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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 191 - No. 200 (15. August - 25. August)
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General-GAnmger

für Heidelberg und Umgegend

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Expedition: Knuptstraße Mr. 25.

Expedition: Kanptltrnße Hlr. 25.

18S3

Donnerstag, den 17. August

193

rrabnengaffe10.

v. Gru-

Doktor

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Doktor
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völkerung und dem Militär vorgekommen. Mehrere
Dörfer wurden vollständig zerstört.

Druck und Verlag:
kseckmann, Dörr L svurm.

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Verantwortlicher Redakteur:
kserm. Streich.

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schwiegen hatte, während ihm die moralische Ver-
pflichtung doch sehr nahe gelegen, seine nächsten
Verwandten zu unterrichten. Es gab aber noch
einen zweiten Umstand, der die Aussage des Aus-
gewanderten erheblich abschwächte, das war das
Gefühl der Feindseligkeit und des Hasses, das
Hans v. Flotttwell ganz natürlicher Weise gegen
den Mann empfinden mußte, dem er es nach
seine Ueberzeugung zu verdanken hatte, daß er
aus der Armee hatte ausscheiden müssen. In
diesem Punkte und nicht in den von ihm selbst
gemachten Angaben würde zweifelsohne das Ge-
richt das einzige richtige Motiv für seine neuer-
lichen Offenbarungen erkennen und dadurch wurden
sie selbstredend in ihrer Schwere bedenklich er-
schüttert.
Andas einfachste Mittel, sich von dem Inhalt
des Packetes in Kenntniß zu fetzen, indem man
dasselbe, ohne sich um die Bestimmungen seiner
Aufschrift zu kehren, öffnet, dachten die Freuüde
nicht, oder vielmehr sie verwarfen den Gedanken,
sobald er ihnen auftauchte. Ein fremdes Ge-
heimniß anzutasten ohne erheblich mehr zwin-
gende Motive als die augenblicklich vorliegenden,
widerstrebte sowohl dem Einen wie dem Andern.
Man scheute weniger die Folgen, als die Hand-
lung selbst, und zwar aus einem moralischen
Pflichtgefühl. Auch waren dabei nicht die Rück-
sichten bestimmend, die man auf die Gegenpartei
zu nehmen hatte, wohl aber die Pietät gegen den
Willen eines Verstorbenen, gegen dessen Leben
und Handlungsweise sich sittliche Bedenken nicht
erheben ließen und der, wenn überhaupt ihre
Vermuthungen über den Inhalt des Packetes zu-

Cin Märtyrer der Arbeit.
Unsere Zeit meint und rühmt sich, humaner,
von Aberglauben und Vorurtheil freier und endlich
von höherer Geschmacksbildung als alle früheren
Zeiten zu sein. Wie weit dieses Selbstlob berech-
tigtist, soll hier nicht untersucht, sondern nur an einem
Beispiele gezeigt werden, daß wir gegenüber unseren
germanischen Altvordern — Barbaren sind. In
gewissem Betracht verfahren wir „Christen" grau-
samer als diese Heiden, versündigen wir auch, trotz
aller Studien in Volkswirthschast, Sozialpolitik und
Gesundheitslehre gegen Grundlehren dieser Wissen-
schaften, während jene, ihren Naturtrieben folgend,
das bessere Theil erwählt hatten. Das bewährt sich
endlich auch hinsichtlich des Geschmacks; sogar hierin
erwiesen sich die alten „Bärenhäuter und Wilden"
zum Theil besser berathen, als wir Hochkulturkinder.
Millionen von Zentnern des besten Nahrungs-
mittels werden dem Verbrauch entzogen und Mil-
lionen aus den unbemittelten Klassen halten sich
wesentlich an Kartoffeln und wähnen, ihren ver-
sagenden Kräften durch — Branntwein aushelfen
zu können und zu müssen.
Die Physiologie hat festgestellt, daß Pferde-
fleisch 22.2 Proz. Eiweißkörper (muskelbildende
Stickstoffverbindungen) enthält, Rindfleisch nur21.96,
also eine treffliche Speise bietet. Seine Brühe ist
besonders kräftig und nahrhaft, weil sie die doppelte
Menge gelöster stickstoffhaltiger Bestandtheile besitzt,
als die aus demselben Gewicht Rindfleisch gewonnene,
sie wird deßhalb in vielen Spitälern kräftebedürf-
tigen Genesenden auf ärztliche Verordnung verab-
reicht. Der etwas süßliche Geschmack ist nur beim
Siedefleisch bemerkbar und verliert bei häufigerem
Genuß erfahrungsgemäß alles Widerliche. Gepökelt
schmeckt und riecht das Fleisch dem der Gänse
ähnlich, hält sich länger als das des Rindes und
zeigt, laut amtlichen Nachweisen, fast nie jene
schädlichen und ekelhaften Eigenschaften, die sich
bei anderen Schlachtthieren infolge von Perlsucht,
Finnen und Trichinen vorfinden. Landwirtschaft
und Thierzucht nehmen einen neuen Aufschwung,
wenn das Pferdefleisch in seine alte Rechte wieder
eingesetzt würde, und dieses gewänne im selben Ver-
hältnitz an Güte. Das Pferd ist eines der rein-
lichsten, in seiner Nahrung wählerischsten der Nutz-
thiere, genießt nur gesundes Futter und reines
Wasser/ist dazu Vegetarier strengster Observanz.
Alles das sollte uns sein Fleisch appetitlicher machen,
als das der Schweine, der Enten, Hühner, Krebse,
als halbverwestes Wildpret u. s. w.
Noch schmerzlicher jedoch als alle gesundbeitliche
und wirthschaftliche Einbuße muß der Schaden em-
pfunden werden, der durch das leidige Vorurtheil
dem Volksgemüth erwächst. Wäre noch oder würde
wieder das Pferd Schlachtthier, so läge cs im Vor-
theil der Besitzer, dasselbe dem Metzger zu verkaufen,
bevor es zur „Schindmähre" herabgesunken ist!
Blicken wir auf so ein altes, lahmes, oft von
Rheumatismus geplagtes, mit Wunden bedecktes
Geschöpf, wie es schlecht gefüttert, schlecht gewartet,
mit seinen zitternden, steifen Beinen, tief herab-

