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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 291 - No. 300 (9. Dezember - 20. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44142#0631

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Heizb. möbl- Zim-

T., möbl. Zimmer.
3. St. Gut möbl.
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Nuten Mittag- und

v. 6, 1. St-, Htrh.
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Gaubzimmer mt
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St., 1 frdl- m. Z.
lirtes Zimmer,
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schlaf- u- Wohnz-
1, 2 Z. m- K. sof.
. Wohnung sof. z. v-
Z Zimmer u. Küche.
Löhnung m. Werkst,
mmer r
t, 3 Z. sof.
4 3. St-, 3Z. rc. sof.
8, 3 Z. mit Küche
str erfragen Nr. 91.
> 3 Z. m- Balkon-
1,3Z.,3.Sk.1.Jan.
mmer:
ft 4 Z. bis 1. April-
r HeiMdng.
a 19. Dezember
rn Zoses Wolff voM
Hamburg und des
arest vom Großh-
Heater in Mannheim-
»ukaüour.
r 4 Akten.
7-/e Uhr.
n SO. Dezember
L1»U»8
i 5 Akten von
L'Arronge.

Nummer 300.

6. MeLhnachts Ausgabe.
Ueuev

Mittwoch, 20. Dezember 1893.



General-W Anzeiger

für Heidelberg und Umgegend

Expedition: ^crnptltvclhe "Ar. 25.

AbouucmcntSpreiö:
mit 8seitigem illuftrirtem Sonntagsblatt! monatlich
88 Pfennig frei in's Haus, durch die Poft bezogen
vierteljährlich 90 Pfennig ohne Bestellgeld.

Jnscrtionspreisr
die Ispaltigr Petitzeile oder deren Raum 8 Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.

Expedition: KanpLstroße Mr. 25.

belesenstes Blatt in Stadt «. Amt Heidelberg und Llnigegend. Gröszter Lrsrlg für Inserate.

Erstes Blatt.

Abonnements-Einladung.
Am 1. Januar beginnt ein neues Abonne-
ment auf den
Nette tt
Genernl-Anzeiger
für Heidelberg und Umgegend.
Der im Laufe der letztverflossenen sechs Monate
Unserem Blatte gewordene überaus zahlreiche und in
Mwährender erfreulicher Steigerung begriffene
slbonnentenzufluß sei hiermit dankbar konstatirt und
^mit die an alle unsere zahlreichen Abonnenten
^richtete Bitte verbunden, auch im neu beginnen-
öd Jahre das uns seither in so reichem Maße ge-
senkte Wohlwollen bewahren und nach Kräften an
Erweiteren Vergrvßer. nz unseres Abonnentenstandes
!^rch Empfehlung des „Neuen General-Anzeigers"
Bekanntenkreisen mitwirken zu wollen.
Allen recht zu machen, das kann Niemand, wir
^rden aber rastlos und redlich bemüht sein, es
^glichst Vielen recht zu machen, das ist das Ver-
zechen, das wir unseren geehrten Lesern und
Kunden für das kommende Jahr geben. Im
Abrigen werden wir auf dem seither beschrittenen
^ege weiter gehen, welcher, wie der autzerordent-
lchc Erfolg unseres jungen Unternehmens be-
Wt, unseren Lesern allgemein zusagt.
Die von größeren und kleineren Geschäftsfirmen
Amtlich in der letzten Zeit erfolgte umfangreiche
Abnützung des „Neuen General-Anzeigers" zur
Akvffentlichung ihrer Inserate ist ein Beweis da-
daß unser Blatt in seiner Eigenschaft als
hervorragendes Jnsertionsorgan
des den Inseraten gesicherten durchschlagenden
sikfolges willen, bei allen weitsichtigen Geschäfts-
akten sich wachsender Beliebtheit erfreut, denn nur
wo der Kaufmann, der Geschäfts- oder Gewerbe-
Aibende weiß, daß seine Inserate sich bezahlt
^chen, inserirt er. Wer daher bis jetzt im „Neuen
?kneral-Anzeiger" auch nur einen beschei-
dnen Versuch machte, rnfsvivto Sei
'*irr fsfsvt «»oitev.
Angesichts dieser schönen Erfolge halten
j^e weitere Empfehlung unseres Blattes an
"'fier Stelle für überflüssig.
. Redaktion und Expedition.

