichsam
zur Stellungnahme überantwortet ist. „Wir glauben
nicht", so fährt die „Börsenzeitung" fort, „daß die
Idee in den nächsten Jahren in die Praris über-
geführt werden wird, denn weder der preußische
Finanzminister, noch die Oeffentlichkeit wird angeben
können, wo die Mittel für die Amortisation der
Neichsschuld Herkommen sollen gegenüber der That-
sache, daß ohnehin schon das Reichsbudget an einem
keineswegs kleinen Defizit leidet. Mit der immer
wieder und bei jeder Gelegenheit verschobenen Er-
höhung der Börsensteuer und der Reichseinkommen-
steuer kann man doch kaum auch bei dieser Ge-
legenheit wieder operiren wollen."
— In einzelnen Blättern wird der Geh. Finanz-
rath Jencke in Essen, der Chef der Kruppschen
Verwaltung, als muthmaßlicher Nachfolger des
Reichsschatzsekretärs Frhrn. v. Maltzahn genannt.
Herr Jencke ist früher schon einmal genannt worden,
als es sich darum handelte, einen Nachfolger für
den preußischen Finanzminister v. Scholz zu finden.
Er soll — wie es damals hieß — vom Kaiser
persönlich zur Uebernahme des Finanzministeriums
aufgefordert worden sein, aber abgelehnt haben.
— Eine Straferpedition des Freiherrn
von Manteuffel gegen drei widerspenstige Häuptlinge
in Kwaruguru, welche die deutsche Herrschaft nicht
anerkannten und sich verschiedener Räubereien
chuldig gemacht hatten, berichtet im „Deutschen

Kolonialblatt" Bezirksamtmann v. Rode, der an
diesem Zuge theilnahm. Das Ergebniß war die
Bekämpfung des einen Häuptlings, während die
beiden anderen sich gütlich fügten. In dem Berichte
über dieWämpfe heißt es u. A.: „Vor dem Dorfe
zeugte sich eine Menge Leute, die unter großem
Geschrei die Kriegstrommel schlugen. Auch fielen
mehrere Schüsse von feindlicher Seite. Hierauf
befabl der Oberführer, das Dorf mit Granaten zu
beschießen. Nach dem vierten Schüsse trat ein
eigenthümlicher Zwischenfall ein. Die Truppe so-
wohl wie die Träger wurden von einem kolossalen
Bienenschwarm überfallen und vollständig aus-
einandergesprengt. Erst eine Stunde später un-
gefähr war alles wieder beisammen, nur Feldwebel
Mittelstädt und ein Askari fehlten. Ebenso war
das Geschütz nebst Patronenkasten auf dem Berge
zurückgeblieben. Es wurde sofort eine Patrouille
nach Fedwebel Mittelstädt ausgesandt, und dieser
total zerstochen bei seinem Geschütz aufgefunden.
Eine Stunde darauf, nachdem Mittelstädt sich
wieder erholt hatte, wurde das Gefecht wieder aus-
genommen und das Dorf erstürmt. Die Wirkung
der Granaten hatte dem Feinde aber einen derartigem
Schrecken eingejagt, daß das Dorf vollständig ver-
lassen war. Da die Leute aus Pongwe mit den
Waffen in der Hand Widerstand geleistet und sich
durch die Flucht ihrer Bestrafung entzogen hatten,
so blieb als einzige Strafe nur das Zerstören
ihres Dorfes übrig."
Kiel, 3. August. Beim Scharfschießen auf
Scheiben nahe Friedrichsort entzündete sich auf dem
Panzerschiffe „Baden" gestern Nachmittag gegen 5
Uhr durch Herausspringen pxz Keils eine 96-
pfündige Granate. Neun Personen
wurden getödtet, darunter zwei Offi-
ziere; vierzehn sind schwer, zwei leicht verwundet.
Zwei Leichen wurden zerstückelt über Bord geschleudert
und sind unauffindbar. Das Schiff „Baden" kammit
Volldampf in den Kieler Hafer, von dem aus die
Verwundeten gegen 8 Uhr mittels Tragbahren in
das Marinelazareth verbracht wurden. Die todten Offi-
ziere sind Unterlieutenant Zombsch und Lieutenant
zur See O esu er. Letzterer wurde vollständig zer-
fetzt über Bord geschleudert, das Panzerschiff ist
gering beschädigt. Für die Schwerverwundeten be-
steht wenig Hoffnung auf Erhaltung des Lebens.
Beim Ausschiffen und Transport herrschte die größte
Stille, so daß das Unglückin Kiel noch wenig bekannt ist.
Aus Sachsen, 3. Aug. Wie dem amtlichen
„Dresd. Journ." von zuständiger Stelle mitgetheilt
wird, sollen die Ergänzungswahlen zur 2.
sächsischen Ständekammer Donnerstag, den
19. Oktober vorgenommen werden.
Metz, 3. Äug. In Folge Auftrages aus
Berlin werden für den ita l i en i sch en Kron-
prinzen Appartements in der hiesigen Kadetten-
schule hergerichtet. Der Aufenthalt des Kronprinzen
in Elsaß-Lothringen wird vom 3. bis 10.
September dauern.

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