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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
No. 153 - No. 160 (1. Juli - 11. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44142#0021

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Heidelberg, Donnerstag, 6. Juli

1SS3

Expedition:
Hauptstraße 2»

i 25 Pfg.
50 Pfg.'

Nachmittags eröffnete Alterspräsident Dieben von
Trier die erste Sitzung des Reichstags und be-
rief die provisorischen Schriftführer. Der Namensaufruf

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Hauptstraße 28

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um zuverlässige Bürgen des europäischen
Friedens bleiben zu können. Ich vertraue, daß
mir und meinen hohen Verbündeten Ihre patriotische und
opferbereite Unterstützung bei der Verfolgung dieses Zieles
nicht fehlen wird."
Als die Verlesung beendet war, ließ der Kaiser das
Manuskript sinken, blickte die Versammlung an und im-
provisierte: „Und nun gehen Sie hin, geehrte Herren.
Der alte Gott sieht auf Sie herab. Er gebe Ihnen
seinen Segen zum Zustandekommen dieses Werkes zum
Wohle des Vaterlandes. Amen!" Der Reichskanzler
erklärte den Reichstag für eröffnet. Mit einem Hoch,
das der bayerische Gesandte, Graf Lerchenfeld, ausbrachte,
schloß der Akt.

-scheint täglich mit Ausnahme von
. Sonn- und Feiertagen.
Sonntagsnummcr liegt ein Unter-
faltungsblatt, „Der Erzähler", mit dem
bunor. Repräsentanten „Der deutsche
Michel" bei.

Ltbottnementspreis
für Heidelberg: monatl. 40 Pfg. mit
Trägcrlohn, durch die Post bezogen
vicrteljährl. Mk. 1.— ohne Zustellgeb.
Zusertionspreis: 10 Pf. für die 1-spalt.
Petitzeile od. deren Raum. Für locale
Geschäfts- u. Privatanu'igen 8 Pf.

He 16
er Auswahl:
Iäger's
Wäsche,
- Reform-

Die Eröffnung des Reichstags.
* Berlin, 4. Juli.
Die Eröffnung des Reichstags im Weißen Saale
es Residenzschlvsses fand mit dem üblichen großen Cre-
wniell unter Aufmarsch der Schloßgarde-Compagnie statt.

Der Abonnementspreis
für die
„Würger - Zeitung"
beträgt für Heidelberg und nächste Umgebung
monatlich nur 40 Pfg.
>nt Trägerlohn.
Für auswärts vierteljährlich am Postschalter
^geholt: 1 Mark, durch den Briefträger frei in's
»aus gebracht: 1 Mk. 40 Pfg.
Bestellungen der „Bürger-Zeitung" werden für
Uswärts durch die Post, innerhalb der Stadt und nächster
Umgebung durch unsere Träger entgegengenommen.
Verlag der „Bürger-Zeitung".

nicht rauben! Der glatte Bursche soll Dich nicht haben,
eher bring' ich ihn um!"
„Pfui!"
Das war Alles, was sic auf die Drohung antwortete.
Aber es lag eine solche Fülle vorwurfsvoller Entrüstung
in dem Wort, daß er beschämt den Blick zur Erde senkte.
„Anne", fuhr er nach einer kurzen Pause fort, und
sein Ton klang weich und bittend, „sag' mir die Wahr-
heit — sag', ist es ans mit uns Beiden?"
„Quäle mich nicht, Andreas !" entgegnete sie und drückte
ihr Gesicht fester an die Scheiben.
„Gute Nacht!" sprach er fast tonlos und wandte sich
nach der Thüre. Noch einen Blick sandte er ihr von dort
her, aber sie sah ihn nicht. Dann nickte er traurig dem
Knaben zu und verließ die Stube.
Eine Zeit lang hörte man Nichts, als die unruhigen
Athemzüge des Kranken, dann trat das Mädchen leise vom
Fenster zurück und setzte sich an den Tisch neben ihren
Bruder.
„Du hast dem Andreas weh gethan, Anne," ssagte
dieser sanft, „warum kränkst Du ihn?"
„Quälst Du mich auch, Fritz?" fragte sie und schlug
ihre großen, dunklen Augen zu ihm auf, während zwei
Thranen langsam über ihre Backen rollten.
„Nein, nein!" rief der Knabe und schlang die beiden
Arme um den Hals der Schwester, „Du gutes Herz, Du
wirst ja am Besten wissen, was Du zu thun hast."
„Am Besten — das Beste!" hauchte das Mädchen
träumerisch und drückte weinend ihr Gesicht in das gelockte
Haar ihres geläbmten Bruders.