* Spionage.
b. Das Reichsgericht in Leipzig das über die
J'den französischen Spione das Urteil gesprochen,
in seinem Urtheile angenommen, daß der
T^such des Verbrechens gegen das neue Spionage-

gesetz festgestellt sei, daß die Angeklagten Spionage-
dienste geleistet, und Aufzeichnungen von erheb-
licher Wichtigkeit gemacht hätten, deren Geheim-
haltung im Interesse Deutschlands geboten ist.
Landesverrath im Sinne des Reichs-Strafgesetz-
buches liege nicht vor, da es sich hier um mili-
tärische Geheimnisse handle und dafür ein besonderes
neues Gesetz vorhanden sei. Bei der Strasab-
messung sei erwogen, daß die Angeklagten zwar
nur um dem Vaterland zu dienen gehandelt
haben, andererseits sei aber auch die besondere
Gefährlichkeit und Hartnäckigkeit der Spionage
berücksichtigt. Die Untersuchungshaft wird den
Verurteilten nicht angerechnet.
Man muß zugeben, so anrüchig das Vergehen
der beiden Franzosen war, vor Gericht war ihr
Benehmen ein ganz einwandfreies. Nachdem der
Schleier von ihrem Vorhaben gefallen war, ver-
schmähten sie es, die Sache zu verwickeln; zu stolz
zu lügen oder Ausflüchte zu machen, räumten sie
unumwunden ein, daß sie ihre Beobachtungen mi-
litärisch zu verwerthen beabsichtigten und daß es
nicht das erste Mal sei, daß sie Deutschland be-
reisten. Sie leugneten gar nicht, sich Aufzeich-
nungen gemacht und Pläne und Photographien
sich angefertigt zu haben, die in der ersten Ab-
teilung des Generalstabes der französischen Marine
höchstwahrscheinlich dankbare Aufnahme gefunden
haben würden. Dubois bestätigt sogar, daß er
im amtlichen Auftrage gehandelt habe. Er habe
im Monat Juni d. Js. dem Chef der ersten
Sektion der Generalstabes, die sich vornehmlich
mit den Küstenbefestigungen anderer Staaten be-
schäftigt, den letzten Bericht vorgelegt und dabei
hinzugefügt, daß dieser, seiner Meinung nach,
große Lücken und Jrrthümer aufweise. Er er-
achte es daher für erforderlich, eine Reise nach
Deutschland zu uuternehmeu, u.n durch den Per-
sönlichen Augenschein ein genaues Bild zu er-
halten. Einige Zeit nachher hatte er mit dem Chef
des Generalstabes eine längere Konferenz, in der
dieser seinen Plan billigte und ihm die Reise
nach Deutschland anheimstellte. Er erhielt hierzu
4000 Frs. und 3000 FrS. kostete die Dacht.
Die Sache ist jedenfalls für beide Nationen
eine sehr peinliche. Jedermann weiß, daß es zu
den Aufgaben einer sorgsamen Landesvertheidigung
im Frieden gehört, einen gewissen Spionagedienst
zu fördern oder wohl gar selber zu inszeniren.
Jederm ann fühlt aber auch, daß in der Enthül-
lung einer solchen Thätigkeit immer eine Be-
schämung für die Nation liegt, deren Angehörige
fo ungeschickt waren, sich ertappen zu lassen.
Freilich, wer spionirt, der thut es auf eigene
Rechnung und Gefahr, und hat, wenn er ab-
gefaßt wird, keinen Anspruch auf eine rettende
Intervention, das ist eine stillschweigende oder

