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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 291 - No. 300 (9. Dezember - 20. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44142#0613

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Nummer 297.

Samstag, 18. Dezember 1893.

5. Weihnachts-Ausgabe.
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Slbonnementspreis r
mit bicitigcm illustrtrtcm Sonntagsblatt: monatlich
SS Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 00 Pfennig ohne Bestellgeld.
»-»
Gzcpedition u. Wedcrktion: Kcireptstr. Mr. 26.

für Heidelberg und Umgegend
(Mürger-Zeitung).


Jnsertionöpreisr
die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
» > . - ,
Welopborr - Arr Ich lach: Mr. 102.

NE" Erstes Blatt. "WA
Abonnements-Einladung.
Am 1. Januar beginnt ein neues Abonne-
ment auf den
Neue ir
General-Anzeiger
für Heidelberg und Umgegend.
Der im Laufe der letztverflossenen sechs Monate
unserem Blatte gewordene überaus zahlreiche und in
fortwährender erfreulicher Steigerung begriffene
Abonncntenzufluß sei hiermit dankbar konstatirt und
damit die an alle unsere zahlreichen Abonnenten
gerichtete Bitte verbunden, auch im neu beginnen-
den Jahre das uns seither in so reichem Maße ge-
schenkte Wohlwollen bewahren und nach Kräften an
der weiteren Vergrößerung unseres Abonnentenstundes
durch Empfehlung des „Neuen General-Anzeigers"
in Bekanntenkreisen mitwirken zu wollen.
Allen recht zu machen, das kann Niemand, wir
werden aber rastlos und redlich bemüht sein, es
möglichst Vielen recht zu machen, das ist das Ver-
sprechen, das wir unseren geehrten Lesern und
Freunden für das kommende Jahr geben. Im
Uebrigen werden wir auf dem seither beschrittenen
Wege weiter gehen, welcher, wie der auHerordent-
lichc Erfolg unseres jungen Unternehmens be
weist, unseren Lesern allgemein zusagt.
Die von größeren und kleineren Geschäftsfirmen
namrlich in der lechen Zeit erfolgte umfangreiche
Benützung des „Neuen General-Anzeigers" zur
Veröffentlichung ihrer Inserate ist ein Beweis da-
für, daß unser Blatt in seiner Eigenschaft als
hervorragendes Jnsertionsorgan
um des den Inseraten gesicherten durchschlagenden
Erfolges willen, bei allen weitsichtigen Geschäfts-
leuten sich wachsender Beliebtheit erfreut, denn nur
da, wo der Kaufmann, der Geschäfts- oder Gewerbe-
treibende weiß, daß seine Inserate sich bezahlt
machen, inserirt er. Wer daher bis jetzt im „Neuen
General-Anzeiger" auch nur einen beschei-
denen Versuch machte, i,rf<rviote Ssi
»ins ssfsrt insitov.
Angesichts dieser schönen Erfolge halten
wir jede weitere Empfehlung unseres Blattes an
dieser Stelle für überflüssig.
Redaktion und Expedition.
Polizei her!
Mit dem Bombennttentat in Paris haben die
Anarchisten wieder einmal ein Lebenszeichen ge-
geben. Ihren eigenen verrückten Ideen haben sie
damit nicht genützt, allen Bestrebungen, die auf

