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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
No. 171 - No. 180 (22. Juli - 2. August)
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General-G Anzeiger
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Expedition: Kcruptstrcrße Mr. 83.
Expedition: Kcruptstrcrße Mr. 3S.
Verantwortlicher Redacteur:
«E kerm. Streich.
Heidelberg, Donnerstag, den 27. Juli
Druck und Verlag:
kseckmann, Dörr L Wurm. Z.OveZ»

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* Zur Tabakfteuerfrage.
Die von verschiedenen Tagesblättern angekündigte
^-a ba kfa b rika tstcuer, von der man sich nach
"F- Z-" allenfalls ein Mehrcrträgniß von 100
Millionen Mark verspricht, wird von dem Organ
des Deutschen Tabakvereins schon im Hinblick auf
die Kreditverhältnisse in Deutschland als undurch-
führbares Steuersystem bezeichnet. Selbst eine
exorbitante Steuer von 10 Mk. pro Mille würde
'Nur 50 Millionen Mark bringen, wenn der heutige
Konsum verbliebe. Uebrigens wird die fragliche
Ankündigung als „Fühler" angesehen; sollte man
tatsächlich Bier und Branntwein verschonen wollen,
"fn den ganzen Tabakberufszweig von Grund aus
für Jahrzehnte zu verderben, so würde zur rechten
Zeit von autoritativer Seite bewiesen werden, daß
die Fabriksteuerpläne so lange in Deutschland un-
durchführbar seien, so lange unsere langen Sichten
Un Geschäftsverkehr bestehen und solange Tausende
deiner und mittlerer Fabrikanten der Industrie an-
Zehvren. — Das Tabakgeschäft im vorigen Jahre
war für den Handel mit Pfälzer Tabak, wie der
Jahresbericht der Handelskammer für die Kreise
Karlsruhe und Baden ausführt, im allgemeinen
günstig. Gegen Ende des Jahres war die 1891er
Grnte zum größten Theil verkauft. Der Einkauf
der 1892er Ernte begann stürmisch und steigerte
fich noch, als die beunruhigenden Steuerprojekte
ouftauchten. Zu Ende des Jahres war nur noch
der Tabak der Rheinpfalz und der Haupttabak im
Elsaß unverkauft. Der Export nach England
fuit entrippter Wasre ging sehr schlecht und es sind
in 1890er und 1891er entrippten Tabaken, welche
speziell für England bestimmt sind, noch sehr große
Vorräthe vorhanden. Erschwert wird der Export

