in Augsburg.
im 35
ein junges Mädchen im bloßen Kopfe, den Stroh-
hut mit dem schottischen Bande am Arm.
Es war dasselbe junge Mädchen, dessen Bild
kurz zuvor so wehmüthige Erinnerungen in dem
Herzen des Assessors Lindemann erweckt hatte, und
doch mußte es in der Wirklichkeit dem Beschauer
als ein anderes erscheinen. Es fehlte ihm jener
Zug natürlicher, mädchenhafter Heiterkeit, wie er
über ein so jugendsrisches Gesicht regelmäßig aus-
gegossen zu sein pflegt, so lange das Herz noch
frei ist von den Kümmernissen und Sorgen des
Lebens. Derselbe ernste melancholische Zug, den
das Gesicht Wilhelm Lindemanns zeigte, lag auch
um diesen rothen frischen Mädchenmund, und das
blaue seelenvolle Auge blickte ^träumerisch, mit den
Gedanken weit abirrend von dem, was sie um-
gab, in die graue Ferne der Berge, die den Hin-
tergrund der Gegend begrenzten.
So in sich selbst verloren gelangte das Mäd-
chen bis zu der Lattenthür in der Hecke des
Pfarrgartens. Niemand hatte daran gedacht, an
dieser Gartenthür einen anderen Verschluß anzu-
legen, als einen einfachen Holzriegel, den ein
leichter Druck auf den außen angebrachten plumpen
Knopf hob; es sollte kein Schutz gegen die Men-
schen sein, sondern nur die Dorfhühner und Gänse
abhalten, den Garten zu ihrem Aufenthaltsorte
zu wählen.
Sie öffnete das H»lzgitter und trat in den
Garten. Gleich links neben der Thür und un-
mittelbar neben der Hecke erhob sich auf einem
hölzernen Unterbau so hoch, daß das davor wu-
chernde Gebüsch nicht mehr die Aussicht in die
Ferne verhinderte, eine mit wildem Wein um-
rankte Laube, welche an schönen Nachmittagen,
wie es der heutige war, den Bewohnern zum
regelmäßigen Aufenthalte diente.
Es war jetzt gerade die Stunde, zu welcher
man sonst hier den Kaffee einzunehmcn pflegte.
Allein das kleine Blätterhäuschen war leer und
einsam. Trotzdem trat nach einem Augenblicke
des Zögerns das Mädchen in die Hütte, setzte sich
auf die einfache Holzbank neben der das Fenster
bildenden Oeffnung in dem Laubgehänge und
blickte träumenden Auges hinaus in das fried-
liche Thal.
Ein leichter Schritt, der auf dem Kieswege
des Gartens vom Hause her kam, weckte sie nach
einiger Zeit wieder aus ihren Träumereien. Man
hätte kaum glauben sollen, daß eine alte Frau,
die man unbedenklich als Matrone bezeichnen
konnte, so leichten Fußes einher zu schreiten ver-
mochte. Aber wenn auch ihr Haar ergraut, ja
beinahe weiß geworden und ihre Züge in zahl-
reichen Falten den Stempel des Alters trugen,
ihr Auge war noch immer voll Feuer und Leb-
haftigkeit, ihre Bewegungen rasch, ihre Haltung
ungebeugt.
„Leonore, mein liebes Kind", rief sie, dem ihr
entgegenkommenden Mädchen die Hand reichend,
o Du bist es also wirklich und meine Dermuthung
hat mich nicht getäuscht. Ich sah ein Helles Kleid
durch die Bäume schimmern und glaubte Dich vom
Fenster aus erkennen zu können, obgleich mich
meine alten Augen jetzt manchmal zu täuschen
beginnen."
dunkle Mal.
^Man von P. E. von Areg.
Alles würde sich auch ferner wiederholen, wenn
ich zum vierten Male seinen Bitten nachgäbe,
Aber das wird nicht geschehen.
Und dabei blieb er, wie sehr sie ihn auch
mit Bitten bestürmte, nm ihn zu einer für den
Sohn günstigeren Ansicht zu bekehren.
* *
Das Pfarrhaus zu Borkum liegt von dem
Gute des Majoratsherrn höchstens fünfzehn Mi-
nuten entfernt, in der Mitte zwischen beiden hat
die kleine Dorskirche ihren Platz und rings her-
um der Friedhof.
