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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 281 - No. 290 (28. November - 8. Dezember)
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Nummer 286.

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Montag, 4. Dezember 18S3.


General-GAnzeiger

für Heidelberg und Umgegend

Expedition: Kauptftrcrße Mr. L5.

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mit inseitigem illustrirtem Senutagsblatt: monatlich
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holung entsprechender Rabatt-

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belesenstes Blatt rir Stcrdt rr. AurL Heidelberg uird Llsugege^rd. Ovösztev Gvsslg si're Inseucrte.

SW- Telephon-Anschluß Nr. 102. -DU

und

nur

Die Etatsdebatte im Reichstag.
Die viertägigen Reichstagsverhandlungen über
"en Etat von 1894/95, welche mit der Ueber-
keisung der wichtigsten Kapitel an die Kom-
mission endigten, haben, wie das bei der ersten
Lesung zu sein pflegt, mehr andere Dinge zur
Sprache gebracht, als den Etat selber. Was zu-
nächst diesen anlangt, so schließt er in Einnahme
Und Ausgaben mit ungefähr 1s/z Milliarden,
Aobei indeß zu berücksichtigen ist, daß über */g
Milliarde, betr. Matrikularbeiträge und Ueber-
^isungen an die Einzelstaaten, nur rechnungs-
mäßig im Etat figuriren, so daß tatsächlich für
Aeichsausgaben und Einnahmen noch nicht eine
Milliarde herauskommt; freilich auch so in rascher
Steigerung der Jahre übergenug! Die Matri-
Warbeiträge für 1894/95 sind mit 420 Millionen
^ark eingesetzt, d. i. fast 40 Millionen mehr
^2 im laufenden Jahr; die Ueberweisungen sind
N etwa 6 Millionen größer, so daß der Aus-
M fstr die Einzelstaaten über 33 Millionen aus-
Ncht. Dazu kommen 23 Millionen vorerst den
^Nzelstaaten zur Last fallende Kosten des neuen
?"litärgesetzes für das erste Halbjahr seiner Gel-
Ng von Oktober 1893 bis April 1894, so daß
NE für die Einzelstaaten ein Minus von 56
Millionen gegen das laufende Jahr ergiebt. Die
Bernden Ausgaben des Militäretats haben sich
Vs 32 Millionen, bezw. 55 Millionen erhöht.

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Neuen
General - Anzeiger
für Heidelberg und Umgegend
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HnnP»tftir<rtze Nv. 2S
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35 Pfg. monatlich
frei in'S Haus, einschließlich der achtseitigcn
illustrirterl Sountagsbeilage.
Am Post sch alt er abgeholt 3l> Pfg.,
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Erschienenen Romans nach.

Reichstagspräsident v. Levetzow hatte ur-
sprünglich, einem Regierungswunsch entsprechend,
den Miquel'schen Finanzreformplan, welcher über
das dringende Bedürfniß von 60 Millionen hin-
aus noch 40 Millionen neuer Steuern schaffen
will, um letztere dauernd den Einzelstaaten zu
überweisen und damit ihr finanzielles Verhältniß
zum Reich zu stabilisiren, mit der Berathung des
Etats verbinden wollen. Diese Absicht fand
Widerspruch und wurde nicht ausgeführt. Tat-
sächlich kam auch die Finanzreform zur Sprache;
auffälligerweise trat regierungsseitig nur der neue
Schatzsekretär v. Posadowski-Wehner für dieselbe
ein, Herr Miquel iguorirte einstweilen sein
eigenstes Projekt. Im Allgemeinen herrscht
die Neigung, nur das absolut Nothwen-
dige an Steuern zu bewilligen, so daß jener
Finanzreformplan ziemlich aussichtslos scheint.
Selbstverständlich fanden die einzelnen Steuervor-
lagen der Regierung viel Widerspruch.
Erschwert wurde die Stellung der Reichsre-
gierung in ihren Mehrforderungen durch ihre
eigene Aufstellung vom Vorjahre; damals, als
es sich zur Durchdringung der Militärvorlage
darum handelte, die Kostendeckung in möglichst
rosigem Licht erscheinen zu lassen, hatte der
Schatzsesretär v. Maltzahn eine Tabelle vorgelegt,
welche nachweisen sollte, daß im Jahre 1894/95
im Verhältniß zunz, Jahre 1893/94 auf eine
Steigerung der Einnahmen des Reichs aus
schon bestehenden Einnahmequellen um 114 Mil-
lionen Mark zu rechnen sei. Das war eine gute
Handhabe für die Opposition, jetzt zu erklären,
dann brauche man ja keine neuen Steuern, auf
Vorrath, zur Geldansammlung, welche die Reichs-
regierung vom Reichstag unabhängiger stellen und
unwirtschaftliche Ausgaben herbeiführen würde,
weitere Steuern zu bewilligen, dazu liege kein
Anlaß vor. - So konnten sich die Herren Miquel
und Richter gegenseitig vorwerfen, im Vorjahr
habe die Regierung, Herr Richter die Einnahmen
zu optimistisch geschildert.
Bemerkenswerth ist die bestimmte Zurückwei-
sung der Idee einer Reichseinkommen- oder Erb-
schaftssteuer seitens der Regierungen; Caprivi und
Miquel erklärten sie für durchaus undurchführbar;
die direkten Steuern sollen ohne Eingriffe oes
Reichs den Einzelstaaten belassen werden. Ueber-
haupt machte sich entschieden ein „förderalistischer"
oder wenn man will, partikularistischer Zug be-
merkbar; die Zeitströmung ist nicht danach, an
einzelstaatlichen Rechten und Einrichtungen zu
rühren.
An scharfen Angriffen gegen den neuen Kurs
fehlte es, wie in der Handelsvertrags-Debatte,
auch bei der Etatsbcrathung, besonders von agra-
rischer Seite, nicht.

