Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
No. 281 - No. 290 (28. November - 8. Dezember)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44142#0531

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nummer 281.

Neuer

Dienstag, 28. November 1893.


»

Expedition: Kcruptltratze Mp. 25.

Abounementspreis r
mit 8seitigem illnßrirtem Sonntagsblatt: monatlich
3S Pfennig frei in'S HauS, durch die Post bezogen
vierteljährlich 8V Pfennig ohne Bestellgeld.

für Heidelberg und Umgegend
(Mürger-Zeitung).

---—-
JnsertionSpreiör
die lspaltige Petitzeile oder deren Raum S Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
--- >»— > i
Expedition: Anuptstraße Wr. 25.

Gelesenstes Blatt Lir Stadt u. AEt LZerdelbevg rtmö Ll-irgegead. GVstztev Gvfslg fttv Inserate.

»V Telephon-Anschluß Nr. 102. -MU

Abonnements
auf den
General - Anzeiger
für Heidelberg und Umgegend
für den Monat Dezember
werden von sämmtlichen Austrägerinnen und
in der Expedition
H»rrrptftr«rf.;e N4k. 2»
-entgegengenommen. Abonnementspreis nur
35 Pfg. monatlich
frei in's Haus, einschließlich der achtseitigen
illukrirten Sonvlagsbeilage.
Neu eintretende Abonnenten erhalten
Kas Blatt bis Ende dieses Monats gratis.
Am Postschalter abgeholt 30 Pfg.,
von der Post frei ins Haus gebracht 45 Pfg.

o Warum muß die Reichseinkommen-
steuer progressiv sein?
Soll der Betrag für die Heeresverstärkung, deren
Kosten ja nicht mit der sog. Finanzreform ver-
quickt werden dürfen, unter Beiseitelassung aller
Bedrohung von Produktion und Fabrikation, sowie
alles drückenden Steuer- und Kontrollapparats auf's
Einfachste und Gerechteste aufgebracht werden, so
Muß man zur Reichseinkommensteuer greifen. Diese
aber wird dem schon vorher ausgemachten Grund-
satz (Belastung nur der stärkeren Schultern) und
zugleich dem Zweck der nothwendigen Ergiebigkeit
nur dann entsprechen, wenn sie progressiv ist und
zwar, um dies gleich auszusprechen, sehr rasch und
weitgehend progressiv.
Dieser höchst einfache und nahe liegende Ge-
danke, auf den man schon lange hätte kommen
sollen, anstatt sich mit indirekten Steuern selbst
M täuschen, wird nun aber als ungerecht bezeichnet
und als „confiskatorische Maßregel" etikettirt und
stracks von der Hand gewiesen, gleich als könne
Man in einem humanen Staat von so etwas gar
nicht reden. Und doch ist diese Steuer gerade die
Wahrhaft humane und die wahrhaft gerechte!
Human ist sie, weil dann dem armen Mann
Manche Last abgenommen, dem bemittelten aber
Gelegenheit gegeben würde, gerade und genau nach
dem Maß seiner Mittel zur Erhaltung des Ganzen

Die Jagd nach einer Erbin.
Roman von Hermine Frankenstein.
«6) (Schluß.)
Die Brands waren nicht in der Verfassung, Krieg
öu führen. Ihr gesetzwidriger Angriff gegen den
armen Jones, der glücklicherweise von einem vor-
ofifahrenden Bauern nach mehreren qualvollen
stunden aus seiner schrecklichen Lage befreit worden
tvar — die Vergiftung der Hunde in Trevor
Farm und mehr als alles andere die Thatsache,
uaß Sie im Unrechte waren, und daß in einem
Prozesse jeder Richter gegen Sie entscheiden würde
ja noch mehr, daß Sie wegen der schlechten
Behandlung Beatrix's noch zur Rechenschaft ge-
zogen werden könnten, veranlaßte sie, sich in das
Unvermeidliche zu fügen und den Rückzug anzu-
treten.
Demgemäß reisten Sie nach dem Orte ab, wo
Frau Brand sie erwartete, und die drei beeilten
nch gar sehr, England zu verlassen und nach dem
Festlande zu reifen.
42. Kapitel.
Die Nacht und der Morgen.
Die Betrügerin war betrübt und niederge-
schlagen. Ein Vorgefühl kommenden Unheils drückte
chre schuldbeladene Seele nieder. Sie wußte, daß
me Baronin hinabgegangen war, um mit ihrem
Verwalter über diese Mordangelegenheit zu sprechen.
Sie wußte, daß Hyslop um diese Zeit die
Dienerschaft bereits gesehen, sich überzeugt haben
Wußte, daß Finette nicht diejenige sei, welche er

