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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 281 - No. 290 (28. November - 8. Dezember)
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Nummer 285.

1. MeihnrrchLs-Ausgrrhe.
Neuer

Samstag, 2. Dezember 1893.

General-GAnMer

*- ... - .
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für Heidelberg und Umgegend
(Würger-Zeitung).

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erschienenen Romans nach.

Deutsches Reich.
Berlin, 1. Dezember.
— Durch die Blätter ging kürzlich die Mit-
theilung, der Kaiser habe erklärt, daß das National-
den km al für Kaiser Wilhelm I. kein Volks-
denkmal, sondern ein Denkmal für die Hohenzollern-
dynastie werden solle. Nach Versicherungen, die im
Reichstage von glaubwürdiger Seite gegeben wurden,
hat der Kaiser eine Aeußerung in dieser Fcm oder
auch in ähnlichem Sinne nicht gethan.
— Seltsame volkswirthschaftliche Anschauungen
hat Herr v. Fr ege zum Besten gegeben. Er
empfiehlt die In sera tensteu er, weil das Jn-
seriren zu einem Krebsschaden geworden sei. Jeder
Eewerbtreibende werde durch die Konkurrenz ge-
zwungen, ebenso zu inseriren, wie es seine Erwerbs-
genossen thun, auch wenn er die Kosten nur schwer
auftreiben könne. Selbst wenn es wahr wäre,
daß das Inseriren volkswirthschaftlich eine Ver-
schwendung darstellte und die darauf verwendeten
Summen nicht einbringe (eine Meinung, die
offenbar verkehrt ist), so versteht man nicht, wie
eine Jnseratensteuer dem vermeintlichen Uebcl ab-
helfen könnte. Herr v. Frege sollte vielmehr
zwingend logischer Weise schließen, was jeder Ver-
ständige schließen muß, daß nämlich die Jnseraten-
steuer die großen und leistungsfähigen Gewerbe-
treibenden nicht im Geringsten hindern würde,

ihre Geschäfte und Fabrikate im Publikum durch
Zeitungs-Annoncen auch fernerhin zu empfehlen,
und daß sie die Kosten nur als Auslagen be-
trachten würden, die sie sich durch Preisaufschläge
auf die Maaren reichlich wieder hereinholten. Was
wäre also die wirkliche Folge einer Jnseratensteuer?
Daß die mittleren und kleinen Geschäftstreibenden,
zumal d'e Handwerker, den jetzt noch möglichen
Konkurrenzkampf auf dem Boden der Zeitungsbeilagen
einzustellen hätten. „Vernunft wird Unsinn, Wohl-
that Plage" darf man als Motto zum wundersamen
Frege'schen Jnseratensteuer-Vorschlage sagen.
— Wenn die Berathung des Jesuiten-
antrags beendet ist, fallen die rückständigen
Vorlagen auf die Tagesordnung gesetzt werden,
betr. die Kampfzölle mit Rußland, Vertrag mit
Columbien, Militärpensionsgesetz, Unterstützungs-
wohnsitzgesetz. Am Montag sollen dann die
Steuergesetze zur Verhandlung kommen und ohne
weitere Pause berathen werden.
— Der Antrag der Deutschen Ne form -
partei auf Freilassung des Abg. Ahlwardt ist
zurückgezogen und im Reichstage folgender neuer
Antrag von dieser Fraktion eingebracht worden:
„Ohne Genehmigung des Reichstages kann kein
Mitglied desselben während der Sitzungsperiode
wegen einer mit Strafe bedrohten Handlung zur
Untersuchung gezogen oder verbaftet werden, außer
wenn es bei Ausübung der That oder im Laufe
des nächstfolgenden Tages ergriffen wird. Die Voll-
streckung von Freiheitsstrafen gegen Reichstagsabge-
ordnete wird durch den Beginn der Session ohne
Aufschub unterbrochen." Dieser Antrag soll als
Deklaration zu Art. 31 der Verfassung dienen.
— Die s o z i a l d e m o k r a t i s ch e Pa r tc i
hat dem Reichstag einen Gesetzentwurf eingebracht,
welcher bezweckt, d i e G e w er b eo rd n u n g für das
deutsche Reich in ihrer gegenwärtigen Fassung in
Elsaß-Lothringen einzuführcn.
— Dem „Vorwärts" zu Folge ist der bekannte
Sozialist Toelle im Alter von 76 Jahren ge-
storben.
— Der bereits angekündigte, aber nunmehr um-
gestaltete Antrag Benda und Genossen betreffend
die Eisenbahnfahrkarten der Reichstagsab-
geordneten hat nunmehr folgenden Wortlaut erhalten:
„DerReichstag wolle beschließen, den Herrn Reichs-
kanzler zu ersuchen, die den Mitgliedern des Reichs-
tags gewährten freien Eisenbahnfahrkarün unter
den Bedingungen, wie dieselben von Beginn der
zweiten bis zum Schluffe der fünften Legislatur-
periode in Gebrauch gewesen sind, wiederherzustellen
und dem Reichstage von der Entschließung hierüber
schleunigst Mittheilung machen zu wollen."
Stuttgart, 2. Dez. Die Schärfe, mit welcher
von Seiten der hiesigen nationalliberalen Partei
gegen die Reichsweinsteuer vorgcgangen wird, er-