Auf alle vorgcbrachten Klagen und Wünsche,
die, wie gesagt, mit dem Etat meist sehr wenig
zu thun hatten, einzugehen, ist hier nicht der
Platz. Einen breiten Raum nahmen u. A. da-
bei der hannoversche Spielprozeß ein. Wieder-
holt wurde auch die Verbesserung der Militär-
prozeßordnung unter Hinweis aus Bayern berührt.
Deutsches Reich.
Berlin, 3. Dezember.
— Die Morgenblätter besprechen die Annahme
des Antrags auf Wiederzulassung der
Jesuiten und sagen die Wiederanuahme des-
selben auch in dritter Lesung voraus. Professor
Förster, der Vorsitzende der Gesellschaft für ethische
Kultur, richtete an die Vorsitzenden aller lieberalen
Fraktionen des Reichstags ein Schreiben, worin
er eine schädliche Wirkung der Aushebung des Ge-
setzes betont. Die Wiederzulassung der Jesuiten
dürste nicht eher stattfinden, bis die Aufsicht der
Polizei über die Moralgesetze der Dissidenten aus-
gehoben sei.
— Die Aussichten für die Steuervorlagen im
Reichstage sind im Augenblick nichts weniger
als günstig; ob die erste Lesung, für welche man
eine Reihe von Tagen in Aussicht genommen hat
und welche zweifellos mit Ucberweisung der Vor-
lagen an eine Kommission enden wird, die Lage
bessern möchte, bleibt abzuwarten. Offene und
hingebende Freunde aller Vorlagen sind im Reichs-
tage augenblicklich nicht vorhanden. Dagegen regt
es sich in vielen Gruppen zu Vorschlägen über
Aufbringung der erforderlichen Mittel zur Kosten-
deckung für dringende Zwecke auf anderen Wegen.
Einstweilen sind diese Vorschläge so geartet, daß
man sie unerwähnt lassen kann. Angeführt sei
u. a. nur, daß man beispielsweise die-Pa-
pierfabrikation zu besteuern gedenkt! In dieser
Richtung wird also noch eine Klärung der Dinge
zu erwarten bleiben.
— Die Denkschriften über die deutschen Schutz-
gebiete in Ost- und Südwestafrika haben in
allen Reichstagskreisen, die der Kolonialpolitik
nicht grundsätzlich feindlich gegenüberstehen, einen
günstigen Eindruck gemacht. Ueberall tritt eine
nüchterne, durchaus sachliche und von Illusionen
freie Auffassung hervor. Je mehr man annehmen
darf, daß der Verfasser allen Uebertreibungen und
Schönfärbereien abhold ist, mit desto größerer Be-
friedigung wird man namentlich das von ibm ent-
worfene Bild von der bisherigen und voraussichtlich
ferneren Entwickelung des südwestafrikanischen
Schutzgebietes betrachten. Ganz erfreulich lauten
besonders die sachverständigen Urtheile über das
dortige Klima, während leider in dieser Hinsicht
unser ostafrikanisches Schutzgebiet sehr schlecht be-
dacht ist.