eine wirklich freiheitliche Entwickelung unseres
Staatslebens abzielen, sehr viel geschadet. Der
Rus nach Polizei ertönt wieder einmal recht auf-
dringlich und die Reaktion erhebt neu gestärkt ihr
Haupt, nm das Attentat für ihren Zweck ausnutzen.
Als wenn sie auf dasselbe gewartet hätte, hat
die französische Regierung sofort vier Vorlagen
eingebracht, um dem Anarchismus den Garaus
zu machen.
Die erste Vorlage betrifft die Presse und be
zweckt, die Aufforderung zu Verbrechen vermittelst
Explosivstoffen zu verhindern; die zweite betrifft
die Herstellung und das Jnnehaben von Explo-
sivstoffen ; die dritte vermehrt die Ueberwachung
der anarchistischen Vereine.
In der durch das Attentat verursachten Pa-
nik wurde die erste Novelle bereits angenommen,
die anderen werden voraussichtlich angenommen
werden.
Auch im Auslande, namentlich in Belgien
und in England ergreift man energische Maßregeln,
um den Strom der aus Frankreich flüchtenden
Anarchisten abzuwehren. In Wien und Berlin
wartet man noch zu, aber es ist nicht unmöglich,
daß man sich dort internationalen Maßnahmen
anschließt und Ausnahme-Gesetze schafft. Es ist
eben ein viel beklagtes Zeichen der Oberflächlich-
keit und Schablonenhaftigkeit unserer Zeit, daß
man, wenn irgendwo im öffentlichen Leben Miß-
stände hervortreten und am Körper des Staates
giftige Geschwüre aufbrechen, sofort nach neuen
Strafparagraphen, nach diskretionären Polizei-
Vollmachten ruft- Eine Stimme, welche eine Be-
kämpfung des Anarchismus auf dem Wege ver-
nunftsgemäßersozialerReformen vor-
geschlagen hätte, ist weder in der französischen
Deputirtcnkammer noch sonstwo zu Worte ge-
kommen. Und mit Ausnahmegesetzen beseitigt man
keine sozialen Mißstände. Die sozialistische Par
tei in Deutschland ist durch die Ausnahmegesetze
bekanntlich nur auf's Neue erstarkt und es war
ein schlimmer Streich, den man ihr spielte, als
man sie aufhob.
Andernseits liegt aber für ein Volk eine große
Gefahr darin, von seinen mühsam errungenen
Freiheiten etwas abzulassen. Es ist dcßhalb die
Warnung am Platze, sich durch die Pariser
Mordbuben nicht ins Bockshorn jagen zu lassen
und den Kopf oben zu behalten. Der Ruf nach
der Polizei ist jedenfalls nicht am Platze, denn
sie ist ja an und für sich immer da, wenn man sie
braucht und oft sogar dann — wenn man sie
nicht braucht._ _
Deutsches Reich.
Berlin, 15. Dezember.
— Von den Kommissionen des Reichstags ist
diejenige für die Bcratbilng der Novelle zum

Unterstützungswohnsitzgesetze rasch mst
ihrer Aufgabe zu Ende gekommen. Wie schon er-
wäbnt, hat sie oie Regierungsvorlage mit geringen,
meist redaktionellen Aenderungen angenommen. Was
den gleichfalls schon erwähnten Beschluß der Kom-
mission betrifft, durch welchen die verbündeten
Regierungen aufgefordert werden, möglichst noch in
dieser Session eine Vorlage über die Ausdehnung
des Gesetzes auf Elsaß-Lotbringen einzubringen, so
entspricht er der von den Abgg. Weber-Heidel-
berg (nat.-lib.) und Greiß-Köln (Centrum) bean-
tragten Resolution. Für die Resolution ist nament-
lich geltend gemacht worden, daß die westdeutschen
Gegenden, insbesondere Baden, schwer unter dem
massenhaften Abschub von Arbeitern, die in der
elsässischen Industrie aufzebraucht unv unterstützungs-
bedürftig geworden sind, in ihren Heimathgemeinden
zu leiden hätten.
— Auf dem kürzlichen Kanzlerdiner wurde
auch der Anarchismus gestreift. Entgegen der
Forderung von schärferen Maßregeln erklärte der
Reichskanzler, daß die vorhandenen Gesetze genügen.
Caprivi betonte außerdem die Pflicht der Konser-
vativen, ihn zu unterstützen, weil er nicht seine
eigene, sondern die Politik seines kaiserlichen Herrn
vertrete. Wie verlautet, will der Bundesrath den
Antrag auf Ausdehnung des Geltungsbereichs der
Freikarten ablehnen. Die Besorgniß soll maß-
gebend sein, daß die Antisemiten unter Benutzung
der Freikarten in ihren Gelüsten nach konservativen
pommer'schen Wahlkreisen reussiren könnten.
— EineArtvonPetitionssturm gegen
den Impfzwang und gegen das Gesetz über die
Abwehr ansteckender Krankheiten, macht sich beim
Reichstage bemerklich. Wenn diese Angelegenheiten
zur Debatte gelangen sollten, so wird sich die
Regierung auf heftige Angriffe gefaßt machen
müssen. Wahrscheinlich wird die Negierung nach
beiden Richtungen sich auf gar nichts einlassen.
Bei der Reichsregierung, wie bei dem Reichstage
gehen nun tagtäglich zahlreiche Bittschriften gegen
die Einführung der Stempelsteuer, namentlich gegen
die Frachtbrief- und Quittungsstempelsteuer ein.
Indessen wird diese Vorlage von solchen Agitationen
wenig berührt werden, ihre Annahme ist, mit ein-
zelnen Motifikationen, sicher.
Stuttgart, 15. Dez. In der Diskussion über
den Fall Moser spielt die Behauptung eine
Nolle, der deutsche Kaiser habe sich bei seiner An-
wesenheit in Württemberg davon überzeugt,
daß die Futternoth nicht so bedeutend gewesen
sefi um eine Einschränkung der Manöver zu recht-
fertigen. Auf welche Thatsache sich diese angeb-
liche Neberzeugung stützen soll, ist unbekannt. Die
am 1. d. M. in Württemberg vorgenommene
Viehzählung beweist dagegen, daß in Folge der
Futternoth ein sehr bedenklicher Rückgang des

