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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 251 - No. 260 (24. Oktober - 3. November)
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Nummer 259

Neuer

Donnerstag, 2. November 1893

«


für Heidelberg und Umgegend



Expedition Kcruptstvatze Wr. 33.

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Telephon-Anschluß Nr. 102. -WU

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der

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natsraten ausgezahlt erhalten werden, so berechnet
sich der Reichszuschuß zu den Invalidenrenten auf
46 500.50 4- 45 000.50 — 7500.25----
3 825 000 Mk.

seine
ver-

sie ihre eigene Herrin sein wird."
„Zurückkehren: Sie ist also fort?"
„Gewiß mein Herr. Glaubten Sie,
länger hier bleiben würde, um unter

sn „ .
Aufsicht eines Polizeimannes fortgebracht zu werden?"
Oberst Brand stieß einen fürchterlichen Fluch
aus. Sein Gesicht wurde erschreckend bleich und
verzerrt. Die Baronin wich entsetzt zurück vor
dem bösen, wilden Ausdruck seines Blickes.
„Soll ich verstehen", fragte er „daß Beatrix
aus Ihrem Hause entflohen ist, seit ich dasselbe
betreten habe?"
„So ist es, mein Herr. Glaubten Sie, ich
würde sie Ihnen ausliefern, was immer auch Ihre
Ansprüche sein mögen ? Ich »ar nicht im Stande,
Ihrer Macht offenen Widerstand entgegenzusetzen;
ich scheute davor zurück, eine Szene zu machen,
daher schickte ich Fräulein Rohan heimlich nach

dem Bundesrath vorliegt, bezweckt im Wesentlichen,
ein einheitliches Verfahren hinsichtlich der Abhal-
tung der Seuche von der Reichsgrenze, wenn die
Seuche in einem für den inländischen Viehbestand
bedrohlichen Umfange im Auslande herrscht. Es
soll dem Reichskanzler obliegen, die Ausführungen
zu überwachen. Werken von den zu ergreifenden
Maßregeln die Gebiete mehrerer Bundesstaaten be-
troffen, so hat der Reichskanzler oder ein von ihm
bestellter Reichskommissar für Herstellung und Er-
haltung der Einheit der Maßregeln zu sorgen.
— Wie einschneidende Wirkungen
der russische Zollkrieg auf die deutschen Wirthschafts-
verhältnisse ausübt, macht sich ganz besonders an
den Grenzen des Reiches bemerkbar. In Eydt-
kuhnen, einer hervorragenden Grenzstation, mit sebr
umfangreichen Speditionsgeschäften, ist, so schreibt
man der „Gumb. Ztg.", seit Rußland auf alle
Maaren eine Steuererhöhung von 50 Proz. gelegt
hat, der ganze Handel vernichtet und die Spedi-
teure blicken in eine trostlose Zukunft. Drei von
ihnen haben bereits Eydtkuhnen verlassen, um ihr
Glück wo anders zu versuchen, und die anderen
stehen rathlos da und wissen nicht womit sie die ent-
standenen Geschäftslücken ausfüllen sollen.
— Matt wie sie begonnen, endigte die sog.
preußische Wahlbewegung. Nicht einmal
alle Blätter brachten die üblichen Äpcllartikel an die
Wähler mit den Kommandos zum Wahltisch und
so weit sie es thaten, geschah es ohne rechten
Schwung und nur weil es doch einmal so herkömmlich
ist. Wenn die letzten Wochen etwas klargestellt
haben, sc war es die Nothwendigkcit für den Libe-
ralismus aller Schattirungen, der großen gemein-
samen Gefahr einer geschlossenen konservativen
Mehrheit entgegenzutreten. Die Wahlagitation hat
ja nur ganz kleine Wellen geworfen, aber wo über-
haupt eine gewisse Bewegung zum Vorschein kam,
war überall das Grundmotiv die Nothwendigkeit
auch für den gemäßigten Liberalismus, einen scharfen
Strich nach rechts hin zu machen. Die Austritte
sogar freikonservativer Männer aus dem Bunde der
Landwirthe (dem Oekonomierath Müller ist der bis-
herige freikonservative Abgeordnete Schultz gefolgt)
sind ein gewichtiges Zeugniß dafür, daß mit den
Konservativen von heute auch Konservative vom
alten Schlag" nicht mehr mitgehen wollen.
Gotha, 1. Nov. Unter dem Titel „Durch
Nacht zum Licht" gibt die Freisinnige Vereinigung
in Berlin ein neues Wochenblatt heraus. Unter
der Ueberschrift: „Was die Coburg-Gothaer von
ihrem neuen Herzog erwarten" schreibt man diesem
Blatt aus Gotha: „Herzog Alfred hat die Schul-
den des verstorbenen Herzogs, welche sich auf drei
Millionen Mark belaufen und von einem be-
sonderen Ausschüsse geprüft worden sind, über-
nommen und dadurch dem Lande viele peinliche