beizutragen, und nicht mehr als billig und gerecht
ist sie, weil der Bemittelte und Reiche von einem
gedeihlichen und geschützten Zustand des ganzen
Staates weit mehr hat, als der Arme und der
wenig Bemittelte. Der Arme hat kein Haus, kein
Feld, kein Kapital; sehr viele der werthvollsten
Einrichtungen, die unter dem Schutz, theilweise
mit Mitteln des Staates blühen, wie höhere
Schulen bis zur Hochschule hinauf, Kunstanstalten
rc. bieten ihm nichts, dem Reichen unendlich viel
für sich selbst und für seine Familie. Auch die
größeren Geschäfte, in welche sich dieser vermöge
seiner Kapitalkraft, sei es allein oder in Gesell-
schaft mit Anderen einlassen kann, oder auch nur
der ruhige Bezug von Gehalten oder Kapitalzinsen
— lauter Einkommenquellen, die nur in einem
fest gefügten und wohlgeordneten Staat ungestört
fließen können — bat der Staat nur Dem zu
schützen, der ein großes Einkommen hat. Da ist
es doch gewiß nur gerecht, wenn dieser Begünstigte
auch mehr zur Erhaltung, zum Schutz des Ganzen,
d. h. des Staates oder des Reiches beiträgt.
Das thut er auch, antwortet man hierauf. Es
ist wahr. Allein, einmal thut er es nicht .bei
allen denjenigen Steuern, welche als Kopfsteuern
wirken, wie z. B. Salzsteucr re. Und sodann:
er sollte es noch viel, viel mehr thun, als es bis
jetzt geschieht! Nicht nur müßten diese Kopfsteuern
wegfallen, sondern das bessere Einkommen müßte
auch in rasch steigender Progression herangezogen
werden, schon lange und jetzt ganz besonders, wo
man ausdrücklich zugesichert hat, daß nur die stär-
keren Schultern die neuen Lasten tragen sollen.
Auf eine fühlbare Progression der Einkommen-
steuer , nicht bloß auf einfache Zunahme der-
selbe, wäre aber deßhalb abzuschen, weil die Vor-
theile, welche ein höheres Einkommen bietet, mit
dem Einkommen nicht nur einfach, sondern pro-
gressiv und zwar sehr rasch progressiv zunehmen.
Wer eine sehr große Einnahme genießt, erhebt
sich nicht bloß eine unscheinbare Kleinigkeit über
seinen ärmeren Nachbar, sondern höchst bedeutend,
höchst fühlbar, in beängstigender Progression, nicht
bloß quantitativ, sondern beinahe qualitativ. Eine
tiefe, unüberbrückbare Kluft thut sich zwischen
beiden aus. Während sich der Eine um Nickel
und Kupfer abmüht, spielt der Andere mit Gold
und Silber. Während der Eine kaum des Lebens
Nothdurft herausschlägt, bietet dem Anderen das
Leben die manchfachsten Vortheile und Genüsse.
So macht also ein besseres Einkommen in pro-
gressiver Weise Anspruch ans den Schutz des
Staates und zwar sowohl für den Genuß des
Einkommens, wie auch für den ungestörten Be-
trieb der Quellen, aus denen es fließt.
Aber auch das Einkommen selbst, insbesondere
das aus Kapitalzinsen stammende wächst nicht