ausdrückliche Vereinbarung zwischen dem Zentral-
organ des Spionagedienstes und seinen einzelnen
Gliedern. Von „Komplikationen mit Frankreich",
wie sie ein Offizialvertheidiger der beiden an-
geklagten französischen Offiziere befürchten zu
müssen glaubte, kann also keine Rede sein. Frank-
reich gibt diese Leute Preis, obgleich sie aktive
Generalstabs-Offiziere sind, das ist nun einmal
Spionenrecht.
Eine andere Frage ist es, schreibt die „A. Z.,"
ob auf deutscher Seite die Absicht vorhanden
sein kann, die Sache bis. zum Aeußersten zu
treiben, d. h. die Schuldigen die gesetzliche Strafe
auch verbüßen zu lasten. Es ist ja nicht daran
zu denken, daß man durch die Vollziehung einer
solchen Strafe auch nur einen einzigen Spion
von seiner Thätigkeit abschrecken würde.
Eine übertriebene Strenge müßte aber zu einer
Miedcroergeltungspraris führen, zu deren Anwendung
die französischen Gerichte doch schließlich auch ein-
mal Gelegenheit finden könnten. Das moralische
Recht, des Gesetzes ganze Strenge walten zu lassen,
hat doch nur der Staat, der nicht spioniren läßt.
Und ist Deutschland dieser Staat? Es gibt
Leute, die daran zweifeln.

Deutsches Reich.
Berlin, 19. Dezember.
— Es ist beabsichtigt, den gesetzgebenden
Körperschaften drei Vorlagen, welche sich auf die
Unfallversicherung beziehen, zu unterbreiten.
Erstens betreffend die Ausdehnung auf das Hand-
werk, zweitens eine Novelle zu verschiedenen
Unfallversiicherungsgesetzen, drittens die Strafge-
fangenen der Unfallversicherung zu unterstellen.
— Wie dem „Berl. Tagebl." arch Kreuz-
nach telegraphisch gemeldet wird, veröffentlicht der
dortige „Generalanz." eine Mittheilung des Abge-
ordneten v. Cuny an den Landtagsabgeordneten
Engelsmann, der zu Folge die Regierung auf die
jetzige Weinsteuer dem Vernehmen nach ver-
zichte und eine neue Form suche, welche die
Weinsteuer wirklich den Konsumenten auferlege.
Dagegen telegraphirt das Wölfische Bureau: Nach
unseren Informationen sind die dem Abgeordneten
v. Cuny zugeschriebenen Mittheilungen unzutreffend.
— Es besteht die Absicht bei der Regierung,
drei kleinere Vorlagen zur Unfallversicherung fertig
zu stellen. Davon will die erste die Unfallver-
sicherung auf das Handwerk ausdehnen, die zweite
enthält eine Novelle zu verschiedenen Unfall-
bestimmungen, die dritte endlich beabsichtigt, die
Strafgefangenen der Versicherung zu unterstellen.
— Den Polen sagt die „Kreuzztg." in ihrer
Wochenübersicht die Freundschaft auf. Die Polen
wollten sich, so meint sie in einer Betrachtung über

die Handelsverträge, als Regierungspartei 8uns
xbrass nicht mehr in ihren eigenen Grenzen halten,
sondern auf Kosten Deutschlands groß werden.
„Dem müssen wir entgegentreten und werden das
um so gewisser thun, je mehr wir die Polen auch
in wirthschaftlicher und sozialer Beziehung von dem
Wege abweichen sehen, den sie an sich für den
richtigen halten. Posen darf nicht zu einem deutschen
Galizien werden, das steht fest."
— Der „Vorwärts" schreibt: Der Hamburger
Senat hat den Antrag Stadthagen's, die Straf-
vollstreckung bis zum Schluß der Reichstagssession
auszusetzen, ohne Angabe von Gründen abgelehnt.
Ueber den Widerspruch gegen die Zulässigkeit der
Strafvollstreckung hat nunmehr nach § 496 der
Straf-Prozeßordnung das Landgericht zu entscheiden.
Das Verfahren vor dem Landgericht hat jedoch keine
aufschiebende Wirkung, so daß Stadthagen gezwungen
ist, zur Vermeidung der Verhaftung demnächst die
Strafe anzutreten und vorläufig durch seine Abwesen-
heit von den Reichstags-Verhandlungen die Zahl
der Feinde einer Belastung des arbeitenden Volkes
unfreiwillig zu mindern.
Karlsruhe, 19. Dez. Die der „Frankfurter
Zeitung" entnommene Mittheilung über einen Ver-
zicht der Ersten Kammer auf Diäten, sowie über
erhaltene Eisenbahnfreikarten erweist sich, zuver-
lässiger Information zu Folge, als unrichtig. That-
sächlich befindet sich die Frage eines etwa zu
stellenden Antrages auf Gewährung von Freikarten
und hieraus eventuell zu ziehender Folgerungen für
den Diätenbczug beider Kammern lediglich im
Stadium der Vorcrörterung zwischen denselben.
Ausland.
Paris, 19. Dez. Das bei dem Anarchisten
Montjean gefundene Pulver besteht aus einer
Mischung von chlorsaurem Kali und aus einem
anderen Sprengstoff; die Büchse enthielt eine
Höllenmaschine der gefährlichsten Art. Der
Untersuchungsrichter Meyer verhörte beute wiederum
Vaillant, der sich noch in der Santo befindet.
Paris, 19. Dezbr. In Amiens wurde
gestern in dem Centralpolizei-Commissariat ein
Sprenggeschoß niedergelegt. Die Zünd-
schnur brannte indessen ab, ohne daß eine Ent-
zündung des Geschosses herbeigeführt wurde.
Palermo, 18. Dez. Gestern Abend veran-
staltete der Arbeiters und von Monreale eine
Kundgebung unter den Rufen: Nieder mit der
Stadtverwaltung, nieder mit der Verzehrungssteuer!
Nachdem die Manifestanten einige Zvllwächter
mißhandelt und mehrere Steuerhäuschen verbrannt
hatten, trieben Polizei und Militär die Mani-
festanten auseinander und nahmen einige Verhaf-
tungen vor. Die Manifestanten versuchten da-
rauf die Kaserne zu stürmen, um die Verhafteten