durch die Mitversteuerung der Rippen bei Entnahme
entrippter Einlage (Abfälle der Exportware, welche
nur auf dem deutschen Markte Verwendung findet.)
Infolge dieser Nippenvcrsteuerung kalkulirt sich die
Exportware um einige Mark höher, so daß Pfälzer
Tabake die Konkurrenz geringer amerikanischer Ware
nicht bestehen können und auf dem englischen
Markte Berücksichtigung finden.
Deutsches Reich.
Berlin, 26. Juli.
— In einigen Blättern wird neuerdings
davon gesprochen, daß eine Reise des deutschen
Kaisers nach den Vereinigten Staaten von
Nordamerika zum Besuch der Welt-Ausstellung
in Chicago noch immer nicht ausgeschlossen
sei. Dem gegenüber ist darauf hinzuweisen, daß
über die Zeit des Kaisers bis gegen den Oktober
bereits vollständig verfügt ist, so daß für eine solche
Reise, die mindestens einen Monat in Anspruch
nehmen würde, gar kein Raum vorhanden wäre.
Wenn jemals ernstlich von einer Reise des Kai-
sers nach Amerika die Rede gewesen sein sollte,
so ist diese Absicht doch seit vielen Monaten schon
als völlig aufgegeben zu betrachten.
— Nachdem der Bundesrath in die Ferien
gegangen ist, haben die meisten seiner Mitglieder
bereits Berlin mit längerem Urlaub verlassen. Nie
Sitzungen des Bundesraths dürften vor Anfang
Oktober nicht wieder ausgenommen werden. Ein
bestimmter Zeitpunkt ist natürlich noch nicht fest-
gesetzt worden. Da indessen der Reichstag vor Ende
November nicht einbcrufen werden dürfte, so liegt
kein Grund vor, den Bundesrath früher als in der
ersten Oktoberwoche mit den gesetzgeberischen Vor-
bereitungen für die nächste Tagung zu befassen.
Außer dem Reichshaushaltsplan, der vor Oktober
nicht festgestellt werden kann, in einzelnen Theilcn
sogar meist noch später, werden hauptsächlich die
neuen Steuervorlagen in erster Linie den Bundes-
rath zu beschäftigen haben. Da diese Vorlagen
aber nach einer voraufgegangenen Verständigung
zwischen den Finanzministern der größeren Einzel-
staaten entworfen werden sollen, wird der Bundes-
rath damit voraussichtlich sehr bald fertig werden.
— Wie von mehreren Seiten bestätigt wird,
ist die Entscheidung über das Abschiedsgesuch des
Schatzsekretärs v. Maltzahn vertagt. Derselbe
wird die Geschäfte bis nach der Konferenz der
Finanzminister in Frankfurt weiter führen. — Der
Reichskanzler Graf Caprivi wird erst im Herbst
seine Reise nach Karlsbad antreten. Die Venen-
entzündung ist so ziemlich beseitigt.
— Amtlichen Angaben zufolge hat sich auf 1.
Juli 1893 die Zahl der seit dem Inkrafttreten des
Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes er-
hobenen Ansprüche auf Bewilligung von Alters-
rente bei den 31 Versicherungsanstalten und den
9 vorhandenen Kasseneinrichten auf 245 013 be-
laufen. Von diesen wurden 194114 Rentenan-
sprüche anerkannt und 42 984 zurückgewiesen;

3810 blieben unerledigt, während die übrigen 5105
Anträge auf andere Weise ihre Erledigung gefunden
haben. Die Zahl der während desselben Zeitraums
erhobenen Ansprüche auf Bewilligung von Invaliden-
renten betrug insgesammt 59 247. Von diesen
wurden 34 746 Rentenansprüche anerkannt und
15938 zurückgewiesen; 5722 blieben unerledigt,
während die übrigen 2841 Anträge auf andere
Weise erledigt wurden.
— Der russische Marimaltarif tritt
wie berichtet, mit dem 1. August in Kraft. Tie
Kreuzzeitung ermahnt die diesseitige Regierung, den
Fehdehandschuh mit aller Entschlossenheit aufzu-
nehmen und nunmehr auch ihrerseits den Handels-
krieg gegen Rußland zu eröffnen. — Aufsehen er-
regt die Begnadigung des kürzlich zu sechs Monaten
Gefängniß verurtheilten Landwirths Schramm
durch den Kaiser. Schramm hatte als Gefreiter
im Regiment Garde du Corps einen Rekruten der-
art mißhandelt, daß dieser das Gehör verlor und
vorübergehend geisteskrank wurde. Bebel bat diese
Angelegenheit im Reichstage zur Sprache gebracht.
— Auf der westpreußischen Grenzstation Jllowo
sollen russische Auswanderer die schwarzen Pocken
eingeschleppt haben.
— Die „Voss. Ztg." schreibt: Nach den
Bestimmungen des gestern unterzeichneten deutsch-
englischen Vertrags über die Kilimandscharo-
Abgrenzung fällt das ganze Kilimandscharo-
gebiet und die von England beanspruchte Land-
schaft Cimangelia in das deutsche Jnteressegebiet.
— Dem kürzlich entbrannten Streit über
Siam darf Deutschland, wie in unterrichteten
Kreise hervorgehoben wird, mit kühler Ruhe zu-
sehen, denn seine Handelsinteressen werden davon
nicht berührt, ob der Einstuß Englands oder
Frankreichs in Siam überwiegt. Selbst wenn
das gesammte linke Mekongufer an Frankreich
übergehen sollte, würde Deutschlands Handelsver-
kehr'mit Siam keine Abschächung erfahren. Für
den Fall eines Krieges wir das Kanonenboot
„Wolf", dessen Ankunft vor Bangkok wir vor
wenigen Tagen in einem Drahberichte meldeten,
den Schutz deutscher Unterthanen übernehmen. In
letzter Zeit ist mehrfach davon die Rede gewesen,
England beabsichtigte, das Vorgehen Frankreichs
mit dem officiellen Beitritt zum Dreibund zu be-
antworten. Es scheint demnach dort die Meinung
zu bestehen, daß in Siam eine französisch-russische
Parallelaktion in's Werk gesetzt sei, der man am
wirksamsten durch Gewinnung des Dreibundes für
englische Interessen begegne. Doch hierin dürste
John Bull sich getäuscht haben, denn das Interesse
der Dreibundstaaten an den asiatischen Ver-
wickelungen reicht nur soweit, als sie die fran-
zösischen Streitkräfte Frankreichs festlegen und da-
durch für die europäischen Staaten die Kriegsge-
fahr vermindern.
Karlsruhe, 26. Juli. Die Kammern
werden in der Regel nicht vor Mitte November ein-
berufen, und die Hauptwahlen erfolgen selten lange