suchte, und sie wagte zu hoffen und zu glauben,
daß er sich enttäuscht und entmuthigt entfernen
werde, um zu feinen Angehörigen nach Lancashire
zurückzukehren.
„Ist er vielleicht jetzt unten mit Lady Folliot
und dem Verwalter?" fragte sie sich selbst. „Ist
er hier, um zu sagen, daß sein Argwohn durch-
aus thöricht war, und daß er jede fernere Ein-
mischung in diese Angelegenheit aufgebe. Der
Teich hier im Parke ist nicht untersucht worden.
Es wird nie eine Spur von dem Geheimnisse
aufgefunden werden. Ich muß mich nur noch in
einem Punkte hüten. Hyslop darf mich nicht
sehen. Er hat mich immer gehaßt. Er hat mich
sehr oft im Kostüme gesehen, wenn ich für das
Theater vorbereitet war. Ich glaube, daß er mich
erkennen würde trotz aller Schminke und gefärbter
Haare. Ich werde mich auf meinem Zimmer ver-
halten, bis ich höre, daß er das Haus verlassen
hat. Und wenn er fort von hier ist, dann will
ich nach London oder Brigton gehen, um eine
Luftveränderung zu haben. Die ganze Angelegen-
heit hat mich sehr angegriffen.
Sie ging im Zimmer auf und ab und ihre
Gestalt bebte vor Aufregung. Dieses schreckliche
Vorgefühl nahm immcrmehr überhand. Dunkle
Nacht schien sich auf ihre Seele herabzusenken und
sie einzuhüllen. Sie versuchte sich zu beruhigen,
— über ihre Befürchtungen zu lachen — aber
sie konnte dieses tödtlich bange Gefühl nicht ab-
schütteln, das mit jedem Augenblicke drückender
wurde.
„Wenn man mich entlarvt," sagte sie sinnend,
„werde ich wohl zum Tode verurtheilt. Kaspar

einfach, sondern progressiv, und dies in einer
rapiden Weise. Scherzhaft sagt man: nur die
erste Million macht Mühe bis sie erworben ist.
Bald aber arbeitet das Geld selbst weiter, mit
magnetischer Kraft, immer das dazu erworbene
ebenfalls gleich wieder mit; das Kapital steigt
durch Zins und Zinsseszinse, große gewinn-
bringende Geschäfte thun sich dem groß gewach-
senen Kapital auf und es wächst nicht nur ein-
fach weiter, sondern in stets rascherem Tempo,
in stets steigender Progression, weithin alles an-
dere beherrschend, überwuchernd, unterdrückend.
Es ist nur gerecht, wenn mit progressiv steigendem
Einkommen auch die Einkommensteuer ebenso pro-
gressiv steigt und es ist unbillig und ungerecht,
wenn man dies einfache und durchsichtige Verhält-
niß ignorirt. Zugleich wird ebendamit, d. h.
wenn diese Steuer wirklich konsequent durchgeführt
wird, ein Sicherheitsventil an dem überheizten
Dampfkessel der Gesellschaft geschaffen, welches bei
den kleineren Explosionen, die schon häufig genug
vorkommen und bei der großen, welche nach-
kommen soll, fast so nothwendig wäre, wie das
liebe Brod: durch diese Steuer würde dem An-
wachsen größer Vermögen, welche Alles nieder-
drücken, Einhalt gethan werden.
Konfiskation — ja so kann diese Steuer ge-
nannt werden, insofern sie private Vermögenstheile
dem Fiskus resp. dem Staatsganzen zuführt. Dies
thut sie jedoch nicht im höheren Maße, als dies
jede Steuer thut, denn auch der kleinste Steuer-
betrag, den man dem Fiskus oder dem Staat
bezahlt, ist in dem Sinn Konfiskation, daß hier-
mit ein Vermögenstheil dem Privatbesitz ent-
nommen und dem Staat zugewiesen wird. Auf
die Größe der bezahlten Summe kommt es dabei
gar nicht an; der kleine Mann spürt vielleicht
seine kleine Steuer beim Bezahlen mehr als der
großes wenn er seine höchst progressive Einkommen-
steuer erlegt. Denn diese wird doch immer nur
vom Einkommen und von den Zinsen erhoben,
nicht aber vom Kapital, nicht von der Lebens-
kraft und darum darf man sagen: der Ansatz
einer bedeutenden Progression ist gerechtfertigt,
aber die Brandmarkung dieser Steuer als „Kon-
fiskation" ist es nicht.
Deutsches Reich.
Berlin, 27. November-
— Ursprünglich hatten bekanntlich die Reichs-
tagsabgeordneten freie Fahrt auf sämmtlichen deutschen
Eisenbahnen. Diese Vergünstigung, die von Ab-
geordneten vielfach zu Agitationsreisen während
der Reichstagstagung ausgenutzt wurde, ist dann
vom Fürsten Bismarck im Jahre 1884 dahin be-
schränkt worden, daß die Freifahrt sich nur von
dem Wohnsitz deö Abgeordneten nach Berlin er-