gut weiß, daß die Gehorsamsverweigerung im Kriege
die Schuldigen alsbald vor die Mündung der Ge-
wehre bringen würde. Die Kriegsgesctze sind allent-
halben streng, und im Ernstfälle heißt es in allen
Ländern: entweder Ordre pariren oder eine Kugel
vor den Kopf. Daß man hierfür in Staaten
wie Holland, wo die Bevölkerung nicht durch die
Schule der allgemeinen Wehrpflicht geht, keinVer-
ständniß besitzt, ist ja begreiflich. Ebenso verständ-
lich ist es, daß gerade die Franzosen sich bemühten,
einen Beschluß über die Gehorsamsverweigerung zu
veranlassen. Das könnte den französischen Chau-
vinisten im Sozialistenmantel wohl passen, daß die
deutschen Arbeiter im Kriegsfälle den Gehorsam
verweigerten. Die Herren können ruhig sein, hierzu
wird es niemals kommen."
— Gestern war eine Versammlung selbstän-
diger Handwerksmeister und Gewerbetreibender ein-
berufen, um auf Abänderung des Alter s-
und Jnvaliditätsgesetzes im Sinne einer
Einschränkung desselben hinzuarbeiten. Es hatten
sich auch Sozialdemokraten und Antisemiten ein-
gefunden, und anstatt der von dem einberufenden
Verein Berliner Schneidermeister für Damenkon-
fektion ausgearbeiteten Petition an den Reichstag
um Abänderung der U 29 und 30 des genannten
Gesetzes in dem Sinne, daß die weiblichen Arbeits-
kräfte erst vom 30. Lebensjahre an der Versicherungs-
pflicht unterliegen und die Altersrente in Zukunft
bereits mit dem vollendeten 60. Lebensjahre beginnen
solle, gelangte der Antrag eines Maurermeisters
Wilke zur Annahme, wonach beim Reichstag bezw.
der Reichsregierung dahin petitionirt werden soll,
daß die Beiträge zur Kranken-, Unfall- und Jn-
validitätsverstcherung durch einen Zuschlag zur Ein-
kommensteuer erhoben und jeder Deutsche vom 60.
Lebensjahre ab zum Empfang der Altersrente be-
rechtigt sein solle. Eine in der Versammlung ge-
wählte Kommission von 15 Personen wurde beauf-
tragt, in Gemeinschaft mit dem Vorstande des
Vereins Berliner Schneidermeister für Damen-Kon-
fektion eine diesem Antrag entsprechende Petition
auszuarbeitey^
— Von einem Verzicht auf den W ürzb urger
Katholikentag wegen drohender Choleragefahr
will die „Germania" nichts wissen und sie ist neu-
gierig, den Ursprung der Telegramme gewisser Zei-
tungen zu erfahren, die von einem solchen Verzicht
zu berichten wußten.
Ausland.
Wien, 15. Aug. Kaiser Wilh el m wird bei
der Rückkehr von den Manövern wahrscheinlich blos
einige Stunden in Schönbrunn weilen. Weder hier
noch in Budapest ist ein längerer Aufenthalt ge-
plant.
London, 16. Aug. Nach einer Meldung aus
Agerkorn sind heute früh 200 Soldaten in Ebbro
Vale eingetroffen. Bei den gestrigen Unruhen
wurden 25 ausständige Steiger verhaftet. Man
befürchtet, daß sich die Unruhen heute wiederholen.
Athen, 16. Aug. Auf der Insel Samos sind
blutige Zusammenstöße zwischen der Be-