Die Dorfstraße führte an dem Gutshofe eben-
so wie an der Pfarre vorüber, aber zum Verkehr
zwischen den beiden Familien des Gutsherrn und
des Pastors diente sie nur während der Winter-
monate. Sobald der Schnee geschwunden war,
bis weit hinein in den Herbst benutzten die Fa-
milienmitglieder zu den gegenseitigen Besuchen
einen schmalen Fußweg um den Friedhof herum
über die Dorfwiesen, der direkt von dem Guts-
garten zum Pfarrgarten führte. Dieser Weg zog
sich neben den Hecken, welche die beiden Gärten
und den Friedhof begrenzten, fast von der einen
Laube zu der anderen hin und vermittelte zugleich
die Kommunikation zwischen Borkum und dem
eine halbe Stunde entfernt gelegenen größeren
Dorfe Friedrichshaide für die Fußgänger, wäh-
rend der Fahrweg dorthin in einem unsangreichen
und deshalb erheblich weiteren Bogen durch die
Felder der beiden Markungen führte.
Auf jenem Fußwege zwischen Gutshof und
Pfarrhaus schritt am Nachmittag desselben Tages
k „Tq (Fortsetzung.)
r^ist hart, Kurt, entsetzlich hart", ant-
sl^? Nül jhränenden Augen, „darf ich Dich
c,.,. ..daran erinnern, daß es unser jüng-
der ohne Deine Hülfe der Schande
dm "^der '
Kim ^itzp Weitere Versuch von Deiner Seite
bxj^st, Nachgiebigkeit einzuwirken, Hedwig, ist
. daß wir
yh ", j) ' -Nal nur dadurch zu helfen rm Stande
llvi Wir dem Thunichtgut, der uns unsere
8»l> Tb vergällt, den letzten Rest von dem-
w aasDeines Vermögens in die Hände
dhwiii g s dea er später einmal Ansprüche zu
- h u - t haben würde. Meine Ersparnisse,
wchÄeres einfachen Lebens hier niemals
b, cheur Belange gewesen sind, waren
alsy sus bis aus die Neige erschöpft. Du
Iklbspwß es an jeder Möglichkeit zu Helsen
"e, r P hmn ich mich so weit bezwingen
Zu wollen."
8kÄt, , Nach den Mitteln Kurt!" versetzte sie
'k, Du wirst sie finden." Ich weiß
wird Dir gelingen."
«w N wrd abermals nein", erwiderte er.
^Wohnungen in Güte, meine ernsten
> Zech? Strenge und Drohungen sind trotz
^!ser Bethcuerungen und Versprechungen
wig in die leere Luft verpflogen. Das
General
für Heidelberg und Umgegend
Heidelberg, Montag, den 24. Juli
1893
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Mark hat die
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Druck und Verlag:
Heckmann, Dörr L Wurm.
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Verantwortlicher Redacteur:
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> Wirthschafts-
risterkinde eine
Diverses: 1000
Ausland.
Paris, 23. Juli. Der Temps meldet aus
Saiguu: Der Mandarin, der auf der Insel
Khvne den Oberbefehl führt, schickte, an den fran-
zösischen Kommandanten einen Parlamentär mit
KaupLptrclße Wr.
Wit Abonnementspreis r
3-5 illustrirtcm Sonntagsblatt: monatlich
vierrcliE^? m's Haus, durch die Post bezogen
—^ jährlich so Pfennig ohne Bestellgeld.
treten, von der Erkenntniß beseelt sein werden, daß
nur ganze Arbeit dem Reiche zum Nutzen ge-
reichen wird._
Deutsches Reich.
Berlin, 23. Juli.'
— Zugleich mit der Meldung von dem Rück-
tritt des Neichsschatzsekretärs Frhr. v. Maltzabn-
Göltz wird auch die Nachricht kolpotirt, der preuß.
Kriegs-Minister v. Ka lt en b orn-Stach a u
würde seinen Posten aufgcben und ein Korps-
kommando übernehmen. Schon vor der Einbrin-
gung der neuen Militärvorlage in den Reichstag
wurde die diesbezügliche Mittheilung verbreitet, doch
wurde es schließlich wieder still davon, bis die
Angelegenheit nunmehr von Neuem in den Vorder-
grund tritt. Herr v. Kaltenborn-Stachau ist an-
erkanntermaßen ein tüchtiger Soldat, aber er be-
sitzt nicht die Gabe des schlagfertigen Parlaments-
redners, so daß der Reichskanzler bekanntlich fast
ausschließlich die Vertretung der neuen Militär-
vorlage vor dem Reichstage übernommen hat.