ALe^cr
oder
Auf dunklen Wegen.
, Roman von Dr. Ed. Wagner.
(Fortsetzung.)
; Lady Wolga, Heron's Gattin, war ein selt-
nes Wesen, unvergleichlich schön, aber kalt wie
und nicht weniger stolz als ihr Vater. Ihr
tzs^er Gatte vergötterte sie und sie liebte ihn.
brachte sie heim nach Mont Heron, dem
Wwmgut seiner Ahnen, der Heimath seines
Uders, welcher sie mit offenen Armen empfing
sie als Herrin des Schlosses einsetzte. Er
ihr, daß sie hier einst wirkliche, rechtmäßige
^rin als Marquise von Montheron sein werde,
tzy Montheron wurde ein Jahr später
Stratford Heron's einziges Kind, ein
Wochen, geboren. Unbeschreibliche Freude herrschte
ft Schloß. Die Glocken läuteten, die Pächter
^Zuten Freudenfeucr ab und ein großer
hZschmaus wurde gehalten, denn, wenn kein
^Znlicher Erbe diesem Mädchen folgen sollte,
sie als Marquise von Montheron, Erbin
H Titel und Güter der Montheron's werden.
tzW Marquis, der menschenfeindliche ältere
theilte die Freude der Andern. Er
fft W den Namen Constanze. Es war ein alter
h^iienname, den die ältesten Töchter seitJahr-
^rten getragen hatten."
kj^-Mr. Strange's Stimme zitterte. Er blieb
sig, Minuten am Fenster stehen und als er
Umwandte, um seinen Gang und seine Er-

zählung sortzusetzen, waren seine Züge finsterer
und seine Stimme klang härter als zuvor.
„Zwei Jahre lebten Lord Stratford Heron
und seine junge Gattin wie im Paradies. Ihr
Kind wurde ein allerliebstes kleines Geschöpf. Es
war schön, zutraulich, fröhlich und voll ge-
winnender Manieren. Seine Eltern vergötterten
es. Ihr Himmel war klar und heiter, als, ohne
Vorboten, der Gewittersturm losbrach.
Der Marquis von Montheron und der
Herzog von Elyffebourne hatten sich über poli-
tische Fragen veruneinigt. Beide waren heftig
und leidenschaftlich, und bei einem erbitterten
Streit rief der Marquis aus, daß des Herzogs
Enkelin nie als Herrin in Montheron regieren
sollte und bekräftigte diesen Ausspruch durch einen
furchtbaren Schwur.
Während des dem Streit folgenden Monats
war der Marquis mürrisch und unzugänglich.
Er war meistens vom Hause abwesend und fein
Benehmen gegen Lndy Wolga wurde so abstoßend,
daß ihr Gatte mehrmals einzuschreiten und seinen
Bruder zur Rede zu stellen genöthigt war, was
diesen nur noch zu größerem Zorn reizte.
Eines Abends — es sind nun achtzehn Jahre
her, — rief der Marquis seinen Bruder und
dessen Gattin zu einer Besprechung in das
Bibliothekzimmer. Es waren noch andere Per-
sonen anwesend, eingeladen als Zeugen der Demü-
thigung des jungen Paares. Vor dieser Ver-
sammlung erklärte der Marquis, es sage ihm
nicht zu, daß ein Nachkommen des Herzogs von
Elyffebourne sein Nachfolger sein solle, und daß

