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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 281 - No. 290 (28. November - 8. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44142#0539

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Nummer 283.

Neuev

Donnerstag, 3V. November 18S3.

General-WAcheiger



für Heidelberg und Umgegend

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Deutsches Reich.
Vertin, 29. November.
— Der anarchistische Mordversuch,
der gegen den Reichskanzler und, wie sich
nun herausstellte, auch gegen den Kaiser ge-
richtet worden ist, erregt ungeheures Aufsehen.
Weiß man doch seit den zahlreichen Vorkomm-
nissen der letzten Zeit, wie ernstlich dergleichen
Anschläge gemeint sind und von welch einer Zu-
fälligkeit es abhängt, daß sie noch rechtzeitig
vereitelt werden. Verschiedene Blätter, voran die
„Kreuzztg.", hatten schon vor einiger Zeit stren-
gere Maßnahmen gegen die anarchistischen Um-
triebe gefordert. Diese Vorkommniße scheinen
ihnen jetzt recht zu geben. Heute nimmt auch der
„Temps" zu der Angelegenheit das Wort, und
zwar steht es bei ihm, er sagt nicht auf Grund welcher
Thatsachen, fest, daß die Sendung von deutschen
Anarchisten ausgegangen sei, nicht aber dem fran-
zösischen Chauvinismus zugeschricben werden dürse.
Das letztere nimmt auch wohl niemand an, im
übrigen aber dürfte wohl die Annahme gerecht-
fertigt sein, daß der Ursprung der anarchistischen
Attentate der letzten Zeit ein einheitlicher, und
zwar, wie der ganze Anarchismus lehrt, inter-
nationaler ist. So erklärt es sich auch, daß, wie
der „Temps" sagt, der Urheber des Mordver-
suchs mit den Liebhabereien Caprivis durchaus
bekannt gewesen; Herr v. Caprivi sei nämlich ein
sehr großer Freund des Gartenbaues und von
Radieschen. Inzwischen hat natürlich auch in

Berlin die Polizei ein aufmerksames Auge auf das
verbrecherische Gesindel und nimmt zahlreiche Ver-
haftungen vor. Der französische Botschafter in
Berlin hat dem „Temps" zufolge dem Reichs-
kanzler alsbald sein Bedauern über den Mord-
versuch zum Ausdruck gebracht und die Beihilfe
der französischen Behörden zur Entdeckung des
Thäters in Aussicht gestellt.
— Die Meldung von dem An s ch l a g e gegen
den Reichskanzler Grafen Caprivi, der
nur durch einen glücklichen Zufall und die Acht-
samkeit seines Adjutanten, Majors Cbmcyer, ver-
hütet wurde, wird heute von der „Köln. Ztg."
durch die Mittheilung ergänzt, daß das Holzkästchen
bei zweizölliger Höhe eine Länge von sechs Zoll
hatte. Durch Gummibänder wurde ein Bolzen
zurückgehalten, welcher beim vollständigen Oeffnen
auf eine Kapsel geschlagen hätte. Unter dieser
Kapsel lag eine mit Explosivstoff (Nitro-Glycerin)
gefüllte Patrone, die durch den Schlag wahrschein-
lich zur Erplosion gekommen wäre. Es hat fast
den Anschein, als ob der Absender mit den Ge-
wohnheiten des Reichskanzlers einigermaßen bekannt
gewesen wäre, denn dieser ist ein großer Garten-
freund und interessirt sich persönlich für die An-
lagen in seinem Garten und die Sämereien, die
in ihm ausgesät werden sollen. Darauf rechnend
hat vielleicht der Absender seine Sendung als „uns
öollnntillvn cks Arainss raäis ä'nno oszll-eo
stonnants" bezeichnet, um die persönliche Auf-
merksamkeit des Kanzlers darauf zu lenken. Uebrigens
ist diese Art von genauer Deklaration des Inhalts
eines Briefes — um einen solchen, nicht ein
eigentliches Packet scheint es sich gehandelt zu
haben — in Frankreich ungewöhnlich. „Uns
sobantillon" sagt man nicht auf französisch —
das Wort ist männlichen Geschlechts — und die
„68P66S ktonnnnts" erinnert so sehr an „68P606
äotonimnttz", daß man beinahe versucht wird,
diese Art der Deklaration für einen unheimlichen
Scherz des Absenders zu halten.
— Zur Berathung des Jesuiten-An-
trages im Reichstage schreibt die „Ger-
mania" u. A.: „Gehet hin in alle Welt, lehret
alle Völker — das ist der Auftrag des Heilandes
an die Kirche. Von ihm hat sie das göttliche
Recht, an allen Ländern, bei allen Völkern zu
eristiren, in der vollen Entwicklung ihres Wesens,
in der vollen Freiheit ihres Wirkens. Und was
sie so durch göttliches und natürliches Reckt be-
sitzt, besitzt sie in Deutschland auch durch positives
Recht. Das Recht der katholischen Kirche in
Deutschland ist sogar das älteste und heiligste
aller bestehenden Rechte, kein Staats- und Fürsten-
recht kommt ihr darin gleich, alle jetzigen Dyna-
stien, Institutionen und Einrichtungen und damit
auch deren Rechte sind jünger als sie! Wir

