Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
No. 281 - No. 290 (28. November - 8. Dezember)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44142#0563

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nummer 288.

2. Weihnachts-Ausgabe.
Neuer

Mittwoch, 8. Dezember 1893.

General-GAiiMer

*__
AbonnementSpreis r
mit 8scitigem tllugrirtem Sauntagsblatt: monatlich
35 Pfennig frei in'S Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 90 Pfennig ohne Bestellgeld.
*--— i s
Vrpeditiorr : K<rrt»'tstrcrßo Wr. 26.

für Heidelberg und Umgegend
(Würger-Zeitung).

»-—-----
JnsertionSpreiör
die Ispaltige Petttzeile oder deren Raum 5 Pf-.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
*---—*
Krpedition: Kcruptstrcrtze Hkr. 26.

Gclesenstes Blatt in Stabt u. Amt Heidelberg und Ltnrgegend. Grstztsv Erfslg für Inserate.

UW- Erstes Blatt. "HW

Fsrtivähreird
werden von allen Postanstalten, Landbriefträgern,
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Deutsches Reich.
Berlin, 5. Dezember.
— Daß der Kaiser nach der Parade in
Hannover zu den zur Reitschule kommandirten Offi-
zieren über die Vorgänge im Spielerprozeß
sich geäußert, beruht, wie offiziös dem „Hamb.
Korr." aus Berlin gemeldet wird, lediglich auf
nahe liegenden Kombinationen.
— Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß
die geplante Weinsteuer voraussichtlich — in's
Wasser fallen wird. In den letzten Tagen ist die
Wahrscheinlichkeit hierfür noch bedeutend gestiegen.
Die freisinnige Volkspartei hat nämlich in ihrer
Fraktionssitzung einstimmig beschlossen, gegen alle
Reichsstcuern und gegen die Finanzreform zu
stimmen. Ebenso erklärt die „Köln. Volksztg.",
daß das Zentrum unter allen Umständen gegen
die Weinsteuer stimmen werde. Bemerkenswerth
ist auch, daß am Freitag der Aeltestenausschuß des
Reichstags beschloß, auf Miquel's Verlangen, daß
die Finanzreform vor den Reichssteuern berathen
werden solle, nicht einzugehen. Damit ist die Re-
form so weit in den Hintergrund gedrängt, daß
sie vielleicht erst gegen Ende Januar berathen
wird, — wenn es überhaupt noch dazu kommt.
Ferner beschloß der Aeltestenausschuß, die Reichs-
steuern so zu berathen, daß zuerst die Börsensteuer,
dann die Tabaksteueuer und dann zuletzt erst die
Weinsteuer an die Reihe kommt. Das läßt darauf
schließen, daß man im Aeltestenausschuß auf die
Annahme der Börsensteuer unbedingt rechnet. Die
Tabakfabrikaisteucr wird vermuthlich nur mit großen
Aenderungen durchgehen, die Weinsteuer hingegen
erscheint aussichtslos, mit dem Scheitern des Weinsteuer-
gesetzes fällt aber auch die Finanzreform von selbst.
Die „Voss. Ztg." verzeichnet das Gerücht, die Re-
gierung warte auf eine günstige Gelegenheit, die
Weinsteuer fallen zu lassen und an ihrer Stelle
eine Jnseratensteuer vorzuschlagen.
— In einer gestrigen großen Volksversamm-
lung sprach Bebel über die im „Vorwärts" ge-
brachte Verfügung des preußischen Ministerpräsi-
denten Graf E.llenburg zur Bekämpfung der Sozial-
demokratie. Der Minister habe schlechte Mittel zur
Abhilfe vorgeschlagen, durch die nichts erreicht werde.
Bei der Besprechung des Etats würden zahl-