Zeit vorher. Für die Wahlmännerwahlen ist hin-
reichend Zeit bis in den Oktober hinein, und es
ist auch den einzelnen Parteien meist erwünscht
wenn kein großer Zwischenraum zwischen den Ab-
geordnetenwahlen und den Männerwahlen besteht.
Die Wahlvorbereitungen amtlicher Art können also
im August rechtzeitig begonnen werden. Manchmal
ist es schon im Juli geschehen, diesmal scheint man
aber den Reichstagswahlen nicht sogar nahe folgen
zu wollen. Bis jetzt sind noch keinerlei Thatsachen
bekannt, welche darauf hindeuten können, daß eine
Auflösung und Gesammterueuerung der Kammern
beabsichtigt ist.
Karlsruhe, 26. Juli. Die Herbst-
übungen werden nach definitivem Be-
schluß beim 14. Armeecorps nicht aus-
fallen. Die Kaissrparade findet am 11. Sept,
statt. Am 12. und 13. Septbr. sind Kriegs-
märsche und am 14., 15, und 16. Septbr. Ma-
növer des 14. gegen das 13. Armeecorps. Auf
wiederholte Anregung des Ministeriums des Innern
hat das General-Kommando angeordnet, daß Fourage
nur dann gefordert wird, wenn es sich um den
Tagesbedarf von 25 Pferden oder weniger handelt.
Jedoch wird auch hiervon abgesehen, wenn der Ge-
meinderath erklärt, daß die nöthige Fourage im
Gemeindebezirk nicht vorhanden ist. — Sobald die
Pferde länger als einen Tag mit Fourage zu ver-
sehen sind, wird die Fourage aus den militärischen
Magazinen geliefert. Das Generalkommando bat
ferner die Ouarticrverpflegung da verfügt, wo die
Gemeinde sich zur Gewährung einer solchen bereit
erklärt hat.
München, 25. Juli. Nach einer offiziellen
Mittheilung, welche gestern an die Blätter versandt
wurde, beabsichtigt die Regierung keineswegs die
Einberufung des Landtags wegen Futt er
noth.
Stuttgart, 26. Juli. Uebcr den Wegfall oder
die Beschränkung der Manöver ist bisher noch
nichts bestimmt worden, auch verlautet von gut
unterrichteter Seite, daß die Entscheidung in den
nächsten Tagen kaum zu erwarten sei. Dagegen
beabsichtigte das Kriegsministerium nach wie vor,
das zugesagte Entgegenkommen gegenüber dem vor-
handenen Bedürfniß zu bethätigen. Inzwischen
vermehren sich die Stimmen, die angesichts der
Nothlage auf Entscheidung dringen. Eine heute
in Ludwigsburg abgehaltene Versammlung von Ge-
meindebeamten, an der hundert Ortsvorsteher aus
ganz Württemberg theilnahmen, beschloß einstimmig,
die Negierung zu ersuchen, jedes Manöver, durch
welches die Feldfrüchte irgendwie beschädigt werden,
abzubestellen.
Darmstadt, 26. Juli. Bei den diesjährigen
Herbstübungen sollen nunmehr infolge der außer-
gewöhnlichen Ernteverhältnisse die Regimenter auf
den gewöhnlichen Uebungsplätzen bei ihren Garni-
sonen exerzieren. Das Infanterie-Regiment Nr. 118
exerziert auf dem Schießplätze bei Griesheim und
wird in den Baracken untergebracht. Für das