— Nach Mittheilungen des „Posener Tagebl."
sei Erzbischof Stablewski von der Absicht der
preußischen Regierung, in den polnischen Volks-
schulen im nächsten Jahre den Unterricht in der
polnischen Sprache einzuführen, bereits in Kennt-
niß gesetzt worden.
Karlsruhe, 2. Dez. Der Seniorenkonvent
der zweiten Kammer besteht aus den Herren Kiefer,
Fieser, Wilckens, v. Buol, Wacker, Marbe, Muser,
Dreesbach und v. Stockhorner. Vorsitzender ist
Kiefer, sein Stellvertreter v. Buol.
Ausland.
Paris, 2. Dez. Ein wahrscheinlich vom Elysee
her beeinflußter Artikel des „Figaro" bespricht
die Haltung des Präsidenten Carnot vor und
während der letzten Krise. Die Annahme, daß
Präsident Carnot die Kabinetskrise mitverschuldet
habe, weil er auf der Beibehaltung der radikalen
Kabinetsmitglieder bestanden habe, sei falsch; kon-
stitutionell wäre deren Rücktritt infolge eines
persönlichen Entlassungsgesuchs Dupuys und einer
hieraus cnstandeuen Gesammtkrisis möglich gewesen.
Dies habe Dupuy nicht gethan. Ganz unzulässig
sei der Vorwurf, daß Carnot nur deßhalb Ca-
simir Perier die Kabiuetsbildung übertragen habe,
um sich eines Mitbewerbers um die Präsident-
schaft der Republik zu entledigen. Nach der Wei-
gerung Dupuys habe Präsident Carnot sich ver-
fassungsgemäß an Casimir Perier wenden müssen.
Newyork, 2. Dez. Dem „Newporter Herald"
wird gemeldet, daß die Anhänger Castilyos, des
Gouverneurs von Rio Grande do Sul, in der
Schlacht, die Dienstag in der Nähe von Bage
stattfand und worin General Jstdoro gefangen ge-
nommen wurde, 300 Todte hatten, darunter viele
Offiziere. Die Föderalisten verloren 80 Mann.
Die Niederlage wird als ein verhängnißvoller
Schlag für die Sache Castilyos angesehen. Es
heißt, die Aufständischen seien bei Jtalahy, einige
Meilen südlich von Rio de Janeiro, gelandet, in
der Absicht, auf die Stadt zu marschiren.
Badischer Landtag.
" Karlsruhe, 2. Dezember.
Sechste öffentliche Sitzung der Zweiten
Kammer unter dem Vorsitz des Präsidenten
Gönner.
Am Ministertisch: Präsident des Ministe-
riums des Großh. Hauses und der auswärtigen
Angelegenheiten, Minister v. Brauer, General-
direktor Geh. Rath Eisenlohr, Geh. Legations-
rath Zittel, später Präsident des Ministeriums
des Innern, Geh. Rath Eisenlohr.
Vor Eintritt in die Tagesordnung ehrt der
Prüsidentdas Andenken an diejenigen Männer,
welche früher Mitglieder des Hohen Hauses ge-
wesen und die aus dem Leben geschieden sind.

ALeXcr
oder

Auf dunklen Wegen.
Roman von Dr. Ed. Wagner.
(Fortsetzung.)
st Der Ausdruck in Spiridion's Gesicht mil-
^te sich war nicht der Mann, der jemals
g/E Beleidigung vergaß, aber ebenso wenig ver-
si? sr eine ihm erwiesene Wohlthat oder Freund-
k^it- Während die Leute grauenvolle Ge-
mv d" von seiner Grausamkeit gegen seine Ge-
y. .Jenen erzählte, war er in jeder Hütte in einem
Innenweiten Umkreise zu Hause, und die Land-
würden ihr Leben für ihn eingesetzt haben,
jr üiußte doch etwas Gutes in ihm sein, was
viele Treue und Anhänglichkeit ver-
i/Me. Dieses Gute gewann auch jetzt die Ober-
öd in ihm.
H .-Sie haben Recht, Mylady," sagte er nach
Weile. „Ich verdanke Ihnen mein Leben
ei? üh versprach Ihnen Vergeltung, wenn sich
legenheit dazu darbieten sollte. Ich dachte
sind' daß die Gelegenheit sich auf solche Weise
lqsz ü würde. Ich habe mir niemals träumen
eZ daß ein Mann, viel weniger eine Frau,
zm,st?8en würde, Spiridion in seiner Höhle auf-
Md - - Sie haben Ihren Wunsch ausgesprochen,
svsi. Ech will versuchen, ihn zu erfüllen. Sie
zeig? das Leben des Dieners haben," und er
auf Briggs. „Auch will ich Ihnen diesen
„tzjv geben," und er deutete aus Mr. Kollys.
b sollen sogleich mit verbundenen Augen zu