Deutsches Reich.
Berlin, 1. November.
— In die neue, am 16. November beginnende
Session des Rei ch stag es werden bei 396 zu be-
setzenden Mandaten die Parteien in folgender Stärke
cintreten: 68 Deutsch-Konservative, 27 Deutsche
Reichspartei, 11 Deutsche Reformportei (gegen 10
in voriger Tagung), 99 Zentrum, 19 Polen, 52
Nationalliberale, 13 Freisinnige Vereinigung, Frei-
sinnige Volkspartei 23 (gegen 22 in voriger Ta-
gung), Süddeutsche Volkspartei 11, Sozialdemo-
kraten 44 (gegen 43 in voriger Tagung), bei keiner
Fraktion 27 (gegen 28 in voriger Tagung). Zur
Zeit ist nur ein Mandat erledigt Baden 2,
dessen Inhaber, Freiherr von Hornstein, kürzlich
gestorben ist.
— An neuen Stsuerprojekten wird
dem „Hannov. Cour." gemeldet, daß mit der höheren
Lotteriesteuer auch eine Totalisatorsteuer verbunden
werden soll. Ferner will man eine Frachtbriefsteuer
in Vorschlag bringen. Den Zweck, den eine Emis-
sionssteuer verfolgen würde, will man durch die
Konstruktion derBörsenumsatzsteuerwenigstens einiger-
maßen zu erreichen suchen. Der Börsensteuergesetz-
entwurf sieht nach derselben Quelle eine Ver-
doppelung der Börsensteuer vor. Eine Ausnahme
soll zu Gunsten der Reportgeschäfte gemacht werden,
die schon jetzt doppelt besteuert werden. Für diese
soll es bei der jetzigen Höhe der Steuer fein Be-
wenden haben.
— Gegen die Berlepsch'schen Pläne auf Or-
ganisation des Handwerks ist auch das Gutachten
der Aeltesten der Magdeburger Kaufmann-
schaft ausgefallen. Dasselbe bezeichnet die neue
Organisation als geradezu bedenklich für die weitere
Entwicklung des Handwerks; diese werde namentlich
hinsichtlich der Verwendung und Ausbildung der
Lehrlinge, wie überhaupt gegenüber der Vervoll-
kommnung und Vergrößerung des Betriebs des
einzelnen Gewerbetreibenden in Folge mißgünstiger
Betrachtung höher strebender Gewerbsangehöriger
einen hemmenden Einfluß ausüben. Auch die
Stuttgarter Handels- und Gewerbekammer spricht
sich in dem von ihr geforderten Gutachten durchweg
gegen die Vorschläge aus. Der Hauptpunkt, die
Regelung des Lehrlingswesens, könne auch ohne
das Zwischenglied der neuen Zwangsgenossenschaften
erfolgen; der polizeiliche Zwang und der bureau-
kratischeZwang stoßen auf entschiedenen Widerwillen.
Die vorgeschlagenen Zwangsvereine würden nicht
lebensfähig sein.
— Die Novelle über Abwehr und
Unterdrückung von Viehseuchen, welche