sagte es mir. Aber sie sollen mich nicht hängen
— niemals! ich werde mich vorbereiten — man
weiß nicht, was geschehen kann."
Sie nahm ihre Schlüssel heraus, dann ging
sie in ihr Nebenzimmer, sperrte ihren Koffer auf
und das Toilettenkästchen, das in demselben auf-
bewahrt war.
Aus dem letzteren nahm sie ein kleines Fläsch-
chen heraus, in welchem sich ein einziges weißes,
durchsichtiges Kügelchen befand. Dieses Fläschchen
steckte sie in ihre Tasche.
Dann sperrte sie den Koffer wieder zu und
schaute sich lange mit furchtbaren Blicken in ihrem
Ankleidezimmer um.
Ihr Ankleidetisch war unbedeckt und die ver-
goldeten Elfenbein-Etuis lagen offen umher; auch
ihre Schmuckkästchen waren offen und das Funkeln
des Geschmeides fiel ihr in die Augen. Ein Rosen-
Seidenkleid mit echten Spitzen geputzt lag auf
einem Stuhle ausgebreitet. Parfümfläschchen
waren auf den Tisch verstreut. Ein indischer
Shawl lag auf einem Sopha ausgebreitet. Das
schuldbeladene Weib liebte all' diese Dinge aus
ganzer Seele und sie murmelte jetzt mit seltsamem
Lächeln:
„Komme, was da wolle, ich habe wie eine
Prinzessin gelebt. Ich bin geliebt, gehätschelt
und geschmeichelt worden; ich habe Seidenkleider
und Juwelen getragen, hatte meine eigne Dienerin
für mich und habe Geld verschwendet nach
Herzenslust. Wenn ich in solchem Reichthum
geboren wäre, wäre ich so gut geworden, wie
andere Frauen. Es ist nicht mein Fehler allein.
Wenn Kaspar mäßig und fleißig gewesen