sucht
tüchtiges Kirchs
voldcner Römssi

Jnsertionspreisr
die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg«,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.

Deutsches Reich.
Berlin, 16. August.
— Die „Köln. Ztg." hebt einen einzelnen
Punkt aus den Züricher Verhandlungen hervor,
indem sie schreibt: „Mit kluger Ueberlegung haben
die leitenden Führer der deutschen Sozialdemokratie
zu verhüten gewußt, daß der Kongreß in Zürich
sich für die Verweigerung des Gehorsams seitens
der Sozialdemokraten bei Ausbruch eines Krieges
aussprach. Man weiß sehr wohl, daß ein solcher
Beschluß niemals ausgeführt würde, denn in allen
Ländern sind die „Genossen" in ihrer überwiegen-
den Mehrheit keineswegs schon in dem Grade von
dem sozialistischen Evangelium durchdrungen, daß
sie ihr Vaterland in die Gewalt einer fremden
Macht fallen lassen möchten; wie man auch recht

(Fortsetzung)
Der Doktor machte durchaus keine Anstalten,
seinen Besucher zum Sitzen einzuladen; er selbst
war, leicht mit der Hand auf den Tisch gestützt,
der in der Mitte des Zimmers sich befand, stehen
geblieben und nöthigte hierdurch den Anderen,
ihm nachzuthun. Und als er die Unterredung
fortsetzte, klang seine Stimme so kalt und geschäfts-
mäßig, daß Grünow bereits aus dem Tone Hütte
erkennen können, wie wenig er Ansicht haben
werde, hier zu dem Zwecke zu gelangen, den er
so heiß ersehnte.
„Ich bitte die Dame außerhalb des Rahmes
unserer Besprechung zu lassen," sagte er, „sie ge-
hört nicht unter das Geschäftliche und dieses allein
wird es sein, was wir mit einander zu verhandeln
haben. Mit welcher Absicht erscheinen Sie hier?"
Ich komme, um Ihnen im Namen meines
Auftraggebers anderweitige Vorschläge wegen der
Zurückgabe jenes Deposital-Packetes zu machen.
Derselbe erkennt an, daß den Hinterlassenen
Wienbrands nach dem Wortlaute der Aufschrift
jenes Packetes allerdings ein Recht auf die For-
derung jener Summe zuzustehen scheint, die Sie
mir genannt haben, stellt aber entschieden in Ab-
rede, daß er jemals an den Abgelebten Zinsbe-
träge von solcher Höhe gezahlt habe, wie nach
Ihrer Behauptung in den Büchern eingetragen
ftin sollen. Ein Einschlagen des Rechtsweges liegt

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lüraße Nr. 5.

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Anlage 20, p^'
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jedoch, wie ich mir Ihnen schon früher anzudeuten
erlaubt, schon aus dem Grunde nicht in seinem
Wunsche, weil er die damit unausbleiblich ver-
bundenen Verzögerungen in der Erledigung des
Geschäftes gern vermieden hätte. Er ist aus dem-
selben Grunde entschlossen, lieber ein Opfer zu
bringen, und wünscht, daß ich mich bei Ihnen
erkundigen soll, wie hoch sich die Summe belaufen
würde, die Sie unter Anwendung eines gütlichen
Vergleiches für die Erben gegen Herausgabe des
Packetes fordern würden."
„Wenn das der Fall ist", entgegnete der
Doktor, mit großer Ruhe, „so habe ich Ihnen
nur zu erklären, daß Sie sich vollständig umsonst
hierher bemüht haben. Wären Sie auf meine
Vorschläge damals eingegangen, als Ihnen die-
selben gemacht wurden, so würden Sie jetzt bereits
im Besitze des Ihnen so am Herzen liegenden
Packetes sein. Allein seit jenem Tage haben sich
die Verhältnisse erheblich geändert. Selbstver-
ständlich habe ich von dem, was zwischen uns
verhandelt wurde, den Erben nach Ihrer ersten
Weigerung, die berechtigten Forderungen derselben
anzuerkennen, Mittheilung gemacht und da die-
selben alsbald übereinstimmend erkannten, daß es
sich hier um einen versuchten Betrug handele, so
haben sie sich entschlossen, das Packet überhaupt
nur dann nach erfolgter gerichtlicher Entscheidung
herauszugeben."
Mit diesen Worten nahm der Doktor das Packet,
das er als ärgerlichen Köder für den Anderen
vor sich hingelegt hatte und schloß es in Wien-
brands Schreibtisch,, dessen Schlüssel er abzog, und
zu sich steckte.