Viehstandes, den man auf mindestens ein Fünftel
des Gesammtbcstandes berechnen muß, cingetreten
ist. In einigen Orten des Oberamtes Kirchheim
ist der Bestand sogar bis um 40 Prozent, in einer
ganzen Reibe von Oberämtern ist er um 30 bis
40 Prozent reduzirt worden; es wird, wie der
„Merkur" meint, vieler günstiger Jahre und dec-
größten Anstrengungen und Einschränkungen der
ländlichen Bevölkerung bedürfen, soll wieder einge-
holt werden, was dies eine Jahr zu Grunde ge-
richtet hat. Angesichts dieser schweren Kalamität
hat die württembergische Regierung einfach ihre
Pflicht gethan, wenn sie die Manöver vom Lande,
so weit es eben anging, fern zu halten suchte.
Aus Bayern, 14. Dezbr. In Nürnberg
durften seit geraumer Zeit die Frauen an öffent-
lichen Versammlungen theilnehmen, während es in
München verwehrt wurde. Nun scheint auch in
Nürnberg eine andere Praxis geübt zu werden,
denn es ist dort jüngst den Frauen die Anwesenheit
in einer Versammlung nicht gestattet worden, in
der ein Vortrag über die Bedeutung des Fabrik-
inspektorats gehalten werden sollte. Die Aenderung
der Praxis ist jedenfalls auf eine Aeußerung des
Ministers des Innern in der Abgeordneten-
kammer zurückzuführen, der sich zu Gunsten der
schlechteren Münchener Gepflogenheit erklärte.
Ausland.
Vern, 14. Dez. Eine senationelle Meldung
wird hier bekannt. Ein hoher eidgenössischer Be-
amter- soll sich verleiten haben lassen, deutsche G e-
wehrmodelle an Fran kr eich und Rußland
auszuliefern. Die Berner sozialdemokratische Ar-
beiterstimmc wirft öffentlich dem Direktor der eid-
genössischen Waffenfabrik, Namens Schmidt, vor,
er habe 1891 aus einer Waffenfabrik Deutschlands
zwei Ordsnanzgewebre für die eidgenössische Waffen-
sammlung kommen lassen, obschon die neuen Ge-
wehre zwischen Deutschland und der Schweiz längst
amtlich ausgetauscht waren und hätte alsdann eines
jener Gewehre dem Offizier einer Macht gesendet
die mit Deutschland nicht verbunden sei. Schmidt
habe das von ihm erfundene und nachher von der
Eidgenossenschaft erworbene Gewehrmodell vorher
dem russischen Kaiser gesendet, von diesem auch Ge-
schenke angenommen und in Bern mit dem neuen
Gewehr Versuche machen lassen in Gegenwart des
Militär-Attaches der russischen Gesandtschaft. Die
Sache, bei der es sich eventuell um einen uner-
hörten politischen Vertrauensbruch handelt, wird von
einer Reihe von Abgeordneten im Nationalrath zum
Gegenstand einer Interpellation gemacht werden.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 15. Dezember.
Dreizehnte öffentliche Sitzung der Zweiten