Eine öunkl'e HHcrt.
Roman von E. P. von Ar eg.

(Fortsetzung)
Das erschien dem Wirthe um so auffälliger,
weil er sich aus seine Nachfrage nach dem Freunde
vom Abend vorher erinnerte und zugleich wußte,
daß Hugo v. Flottwell bis zu diesem Augenblicke
nicht zurückgekehrt war. Er nahm nicht Anstand,
ven Polizeiofficianten von diesen Umständen in
Kenntnis; zu setzen, allein dieser, an derartige
Dorkommnisse aus der Praxis gewöhnt, legte aus
dieselben kein größeres Gewicht, zumal er sich dem
Glauben hingab, er habe es eben mit einem Be-
lauschten, nicht aber mit einem schwer Kranken
äu thun gehabt."
„Daß das Letztere der Fall war, sollte der
ändere Morgen lehren. Man sand meinen Vater
bewußtlos in schwerem Fieber infi Bett und ver-
anlaßte nunmehr sofort seine Ueberführung nach
dem Krankenhause."
„Dort ist er nach einem in den wildesten
Fieberphantasien verbrachten achtägigen Kranken-
lager am Nervenfieber verschieden, ohne bis zu
ninem letzten Augenblicke zum Bewußtsein zurück-
Zukehren. Aber es steht nach den Aussagen seiner
härter fest, daß er sich in seinen Phantasien
vnt nichts Anderem beschäftigt hat, wie mit Mord
^nd Blut."
„Das ist der Thatbestand, Leonore, wie ich
ihn schon selbst in allen seinen Einzelheiten kon-
natirt habe. Und nun kommt das Gerede in den

Mund der Leute, das sich an diese Thatsachen
hängt. Man flüstert es sich nicht nur in die
Ohren, sondern spricht es laut und unverhohlen
aus: um sich in den ungetheilteu Besitz der Erb-
schaft zu setzen, habe mein Vater nicht gezögert,
den Mann, dem er Freund zu sein heuchelte, in
eine geschickt gelegte Schlinge zu locken, zu er-
morden und zu berauben."
„Und ich, der ich der natürliche Vertreter der
Ehre meines Heimgegangenen Vaters bin, habe
nicht vermocht, diesem nichtswürdigen Gerüchte den
Kops zu zertreten; die aus meinen Antrag einge-
leitete und mit aller Umsicht geführte Untersuchung
hat zwar keinen einzigen Anhalt ergeben, wodurch
mein armer Vater einer direkten oder indirekten
Schuld an dem räthselhaften Verschwinden seines
Freundes geziehen wurde, aber eben so wenig
auch irgend etwas die Schuld eines andern zu
Tage gefördert."
„Das unglückliche Geld, das die Motive zu
jenem Morde hergegeben haben soll, ist bis zu
dieser Stunde vollkommen verschwunden und alle
meine Anstrengungen haben keine Spur von ihm
entdecken können."
„Armer Freund", erwiederte das Mädchen,
das mit Aufmerksamkeit und Spannung dieser
seiner langen Auseinandersetzung gefolgt war,
„Du und ich sind die am meisten Bedauerns-
werthen, die unter jenem entsetzlichen Unglücksfalle
zu leiden haben. Was nützt uns unsere feste Uebcr-
zeugung, daß jenes häßliche Gerücht gelogen hat,
so lange wir nicht im Stande sind, Beweise dafür
aufzubringen?"