Talcut ist sehr schlau, und gab ihr noch die
Erlaubniß, nach eigenem Gutdünken zu handeln
während dieser Flucht und den von mir entworfenen
Reiseplan fallen zu lassen, wenn sie und Beatrix
sich für einen besseren entscheiden sollten. Wenn
sie sich verfolgt sehen, können sie ihre Richtung
verändern, mit einem Postwagen weiter fahren und
eine Woche mit der Reise nach Durham zubringen.
Ich kann Talcut vertrauen. Beatrix ist voll-
kommen sicher mit ihr, ich kann also Oberst Brand
entlassen."
Sie schaute auf und sab, daß die Blicke ihres
Gastes voll auf sie gerichtet waren. Oberst Brand
wollte sprechen, aber er unterließ es, denn der
Haushofmeister trat ein und meldete, daß das Diner
serviert sei.
Die Baronin stand jetzt auf und legte
Arbeit weg.
Oberst Brands Gesicht erglühte und
kleinen finsteren Augen funkelten vor schlecht
haltener Wuth.
„Gewiß, Madame", sagte er heiser; „aber ich
muß meine Nichte sehen. Wenn sie binnen fünf
Minuten nicht zu mir kommt, werde ich gezwungen
sein, meinen Verkündeten zu mir herein zu rufen
und ihre Zimmer durchsuchen. Verstehen Sie?"
„Ich bin überzeugt daß sie nicht die Macht
haben können, mein Haus zu durchsuchen", sagte
Lady Folliot ruhig, „und ich werde mich jedem
derartigen Versuche Ihrerseits gewiß widersetzen.
Ich bin wirklich versucht, meine Diener herbei-
rufen und Sie aus dem Hause weisen zu lassen.
Wäre es nicht wegen des Skandals, welchen

JrrsertionSpreisr
die Ispaltige Petitzcile oder deren Raum 3 Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-

Sicherheit, und ich brauche Sie nicht länger auf-
zuhalten. Erlauben Sie mir, Ihnen einen guten
Abend zu wünschen."
Oberst Brand stieß einen ganzen Schwall ent-
setzlicher Flüche aus. Lady Folliot ging mit stolzen
Schritten zur Tbür.
„Ein Wort, Madame", schrie der Oberst ihr
folgend, „jetzt haben Sie mich wohl überlistet,
aber ich rathe Ihnen nicht allzu fest auf die
Sicherheit Beatrix zu rechnen. Ich schwöre es
Ihnen, daß ich sie noch rechtzeitig entdecken will,
um meine Pläne auszuführen, und daß ich mich
für Ihre Handlungsweise gegen mich bitter an ihr
rächen werde."
Oberst Brand griff nach seinem Hute, drückte
sich denselben tief in die Stirn, stürzte an der
Baronin vorbei in die Halle und zu dem Thore
hinaus.
Lady Folliot schlug lächelnd ihren Weg nach
dem Speisesaal ein, wo Sir Lionel Charlton sie
erwartete.
Oberst Brand konnte keinen einzigen Augen-
blick daran zweifeln, daß die Baronin ihm die
Wahrheit gesagt habe — daß Beatrix nach
einem sicheren Zufluchtsort abgereist sei. Außer
sich vor Wuth eilte er die Terrasse hinab und
traf dort den Polizeimann, welcher langsam hin
und her ging und seine Pseise rauchte.
„Was gibt's, Oberst?" fragte der Polizei-

