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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 161 - No. 170 (12. Juli - 21. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44142#0057

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Arger- D Zeitung

Verkürr-ignugsblatt «n- Anzeiger

Wz

Heidelberg, Sonntag, 16. Juli

1893

an

uerungen sind
cheit seiner Be-

Se
wie

m Bräutigam,
uf sich warten
gefälligst etwas

Expedition:
Ha»ptstratze25.

Expedition:
Hauptstraße 25

: Sonnenbrudcr
Sie sich nicht
fla, Heeren
eh' ick auch
mn!"
mein Arzt
trinken; nun
getrunken, folg'
er Liter Wein

verhindern. Heute Abend passirten indessen die Schiffe
die Barre, wechselten einige Schüsse mit den Forts von
Packnan und schlugen die Richtung auf Bangkok ein.
Der Berichterstatter, der das Telegramm um 10 Uhr 15
Minuten abgab, fügte mittags hinzu, die siamesische Ne-
gierung habe die friedlichsten Versicherungen Frankreichs
erhalten, daß keine weiteren Kriegsschiffe den Fluß be-
fahren würden. Gleichzeitig sei die Versicherung ertheilt
worden, daß alle Meinungsverschiedenheiten in freund-
schaftlicher und billiger Weise geordnet werden würden,
dadurch seien die Siamesen vollständig getäuscht worden.
Auf dem „Jnconstant" und dem „Cometen" seien ein
Mann getötet und zwei verwundet worden. Die Sia-
mesen hatten zwanzig Tode und zwölf Verwundete. Die
Stadt Bangkok ist unter Waffen. Im Palais des Königs
fand ein Ministerrath statt. Sollte es zum Kriege kom-
men, so dürften sich schreckliche Vorgänge in der Stadt
Apia abspielen.
Das Nationalfest ist dem Anschein nach in Paris
bisher ohne Zwischenfall verlaufen. Am Vorabend wurde
vielfach auf der Straße getanzt. Im Innern der Stadt
tragen die Häuser reichen Flaggenschmuck; nur das
Quartier Latin ist fast gar nicht dekorirt. Vormittags
hielten die elsässisch-lothringischen Vereine den gewohnten
Umzug. Im Zuge wurden zwei Trauerfahnen getragen
mit den Inschriften „Metz", „Strasbourg". Zahlreiche
Fahnen und Kränze wurden an der Statue Straßburg
angebracht. Ein starkes Polizeiaufgebot hält vor der
Statue. Der Zug begab sich zu den Monumenten
Jeanne d'Arc und Gambetta, die gleichzeitig bekränzt
wurden.
Die in Rio Grande do Sul ausgebrochene Re-
volution war nur von kurzer Dauer, die letzten hier-
über eingelaufenen Berichte lauten lakonisch: Die Revo-
lution ist gedämpft, die Blokade aufgehoben.