„So ist es, Leonore", entgegnete er, starren
Auges vor sich hinblickend. „Wir sind beide ver-
ständig genug, einzusehen, daß der Sohn des an-
geblichen Mörders nicht die Tochter des Gemor-
deten sein Weib nennen kann. Was thaten wir
Armen dem Schicksal, daß es uns solche entsetzliche
Qual auflegt?"
Bei seinen letzten Worten erschien dst Pfarrerin
aus dem Gartenwege mit dem Nachmittagskaffee
auf dem großen Präsentirbrett. Der Pastor und
der Leutnant folgten ihr mit ernsten Mienen. Es
schien nicht, als ob die eben beendete Unterhaltung
begründete Aussichten auf eine baldige und glück-
li e Beilegung der Verlegenheiten des jungen
Borons von Flottwell gezeitigt hätte.
So waren vier Menschen von dem kleinen
Kreise mit ihren gegenseitigen Angelegenheiten viel
zu sehr beschäftigt,als daß sich eine lebhafte und
ausgedehnte Unterhaltung hätte entspinnen können.
Die Pfarrerin war die Einzige, die dafür Sorge
trug, daß das Gespräch, so lange man den
braunen Trank swlürste, nicht gänzlich in das
Stocken gerieth.
Unmittelbar nachdem man den Kaffee einge-
nommen, rüsteteten sich die Herren zu dem ver-
abredeten Besuch aus dem Gutshose.
Leonore blieb bei der Pfarrerin zurück, bis
sich der Tag zu neigen fbegann. Und als nach
ihrem Weggange der Pfarrer heimgekehrt war
und mit seiner Gattin das Abendbrot» in der
Unterstube einnahm, sagte er zu ihr, ohne daß sie
eine Frage stellte:
„Wie ich vorausgesehen habe, war alle unsere

Bemühung umsonst. Der Baron blieb dies Mal
hart wie Eisen und, ich muß gestehen, es ist ihm
auch wahrhaftig auch nicht zu verdenken. Ich fürchte
das Schlimmste für Hans."
5. Capitel.
Der Bürgermeister von Borkum, ein alters-
grauer und hochbetagter Mann, war, sobald ihm
der Mord gemeldet worden war und er vom
Baron erfahren, was er in dem vorliegenden
Falle, der ihm während seiner ganzen Amtsthätig-
keit noch nicht vorgekommcn, ungesäumt thun
müsse, mit dem nächsten Zuge nach der Hafen-
stadt gefahren, um bei dem dortigen Landgericht
Anzeige zu erstatten, daß auf der Flur seines
Heimathortes am Morgen ein Todter aufgefunden
worden sei, der entweder selbst Hand an sich ge-
legt oder von fremder Hand erschossen worden
sein müsse.
Und schon mit dem Mittagszuge langten in
der Begleitung des Bürgermeisters der Erste
Staatsanwalt und der Physikers in Borkum au
und bcgaben sich ohne Verzug, nachdem man
Träger und einen Korb zum Wegbringen der Leiche
im Dorfe rcquirirt hatte, an den Thatort. Dort
lag der Todte noch in derselben Lage, wie ihn
der Baron am Morgen gefunden hatte; zwei Ein-
wohner von Borkum, welche der Bürgermeister
vor seiner Abreise zur Ablösung des Todten-
gräbers dorthin postirt hatte, bewachten den leb-
losen Körper.
Der Staatsanwalt besichtigte alsbald den
Thatort und untersuchte mit seinem Begleiter auch
die Leiche selbst. Es schien ihm von vornherein
 
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