Untersuchungen und schließlich auch Lasten erspart.
Er scheint auch der früheren Günstlingswirthschaft
ein Ende machen zu wollen. Auch hat er bereits
den Anfang damit gemacht, dem überhand-
nehmenden Wildschaden durch Abschuß des Wildes
ein Ziel zu setzen. Für die schöne Stadt Gotha,
welcher der verstorbene Herzog wegen des stillen
Widerstands, den er hier stets erfuhr, nicht sehr
zugethan gewesen ist, dürfte jetzt eine Zeit des
Aufschwunges kommen. Herzog Alfred beabsichtigt,
sein Hoflager zumeist nach Gotha zu verlegen.
Für Anfang Dezember steht der feierliche Einzug
des Herzogs bevor. Die Gewerke und Vereine
haben beschlossen, sich an demselben zu betheiligen.
Ausland.
Wie», 1. Nov. Der Kaiser reiste gestern
Abend nach Budapest ab. Taffe's lange Au-
dienz beim Kaiser zeigt, daß er noch immer in
hoher Gunst steht, was einigermaßen die parla-
mentarischen Kreisen beunruhigt. Bisher wurde
Niemand zur Kabinetsbildung berufen, auch Fürst
Windischgrätz nicht, der in Böhmen weilt, aber an
Hohenwart einen Brief gerichtet haben soll, in dem
er aus Gesundheitsrücksichten jede Theilnahme an
der Aktion ablchnte. Es heißt, daß der Kaiser
die Persönlichkeiten, die er für die Kabinetsbildung
ausersehen, nach Budapest berufen werde. Die
Entscheidung über die Krise ist angeblich bis zur
Rückkehr des Kaisers nach Wien, bis zum 8. Nov.,
vertagt.
Wien, I.Nov. Zu der ministeriellen Krisis
ist heute zu melden, daß das Gerücht geht, Frhr.
v. Chlumetzky, der Präsident des österreichischen
Abgeordnetenhauses, werde mit der Neubildung des
Kabinets betraut weiden. Es ist dies eine der
vielen Meldungen, die unmöglich auf ihre Richtig-
keit geprüft werden können. Wie es heißt, hat
Se. Majestät der Kaiser sich dem Gedanken an
dir Bildung eines Koalitionsministeriums nicht ab-
geneigt gezeigt; eine Lösung der Krisis in dieser
Richtung wird aber dadurch erschwert, daß das
Einvernehmen zwischen den drei großen Parteien
auf die Dauer nicht leicht zu erhalten sein wird.
Dieser Ansicht gibt heute auch das „Fremdenbl."
Ausdruck, indem es eine Betrachtung der Lage mit
den Worten schließt: „Der Monarch hat sich seine
Entschließungen Vorbehalten. Die weitere Gestal-
tung der Dinge wird davon abhängen, wie weit
die Koalitionsidee auch zur wirklichen Koa lition
wird, zu einer Koalition, die auf gegenseitigem
rückhaltslosem Vertrauen und auf rückhaltsloser
Offenheit aufgebaut sein muß."
Wie«, 1. Nov. Das Fremdenblatt schreibt:
Es werde angenommen, daß die Reihe der Per-
sönlichkeiten, deren Anschauungen der Kaiser ent-
gegennehmen will, nicht abgeschlossen sei. Man
sieht weiteren Berufungen entgegen. — Eine Mel-

nommen haben", höhnte Oberst Brand. „Ich
bin sehr ungeduldig von hier fortzukommen. Wann
wird denn meine Nichte in diesem Zimmer
erscheinen?"
„Nun", sagte die Baronin sehr ruhig,
glaube so ungefähr in einem Jahre."
Oberst Brand fuhr erschrocken zurück.
„Madame", rief er aus, was meinen Sie?"
„Ich meine", erwiderte Lady lächelnd, „daß
Fräulein Rohan sich während ihrer Minderjährig-
keit hier nicht sicher fühlen wird, und
daher nicht eher zu uns zurückkehren dürste,
bis " '

Die Jagd nach einer Erbin.
Roman von Hermine Frankenstein.
^O) (Fortsetzung.)
Oberst Brand lächelte kalt und kehrte zu Lady
Folliot zurück, die noch an den Kamin gelehnt
stand.
„Ich füble eine vorübergehende Unruhe", sagte
„aber ich sehe, daß es die größte Thorheit
b>ar. Ich bin nicht erfreut von dieser Verzögerung,
Madame. Warum muß ich denn so lange warten,
bis meine Nichte erscheint? Hat sie jetzt vielleicht
eine Unterredung mit ihrem neuen Verehrer, Sir
Lionel Charlton?"
Lady Follwts Gesicht errvthete vor Entrüstung,
über sie erwiderte ruhig:
„Fräulein Rohan ist nicht mit meinem Neffen
beisammen, mein Herr. Sie hat ihn nicht gesehen,
seit Sie gekommen sind — sie wird ihn heute
^bend gar nicht sehen."
„Sie wird ihn nie wieder sehen", sagte Oberst
Brand und begann wieder auf und ab zu gehen,
^ährend die Baronin in einem Armstuhle Platz
Vahrn.
Ihre Gedanken folgten der flüchtigen, jungen
Erbin, welche mit jedem Augenblicke die Ent-
fernung zwischen sich und ihren Verfolgern ver-
größerte.
„Beatrix hat nun einen so bedeutenden Vor-
sprung", sagte Lady Folliot zu sich, mit einem
Blick auf die elegante Kaminuhr, „daß sich Oberst
Brand nicht länger hier aufzuhalten braucht. Sie
ist schon über eine Stunde fort.