regt hier allgemeine Befriedigung. Auf Veran-
lassung unseres Rtgs.-Abgeordneten Gustav Siegle,
welcher dem Gemeindcrath gegenüber erklärte, er
stehe vollkommen aus dem Boden der von dem-
selben gegen die Weinsteuer gerichteten Petition,
ist heute ein Flugblatt erschienen, das einen außer-
gewöhnlich scharfen Ton anschlägt. Es wird u. A.
darin gesagt: Die neue Weinsteuer betrage das
anderthalbfache des altesi Zehnten, und dabei soll
das Volk ruhig bleiben? Welche Laufereien,
Schimpfereien, Schreibereien werde es geben, bis
die Wein- und „Kellerschnüffler" befriedigt wären?
Und dieses Schauspiel, diese Aufregung der Ge-
müther, werde sich Jahr für Jahr wiederholen.
Man vermehre nur gleich die Landjäger und die
Gerichte, denn der Majestätsbeleidigungen wäre
kein Ende. Morgen will die Deutsche Partei eine
Volksversammlung in Sachen der Weinsteuer ab-
halten.
Ausland.
Wien, 1. Dez. Wie hierher gemeldet wird,
wird der nächste russische Ministerrath unter dem
Vorsitz des Czaren darüber berathen, welche Stellung
Rußland gegenüber der deutschen He eres Ver-
mehrung einnchmen soll und ob das russische
Heer gleichfalls zu verstärken sei.
Wien, 1. Dez. Im Gegensatz zum Coali-
tions-Ministerium ist es jetzt hier zu einer slavi-
schen K o a l i ti o n gekommen, welcher Jung- und
Altczcchen, Slovenen und Kroaten angehören.
Paris, 1. Dez. In politischen Kreisen ver-
lautet: Angesichts der großen Schwierigkeiten,
welchen Spuller bei dem Versuch zur Kabinetsbildung
begegnet sei, habe Präsident Earnot wieder Casimir
Perier berufen. Er habe ihm erklärt, er sei müde
und erschöpft von all den ihm entgegentretenden
Hindernissen, er wolle die Präsidentschaft der
Republik niederlegen. Er werde zugleich ein
Manifest an die Bevölkerung richten. Ob ein
Ministerium Perier zustande kommt, ist zur Zeit
noch ungewiß. Perier nahm indes einstweilen den
Auftrag an und konferirte mit Burdeau und
Spuller._
Deutscher Reichstag.
Berlin, 1. Dezember.
Am Bundcsrathstische befinden sich Graf von
Caprivi, von Bötticher, Frhr. von Mar-
schall.
Auf der Tagesordnung steht: erste, eventuell
zweite Lesung des Antrages des Grafen Hompesch,
betreffend die Aufhebung des Jesuitenge-
setzes.
Graf Hompesch (Zentr.) befürwortet den
Antrag, welchen seine Partei mit Entschiedenbeit
vertreten werde, denn der Antrag entspreche den
Rechten des katholischen Volkes. (Beifall im Zen-
trum.) ES liege kein Grund vor, das Gesetz auf-