streckte. In der Rede, welche Fürst Bismark da-
mals im Reichstage hielt, erwähnte er, ein Abge-
ordneter habe die Freifabrt so gemißbraucht, daß er
während 8 Monaten 17 000 Kilometer verfahren
habe. Jetzt, da der so hergenommene Abgeordnete
todt ist, wird man wohl sagen dürfen, wer gemeint
war: der Kolmarer Abgeordnete Karl Grad.
Und man wird wohl hinzusetzen dürfen, daß er die
Reisen nicht zu Agitationszwecken machte, sondern
um sich über die Zustände und Verhältnisse in
Altdeutschland zu unterrichten und seinen Lands-
leuten darüber Bericht zu erstatten. Ein Mißbrauch
lag also da sicherlich nicht vor, eher hätte Grad ein
Lob verdient. Jetzt nun, im Jahre 1893, also
fast ein Jahrzent nach der „Maßregelung", haben
Vorstand und Seniorenkonvent des Reichstages
den Antrag auf Wiederherstellung jener Vergünsti-
gung gestellt.
— Die erste Schlacht wegen der Handels-
verträge ist vorüber, man hat mit großer Mehr-
heit der Kommission die eingehende Berathung zu-
gewiesen und damit den Streitpunkt zunächst aus
der Gesichtslinie gerückt. Daß schon in diesem
Schritte ein Erfolg der agrarischen Bewegung liegt,
läßt sich, wie immer das schließliche Ergebniß aus-
fallen möge, nicht ableugnen. Wäre die Stellung
der Regierung bezüglich ihrer Vertragspvlitik, so
gesichert und gedeckt wie zur Zeit der Vertrag-
schließung mit Oesterreich-Ungarn und Italien, so
hätte man den zeitraubenden Weg nicht beschritten
und die Verträge mit Rumänien, Spanien und
Serbien wären ganz im Charakter der früheren
Vereinbarungen als bloße Nachträge einfach durch
die parlamentarische Gnadenpforte gegangen ohne
viel Hindernisse.
— Die erste Lesung des R ei ch sh a u sh a lts-
Etats dürfte mindestens drei Sitzungen in An-
spruch nehmen, wobei mindestens ein Mitglied von
jeder Partei das Wort ergreifen wird. Schon jetzt
ist man darüber einig, den Etat geschäftlich genau
so zu behandeln, wie in früheren Jahren, d. h.
die wichtigsten Theile des Etats der Budgetkom-
mission zu überweisen und die sogenannten „kleinen
Etats" ini Plenum zu erledigen. Wahrscheinlich
wird der sogenannte Schwerinstag in dieser Woche
ausfallen und damit die Erörterung über den Je-
suiten-Antrag des Zentrums bis Mittwoch den 6.
Dezember vertagt bleiben. Unmittelbar an die
erste Lesung des Etats wird sich die erste Lesung
der Steuergesetze anschließen, und zwar beginnend
mit dem Entwurf über Neuregelung der Reichs-
finanzen.
Die Kommission für das bürger-
liche Gesetzbuch erledigte den Rest der Vor-
schriften über das Verlöbniß. Es wurde hierzu
noch besonders ausgesprochen, daß das Ver-
sprechen einer Strafe zum Zweck der Aufrechter-

wäre, wäre ich ein braves, fleißiges Weib ge-
worden. Welch' ein sonderbares Leben ich doch
gehabt habe."
Sie seufzte und kehrte in ihr Boudoir zurück.
„Nun, wenn das Schlimmste herankommt,"
sagte sie, auf- und abgehend, kann ich ihnen doch
entschlüpfen," und steckte ihre Hand in die Tasche.
„Aber warum rede ich so? Ich glaube, ich hatte
nie eine solche Angst. Ich hatte dieses Gefühl
nicht, als mein Kind todt war und die Nacht,
nachdem der Kaspar starb, schlief ich ruhig wie
ein Kind. Ich bin thöricht, Alles ist in Ordnung.
Was könnte geschehen?"
Sie warf sich auf ein hellblaues Seidensopha
und blieb mit geschlossenen Augen liegen. Schritte
wurden in der Halle gehört. Lady Folliot kam
ganz leise, doch mit Spuren bedeutender Auf-
regung in ihren Zügen herein.
Die Baronin war mit Lambton und Hyslop
zur Boudoirthüre gekommen und hatte die beiden
Herren ersucht, vor derselben zu warten, während
sie eintrete und Fräulein Bermyngham auf ihren
Besuch vorbereite. Die Thür war nur angelehnt
geblieben und die beiden Männer hinter derselben
konnten zwar nicht sehen, jedoch ganz genau hören,
was drinnen vorging.
„Nerea, mein Liebling," sagte die Baronin,
sich dem Sopha nähernd, „fühlst Du Dich jetzt
besser? Ist der Schmerz aus Deinem Herzen
verschwunden?"
Die Betrügerin schlug matt die Augen auf.
„Ja, ich fühle mich besser, Tante Folliot,"
sagte sie mit leiser Stimme. Aber ich bin noch
immer krank. Ist etwas Neues vorgefallen?"
 
Annotationen