A l e X
oder
A « fdnnklen Wegen.
Roman von Dr. bd. Wagner.
15) (Fortsetzung.)
Die Banditen eilten Alexa nach.
Alexa batte einen kleinen Vorsprung gewonnen;
aber ihre Füße verwickelten sich in einen über den
Weg bangenden Zweig eines Rosenstrauches und
sie stürzte nieder. Ehe sie sich wieder erbeben
konnte, hatten die Räuber sie eingeholt und er-
griffen. Spiridion warf ihr seinen Mantel über
den Kopf; aber ihrer verzweifelten Anstrengung
gelang es, sich halb aus der Umhüllung zu be-
freien, und sie stieß einen zweiten Hilferuf aus,
schriller und lauter als der erste.
„Fluch ihr!" knirschte Spiridion. „Sie wird
das ganze Haus in Aufruhr bringen."
Kaum waren diese Worte über seine Lippen
gekommen, als es um das Haus her lebendig wurde.
Aus den Ställen und Wirthschaftsgebäuden kamen
die Diener, theils mit Gewehren, theils mit
Knitteln und sonstigen Gegenständen bewaffnet.
Gleichzeitig wurde eine Glasthür des Wohnhauses
geöffnet und Mr. Strange eilte hinaus in den
Garten. Ein flüchtiger Blick seiner scharfen Augen
auf die Szene genügte, ihn von der Gefahr zu
unterrichten, in welcher seine Tochter schwebte. Den
Revolver in der Hand, stürzte er vorwärts, und
die bewaffneten Diener, durch seine Unerschrocken-
heit angespornt, folgten ihm, während die andern
in's Haus eilten, um sich Schießwaffen zu holen
und dann ebenfalls zu folgen.

Die Banditen zogen sich eiligst zurück, die Ge-
fangene mit sich fortziehend. Ehe sie die Mauer
erreichten, war Mr. Strange in Schußweite ge-
kommen. Er schoß und Spiridion's linker Arm
sank an seine Seite herab, während die rechte gleich-
zeitig sein Opfer fahren ließ.
Rasch auf einander fielen jetzt mehrere Schüsse,
und einer der Räuber, in die Schulter getroffen,
stürzte zu Boden, raffte sich aber auf und schwang
sich über die Mauer; ihm folgte der andere.
Spiridion zog seinen Revolver und wandte sich
zur Lertheidigung um. Als er aber seinen Leuten
Befehle ertheilen wollte, sah er erst, daß diese ihn
verlassen hatten und er sich seinen Feinden allein
gegenüber befand.
„Es gilt Leben oder Tod!" murmelten seine
Lippen, während sein Blick voll tiefen Hasses und
tödlichster Wuth auf Alera's Vater haftete und
dann das zitternde, todtenbleiche Mädchen an seiner
Seite traf.
Alexa befand sich bereits an der Seite ihres
Vaters und war außer dem Bereich der Banditen.
Ein halb Dutzend bewaffneter Männer war bereit,
sie mit ihrem Leben zu beschützen und nur zu be-
gierig, Spiridion den Tod zu geben. Widerstand
war nutzlos, es blieb ihm nichts übrig als ein
schleuniger Rückzug. Er steckte Len Revolver in
seinen breiten Leibgurt zurück.
„Sie dürfen nicht auf einen verwundeten und
unbewaffneten Mann schießen", sprach er rauh. .
„Aber wir können ihn gefangen nehmen und
der Obrigkeit ausliefern!" rief Mr. Strange auf
ihn zuschreitend.
Spiridion legte die rechte Hand auf die Garten-