Folliot scherzhaft. „Sie war fortgefahren, ehe ich
Nun, es ist gut, daß Sie zu Ihnen zurückkehrte. Ich habe Sie nun länger
auf sich selbst und Ihre Familie Rücksicht ge- als eine Stunde aufgehalten, aber sie ist nun in

das Hervorrufen würde, ich hätte es schon lange einem Orte vollständiger Sicherheit", sagte Lady
gethan."
„Ei, wirklich!

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entgegengenommen.

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Expedition: Kanptstrcrße Hkr. 33.

statistisches vom Klebegesetz.
. Wie bereits mitgetheilt worden, erhöht sich
Reichszuschuß für die Jnvaliditäts - und
flltersversicherung für das nächste Jabr um 1 289 075
so daß zum Ansatz kommen 13 960 000 gegen
- 670 925 Mk. im laufenden Jahre. Nach den
.^liegenden Anschlägen wird der Reichszuschuß zu
für das Kalenderjahr 1894 zu zahlenden Alters-
yen auf 10 125 000 Mk. zu veranschlagen sein,
- Für den Zugang ist nach den bisherigen Er-
iührungen der volle Reichszuschuß von 50 Mark
^gestellt. Zur Veranschlagung des Reichszuschusses
den voraussichtlich zu zahlenden Invalidenrenten
ieten die bisherigen Erfahrungen noch keine sichere
Grundlage. Bis zum Schluß des Jahres 1892
^arcn im Ganzen 17 946 Invalidenrenten bewilligt,
wird indessen aus der in den einzelnen Viertel-
Mren erfolgten nicht unerheblichen Steigerung der
Rentenfestsetzungen zu schließen sein, daß noch viele
"Nspruchsberechtigte Personen vorhanden sind, die
Unkenntniß der gesetzlichen Bestimmungen es
Zerlassen haben, ihre Rechte geltend zu machen.
Während am 1. April 1892 im Ganzen an 1515
Personen Invalidenrenten bewilligt waren, gelangten
den folgenden Vicrteljabren bis zum 1. April
1893 4076, 5886, 6469 und 7307 zur Fest-
Ftzung. Zur Sicherheit wird deßhalb für die im
^ahre 1893 und 1894 noch zu erwartenden Ren-
wnbewilligungen eine weitergehende Steigerung etwa
.^art anzunehmen sein, daß in jedem Viertel-
iühr des Jabres 1893 rund 1000 Renten und
bes Jahres 1894 rund 500 Renten mehr als im
vorhergehenden Vierteljahr bewilligt werden, so daß
mr das Jahr 1893 rund 35 000 und für das
^ahx 1894 rund 45 000 Jnvalidenrentenbewilli-
Aungen in Ansatz zu bringen sind. Unter Berück-
sichtigung dieser Zahlen einerseits und des Ab-
Zavgs infolge Todes anderseits ist anzunehmen,
°üß am 1. Januar 1894 etwa 46 500 Personen
sich im Genuß der Invalidenrente befinden werden;
'w Lauf des Jahres treten 45 000 Personen hinzu,
Während 7500 wieder ausscheiden. Erwägt man,
baß die neu hinzutretenden Rentenempfänger mit
kbücksicht auf die aus 1893 übernommenen Anträge
'A Jahre 1894 im Durchschnitt etwa neun Mo-
 
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