reich eingelaufene Beschwerden aus den Kreisen der
Post- und Eisenbahnbeamten vorgelegt werden.
— Wie nach der „Allg. Mil. Korr." ver-
lautet, werden in diesem Winter ganz besondere
militärische Ueb ungen stattfinden, um so die
Truppen auf einen schwierigen Winterfeldzug, der
stets eine harte. Probe für die Armee sein wird,
vorzubereiten. Namentlich werden ausgedehnte
Uebunzsmärsche zur Ausführung gelangen, auch
Uebungen auf Schlittschuhen, die im kleinen
Kriege, sowie bei der Uebermittlung von Befehlen
eine Rolle spielen werden, vorgenommen.
— Wie der „Post" aus Hamburg geschrieben
wird, findet in dortigen Interessentenkreisen die
Unterstützung lebhafte Anerkennung, welche deut-
schen Handelsschiffen während der Feindselig-
keiten vor Rio von dem Kommandanten des
deutschen Geschwaders und der Vertretung des
Reichs bewiesen ist. Es wird in besonders warmen
Ausdrücken darauf hingewiesen, daß deutsche
Schiffs-Interessen während der ganzen Dauer der
Revolution an den heimischen Vertretern einen
weit stärkeren Rückhalt gehabt hätten, als in
vielen Fällen Angehörige anderer Nationen.
Ausland.
Paris, 5. Dez. Die gemäßigt republikanischen
und die konservativen Blätter nehmen die Er-
klärung des Ministeriums günstig auf. Die
radikalen und sozialistischen erkennen den versöhn-
lichen Ton der Erklärung an, meinen aber, das
Ministerium sei schon getroffen durch die Ab-
stimmung über die Amnestie. Dem „XIX. Siocle"
zu Folge bestand die Mehrheit, die gestern den
Eintritt in die Berathung der einzelnen Artikel des
Antrages Grousset über den Erlaß einer Amnestie
ablehnte, aus 209 regierungsfreundlichen Repu-
blikanern und 48 Mitgliedern der Rechten.
Rom, 5. Dez. Das neue Kabinet hat sich
konstituirt. Nur Boselli lehnte das Finanzporte-
feuille ab. Dasselbe wurde telegraphisch dem De-
putaten Guicciardini, welcher sich in Florenz be-
findet, angeboten. Guicciardini wird für morgen
hier erwartet.
Belgrad, 5. Dez. Da alle anderen Ver-
handlungen zur Bildung eines neuen Ministeriums
scheiterten, so berief der König ein Militär
kabinet. General Gruitsch übernimmt die Bil-
dung desselben, trifft aber mit dem neuen Mini-
sterium überall auf feindliche Stimmung.
Genua, 5. Dez. Vorgestern fand bier die
Trauung der Prinzessin Elisabeth, Tochter des
Prinzen Leopold von Bayern, mit dem bayerischen
Lieutenant Frbrn. Otto von Seefried statt. Der
Herzensroman, von dem die Blätter schon lange
redeten, hat lfiermit sein legitimes Ende erreicht.
Prinzessin Elisabeth ist in München am 8. Januar