Nachdem die neue Heeresorganisation definitiv fest-
gestellt ist, ist es nun allerdings wahrscheinlich,
daß ein Wechsel in der Leitung des Kriegsmini-
steriums früher oder später erfolgt.
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung"
veröffentlicht Mittheilungen des hiesigen siame-
sischen Gesandten, die eine Art Kritik an
der Rede Develles vom 18. Juli enthalten. Da-
raus geht hervor, daß nicht nur aus den deut-
schen, sondern auch auf den amtlichen französischen
Karten die Grenze Anams nicht dem Mekong
entlangläust, sondern in beträchtlicher Entfernung
östlich davon. Die siamesische Regierung hat
allerdings zugegeben, daß die Ermordung Gros-
gurius eine abscheuliche Handlung wäre, wenn
sie sich nämlich so zugetragen hätte, wie die Fran-
zosen erzählen. Die Siamesen leugnen aber die
Richtigkeit der Darstellung. Es habe sich um
ein regelrechtes Gefecht gehandelt, über dessen Ein-
zelheiten erst eine nähere Untersuchung erforderlich
sei. Währ.nd in Bangkok 'und Paris friedlich
über die Rechtsansprüche verhandelt werde, drangen
drei französische Corps nach Mekong vor und
drängten die auf dem linken Ufer stehenden Si-
amesen zurück. Daß ein Theil des von Frank-
reich beanspruchten Gebietes früher unter anami-
tischer Souveränetüt gestanden, wird zugegeben,
aber bemerkt, daß dies auf das Gebiet nördlich
von der Mekongbiegung nicht zutreffe und daß
Frankreich, wenn dies von Siam abgetreten
werden müßte, dadurch unmittelbarer Nachbar
der Schanstämme würde, die nach der Auffassung
Englands in die Interessensphäre des birmanischen
Schutzgebietes fallen.
— Zu großem Tumult und schließlich zu
Thntlichkeiten kam es gestern in einer von 2000
Personen besuchten Versammlung, wo Stöcker
sprach, zwischen dessen und Ahlwardts Anhängern.
Stöcker warf den Antisemiten in Neu-Stettin
Geld in Euren Beutel!
Dister ^Mst werden die deutschen Finanz-
üt Vtjqu ^tzkfurt zusammenkommen, um dort
' Nach über die neuen Steuern zu bcrathen.
^ge jst bs Bewilligung der Militär-Vor-
^'gen die nächste wichtigste Aufgabe
* öffnen Reichstags, ausreichende Steuerquellen
^restz^s, .,"3 die Kosten der Heeresverstärkung und
^iernnax!j auszubringen. Die verbündeten
stichtunaxa H^ben dabei nach zwei Richtungen Ver-
i belasten Übernommen: zunächst die Börse höher
. fleueruna die, von einer weiteren höheren
Steuer Notwendiger Lebensmittel abzusehen,
Erstichst auf die leistungsfähigsten Schultern
Mt hxj vertheilen und die Landwirth-
^bglichk^ fltzigen wirthschaftlichen Lage nach
Bon d jt°uen.
-tzi zah^t verschiedensten Seiten sind nun bis
hübsch Vorschläge zu einer, wie man
'Höste drückt, besseren Aufschließung von
Einigt ^nerqueilen gemacht worden, welche,
^quet a-d"" ein so umfangreiches Steuer-
nd Bana/"' baß dem deutschen Steuerzahler Angst
ür die ^.r^tden dürfte. Dort schwärmt einer
Nohs>,j ^bfabrikatsteuer, hier der andere für
euer-is ^"usmonopol. Vald wird eine Wehr-
teiesen ^rechteste aller fiskalischen Belastungen
Gerung ^d sucht man das Heil in einer Be-
^vstren ^urusgegenständen, von Velocipden
^Üeu, Pferden und Wagen, Verwaltungsraths-
"Usiiunasn ^ner Junggesellensteuer oder in einer
Die v
b dies^ St Stille der nächsten Monate wird
Ndzuua b.-' ^^Vorschlägen sicherlich noch reiche Er-
Vu beih-g Zweifellos das Ihrige
EEt uud daß immer neue Steuerpläne ausge-
zbsicheu den angeblichen Absichten der einzelnen
Zdeu. Ananzminister in Verbindung gebracht
Wass^ttfellos aber wird in Frankfurt noch
vssischen m Main hinunterfließen, ehe die
d'He, Legierungen sich entschließen werden, die
MMeue die sie sich zur Durchführung der
^ke,t j,, "norm verständigen werden, der Oeffent-
, Ällqxi/tor zuverlässigen Form preiszugebcn.