der Stelle gebracht werden, wo sie gefangen ge-
nommen wurden."
Das Mädchen betrachtete Kollys schweigend;
dann wendete sich ihr Blick zu Lord Kingscourt
und ruhte eine Weile auf seinem ernsten, hüb-
schen Gesicht. Das Blut stieg ihm in die
Wangen, als ihre Augen mit dem wundervoll
milden Glanz den seinigen begegneten, und sein
Herz bebte, wie es nie unter dem Blick einer
Frau erbebt war.
„Und der Andere?" fragte das Mädchen. „Was
soll aus ihm werden?"
„Er ist ein reicher englischer Lord, der ein
enormes Lösegeld zahlen kann. Ihn kann ich
nicht frei geben," erwiderte Spiridion. „Wir
haben in der letzten Zeit schlechte Geschäfte ge-
macht. Nur selten kommen Reisende ohne ge-
nügende Bedeckung dieses Weges. Diese Beute
war zu groß, als daß ich sie so ohne Weiteres
aufgeben sollte. Ich werde für den Herrn Eng-
länder vierzig Tausend Pfund Sterling bekommen,
oder er soll sterben!"
„Könnten Sie wirklich Ihr mir gegebenes
Versprechen brechen?" fragte das Mädchen. „Nein,
Spiridion, ich glaube nicht, daß Sie Ihren
Schwur brechen. Ich verlange dieses Lords
Leben aus Ihrer Hand, ebenso das der beiden
Andern."
Spiridion wurde unruhig und ging gedanken-
voll auf und ab.
Seine Leute warteten in respektvollem Schweigen.
Sie betrachteten ihren Hauptmann mit einer
gewissen Ehrfurcht und wagten nicht, ihn durch
eine Frage, oder irgend welche Kundgebung zu

stören; aber sie glaubten nicht, daß er Lord Kiugs-
court frei geben würde.
„Sie verlangen zu viel, Mylady," erklärte
Spiridion unschlüssig. „Sie retteten ein Leben;
ich biete Ihnen dafür zwei. Ist das nicht an-
nehmbar ?"
„Als Sie mir Ihr Versprechen gaben," ent-
gegnete das Mädchen ruhig, „als Sie schwuren
bei Allem, was Ihnen heilig ist, dachte ich nicht,
daß Sie einst, wenn Sie Ihr Wort einlösen
sollten, zaudern würden, um die Zahlung Punkt
für Punkt abzuwägen.
Spiridion's Augen funkelten. Es herrschte
tiefe Stille. Nach einer Weile machte das Mädchen
eine Bewegung, um sich zu entfernen.
„Spiridion hat sein Wort nicht gehalten,"
sprach sie entrüstet. „Ich will gehen, da Sie
Ihr Leben und Schwur so gering schätzen."
„Sie wandte sich um und schritt rdsch dem
Ausgang der Höhle zu; aber sie hoffte, daß
Spiridion sie nicht so gehen lassen würde und sie
hatte sich nicht geirrt.
„Halt!" rief der Hauptmann rauh. „Keinen
Schritt weiter. Es gilt Ihr Leben!"
Ich kann, — ich darf meinen Schwur nicht
brechen! Wenn Sie diese drei Leben von mir
begehren, — nehmen Sie sie! Sie gehören
Ihnen! Meine Schuld ist mir theuer geworden,
aber sie ist nun bezahlt!" sprach der Banditen-
häuptling.
Des Mädchens Gesicht leuchtete freudig auf.
„Ich wußte, daß Sie Wort halten würden!"
ries sie. „Ich danke Ihnen, Spiridion. Die
Erinnerung an diese gute That wird Ihnen

in späterer Zeit von größerem Werth sein, als
das Lösegeld, welches sie Ihnen hätten geben
können."
Sie wandte sich an die Gefangenen und sagte:
„Haben Sie gehört? Sie sind frei, — Sie
Alle! Spiridion gibt Sie ohne Lösegeld frei.
Kommen Sie mit mir!"
„Halt!" rief Spiridion wieder- „Diese
Männer sollen in Freiheit gesetzt werden; aber
ihre Augen müssen verbunden werden, und meine
Leute sollen sie zu der Stelle bringen, wo sie
gefangen genommen wurden. Dies soll sogleich
geschehen. Diese Vorsichtsmaßregel ist nothwendig,
damit sie den Weg zu unserem Versteck nicht
kennen lernen."
„Da Sie die Männer sogleich und ohne Ver-
letzung entlassen wollen, habe ich nichts mehr zu
erbitten," sagte das Mädchen. „Meine Aufgabe
ist erledigt. Spiridion, ich danke Ihnen nochmals.
Mein Vertrauen zu Ihnen war nicht vergebens.
Ich will gehen."
Ehe der Hauptmann etwas erwidern konnte,
trat Lord Kingscourt vor. Seine Hände waren
noch aus den Rücken gebunden, sein Gesicht war
bleich vor Aufregung, aber seine Augen waren
inniger Dankbarkeit.
„Mylady," sagte er, „lassen Sie mich
Ihnen danken von ganzem Herzen für den
Dienst, den Sie mir heute erwiesen. Ich
werde Ihre heroische That, Ihren edlen Muth
und Ihre Selbstverleugnung nie vergessen, die
Sie an diesen Platz führte, um drei Personen
zu retten, die Sie nie gesehen hatten. Möge
 
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