1874 geboren, Frhr. Otto von Seefried in Bam-
berg am 28. September 1870.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 5. Dezember.
Der Reichstag trat heute in die Berathung
der Reichsstempelsteuer ein. Der bayerische Finanz-
minister v. Riedel erklärt, die Reichsregierung
lege Gewicht aus die Annahme der Steuervor-
lagen. Die Finanzverhältnisse des Reiches und
der Einzelstaaten bedürfen der ernstesten Aufmerk-
samkeit. Ein steigendes Uebergewicht der Matri-
kularbeiträge über die Ueberweisungen zwinge die
Einzelstaaten bereits, außerordentliche Mittel zur
Deckung der Ausfälle zu suchen. Redner müsse
sich ebenso entschieden wie der preußische Finanz-
minister gegen die Reichseinkommensteuer erklären.
Dieselbe würde so tief in die Verhältnisse der
Einzelstaaten eingreisen, daß nicht nur die Re-
gierungen, sondern die gesammte Bevölkerung sich
dagegen wehren würden. Der Minister weist den
Vorwurf zurück, daß die schwächeren Schultern
härter bedrückt würden und daß die Landwirth-
schaft nicht geschont werde. Er weist ferner die
Bedenken gegen die Quittungssteuer und die Ta-
baksteuer zurück. Ein starker Rückgang des Ta-
bakverbrauches sei nicht zu befürchten. Durch die
Zustimmung zu den Steuervorlagen würde dem
deutschen Volke ein großer Dienst erwiesen werden.
Abg. Richter sfreis. Volksp.) hebt hervor,
daß die Schwankungen der Einnahmen der Einzel-
staaten weniger auf das Verhältniß zum Reich,
als auf die schwankenden Eisenbahneiunahmen zu-
rückzuführen seien. Die Erhöhung der Börsen-
steuer werde in dreifacher Beziehung schädlich
wirken, bezüglich der Provinzialbanquiers, bezüg-
lich des Verhältnisses der kleinen Banquiers zu
den großen und endlich bezüglich des Arbitrage-
geschäfts. Die Annahme der Tabakfabrikatsteuer
werde unzweifelhaft zu dem Tabakmonopol führen.
Redner bemängelt dann die Besteuerung der
Aktiengesellschaften und Kommunalanleihen.
Staatssekretär im Rcichsschatzamt Graf Pö-
sadowsky erklärt, alle Befürchtungen bezüglich
der Wirkung der Börseusteucr hätten sich als
unrichtig erwiesen. Allerdings dürfe die Börsen-
steuer nicht, allzuhoch bemessen werden. Die Börse
sei ein nothwendiges Institut von internationaler
Bedeutung. Die Vorlage sei nicht gegen die Börse
ausgearbeitet. Redner schließt mit der Auffor-
derung an die Gegner, ihrerseits positive Vor-
schläge zu machen.
Graf Kanitz (cons.) befürwortet die Vor-
lage und hebt hervor, wenn Abg. Richter für die
Kosten der Militärvorlage nicht aufkommcn wolle,
so sei derselbe doch für die Zollausfälle infolge
der Handelsverträge mitschuldig. Er müsse daher

auch seinerseits für neue Einnahmen sorgen.
Redner regt die Einführung der Reichslotterie an-
Fortsetzung der Berathung morgen I Uhr.
Aus Wcry unö Jern.
* Karlsruhe, 5. Dez. Der Stadtrath bat
unter Verwendung eines von Fräulein Philippine
Großbolz zu diesem Zwecke gestifteten Kapitals von
10 000 Mark auf dem Festplatz, gegenüber dem
städtischen Vierordtsbad, eine Wärme- und Speise-
Stube für Arbeiter errichtet, welche nunmehr ihrem
Zwecke übergeben wurde. Dieselbe ist täglich
von Morgens 7 Uhr bis Abends 7 Uhr geöffnet
und wäbrend der kalten Jahreszeit geheizt. Es
werden darin Kaffee, Milch, Brod, Obst, kalte und
warme Würste, Käse und Cigarren verkauft.
* Karlsruhe, 5. Dez. Die Differenz, die
infolge eines Mißverständnisses zwischen Professor
Dr. Endres und den Studirenden des Forst-
faches an der hiesigen technischen Hochschule be-
standen hatte, ist wieder beseitigt; der Besuch der
Vorlesungen findet in alter Regelmäßigkeit statt.
* Aus dem Wiesenthal, 5. D-z. Die Aus-
stellung diesjähriger Weine aus dem Bezirk des
Landwirthschaftlichen Vereins Lörrach wurde im
„Hirsch" zu Hattingen unter reger Theilnahme ab-
gehalten. Es waren — eine ganz abnorm hohe
Zahl — 206 Proben zur Musterung und Prüf-
ung eingesendet. Die Kommission hatte viel Zeit
nöthig, um das der Prämiirung Würdige unter
dem vielen Guten herauszufinden.
* Pforzheim, 5. Dez. Herr Hermann Ge-
sell hat sich in Folge der Vorgänge bei den
Wahlen zur Handelskammer veranlaßt gesehen,
sein Mandat als Abgeordneter der 2. badischen
Kammer niederzulegen.
* Rüppurr (A. Karlsruhe), 5. Dez. Viel
besprochen wird hier eine Pferdediebstahls-
geschichte. Ein hiesiger Bürger fuhr Samstag
nach Durlach, um dort Schweine einzukaufen und
stellte sein ziemlich werthvolles Pferd in der Krone
ein. Wie erstaunte er aber, als er wieder an-
spannen wollte und sein Pferd nicht mehr im
Stalle fand, an dessen Stelle stand ein alter,
herrenloser Klepper. Unser Bürger mußte fürs
erste mit diesem unfreiwilligen Tausch vorlieb
nehmen. Nach Hause gekommen, machte er der
Gendarmerie Anzeige, deren eifrigen Bemühungen
es auch gelang, den Eigenthümer des eingetauschten
Kleppers in einem Nachbardorfe zu ermitteln.
Heute ist der Bestohlene wieder im Besitz seines
Pferdes.
* Thengen (A. Engen), 5. Dez. In ver-
gangener Woche wurde in dem Walde zwischen
Wahlwies und Orsingen die Leiche des ledigen
Küfers Ottermait von Espasingen aufgefunden.
Derselbe, gebürtig von Bühlhof bei Stockach, hatte