wollen keine Deutschen zweiter Klasse sein, wir
brauchen es auch nicht, weder nach Lage der tat-
sächlichen Verhältnisse, noch nach Lage des Rechts!
Ehre und Gewissen gestatten uns nicht, diesen Zu-
stand ferner zu dulden! Mit solchen Worten
spielt man natürlich nicht. Es ist uns heiliger
Ernst damit, wenn wir sie gebrauchen und genau
wie im Kulturkampf werden wir nur von Ge-
wissen und Ehre uns leiten lassen, von keiner
anderen Rücksicht."
— Wir haben kürzlich erwähnt, daß von land-
wirthschaftlichen Derufsgenossenschaften an zustän-
diger Stelle verschiedene Aenderungen des llnfall-
versicherungsgesetzes angeregt seien. Zu
den bereits angeführten Punkten ist noch ein wei-
terer Vorschlag hinzugekommen, der nicht blos für
die Land- und Forftwirthschaft, sondern auch für
andere Betriebe von Wichtigkeit ist. Es wird
nämlich eine dahin zielende Bestimmung verlangt,
daß jeder Unfall von derjenigen Berüfsgenossen-
schaft entschädigt werde, für welche und in deren
Betrieb der Unfall erfolgte, der die Entschädigungs-
pflicht begründet. Es sollen an die landwirth-
schaftliche Berufsgenossenschaft vielfach Ansprüche
auf Entschädigungen von Unfällen erhoben werden,
die nicht eigentlich im landwirthschaftlichen Be-
triebe, sondern in anderen Berufsgenossenschaften
weit näher liegenden Betrieben vvrgekommen sind,
falls man nur noch auf Grund des § 1 Abs. 2
des Reichsgese es vom 5 Mai 1886 einen land-
wirthschaftlichen Nebenbetrieb zu konstruiren ver-
mag, Es wird behauptet, daß sich so bei den
industriellen Betrieben ein förmliches System her-
ausgebildet habe, alle Unfälle, die nur entfernt
einen „landwirthschaftlichen Beigeschmack" haben,
der landwirthschaftlichen BerufsgenossenschaU auf-
zubürden. Es gelte dies namentlich von jeder
Förderung von H°h aus den Waldungen, von
Steinfuhren, ja sogar von Eisfuhren für Bier-
brauereien u. s. w.
— Von der zuständigen Stelle wird, wie all-
jährlich, allgemein darauf aufmerksam gemacht, daß
die vor 10 Jahren eingetragenen Waaren-
zeich en, wenn ihre weitere Beibehaltung nicht
angemeldet wird, erlöschen. So anerkennenswerth
diese Hinweise sind, so wenig haben sie es doch
verhindert, daß Inhaber von geschützten Waaren-
zeichen die Neuanmeldung vergaßen und in Folge
der Aneignung ihrer Zeichen durch Andere großen
Schaden erlitten. Ein charakteristisches Beispiel
nach dieser Richtung bietet ein Vorgang bei der
elsässischen Tabakmanufaktur. Dieselbe hatte sich
das Zeichen der „schwarzen Hand" eintragen lassen
und versäumte es, vor Ablauf der zehnjährigen
Frist die Eintragung zu erneuern. Kurz nach dem
Ablauf eignete sich eine andere Firma das Zeichen
an und die elsässische Tabakmanufaktur wurde da-

