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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 201 - No. 210 (26. August - 6. September)
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rin Gast schleiften nun den Gefallenen in den
Gang und mißhandelten ihn dort, daß er aus
Mund und Nase blutete. Da er in Folge der
Fußverstauchung nicht gehen konnte, wurde er
mittelst einer Droschke in seine Wohnung verbracht,
wo er ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen
mußte. Andern Tags wurde er in das städt.
Krankenhaus ausgenommen. Dem Verletzten mangelt
auch sein Portemonnaie mit 17 Mk., welches auf
dem Transport vom Hochzeitshaus bis in seine
Wohnung verloren gegangen sein soll.
* Karlsruhe, 30. Aug. Ein Arbeiter bei
Fabrikant Himmelsbach, Werderstraße 7, brachle
heute die Hand 4n die Fraismaschine, wobei ihm
zwei Finger abgeschnitten worden sind. — Beim
Ausgraben hinter der kleinen Kirche Zwecks Er-
stellung einer öffentlichen Bedürfnißanstalt wurden
Menschenschädel und Knochenrcste aufgefunden, welche
auf den neuen Friedhof verbracht wurden.
* Karlsruhe, 30. Aug. In Daxlanden
ist der Typhus zum Ausbruch gekommen, in
Folge dessen die jenem Orte zugedachte Ein-
quatierung zurückgezogen und der Stadt Karlsruhe
auferlegt wurde.
* Wiesloch, 30. Aug. Gestern früh gelangte
hierher die Trauerbotschaft, daß Fuhrwerksinhaber
Abraham Seidel auf seiner gewöhnlichen Fahrt
für die Firma Hirsch undNadenheim in Mann-
heim bei der Rheinau tödtlich am Kopf verletzt
aufgefunden wurde, Neber den Hergang dieses
höchst bedauernswertsten Unfalls konnte genaues
nicht ermittelt werden. Die Hinterbliebenen sind
gestern früh vom Großh. Bezirksamts in
Schwetzingen sofort telegraphisch von dem Unglücks-
fall benachrichtigt worden und wurde der Ver-
storbene inzwischen nach Seckenheim verbracht, von
wo er heute Vormittag hierher überführt werden
soll. Die Theilnahme an diesem Unglücksfall ist
hier eine allgemeine, zumal der Verstorbene als
stiller fleißiger Bürgersmann überall beliebt war.
* Sinsheim, 30. August. Vor Kurzem haben
die Müller des Elfensgaues und der angrenzenden
Flußgebiete einen Verband, mit dem Sitze in
Sinsheim, organisirt. Nach 8 2 der Statuten
ist der Zweck desselben: 1. die Müllerei zu heben
und, wenn dringende Fälle eintreten, gemeinschaftlich
darüber zu berathen rc., ferner für die Arbeiter in
sittlicher wie in materieller Hinsicht Sorge zu
tragen. Am letzten Sontag hielten die Herren
in der „Reichskrone" eine Versammlung ab, wo-
bei mit Genugthuung von der fortwährend statt-
findenden Zunahme der Vereinsmitglieder Akt
genommen wurde.
* Von der Leimbach, 30. Aug. Die anhal-
tende Trockenheit des Erdreichs, bei außergewöhn-
licher Hitze am Tage und die gegenwärtig nächt-
liche Küble mit Frühnebel wirkt auf das Wachs-
chum und Ausreisen der Feld- und Gartengewächse,
besonders die Futterpflanzen, recht ungünstig, so daß
ein Rückschlag bei Letzteren nicht ausbleibt, ja zum
Theil schon eingetreten, und die Hoffnung auf eine
bessere Oehmdernte sehr zweifelhaft ist, wie auch
die Dick- und Stoppelrüben im Wachschum nicht
den gewünschten Fortgang nehmen. Auch das Obst
wird jetzt schon größtentheils eingeerntet und ge-
mostet, weil es durch die Hitze und Trockenheit
stark fällt, obgleich es noch nicht ausgewachsen und
reif ist. Dieses Obst, sowie der daraus gekelterte
Most wird sich auf Lager nicht halten. Die alten
leeren Weinfässer sind Plötzlich sehr gesucht, da auch
ein Traubenherbst in Aussicht steht. — Der Tabak-
stock hat sich trotz Trockenheit rasch entwickelt und
dürfte die Größe des Blattes nicht besonders er-
wünscht sein. — Die Kartoffelfelder ver-
sprechen reichen und guten Ertrag, dagegen liefern
die Gartengewächse, wie Bohnen, Gurken, Weiß-
und Rothkraut geringe Ernte.
* Neckarbischofsheim, 30. Aug. Kommenden
Sonntag, 3. September, nachmittags ^3 Uhr,
findet im Rathhause hier eine Bezirksversammlung
des Bienenzuchtvereins Neckarbischofsheim statt. Herr
Seminaroberlehrer Schweickert von Karlsruhe, 2.
Vorstand des Landesvereins, hat die Güte hierbei

einen Vortrag über: „Unsere Bienen zur Zeit der
Herbsttag- und Nachtgleiche" zu halten. Herr Ober-
lehrer Schweickert ist in weiten Kreisen als vorzüg-
licher Redner, tüchtiger Imker wie als Praktikus
und außerdem als scharfer Beobachter bekannt.