habe ich gesorgt und mich gemüht so weit zu kommen, um
Dich aus dieser Misere hinwegnehmen zu können."
„Hinwegnehmen? Glaubst Du wirklich, daß ich
meine armen Eltern in ihrer Noth verlassen, von dem
Krankenbette des Vaters weichen würde? Du weißt, wie
ich an den Meinigen hänge, und jetzt von ihnen gehen,
würde ich als ein Verbrechen betrachten."
„Das sind Ausflüchte", sprach Andreas heftig. „Mag
es uns in unserer Ehe gehen, wie es will, soviel bleibt
immer übrig, daß wir den Deinen das zustecken können,
was Du jetzt mit der elenden Arbeit verdienst."
„Es handelt sich nicht um das Bischen Verdienst
allein", erwiederte das Mädchen und dämpfte mit einem
besorgten Blick nach dem Bett des Kranken ihre Stimme
zum leisesten Flüsterton, „aber so lange der Vater lebt,
kann ich — will ich ihn nicht verlassen. Das ist mein
unabänderlicher, fester Entschluß; also dränge mich nicht
Andreas."
„Und — wenn er nicht mehr lebt, Anne", fragte
etwas zögernd der junge Mann, „was dann?"
Das Mädchen schwieg.
„Was dann?" wiederholte er fast in drohendem Ton,
so daß selbst der Knabe aus seinem Sinnen ausschreckte
und nach den Beiden hinüberblickte.
„Das wird sich finden", antwortete leise das Mädchen,
indem sie rasch aufstand, zu dem Fenster trat und in die
Dunkelheit hinausstarrte.
„Ich sehe schon, woran ich bin", sprach knirschend An-
dreas, der ihr in die Fensternische gefolgt war, „und weiß
auch, wer mir Dein Herz entfremdet hat. Aber er soll
sich in Acht nehmen! So leicht lasse ich mir mein Liebstes