Ate^cr
oder
Auf dunklen Wegen.
Roman von Dr. Ed. Wagner.
6) (Fortsetzung.)
Nachdem das Mahl beendet war, nahm Mr.
Strange den Arm seiner Tochter und führte sie
in's Wohnzimmer.
Dieses war ein hohes und großes Gemach,
dessen Fußboden mit türkischen Teppichen belegt
war. Neben anderen nothwendigen Gegenständen
bildete ein großes hübsches Piauosorte, mehrere
Schreibtische und Bücherregale, gestillt mit kost-
baren Bänden, die Ausstattung des Zimmers.
Es wurde erleuchtet durch eine große Hängelampe
und mehrere Wachskerzen.
Alexa setzte sich an's Piano, ihre Hände
glitten leicht über die Tasten, dem Instrument
herrliche Töne entlockend, und sie sang dann mit
reiner, lieblicher Stimme und tiefem Gesühl eine
alte schottische Ballade. Ihr Vater hatte sich
auf einen Divan gesetzt und hörte bewegt dem
Gesänge zu.
„Komm', Alexa, setze Dich zu mir," sagte
er, nachdem die letzten Töne verklungen waren
und das Mädchen sich vom Instrument erhob.
„Ich habe Dir etwas zu sagen."
Das Mädchen setzte sich auf einen gestickten
Schemel neben ihn und schmiegte ihren Kopf an
seine Kniee.
„Du hast mir Deine Erlebnisse auf Deiner
heutigen Tour noch nicht erzählt," sagte der Vater

ernst, ihr weiches Haar streichelnd. „Du bist
immer so bereit, mir Deine kleinen Abenteuer zu
erzählen, daß Dein heutiges Schweigen mir zeigt,
daß Dir wirklich etwas passirt ist. Hast Du
Jemanden in den Bergen angetroffen?"
Das Mädchen zögerte, aber da sie gewohnt
war, dem Vater Alles anzuvertrauen, was sie
wußte und was ihr Herz drückte oder bewegte,
konnte sie ihm auch jetzt die Wahrheit nicht vor-
enthalten.
„Was für scharfe Augen Du hast, mein
Vater," sagte sie. „Ich hatte heute ein Abenteuer;
aber ich habe es selbst ausgesucht. 'Ich glaube,
ich war ein wenig tollkühn. Ich führte ein selt-
sames Werk aus und überlegte erst nachher- Er-
innerst Du Dich unseres Patienten im vorigen
Jahre, — Spiridion?"
„Nur zu gut. Ich habe stets bereut, daß ich
erlaubte, den Mann in dieses Haus zu bringen.
Er hätte unten im Dorfe im Hause eines Ar-
beiters gelassen werden müssen."
„Nachdem ich gestern von der Gefangenschaft
der armen Engländer in der „Athener Zeitung"
gelesen hatte," fuhr Alexa fort, „konnte ich diese
Nacht nur wenig schlafen, und wenn ich schlief,
träumte ich von den unglücklichen Männern, und
heute dachte ich den ganzen Morgen an sie. So
ritt ich diesen Nachmittag aus nach den Bergen,
in der Hoffnung, Spiridion zu treffen und ein
gutes Wort für die Gefangenen bei ihm ein-
zulegeu."
„Alexa!"
„Du erschrickst. Aber Spiridion konnte mir
ja nichts zu Leide thun, denn ich rettete sein