durch geschädigt. So ist es bisher vielfach ge-
gangen. Der dem Reichstage demnächst zugehende
Entwurf über den Schutz von Warenzeichen wird
auch in dieser Beziehung Abhilfe schaffen. Es
soll darin einmal bestimmt werden, daß vom Pa-
tentamte jeder einzelne Inhaber eines geschützten
Zeichens auf den Ablauf der zehnjährigen Frist
aufmerksam gemacht werden soll. Erst wenn der
Inhaber innerhalb eines Monats der Löschung
nicht widerspricht, soll die letztere vorgenommen
werden. Thut er es jedoch, so soll die Erneue-
rung des Zeichens auf den Antrag des Inhabers
nach einer Gebühr von 10 Mark vorgenommen
werden.
— Der Gesetzentwurf zum Schutz der
Wa arenbezeichnung ist gestern dem Reichs-
tag zugegangen.
— Zum Vorsitzenden der gestern gebildeten
Kommission für die Handelsverträge
wurde Hammacher (nat.-lib.) und zu dessen Stell-
vertreter Frhr. v. Stumm-Halberg gewählt.
München, 29. Nov. Die Abgeordneten
genehmigten den Nachtragsetat und den Militär-
Etat für 1892/93 und begannen den Militäretat
1893/94. Den einzelnen Rednern erwiderte der
Kriegsminister, die Pensionirung im Avancement
übergegangener Offiziere sei wegen der Autorität
unvermeidlich. Die Duelle abzuschaffen, wider-
strebe dem Offizierskorps, so lange die Studirenden
und Zivilisten sich auch duelliren.
Leipzig, 29. Növ. Die französischen Spione.
Dem „Temps" wird aus Berlin gemeldet, die in
Kiel verhafteten französischen „Scespione," welche
sich bei ihrer Verhaftung Daguet und Dubois
nannten, hätten im Laufe der Untersuchung ihre
Eigenschaft als aktive französische Offiziere zuge-
standen. Sie würden übrigens unmittelbar nach
ihrer Berurtheilung vom Kaiser begnadigt und
dann an die französische Grenze gebracht werden.
Das wird abzuwarten sein.
Ausland.
Wien, 29. Nov. Die „N. Fr. Pr." meldet
aus Belgrad, das Befinden von Dokiez habe
sich sehr verschlechtert, sein Ableben werde stündlich
erwartet.
Paris, 29. Nov. Die Blätter besprechen die
Berliner Attentate lakonisch. Ueberall herrscht
die Tendenz vor, die deutschen Anarchisten als die
Schuldigen hinzustellen, da ein Franzose eines
solchen Verbrechens unfähig sei. Der „Figaro"
schreibt: Kein Franzose billige diese gemeinen,
feigen Thatcn. Er protestirt entrüstet gegen die
Artikel der Berliner Blätter, die den französischen
Chauvinismus anschuldigen.
Rom, 29. Nov. Zanardelli's Berufung zur
Bildung eines Kabinets erregt bezüglich der
Zusammensetzung des Ministeriums Bedenken.

A L eXcr
oder
Auf dunklen Wegen.
Roman von Dr. Ed. Wagner.
(Fortsetzung.)
„Mylord wird nichts Derartiges thun!" rief
^ord Kingscourt scharf. „Durch ein Ueberein-
wmmen mit Ihnen würde ich dieses ruchlose
Räuberunwesen nur bestärken und das Schicksal
der nächsten Reisenden, die in Eure Hände fallen,
Noch verschlimmern. Ich denke, daß die englische
Regierung die Sache in die Hände nehmen
wird, mein wortbrüchiger Spiridion, und sie
wird die griechische Regierung zwingen, Euch zu
süchtigen."
Spiridon lächelte wieder, kalt und ruhig.
, „Sie kennen meine Gebirgsfestung, meine ver-
«rgene Höhle nicht," bemerkte er. „Ich trotze
Men Regierungen der Welt, Mylord. Sie können
xd ja versuchen, nur bedenken Sie das: Spiridion
^""t bei Allem, was ihm heilig ist, daß,
das von ihm genannte Lösegeld ihm inner-
dreier Monate nicht gebracht worden ist,
r von jedem seiner Gefangenen ein Ohr der
Lglischen Regierung als Geschenk zuschicken wird.
^Mn im Verlaufe eines weiteren Monats das
^Rd nicht eintrifft, wird er das noch übrige
und die rechte Hand eines jeden Gefangenen
u.' Mit jedem Monat des Zögerns kehren
w stückweise in Ihre englische Heimath zurück,
' verstehen Sie?"