mand mehr Lberzeugt als er. An der Hand eines Ver-
gleiches mit den anderen großen Staaten könne man
nicht sagen, daß Deutschland finanziell nicht im Stande
sei, die Deckung zu leisten. (Abg. Richter ruft: „Zur
Sache!") Er bedaure lebhaft die Abschwächung der Vor-
lage gegen die ursprüngliche Fassung und hoffe, daß es
nicht zu spät sei zur Wiederherstellung der ursprünglichen.
(Wiederholte Rufe: „Zur Sache!) Redner sagt fort-
fahrend: „Ich werde Sie ruhig rufen lassen, Sie haben
mehr Lunge als ich!" Abg. Richter: „Paragraph eins!"
Furchtbarer Lärm.)
Vicepräsident Bürklin: Ich bitte den Redner nicht
unterbrechen zu wollen.
Graf Herbert Bismarck fährt dann fort, die
Zuversicht des Reichskanzlers auf andauernde zweijährige
Dienstzeit sei nicht sehr groß, sonst würde er doch dieselbe
gesetzlich festlegen, er wolle für die zweijährige Dienstzeit
die Verantwortung nicht übernehmen.
Reichskanzler Graf v. Caprivi: Ich persönlich bin
von der Durchführbarkeit der zweijährigen Dienstzeit voll-
kommen überzeugt. Ich mache allerdings keinen Anspruch
auf Unfehlbarkeit. Mit seinen Bemerkungen über die
Durchseuchung der Armee mit sozialdemokratischen Ideen
geht der Vorredner von ganz falschen Voraussetzungen
aus. Wir haben schon lange keine dreijährige Dienst-
zeit mehr. Das scheint der Vorredner noch nicht zu
wissen. Wir haben jetzt in der Kompagnie nur 15 bis
25 Mann, die' im dritten Jahre dienen. (Graf Bis-
marck ruft: „Das weiß ich") und das sind nicht die
besten Leute der Kompagnie, da ja die Besten zur Beloh-
nung schon nach zwei Jahren entlassen werden. Dieje-
nigen, die wir zu den schlechteren Soldaten rechnen,
müssen wir im dritten Jahre zurückhalten, daß aber dann
die Sozialdemokraten, die sich unter den 15 bis 25
Mann befinden, heilsamen Einfluß auf die anderen aus-
üben, bezweifle ich (Heiterkeit). Dann meint der Vor-
redner, daß eine so tief greifende Organisation in dem
baldigen Krieg, denn er auf Grund seiner Kennrniße er-
wartet (Heiterkeit), gefährlich sei. (Graf Bismarck ruft:
„Das habe ich nicht gesagt" (großer allseitiger Lärm)).
Graf Caprivi: Ich bitte den Präsidenten, mich
vor solchen Unterbrechungen zu schützen. (Anhaltender
Beifall.) Wenn der Krieg bald eintritt, dann haben die
Neuorganisationen noch keinen besonderen Einfluß. Die
Versuche mit der zweijährigen Dienstzeit in den Bataillo-
nen im Westen und Osten sind vollkommen befriedigend
ausgefallen. Kein Soldat wird des Glaubens sein, daß
durch die Wiederaufnahme des zweiten Aufgebots in
Kriegsbereitschaft genommene Truppen dasselbe bedeuten
wie das, was wir jetzt auf Grund der zweijährigen

Absnuemerrtspreis
für Heidelberg: urouatl. 4H Pfg. mit
Trägcrlohn, Lurch die Post bezogen
Vierteljahr!. Mk. 1.— ohne Austellgeb.
ZnsertionMeis: 10 Pf. für die 1-spalt.
Petitzeilc od. deren Rauen. Air locale
Geschäfts- u. Vrivcttanu'iger 5 Pf.

urcht, wegen Un- Deutsches Reich.
, wie ihnen für Berlin, 14. Juli.
.si- Der antisemitische Rechtsanwalt Hertwig ist
sführung wird Eigenschaft als Reserveoffizier vom Kriegsgericht
ner Gericht an- Verweigerung des Gehorsams zu drei Monaten
öerlins wohnende ;yf^?a,shast verurtheilt worden. Hertwig war vom De-
batte bereits im
im Garten auf-
gestohlen waren,
t den geringsten
i treuen Freund,
lmen Sie in das
wenn der Dieb
fe aufgehen und
bstahls sein. K-
jn diesem Früh-
Stangen ver-
!t worden, und
l. K. war vor
lie beim Kaffee
es befreundeten
:n lauter Erbsen
i. K. horchte
zeigen. Nun
> in kurzer Zeit
ms den Freund,
em Zeugen an
Es wird jeden-
Stellen werden.

Deutscher Reichstag.
Berlin, 14. Juli.
Nach der Abstimmung über den Antrag des Prinzen
Carolath erklärt Abg. Gröber zu dem Artikel 2 der
Vorlage, er lasse im Zweifel, ob die Leute, die nach der
zweijährigen Dienstzeit entlassen würden, Reservisten oder
Dispositions-Urlauber seien. Diese Zweifel müßten durch
entsprechende Aenderung des Paragraphen beseitigt
werden.
Major Wuchs erklärt, der Paragraph bedürfe keiner
Aenderung und die Militärverwaltung bitte, es bei den
Bestimmungen der Vorlage zu belassen.
Abg. Graf Herbert Bismarck führt aus, von
der Nothwendigkeit der Verstärkung der Armee sei nie-

"schcim^'^ürgerzeitttttg"
Ak glich Ausnahme von
> Der Sonmü^ Feiertagen.
haltunqsbs„,^^nlcr liegt ein Unter-
humor Erzähler", mildem
OrcprciNEnten "Der deutsche
—— Michel" bei._