Aus WuH und Jern.
* Wiesloch, 16. Aug. Vergangenen Sonntag
feierte die Gemeinde Thairnbach ein seltenes
Fest, galt es doch das von Herrn Schwanenwirth
Filsinger und seiner Ehefrau gestiftete steinere Kreuz
auf dem Kirchhofe einzuweihen. Mittags 2 Uhr war
Festgottesdienst, und nach diesem bewegte sich ein
stattlicher Zug auf dem Friedhof zur Weihe des
mit Kränzen und Blumen schön geschmückten Kreuzes.
Bei dieser Feier erfreute uns der Kirchenaesangverein
nach langem Schweigen wieder einmal durch zwei
gut vorgetragene Lieder. Zum Andenken an diesen
Tag wurde nach der Feier im Schulzimmer vom
Stifter des Kreuzes Brezeln an die Kinder vertheilt.
* Weinheim, 16. Aug. In dem Anwesen des
Landwirths Nikolaus Beutel entstand gestern
Mittag nach 12 Uhr ein Brand, welchem das
Wohnhaus und die Scheuer, sowie zwei angrenzende
Scheuern, welche mit Frucht gefüllt waren, zum
Opfer fielen; ebenso verbrannten größere Holzvor-
räthe. Die Feuerwehr konnte erst nach ^/zstündiger
Thätigkeit des Feuers Herr werden. Einige Feuer-
wehrleute zogen sich leichtere Verletzungen an den
Händen und Beinen zu.
* Neulußheim, 16. Aug. Ein hiesiger Fab-
rikarbeiter mit Namen Villhauer, der in der
chemischen Fabrik Rhenania zu Rbeinau beschäftigt
ist, stürzte dort heute Vormittag 10 Uhr in einen
Kessel mit kochender Lauge, wodurch er so jämmerlich
verbrüht wurde, daß an seinem Aufkommen ge-
zwiefelt wird.
* Neckarau, 17. Aug. Gestern Nachmittag
ertrank dahier beim Baden im Rhein der 13-
jährige Knabe Jakob Klauer, Sohn der Wittwe
Klauer. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht
geländet werden. Ein anderer Knabe, welcher
gleichfalls dem Ertrinken nahe war, konnte noch
gerettet werden.
* Neckarbischofsheim (A. Sinsheim), 16. Aug.
Bei der gestern hier stattgehabten Psarrwahl wurde
Herr Dekan Eberhardt in Adelsheim mit einer
Stimme Mehrheit zum 1. Stadtpfarrer gewählt.
Abgestimmt haben im Ganzen 37 Wahlberechtigte.
Herr Dekan Eberhardt erhielt 19 und Herr Pfarrer
N. Gräbener in Eschelbach 18 Stimmen. Von
anderer Seite wird nun aber gemeldet, die Pfarr-
Wahl sei ungiltig, da beide Kandidaten gleichviel
Stimmen aufsich vereinigten. Wer hatjetztRecht?
* Bruchsal, 16. Aug. Am Samstag Abend
fiel die Wittwe des Johann Friedrich Mcel von
Unteröwisheim in der Nähe des Ortes von einem
mit Heu beladenen Fuhrwerke. Sie erlitt durch
den Sturz so schwere innere Verletzungen, daß
sie nach 2 Tagen starb.
* Pforzheim, 16. Aug. Gestern Vormittag
gegen 11 Uhr ereignete sich dahier ein beklagens-
werther Unfall. Auf dem Grundstücke der Aktien-
gesellschaft „Bayrisches Brauhaus" dahier werden
zur Zeit Grabarbeiten ausgeführt. Wahrscheinlich