^enn
halb

Das Gesicht des Räubers war, während
er so sprach, freundlich wie der Himmel eines
schönen Frühlingsmorgens, seine Stimme ruhig
und wohlthönend wie immer; aber die Gefange-
nen bemerkten in seinen Augen ein höllisches
Funkeln, welches ihnen zeigte, daß er wirklich aus-
führen werde, was er geschworen.
Lord Kingscourt jedoch wankte nicht in seinem
Entschluß, dem Verlangen des Räubers zu wider-
stehen. Auf das Geld kam es ihm nicht an, —
es betrug nicht die Hälfte seines Jahreseinkommens ;
aber es widerstrebte seinen Grundsätzen, ein solches
Lösegeld zu zahlen. Er wußte, ohne sich selbst
zu überheben, daß er in seinem Vaterlande ein
geachteter und einflußreicher Mann war, und daß
die englische Regierung alle Hebel in Bewegung
setzen würde, nicht nur um ihn und seinen Kame-
raden zu befreien, sondern auch durch Unschäd-
lichmachen des gefürchteten Spiridion ferneren
Angriffen auf das Leben und Eigenthum eng-
lischer Unterthanen in Griechenland vorzubeugen.
So entschloß er sich, ruhig abzuwarten, was in
der ihm gegebenen Frist geschehen würde.
Der Banditenhäuptling zwang Capitain
Wilbraham, die gestellten Bedingungen in sein
Taschenbuch zu schreiben, gab ihm einige strenge
Ermahnungen und sagte ihm, daß er Mittel
finden werde, bei seiner Rückkehr nach Athen
mit ihm zu verkehren und daß deshalb jetzt
Abmachungen über ein Zusammentreffen über-
flüssig seien.
Als Spiridion ihn zum Gehen drängte, drückte
der Capitain seinen Freunden warm die Hände
und sagte:

„Ich will den Konsul in Athen, die grie-
chische Regierung und alle in Athen wohnenden
Engländer in Bewegung setzen; und ich will
nach England eilen und auch die dortige Regie-
rung veranlassen, energische Schritte zu Eurer
Befreiung zu thun. Verlieret Euren Muth und
Eure Hoffnung nicht. Ich werde nicht eher ruhen,
bis Ihr frei seid.
„Wenn nichts Anderes gethan werden kann,
so erfülle die Bedingungen vor Ablauf der drei
Monate, Wilbraham," sagte Kollys. Es ist mein
ganz besonderer Wunsch, daß, wenn meine Ohren
nach England zurückkehren, ich sie begleite."
„Ich werde Euch uicht in größere Bedräng-
niß kommen lassen," versicherte Wilbraham. „Wenn
irgend möglich, sollt Ihr ohne Lösegeld frei
werden. Es thut mir leid, Euch unter den
Banditen lassen zu müssen. Der Himmel be-
schütze Euch, meine Freunde! Lebt Wohl!"
Er reichte nochmals Jedem die Hand, lenkte
sein Roß um und sprengte in der Richtung davon,
woher er gekommen war.
„Halt!" rief der Graf. „Mein Diener muß
mit ihm geben!"
„Ich verlasse Sie nicht, Mylord!" rief Briggs.
„Wohin Sie gehen, gehe ich mit! Schicken Sie
mich nicht fort."
„Treuer Diener," sagte Spiridion gutmüthig,
„Du sollst bleiben. Es ist die Pflicht eines
guten Dieners, das Schicksal seines Herrn zu
theilen, und wenn ich Mylord's Ohren nach
England schickte, hast Du mein Versprechen, daß
Deine plebejischen Ohren die seinigen begleiten

sollen. Und nun, Mylord," fügte er zu Lord
Kingscourt gewendet hinzu, „lassen Sie mich
Sie in mein armseliges Versteck führen. Ich
kann mich nicht mit Gesellschafts- und Ahnensälen
brüsten; aber Sie werden erfahren, daß ich
mir ergebene Herzen habe, und ich möchte nicht
mein freies, wildes Leben mit all' Ihrem Glanz
und Ihrer Pracht vertauschen. Vorwärts,
Kameraden!"
Er entließ die beiden anderen Diener und
die Führer, welche sich hastig entfernten. Dann
erfaßte er die Zügel von Lord Kingscourt's
Pferd, sein Lieutenant führte Kolly's Roß, die
anderen Räuber umringten die Gefangenen und
der Trupp setzte sich in Bewegung.
Sie wandten sich von der Straße ab und
schlugen einen Pfad ein, welcher sich an einem
plätschernden Bache hinzog. Als sie eine weite
Strecke geritten waren, wurde plötzlich Halt
gemacht.
„Wir sind jetzt genöthigt, Ihnen die Augen
zu verbinden, meine Herren," sagte Spiridion
in seiner ruhigen Weise. „Wenn Ihr Lösegeld
gezahlt ist, erhalten Sie Ihre Freiheit wieder,
und ich muß auf meiner Hut sein, daß Sie
Ihre Freiheit nicht zu meinem Nachtheil be-
nutzen. Wenn ich nicht die nöthigen Vorsichts-
maßregeln treffe, würden Sie später den Soldaten
als Führer zu meinem Versteck dienen. Ales-
sandros, Laros, verbindet den Gefangenen die
Augen!"
Die beiden genannten Räuber verrichteten
das von ihnen verlangte Geschäft mit wunderbarer
Geschicklichkeit; dann wurden die Arme der
 
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