recht zu erhalten, welches der erregten Zeit des
kirchenpolitischen Kampfes entstamme. Die Je-
suiten seien rein und makellos aus der Prüfung
hervorgegangen. Es habe sich nicht gezeigt, daß
sie friedensstörerisch gewesen wären. Allen gegen
die Jesuiten gerichteten Verdächtigungen gegenüber
halte seine Partei fest an dem Protest des Epis-
kopats vom Jahre 1872. Möge die Regierung
ernst überlegen, ob es weise ist, ein Gesetz auf-
recht zu erhalten, das Millionen Deutscher verletzt.
Wir wollen nicht, daß das Banner der Sozial-
demokratie auf unseren Häusern weht. Wir wollen
der sozialistischen Thätigkeit eine antisozialistische
entgegensetzen.
Äbg. Frhr. v. Manteuffel (kons.) erklärt
namens seiner Partei, daß dieselbe stets bereit ge-
wesen sei, den Kulturkampf zu bescitinen. Die
Partei habe aber niemals in dem Jesuitengesetz
ein Kulturkampfgesetz erblickt. Die Aufhebung
würde den konfessionellen Frieden nicht fördern.
Seine Partei werde mit wenig Ausnahmen gegen
den Antrag stimmen.
Abg. M erb a ch (Reichsp.) erklärt, die Grund-
sätze des Jesuitenordens seien mit den Grund-
sätzen des modernen Staates schwer vereinbar. Die
Jesuiten stören das friedliche Zusammenleben den
verschiedenen christlichen Konfessionen. Bei allem
Entgegenkommen gegen die berechtigten Wünsche
der Katholiken müsse seine Partei der Aufhebung
des Jesuitengesetzes widersprechen. Seine Partei
habe zum Bundesrath das volle Vertrauen, daß er
durch keinerlei Nebenabsichten sich bestimmen lassen
werde, die Zulassung des Jesuitenordens, welcher
in den weitesten Kreisen viele Beunruhigung er-
zeugt, zuzustimmen. Die Protestanten wollen mit
den katholischen Mitbürgern in Frieden leben. Sie
verlangen aber Achtung vor ihrem Glauben, welche
der Jesuitenorden nicht hat. Seine Zulassung
würde zur Verschärfung der konfesionellen Gegen-
sätze führen.
Abg. Dr. v. Marquaedsen (natl.) erklärt,
die Zulassung der Jesuiten in Bundesstaaten mit
gemischter Bevölkerung sei nicht zu empfehlen. Seine
Partei lehne den Antrag ab.
Abg. Holle ufer (kons.) erklärt, er werde
mit einigen Freunden sich der Abstimmung ent-
halten.
Ab. Lotze (Ant.) erklärt, die Reformpartei
stelle es ihren Mitgliedern frei, nach eigenem Er-
messen zu stimmen.
Abg. Schröder (freis. Ver.) bestreitet, daß
das Jesuitengesetz ein Kulturkampfgesetz sei. Die
Jesuiten seien für die katholische Kirche nicht un-
umgänglich nothwendig, wie selbst ein Papst gezeigt
habe. Seine Partei lehne den Antrag ab.
Abg. Lieber (Centrum) erklärt, die katholische
Kirche brauche den Jesuitenorden zur völligen Er-

ALeXcr
oder
Auf dunklen Wegen.
Roman von Dr. Ed. Wagner.
3) (Fortsetzung.)
Die Hände der Räuber hielten Lord Kings-
court's Kopf fo fest, daß er sich wie in eisernen
Klammern befand. Ein Chaos von seltsamen
Gefühlen drängte sich in seine Brust: Zorn gegen
feinen Freund, Erbitterung gegen das Schicksal,
ein Gefühl von Erniedrigung, eine schreckliche
Angst, — das Alles wagte und stürmte in ihm.
In so schmählicher Weise gekennzeichnet zu werden,
schien ihm schrecklicher als der Tod.
Sein verzweifeltes Ringen hatte ihn ermattet,
und in einer Art Bewußtlosigkeit schloß er die
Augen, als Spiridion mit erhobenem Degen und
grimmiger Miene auf ihn zutrat.
In diesem Augenblick kam durch den Eingang
aus der äußeren Höhle ein Mädchen, schön und
lieblich wie ein Engel; ihre flammenden Blicke
durchflogen den großen Raum, und augenblicklich
die Situation begreifend, eilte sie vorwärts und
ihre Stimme tönte klar und melodisch durch die
Höhle, als sie bestürzt ries:
„Spiridion! Halt!"
3. Kapitel.
Befreit.
Die Ankunft des jungen Mädchens in der
Räuberhöhle wirkte auf die Banditen sowohl,
kie auf die Gefangenen wie das Erscheinen eines
Engels. Bei'm Klange der lieblichen, klaren