^orfst? ^Nen wird man wünschen, daß bei der
sgs, Reform thunlichst ganze Arbeit ge-
-^ agenbxb Has schwierige Werk von großen, durch-
Hrshgefgh.Gesichtspunkten aus unternommen und
.R'Nt wird; gerade in dieser Hinsicht er-
d? 3 tz^-^ahl des Herrn Dr. Miquel, als des
- s pos ganzen Neformunternclmiens,
sl * *'wirt Bürgschaft dafür, daß in der That
^ere, Tsiicht nothdürftig geflickt werden wird.
»^ündijHpessimistischer, sehen der Miquelschen
Steuerreform" mit Mißtrauen" ent-
befürchten eben eine vom Standpunkte
st Hoff^ohlcrs aus allzugründliche Reforin.
rcu^u, also, daß die Finanzminister derEinzel-
sie im nächsten Monat zur Be-
^^»^ZGrundzüge des Reformwerkes zusammen-
Lüge und Aufhetzung der unteren gegen die oberen
Stände und Kommunismus schlimmster Art vor;
er kündigte ihnen einen Krieg bis aufs Messer
an. Mehrere Redner nahmen Ahlwardt in
Schutz. Sie verlasen einen Bries Försters, worin
es heißt, Stöcker müsse sich seiner Agitation in
Stettin schämen. Schließlich prügelte man sich
auf der Tribüne. Unter Hochs auf Ahlwardt
und Stöcker, unter Gebrüll und dem „Deutsch-
land über Alles" ging die Versammlung aus-
einander.
Karlsruhe, 22. Juli. Die im Staatsbudget
für 1892/93 in der Höhe von 139 000 M. für
Hebung desRebbaues angeforderten Mittel
sollen u. A. auch zur Gewährung von Beihilfen
zur Beschaffung künstlicher Dünger-Verwendung
finden. Das Ministerium des Innern erklärt sich
neuerlich bereit, Landwirthen, welche Kunstdünger
zur Düngung ihrer Nebfelder verwenden wollen,
diese zum hälftigen Kostenpreis in folgenden
Fällen zu überlassen: 1) für Neuanlagen von
Reben; 2) für junge Reben; 3) für richtig ver-
jüngte Reben; 4) für ausgestockte Rebfelder, welche
vorübergehend mit Klee, Luzerne oder anderen ge-
eigneten Pflanzen bebaut unb später wieder mit
Neben besetzt werden sollen. Bewerbungen um die
Abgabe von Kunstdüngern zu dem bezeichneten
Zwecke sind von den Rebwirthen bei den Bürger-
meisterämtern einzureichen und von diesen den
Vereinsdirektionen einzuscndcn. Die letzteren haben
die gesammelten Anmeldungen längstens bis Ende
Dezember, d. I. dem Ministerium des Innern
vorzulegen und dabei anzugeben, von welchen Per-
sönlichkeiten (Landwirthschaftslehrer, Bezirksobmänner
für Rebbau, Mitglieder der örtlichen Beobachtungs-
kommision für Rebbau) die bestimmungsgemäße
Verwendung der abgegebenen Kunstdünger über-
wacht werden soll. Zur Anmeldung um Kunst-
dünger für die bezeichneten Zwecke sind auch solche
Rebwirthe berechtigt, welche dem landwirthschaftlichen
Bezirksverejn nicht angehören.