.^shnlando zur Berichterstattung über die Breslauer
tun aufgefordert worden, ließ aber die Aufforde-
i ' ö Unbeantwortet.
> Die bayerischen La ndtagswah len haben
bell' nuri fast vollständig vorliegenden Endergebnissen
aekr- an das Ergedniß der Wahlmännerwahlen
Voraussetzungen entsprochen. Die Wahlen
g^ 'en z Konservative, 73 Klerikale, 7 Bauernbündler.
N> "lberale, 1 Volkspartei, 5 Sozialdemokraten. Zwei
sind zweifelhaft, jedoch voraussichtlich Bauern-
! vkrl Die Liberalen haben im Ganzen 7 Mandate
wren, darunter die vier Nürnberger Mandate an die
> bh^cheuiokraten 3 weitere Mandate an die Bauern-
zs j^r, nnter letzteren Passau, während der gefährdete
> 5 PPreis Weiden behauptet wurde. Das Centrum hat
- eim bisherigen Mandate eingebüßt, von diesen das
: yA Mandat an die Sozialdemokratie, die mit 5 Abge-
! in den Landtag einzieht, und 4 weitere an den
u, Uffubnnd, für welchen Dr. Ratzinger zweimal gewählt
in' «'' und Deggendorf. Dagegen ist Dr. Sigl
heim mit 2 Stimmen gegen den Centrumskandi-
f in Minderheit geblieben. Andererseits hat das
das um den Wahlkreis Weißenburg von den Konser-
f si gewonnen. Die Volkspartei hat wieder einen
I M Ansbach gewonnen, wo der Gemeindevorsteher
' hcn . gewählt worden ist. Die freisinnige Partei
, Besitzstand genau gewahrt. Sonst sind an-
A^end keine Veränderungen in der bisherigen Vertre-
ib ^gekommen. Nicht wieder gewählt ist der bishe-
Präsident der bayerischen Kammer Frhr. v. Ow und
^.^lshenge Führer der Nationalliberalcn Dr. v. Mar-
Die Sachsen-Weimarische R eg ie ru n g bewilligte
tz: 000 M. als Darlehen an die Gemeinden zur
'^rung der Futtern oth.
Ausland.
E Die Franzosen scheinen schon wieder einen kleinen
d?l°nial krieg zu beabsichtigen, denn kaum ist auf
Dahomee'schen Kriegsschauplätze Ruhe, so geht es in
h '" in los. Ein Telegramm der „Times" aus Bangkok
h'i (3. d. Mts. meidet: Der französische Gesandte
sr sich gestern Abend verpflichtet, das Verrücken der
^Wschen Kanonenboote auf dem Menam-Flusse zu

ich gebe Ihnen

bitte !

ieidelbcrg.

siren so eifrig
unsere Köcyin
>llte gern Ra-
oie die gekocht

ten.
Abend.
Weber.
nnenten 40

r. 35:
mg-

sinausgeworfen
Bauch

Bootz.
ic 18"

dagegen hoben, wenn ich sie jetzt den Ihrigen wieder
zuführe."
„Meint Ihr?" antwortete höhnisch Kniffling. „Aber
hütet Euch, daß Ihr die Rechnung nicht ohne den Wirth
gemacht habt. So leicht gedenke ich meine Beute nicht
loszulassen!"
Bei diesen Worten sprang er einen Schritt vorwärts
und Walter sah sich, ehe er noch eine Bewegung zu seinem
Schutze machen konnte, um den Leib gefaßt und mit eiserner
Umarmung festgehalten und zur Thür hinausgezerrt, wo
sich in dem dunklen Korridor ein wüthendes Ringen zwischen
den beiden Männern entspann. Kniffling war seinem
Gegner offenbar an Kraft und Gewandtheit überlegen, um
so mehr, als diese noch durch die maßlose Wuth und Ver-
zweiflung verdoppelt wurde.
Schon sah sich der Agent zu Boden geworfen, schon
faßte ihn der Verbrecher mit grimmiger Faust an der Kehle
und sein Ende schien nahe, als ihm eine unerwartete
Helferin in seiner Frau erschien, die es draußen nicht mehr
hatte aushalten können, ebenfalls über die Gallerte ge-
klettert war und gerade zur rechten Zeit kam, um über
den Wüthenden von hinten herzufallen und ihn festzu-
halten. Da in diesem Augenblick auch Anna, von dem
Lärm des Illingens angelockt, mit Licht unter ihrer Thür
erschien, so nahm die Sache für Walter eine wesentlich
günstige Wendung und Kiffling sah, daß es hohe Zeit
sei, an seine Rettung zu denken. Er ließ denn auch seinen
Gegner los, schüttelte mit einer gewaltigen Anstrengung
die Frau desselben von sich, daß sie weitab in eine Ecke
taumelte, und war mit einem Sprung an der Ausgangs-
tbür nach dem Wasser und in den Nachen, der wenige