hängendem Kopfe und verglasten Augen sich ab-
müth, seine schwere Holz-, Stein- oder Sandfuhre
vorwärts zu bringen, jeder Schritt eine Oual und
eine Anklage gegen seine Peiniger! Statt ihm eine
kurze Rast zu gönnen, weguräumen, was die Räder
hindert, schlägt der Knecht mit dem Peitschenstiel
drauf los, stößt es mit dem Stiefel in die Weichen,
und bricht es endlich in lautlosem Schmerz zu-
sammen, so wird keine Mißhandlung unversucht
gelassen, um die „Schindmähre" wieder auf die
Beine zu bringen. Könnte das arme Opfer heulen,
manche Straßen würden wiederhallen vom Jammer-
geschrei dieses Märtyrers der Arbeit. So wenig es
jedoch sein Elend zum lauten Ausdruck bringt, so
weit entfernt ist es, sich an seinen Tyrannen zu
rächen. Alle Martern, unter denen die Thierwelt
beim Transport und Schlachten, bei der Jagd, dem
Fisch- und Vogelfang u. s. w. leidet, sind doch
immerhin auf kürzere Zeiträume beschränkt, treten
auch minder in die Oeffentlichkeit, als die er-
barmungslose Behandlung, welche das edelste, nütz-
lichste, geduldigste, sanfteste Hausthier erleiden muß,
sobald es im Dienste der Menschen alt und kraft-
los geworden! Wie verrohend derlei Gräuel auf
Betheiligte und Zuschauer, namentlich jugendliche,
wirken können und tatsächlich wirken, bedarf keiner
Ausführung. Selbst wer keine Faser Herz für
Thiere hat, sollte um der Menschenseele willen sich
verpflichtet fühlen, entgegenzuarbeiten soweit seine
Kräfte reichen.
Gesetze gegen Verwendung gebrechlicher Zug-
thiere gibt es ja, wie wenig werden sie aber be-
achtet! Vielen armen Fuhrwerksbesitzern muß eben
der alte Gaul den Unterhalt verdienen, wohl deß-
halb scheut sich manche Behörde, einzuschreiten.
Also gar nicht zu helfen? — Gewiß läßt sich
helfen und zwar zunächst — auf sozialem Wege.
Schon seit Jahrzehnten hat man denn auch be-
gonnen, die öffentliche Meinung durch die Presse,
Rede, Vereinsthätigkeit aufzuklären, zu bearbeiten,
zu drängen, und hat es dahin gebracht, daß mehr
und mehr Roßschlächtereien entstehen. Die An-
strengungen müssen unermüdlich fortgesetzt und ver-
vielfacht werden, damit endlich dem trefflichen
Nahrungsmittel der gebührende feste Platz im Speise-
zettel eingeräumt werde.

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„Und das ist Ihr letztes Wort, auch wenn
wir uns anbieten sollten, die ganze ungeheure
Summe samt Zinsen zu zahlen?" fragte
now mit zornbebenden Lippen.
„Es ist mein letztes!" entgegnete
Schwanenfeld.
Noch an demselben Abend besuchte
Schwanenfeld seinen Freund, den Assessor
mann, um ihn von den Resultaten seiner Unter-
redung mit Grünow in Kenntniß zu setzen. Er-
reicht war damit freilich nur, daß man sich im
Besitze des Packetes behauptet hatte und hoffen
durfte, man werde, selbst wenn die Gegenpartei
den Rechtsweg einschlug, sich in diesem Besitze bis
zu dem Tage behaupten können, an welchem nach
der Aufschrift eiue Oeffnung des Packetes gestattet
war. Und wenn sdie Gegner ohne Rücksicht auf
die ihnen möglicher Weise entstehenden Nachtheile
ein so beschleunigtes gerichtliches Verfahren bean-
tragen sollten, daß sie noch vor jenem Termine
in den Besitz des Packetes gelangten, so blieb
eben nur übrig, dem Gericht die Verdachtsmo-
mente über den eigentlichen Sachverhalt zu unter-
breiten und darurch eine Eröffnung des Packetes
vor der Behörde zu veranlassen. Mußte man
hierzu greifen, so war allerdings das Schlimmste,
daß diese Verdachtsmomente nur auf sehr schwachen
Füßen standen und eigentlich nur in Muth-
maßungen bestanden. Denn selbst die Eröffnungen
Hans v. Flottwclls waren eigentlich nichts weiter
als Kombinationen, die durch keine Thatsachen
von Bedeutung unterstützt wurden und schon um
dcßwillen ganz erheblich abgeschwächt wurden,
weil ihr Urheber so lange Jahre- über sie ge-

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