Stuttgart, 22. Juli. Die Wahlanfechtung
im 1. Wahlkreise ist ein sehr umfangreiches Akten-
stück, enthält aber größtentheils Dinge, die, wenn
auch zum Theil ordnungswidrig, doch nicht geeignet
sind, die Wahl umzustoßen. Zwei Vorwürfe sind
gegen Handlungen des Herrn Siegle persönlich ge-
richtet und betreffen die Inaussichtstellung von Be-
theiligung an Unternehmungen (Fortsetzung der
Filderbahn u. s. w. Einzelne Vorkommnisse
wären, wenn sie bewiesen werden könnten, vielleicht
geeignet, einige Stimmen ungültig zu machen;
doch handelt es sich dabei um so wenige Stimmen,
daß sie am Wahlergebniß nichts ändern würden
und daher für eine Ungültigkeitserklärung belang-
los sind.
Mger
»---—
Jnfertionspreisr
die Ispalttge Pctrtzeile oder deren Raum 8 Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 Psg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-
«---»
Expedition: Kcruptftrcrßo Wr. LS.
dem Ersuchen, das Feuer einzustellen. Dieser
machte die Bewilligung von der Bedingung ab-
hängig, daß die Forts ausgeliefert würden. Nähere
Nachrichten stehen noch aus. Inzwischen sind 350
Mann nach Saignn abgegangcn.
Paris, 22. Juli. Nach den zuletzt einge-
troffenen Nachrichten ist in Bangkok die Stimmung
im allgemeinen für die Annahme der französischen
Forderungen, jedoch mit Vorbehalt bei gewissen
Einzelpunkten.
Paris, 22. Juli. Nach privaten Mittheilungen
der siamesischen Gesandtschaft hat der Hof, ent-
gegen Preßmeldungen, Bangkok bisher nicht verlassen
und ist für die dortige Fremdenkolonie nichts zu
befürchten, wo ferner die siamesische Regierung die
gegen Frankreich erbitterte chinesische Bevölkerung
im Zaume hält, wozu sie entschlossen ist.
Aus Wcch und Jern.
Amtliches.
Personalvcränderungen. Versetzt: Die Eisen-
bahnassistenten Heinrich Dcierling in Langenbrücken
nach Heidelberg, Ludwig'Grömmingerin Titesee nach
Langenbrücken, die Expeditionsgchilfen Wilhelm Schön-
leber in Mannheim nach OoS, Friedrich Huber in
Heidelberg nach Titisee, der Unterlchrer Chr. Friedrich
Dreßler von Mannheim nach Kirchheim, der Unter!.
Herm. Weber von Gauangeloch nach Mauer.
* Karlsruhe, 22. Juli. Eine Frauensperson,
welche mit 3 Kindern aus dem Oberlande ange-
kommen war, setzte hier 2 von den Kindern aus
und suchte das Weite. — Der in Untersuchungs-
haft befindliche Versicherungsinspcktor Els äff ec
versuchte aus dem Amtsgericht zu entfliehen,
als er gerade von dem Untersuchungsrichter nach der
Zelle zurückgebracht werden sollte.' Er kam aber
nicht weit, denn schon am Schloßplatz wurde er
eingeholt und nach Nummer Sicher zurückgebracht.
* Karlsruhe, 22. Juli. Der Bürgerausschuß
genehmigte ein Anleihen von 1 500 000 M.
für die Stadt aus Grund eines Darlehensvertrags
mit der Versorgungsanstalt.
* Mannheim, 22. Juli. Auch die hiesige
Garnison soll infolge der vom Reichstag be-
schlossenen Heeresverstärkung eine Vermehrung er-
halten. Auf dem südöstlichen Theil des Exerzier-
platzes werden zu diesem Zwecke Wohnbaracken nebst
wirthschaftlichen Gebäuden erbaut. Die hiesige
Garnison wird um das neu zu errichtende 4. Bataillon
vermehrt. Dasselbe besteht aus 8 Offizieren 1
Assistentenarzt, 1 Zahlmeister, 1 Büchsenmacher 193
Unteroffizieren und Gemeinen. Ferner wurden die
beiden hier befindlichen Bataillone um je 37 Mann
vermehrt. Die Wohnungsbaracken sollen im Herbst
1894 belegt werden; bis dahin werden 200 bis
250 Mann in Massen-Ouarticrcn untergebracht
In Aussicht genommen sind die Aula und die
Turnhalle des Gymnasiums.
* Weinheim, 22. Juli. Einer der angesehensten
Bürger Weinheims wurde vorgestern wegen Ver-
brechens im Sinne des 8 173, Abs. 1 des