Er hörte deutlich eine harte, rauhe Stimme — ja, es
war Kniffling, er hatte sich nicht getäuscht.
„Es muß zu Ende gehen — so oder so! heute noch
— ich habe die gefährliche Reise satt — hört also mein
letztes Wort —"
Hier vernahm der Lauscher nichts mehr und es dauerte
eine Weile, bis plötzlich ein unterdrückter Schrei an sein
Ohr drang, der ihm aber zugleich die Richtung andeutete,
nach welcher er sich zu wenden hatte.
Er tastete vorwärts und erreichte eine Thür, die sofort
seinem Druck nachgab. Er trat ein und das Bild, welches
sich ihm entbot, entlockte ihm, trotzdem er Aehnliches er-
wartet hatte, einen Ausruf der Neberraschung.
In dem matt erleuchteten Zimmer stand Anna Schlicht,
blaß und abgehärmt, vor ihr Kniffling, dessen knochige
Hände ihre Handgelenke umklammert hatten. Der falsche
Bart war ihm während des Ringens mit dem Mädchen
entfallen, während er sich jetzt mit einem Wutbgeschrei
gegen den Ankömmling wendete.
„Was wollt Ihr hier — wer seid Ihr!" schrie er
mit heiserer, vor Aufregung fast erstickter Stimme, Anna
loslassend, die erschöpft auf ihr Lager sank und den Agenten
anstarrte, von dem sie nicht wußte ob er als Freund oder
Feind komme.
„Was ich will, Meister Kniffling", antwortete etwas
beklommen Walter, indem er einen Schritt vor dem Wischen-
den zurückwich, „je nun, das werdet Ihr am besten selbst
wissen. Ich wollte mich nach dem Befinden der Jungfer
Schlicht erkundigen, die seit Wochen verschwunden ist und
um die man anderweits sehr besorgt ist. Na, wie ich sehe,
war sie in Eurer Hut und ich denke, Ihr werdet Nichts

Des Vaters letzter Wille.
Izi
Von Fritz Brentano.
(Schluß.)
sbj kniffling ahnte nichts von Verfolgung. Er hatte
rj ganzes Augenmerk auf die Führung des Kahnes ge-
xjA", Mühe genug kostete und legte endlich nach
ai/r halbstündigen Fahrt sorglos in dem Augenblicke an,
r?cher Agent und sein Weib dieselbe von der Landscite
b Achten und ihn beobachteten, wie er den Kahn fest-
^gab herausschleppte und sich in das Gebäude
h Vorsichtig spähten die Beiden umher, wie sie in das
d, gefangen könnten, ohne von Kniffling gesehen zu
kt AN. Athemlos lauschte er einen Augenblick, dann faßte
c,^ Drücker der Thür — ha — sie war wirklich nur
da^Khnt. Kniffling, der vollständig sorglos darüber war,
köi? h>er in der Winternacht Jemand überraschen
^e, hatte gar nicht daran gedacht sie zu schließen,
h Es jxar ein peinlicher Moment für den Agenten, als
gzM innerhalb des finsteren Korridors, in dem ihm
tzA'ch fremden Gebäude befand, wo er nicht Weg noch
drA kannte. Kein Laut regte sich und nur der Fluß
dA^en rauschte, unheimlichen Laut gebend, vorüber, und
tz^äeit zu Zeit polterten Eisschollen an das Haus, die
im 'Ue in demselben unterbrechend. Vorsichtig tastend schritt
,, a^r dm Korridor entlang, mehrmals stieß er mit Kopf
h d Gliedern an vorspringende Winkel und Balken, aber
^tete dessen nicht.
Plötzlich blieb er stehen.
 
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