Leben! Und Du weißt, er versprach mir, seine
Schuld mit Zinsen abzutragen, wenn sich eine
Gelegenheit dazu bieten sollte. Ich wußte, daß
er ein Versteck in den Bergen hat und —"j
„Nie in meinem Leben hörte ich eine wahn-
sinnigere Idee!" unterbrach sie ihr Vater. „Alexa,
hattest Du Deine Sinne verloren? Du suchtest
den Banditenhäuptling auf! Du wolltest für die
gefangenen Engländer Fürsprache einlegen?"
„Ja, ich, weil ich ein Recht dazu hatte, mir
von Spiridion eine Gunst zu erbitten; und
er konnte sie mir diesmal nicht abschlagen. Er
beabsichtigte die Engländer heute zu verstümmeln,
denn ihr Lösegeld war nicht angekommen- Die
Gefangenen sind Engländer, von derselben Nation,
wie Du und ich. Und obwohl ich England noch
nie gesehen habe, konnte ich doch Deine Lands-
leute einem solchen Schicksal nicht Preisgeben,
wenn es in meiner Macht stand, sie zu retten "
Ihres Vaters Gesicht wurde todtenblich. Seine
Stimme zitterte vor Erregung, als er mit Bitter-
keit sagte:
„Ja, ich bin ein Engländer, Alexa, aber
ich hasse selbst den Namen England. Ich habe
keine Liebe zu meinem Vaterlande, noch zu meinen
Landsleuten. Du hast Spiridion nicht getroffen?
Eine solche Begegnung ist fast unmöglich. Du
hast ihn verfehlt und kamst unverrichteter Sache
heim, — ist cs nicht so?"
„Nein, nein. Du erinnerst dich, daß als er
krank in unserem Hause lag und wir seinen Namen
noch nicht wußten, sein Bruder öfters kam,
um ihn zu besuchen? Ich hatte mein Pony an
einem sicheren Platz gelassen, irrte eine ganze

Stunde lang umher und setzte mich in den
Schatten eines Baumes, um auszuruhen, als
ich Spiridion's Bruder schleichend und vor-
sichtig kommen sah. Er sah mich nicht, und
ich eilte ihm nach. Er kroch in ein Dickicht
und verschwand. Ohne mich zu besiunen, folgte
ich ihm."
„Alexa!" ries ihr Vater wieder im Tone
des höchsten Schreckens.
„Ich befand mich vor einer Felsspalte, durch
welche ich kroch, und kam in eine Höhle. An
diese stieß eine andere, größer und höher, und
in dieser befanden sich die Räuber und die Ge-
fangenen. Spiridion's Bruder berichtete, daß in
Athen kein Lösegeld angekommen sei. Da schwur
der Hauptmann, daß er den Engländern die
Ohren abschneiden wollte; diese wurden gebunden
und Spiridion erhob seinen Degen, um das
furchtbare Werk auszuführen. Da, in meinem
Schreck und meiner Entrüstung vergaß ich Alles,
sprang in die Höhle und hielt Spiridion von der
Ausführung seiner Gräuelthat zurück —"
„Großer Gott! Du in der Höhle der Ban-
diten !"
„Ja-"
„Warst Du von Sinnen?"
„Ich glaube fast —"
Wußtest Du, in welch' schreckliche Gefahr Tu
Dich begabst?"
„Daran dachte ich erst später. In dem
Moment dachte ich nur an die armen Gefangenen.
Ich bat um ihre Freiheit. Sie sind jetzt auf
dem Wege nach Athen."
 
Annotationen