tretung nicht gefunden. Die von meinen hohen Ver-
bündeten einmüthig getheilte Ueberzeugung, daß das Re ich
gegenüber der Entwicklung der militärischen Einrichtungen
anderer Mächte auf eine seine Sicherheit und seine Zu-
kunft verbürgende Fortbildung unseres Heerwesens nicht
länger verzichten dürfte, mußte zu dem Ent-
schlüsse führen, den Reichstag aufzulösen und durch die
Anordnung von Neuwahlen das für nothwendig erkannte
Ziel zu verfolgen.
Seit der Vorlage jenes Gesetzentwurfs hat die politische
Lage Europas keine Aenderung erfahren. Die Be-
ziehungen des Reichs zu den auswärtigen
Staaten sind zu meiner großen Befriedi-
gung nach wie vor durchaus freundlich und
frei von jeder Trübung, das Verhältniß der
organisirten militärischen Kraft Deutsch-
lands zu derjenigen unserer Nachbarn hat
sich indessen noch ungünstiger gestaltet, als
im verflossenen Jahr. Wenn schon seine geo-
graphische Lage und seine geschichtliche Entwicklung
Deutschland die Pflicht auferlegt, auf den Bestand eines
verhältnißmäßig großen Heeres Bedacht zu nehmen, so
wird die weitere Ausbildung unserer Wehrkraft mit
Rücksicht auf die Fortschritte des Auslandes
zu einer zwingenden N o th w en d i g kei t. Um
den mir verfassungsmäßig obliegenden Pflichten genügen
zu können, erachte ich es für unumgänglich, daß mit
allen zu Gebote stehenden Mitteln auf die Herstellung
einer ausreichenden und wirksamen Vertheidigung der
vaterländischen Erde hingewirkt wird. Es wird Ihnen
deßhalb unverzüglich ein neuer Gesetz-Entwurf Über die
sind die bei der Berathung des früheren Entwurfs laut
gewordener Wünsche, soweit dies angänglich erschien, be-
rücksichtigt und demgemäß die Anforderungen an die
persönliche Leistungsfähigkeit und an die Stcuerkraft des
Volkes, soweit dies ohne Gefährdung des Zwecks ge-
schehen konnte, herabgemindert worden. Das In-
teresse des Reiches erheischt es, zumal im Hinblick auf
den im nächsten Frühjahr bevorstehenden Ablauf des
Septenats, daß der Gesetzentwurf mit thunlichster
Beschleunigung verabschiedet wird, damit die dies-
jährige Rekruteneinstellung schon auf der neuen Grund-
lage vorgenommen werden kann. Eine Versäumniß des
Termins dieser Einstellung würde sich mehr als zwei
Jahrzehnte zum Nachtheil unserer Wehrkraft fühl-
bar machen. Um es Ihnen zu ermöglichen, Ihre Arbeits-
kraft ungetheilt der Berathung der Vorlage zuzuwenden,
werden die verbündeten Regierungen davon absehen, die
Session mit anderen umfassenden Vorlagen zu beschweren.

- ! Des Vaters letzter Wille.
:al auf 1. Juli.!
u. Küche- Von Fr»tz Brentano.
'.K.u. Zubeh. (Fortsetzung.)
be u Lt»b<>s. „Der Stuhl" fuhr der Knabe fort ist prächtig „und
hanz besonders die Rollen an den Stuhlbeinen, die sind
uchc u. Zubeh. Unbezahlbar. Ach, Andres wenn wir immer beisammen
bleiben könnten, Andres, ich würde bald gar nicht mehr
, spüren, daß ich gelähmt bin."
Der junge Mann drehte sich bei den letzten Worten
t>es Knadrn nach dem Mädchen um und sah sic mit einem
eigenthümtuh traurigen Blick an.
Die Mutter ^ar nach der Küche gegangen, um sich
dort ungestört auszuweinen, der Knabe versank in sein ge-
wöhnliches Sinnen und Andreas setzte sich zu Anna-
NU»"- (ragte er leise, „hast Du gehört, was der
Fritz'meinte, wegen des Jmmerzusammenbleibcns? Warum
wendest DN weg, Anne? Du warst doch früher nicht
schweigst. *"enn ich über diesen Punkt mit Dir sprach.
Vilich, seit ein gewisser junger Herr sich im Hause ein-
^Aieth'et hat "«d allabendlich im Hausflur und auf dem
Hofe PerUNflcharwenzelt und Dir schmachtende Blicke
ö"witft da ist das Alles anders geworden."
. „Was ist anders genwrden?" brauste das junge Mäd-
auf und dsftete ihre großen Augen voll und un-
E'ff den sprechenden,'welcher gereizt fortfuhr:
. ..»Dein Lenehmcrr mich- Waren wir nicht von
wu^Tugend an schon gut wie verlobt? Kein Mensch
. anders, daß und Frau würden, so-
datd erst 'nem eigenes kleines Geschäft habe. Wie