er sich deßwegen entschlossen habe, zu heirathen.
Er erklärte weiter, daß die Verträge festgesetzt
seien nnd die Braut bereit sei. Diese war die
jüngste Tochter eines verarmten Edelmanncs,
und ihres Vaters Einfluß hatte sie bestimmt,
den Mangel an Liebe, das Alter und Gebrechen
des Bräutigams zu übersehen und nur die an-
genehme Stellung und den ungeheueren Reich-
thum in Betracht zu ziehen.
Der Marquis zeigte an, daß die Hochzeit am
andern Morgen stattfinden sollte-
Du weißt nichts von dem englischen Leben,
Alexa, ausgenommen, was Du in den Büchern
gelesen hast, aber Du kannst Dir den Schrecken
vorstellen, den diese Ankündigung Lord und Lady
Stratfort Heron verursachte. Sie hatten sich bis-
her in dem festen Glauben befunden, daß sie die
Nachfolger in dem Besitz der Titel und Güter
sein würden; und nun so Plötzlich enterbt zu
werden, angewiesen zu sein auf den geringen Theil
eines jüngeren Sohnes, und zwar ohne jeden
triftigen Grund, nur aus kindischer Bosheit und
Rachsucht, das war unerträglich. Hätte der
Marquis aus Liebe geheirathet, ungeachtet seiner
bestimmten Erklärung, ledig zu bleiben, würde
das junge Paar diese Enttäuschung ruhig er-
tragen haben; so aber empörte sich ihr Rechts-
und Ehrgefühl.
Es gab eine stürmische Szene — und vor
allen Zeugen!
Lord Stratford Heron drang in feinen Bruder,
seinen Entschluß zurückzunehmen; dieser aber ver-
höhnte ihn. Der Marquis blieb dabei, daß die
Hochzeit schon am andern Morgen um elf Uhr

stattfinden und große Festlichkeiten veranstaltet
werden würden. Der Hausvogt, Kellermeister und
Koch waren in's Vertrauen gezogen worden und
hatten schon eine ganze Woche lang die Vorbe-
reitung zu den Festlichkeiten betrieben, während
der zurückgesetzte Erbe keine Ahnung von der
ganzen Sache gehabt hatte.
Der Marquis verhöhnte Lady Stratford eben-
falls und hieß sie zu ihrem Vater gehen. Er
sagte, daß er am Morgen ihre Zimmer gebrauchen
werde für seine Braut, die er am Morgen Heim-
bringen werde, und es sei doch besser, sie ginge,
ehe die Braut ihren Einzug halte.
Diese unerhörte Beleidigung machte den jungen
Gatten rasend. In der Erbitterung rief er seinem
Bruder manches unbedachte Wort, und ich glaube
sogar, einen Fluch über denselben zu; dann zog
er den Arm seiner Gattin in den seinen und
wollte das Zimmer verlassen. An der Thür
wandte er sich noch einmal um und, vielleicht zum
Zweck eines thörichten Appells an die zu erwartende
Braut, rief er in heftig drohendem Ton: „Du
denkst, Morgen eine Braut heimzuführen in der
Absicht, mich des Erbes zu berauben, welches Du
mir versprochen hast? Der Himmel wird solches
Unrecht nicht geschehen lassen! Du wirst nie eine
Braut nach Mont Heron bringen! Und ich schwöre
Dir, daß ich für dieses beabsichtigte Unrecht, welches
nicht zur Ausführung kommen wird, mich rächen
werde! Nimm Dich in Acht, Marquis, Von
Montheron!"
Das waren allerdings unvernünftige Worte,
in der Hitze mit furchtbarer Heftigkeit ausgestoßen,
aber ohne böse Absicht; ich schwöre es Dir,
 
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