Stimme wandte der Hauptmann erschreckt seinen
Kopf nach dem Eingang um, das Schwert er-
hoben haltend; seine Augen verriethen Bestürzung,
Bewunderung und Verwirrung.
Lord Kingscourt schlug, ebenfalls erschreckt,
die Augen auf, M. Kolly, Briggs und jede:
Räuber betrachteten die seltsame Erscheinung mit
Verwunderung und Staunen.
Sie eilte rasch und fast geräuschlos bis in die
Mitte des großen Raumes und blieb im vollen
Schein des Feuers stehen, nur wenige Schritte
von der Gruppe entfernt, aufwelche vor ihrem Ein-
treten alle Augen gerichtet waren.
Sie war kaum zwanzig Jahre alt, zart und
schlank wie eine Palme, mit zierlichem stolz er-
hobenem Kopf, von welchem eine Fülle gold-
blonden Haares auf den schlanken Nacken fiel,
und mit einem wundervoll schönen, lieblichen
Gesicht, dessen vollständiges Oval mit bezaubernder
Anmuth das Gepräge von Geist und Seelenadel
verband. Ihre tiefblauen Augen glänzten in
edler Begeisterung, ihre halb geöffneten, zart
geformten Lippen, eine Reihe blendend weißer
Zähne durchschimmern lassend, zuckten leise vor
Entrüstung.
Sie war in griechischer Nationaltracht, hatte
griechisch gesprochen; aber dennoch schien sie nicht
von griechischer Abstammung zu fein. Etwas in
ihrem Wesen, in ihrer ganzen Erscheinung gaben
Lord Kingscourt und Mr. Kollys die Ucber-
zeugung, daß sie von englischer Geburt und von
edlem Blut sei. Selbst in diesem Augenblick
ihrer großen Erregung war es nicht zu verkennen,
daß sie vornehm erzogen und hoch gebildet war.

„Sie hier?" stieß Spiridion hervor, als er
sich von seinem Erstaunen erholt hatte. „Sie,
Mylady!"
„Ja, ich bin hier!" antwortete das Mädchen,
jetzt weiß wie eine Lilie, aber noch muthvoll und
entschlossen, und den Räuber mit großen, furcht-
losen Augen anschend. „Ich bin zur rechten Zeit
gekommen, um die unglücklichen Engländer zu
retten!"
„Wie kamen Sie hierher?" forschte Spiridion.
Wie entdeckten Sie den geheimen Eingang zu
unserer Höhle?"
„Es war nicht so schwer", erwiderte das
Mädchen rasch. „Ich habe längst gewußt, daß
Sie Spiridion, der Banditenhäuptling sind, ob-
wohl ich, wie Sie wissen, ihre Bekanntschaft
unter einem anderen Namen machte. Wie Jeder-
mann, hörte auch ich von zwei Engländern, die
sich in Ihrer Gefangenschaft befinden. Ich las
gestern in Athener Zeitungen, die ich zufällig
erhielt, daß heute die Frist von dren Monaten,
die Sie zur Zahlung des Lösegeldes bestimmt,
abgelaufen, daß ihr Freund mit dem Lösegeld
nicht angekommen ist und daß der furchtbare
Spiridion ohne Zweifel sein Wort halten und
sie verstümmeln würde. Ich konnte ihr Unglück
nicht aus den Gedanken los werden; die ganze
Nacht habe ich daran gedacht, und heute machte
ich mich aus nach den Bergen in der Hoffnung
S>e zu sehen, und dann Sie zu bitten, die Ge-
fangenen zu entlassen."
„Weiter", sagte Spiridion, als sie eine
Weile schwieg.
„Ich bin den ganzen Nachmittag umherge-

irrt," fuhr das Mädchen fort, „wurde müde
und wollte verzweifelnd umkehren, als ich Ihren
Bruder vorsichtig kommen sah, welcher bei jedem
Schritt scheu umkerspähte. Ich dachte, daß er
auf dem Wege zu Ihrem Versteck sein müsse.
Ich folge ihm mit dem Gedanken und in der
Hoffnung, die Gefangenen ihrem furchtbaren
Schicksale zu entreißen, hielt mich aber so, daß
ich seinen Späherblicken entging. Ich schlich
ihm nach, und als er in dem geschickt versteckten
Eingang zu Ihrer Höhle verschwand, wartete
ich, um meinen Muth zu sammeln. Dann
folgte ich ihm. Während er seinen Bericht
abstattete, stand ich in der äußeren Höhle.
Hätten Sie die Gefangenen geschont, würde ich
so still zurückgegangen sein, wie ich gekommen
bin. Sie aber wollten sie verstümmeln, und das
konnte ich nicht zulassen!"
Sie sah ihn unerschrocken an ; keine Spur von
Furcht war in ihrem schönen, offenen Gesicht zu
entdecken, nur ein ernstes, eindringliches Bitten.
„Sie sind verwegen!" sprach Spiridion, der
sein Staunen nicht verbergen konnte. „Bei'm
Teufel, Sie sind verwegen, Mylady. Den Löwen
in seiner Höhle aufzusuchen, — Spiridion in
seinem Versteck!"
Unter den Räubern entstand eine drohende
Bewegung, ihre Hände griffen nach den Waffen.
„Sie haben unser Geheimniß ausfindig ge-
macht", fuhr der Hauptinan fort. Sie wissen den
Weg zu unserm Versteck. Wären Sie ein Mann,
würde ich Sie niederschießen aus der Stelle, wo
Sie stehen. Eine solche Kenntniß, wie Sie die-
 
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