mauer, schwang sich hinauf und glitt auf der andern
Seite hinab. Ein höhnisches Gelächter kam zu
den Ohren seiner Feinde zurück und man sah ihn
dem nächsten Gebüsch zueilen, wohin sich auch
seine Kameraden geflüchtet hatten. Mehrere Kugeln
wurden ihm nachgesandt, aber keine traf. Als er
im Gebüsch verschwunden war, gingen die Diener
und Arbeiter in die Küche, während sich Mr.
Strange und seine Tochter in das Wohnzimmer
begaben.
Hier führte der Vater seine Tochter zu einem
Sopha und setzte sich neben sie, ihren Kopf an
seine Brust drückend und ihr weiches Haar streichelnd,
während Alexa mit beiden Armen seinen Hals
umklammerte.
„Was hat das Alles zu bedeuten?" fragte
Mr. Strange. „Wollte Spiridion Dich gewaltsam
fortschleppen?"
„Ja, Vater, und es würde ihm gelungen sein,
wärst Du nicht gekommen. Er wollte, daß ich sein
Weib werden sollte, und als ich mich weigerte,
wellte er mich gewaltsam mit sich nehmen."
„Er wird feinen Angriff erneuern" , sagte Mr.
Strange besorgt. „Ich kenne Spiridion's Kühnheit.
Er gibt nichts auf, was er sich einmal in den
Kopf gesetzt hat. Er wird vielleicht schon nächste
Nacht wiederkommen mit feiner ganzen Bande und
Dich mit Gewalt fortführen. Wir sind nicht stark
genug, uni ihm Widerstand leisten zu können, und
die Hälfte unserer Arbeiter sympatisirt mit ihm."
„Was sollen wir dann thun?"
„Unser Friede ist zerstört. Sechzehn Jahre
habe ich hier gelebt, ohne von Jemanden belästigt
worden zu- sein;, aber in Zukunft sind wir an

diesem Orte beständiger Verfolgung ausgesetzt. Wir
müssen uns eine neue Heimath suchen."
„Aber wohin sollen wir gehen?"
„Wir müssen uns einen Ort suchen, der an
Sicherheit und Einsamkeit selbst diesen übertrifft,
— vielleicht im Asien, Afrika oder Australien.
Mein einziger Wunsch ist, aller Aufmerksamkeit
zu entgehen, mich dort zu verbergen wohin nie
ein Engländer kommt. Wir haben Geld, — der
Erlös aus unfern Wein- und Fruchtgärten unv
Ziegenheerden, — Geld zenug, um uns ein
anderes Stück Land zu kaufen und uns ein hüb-
sches Heim zu gründen. Ich will nur diese Nacht
einen Plan machen. Du bist bleich und zitterst
noch, Alexa. Gehe nun zu Bett, mein Liebling.
Ich werde Dich nicht wieder so lange aus den
Augen lassen; wie in diesen beiden Tagen. Was
ich auch verloren habe, ich habe ja Dich noch und
mit Dir bin ich zufrieden."
Er zog sie an sich und küßte sie mit rühren-
der Zärtlichkeit. Sie erwiderte seine Liebkosung
mit Innigkeit und klammert- sich an ihn in über-
wältigender Hingebung und Liebe, die des Vaters
Herz tief bewegte. Er hatte sie grausam verwundet,
hatte den Geliebten von sich gerissen, ibr junges
Leben zerstört, ihre Seele mit untrüglichem Kummer
und Sorgen belastet, — und doch war ihre kind-
liche Liebe und Achtung nicht im Geringsten er-
schüttert. Auch war nicht der leiseste Zweifel an
se-ner Liebe in ihr aufgekommen.
„Mein armes Kind!" sagte er betrübt. „Ich
wollte, ich hätte Dir all' diesen Kummer ersparen
können. Ich habe mich geweigert, Dich in diesen
Tagen zu sehen, weil ich fürchtete, Dein Anblick
 
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