Wenngleich bei mir und bei meinen hohen Ver-
bündeten die Ueberzeugung fortbesteht, daß die durch die
Neugestaltung unserer Heereseinrichtungen bedingten
Mittel zweckmäßig und ohne Ueberlastung auf
dem Wege beschafft werden können, welcher in den im
verflossenen Herbst vorgelegten Steuergesetzentwürsen in
Vorschlag gebracht war, so bildet doch die Deckungs-
frage den Gegenstand fortgesetzter Erwäg-
ungen. Ich gebe mich der Erwartung hin, daß Ihnen
beim Beginn der nächsten Wintersession Vorlagen zugehen
werden, in welchen der Grundsatz, daß die Bereitstellung
jener Mittel nach Maßgabe der Leistungsfähigkeit und
unter thunlichster Schonung der Steuer-
kraft des Volkes erfolgen muß, noch vollständiger
als in jenen Vorlagen zum Ausdruck gelangt. Bis zum
Ablauf des gegenwärtigen Etatsjahres werden für die
Deckung des Mehrbedarfs die Matricularbeiträge heran-
zuziehen sein.
Geehrte Herren! Unter schweren Opfern ist es ge-
lungen, die deutschen Stämme durch ein festes Band zu
einigen. Die Nation ehrt diejenigen, welche für dieses
Werk Gut und Blut eingesetzt und das Vaterland einem
politischen und wirthschaftlichen Aufschwung zugeführt
haben, welcher, wie er den Zeitgenossen zum Stolz und
zur Freude gereicht, den nachkommenden Geschlechtern,
wenn sie ini Geist der Väter weiter bauen, des Reiches
Größe und Glück verbürgt. Die glorreichen Errungen-
schaften zu wahren, mit denen Gott uns in dem Kampfe
um unsere Unabhängigkeit gesegnet hat, ist unsere heiligste
Pflicht. Solcher Pflicht gegen dasVaterland
werden wir aber nur dänn genügen, wenn

lrngenn stwa 250 Abgeordnete, zum Theil in Uniformen und
pofkleidern, hatten sich eingefunden und nahmen dem Throne
Aufstellung. Von der Volkspartei, den Antise-
und den Sozialdemokraten war Niemand anwesend.
12 Uhr erschien unter Vorantritt der Hofchargen
sir Kaiser von einigen Prinzen, dem Reichskanzler,
He, der dicken Ministern, dem Bundesratb und der Generalität
will. stfolgt. Er wurde mit dreifachem Hoch begrüßt, das der
-xped. d. Bl.'l lt e r s p räsid e nt des Reichstags, Herr Dieben,
MUNMDEMsbracbte. Siebend, bas Haupt mil dem Kür«ssich-lm
verlas der Kaiser die Thronrede. Einzelne Stellen,
'in die die „zwingende Nothwendigkeit der Heeresvermchrung"
lll. chd die „Erreichung derselben mit allen zu Geboten
stped. d. Blühenden Mitteln" hob er durch schärfere Betonung her-
,.-sor. Die beiden letzten Sätze wurden durch Beifallsrufe
Unterbrochen. Die bereits in einem Theil der gestrigen
Kückenstraße Auflage der „Bürger-Zeitung" im Auszug mitgetheilte
Ikon nebst Zu-Thronrede hatte folgenden Wortlaut:
„Geehrte Herren!
je per sofort Nachdem Sie zu gemeinsamer Arbeit mit den ver-
rpcd. d Bl- Endeten Regierungen berufen worden sind, ist es mir
—'—Msir Bedürfniß, Sie beim Eintritt in Ihre Berathungen
asif begrüßen nnd willkommen zu heißen.
Der dem vorigen Reichstag vorgelegtc Entwurf
)auptstr. 36. !incs Gesetzes über die Fried enspräscnzstärke
H-dxs deutschen Heeres durch welche eine stärkere
Ausnutzung unserer Wehrkraft ermöglicht werden sollte,
Monat langet zu meinem Bedauern die Zustimmung der Volksver-

Verkün-igungsblatt und Anzeiger
 
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