Sein Vortrag dürfte daher für jeden des Interes-
santen und wirklich Guten genug bieten, so daß
kein Imker versäumen sollte, dieser Bczirksver-
sammlung anzuwohnen, zumal alle Mitglieder des
Landesvereins, wie Freunre des Bezirksvereins
willkommen sind.
* Eberbach, 30. Ausi. Vom 1. September
d. I. wird die Hofstelle Unter-Ferdinandsdorf von
dem Landbestellbezirk der Postagentur in Strümpfel-
brunn abgezweigt und derjenigen des Postamts in
Mudau zugetheilt. Vom gleichen Zeitpunkte ab
erhält der Ort Weisbach wochentäglich zweimalige
Bestellung und wird die Sonntagsbestellung auch
auf die Orte: Antonslust, Ober- und Unter-Höll-
grund, sowie Mar-Wilhelmshöhe ausgedehnt.
* Hettenhausen, 30. Aug. Gestern Mittag
nach 2 Uhr brach in dem Wvhnhause des Tagners
Mich. Käfer II. Feuer aus. Obwohl die Feuer-
wehr rasch bei der Hand war, wurde das Gebäude
fast völlig eingeäschert. Wie das Feuer entstand,
ist noch nicht ganz aufgeklärt. Käfer hat versichert,
trotzdem erleidet er großen Schaden, da die Futter-
vorräthe fast verbrannt sind und infolge der Futter-
noth wenig Heu zu kaufen ist.
' Vom Odenwald, 30. Aug. In Ober-
Klingen geriethen am Sonntag zwei wegen einer
gemeinsamen Geliebten sich schon lange feindlich
gesinnte Burschen bei einem vor dem Orte befind-
lichen, nicht mehr benutzten, aber wegen seiner
Tiefe bekannten alten Ziehbrunnen aneinander;
es kam von Worten zu Thätlichkeiten, schließlich
drängte der Eine seinen Gegner nach dem Brunnen
und warf ihn hinein. Erst abends spät konnte
die Leiche aus dem Brunnen geholt werden, da
man erst einigermaßen die schädlichen Gase, welche
sich gebildet, verdrängen mußte. Der Thäter ist
verhaftet.
* Eppingen, 30. Aug. Die Oehmdernte, die
bereits begonnen hat, liefert nicht das im Juli
noch erhoffte quantitative Ergebniß. Am meisten
befriedigt dieses Jahr die Obsternte, die theilweise
begonnen und ein überaus reichliches Quantum
liefert. Die Obstzüchter sind nun in der ange-
nehmen Lage sich einen billigen Haustrunk zu ver-
schaffen und trinkt man bereits seit zwei Wochen
schon neuen Astheimer, dem während der tropischen
Hitze gehörig zugesprochen wurde.
* Bruchsal, 30. Aug. Wie man erfährt,
ist betreffs der hiesigen Bürgerschüle höheren Orts
verfügt worden, daß dieselbe die Bezeichnung
„Realschule" und deren Vorstand den Titel
„Rektor" führen soll. — Auf dem freien Platze
bei der Kirche in Wiesenthal zeigen mehrere Ka-
stanienbäume neben frischen, saftig-grünen Blättern
auch vielfache normal entwickelte Blüthen.
* Pforzheim, 30. Aug. Die nördlich von
Pforzheim sich abwickelnden Manöver erregen
fortgesetzt das Interesse der hiesigen Bevölkerung,
welche täglich nach dem Uebungsfelde pilgert, um
den „Krieg im Frieden" zu beobachten. Der Erb-
großherzog betheiligt sich täglich an den Hebungen.
Heute Vormittag wurde auf dem Gelände zwischen
dem Wartberg und Bauschlott scharf geschossen.
Unzählige Infanterie- und Artilleriescheiben waren
aufgestellt, und das seltene Schauspiel lockte viele
Tausende aus Pforzheim und Umgebung an. Vom
Wartberg aus konnte man die Bewegungen der
Truppen, sowie die Wirkung des Infanterie- und
Artilleriefeuers gut beobachten. Wenn auch nicht
jede Kugel traf — und im Kriege ist dies glück-
licherweise auch der Fall — so mußte sich der Zu-
schauer doch wundern über die Treffsicherheit so-
wohl der Artillerie wie Infanterie. Die ein-
schlagenden Geschosse bewirkten jeweils große Staub-
wolken, während von Pulverdampf fast nichts zu
bemerken war. An den Uebungen beteiligten sich
1 Artillerieregiment, 2 Jnfanterieregimenter (Nr.
113 und 114), das 10. hannoversche Jägerba-

Laillon und eine Abteilung des-schwarzen Dra-
gonerregiments.
* Schönwald (A. Triberg,) M. Aug. Heute
früh hatten wir starken Reif, das Thermometer
zeigte um 8 Uhr erst 7 Grad Wärme. Die Tem-
peratur ist übrigens seit einigen Tagen sehr merk-
lich gesunken. Die Zugvögel sind wcggezogen und
sonstige herbstliche Anzeichen machen sich bemerk-
bar. — Ein Herr Hauer aus Lautenbach bei
Schramberg kaust die in unser Gegend häufig
vorkommenden Preiselbeeren zu guten Preisen auf,
wodurch ärmeren Leuten ein lohnender Verdienst
erwächst. — Durch den steten Mangel an Regen
wird das WachSthum gehemmt, so daß der zweite
Schnitt des Futters stellenweise recht mangelhaft
aussallen wird; auch unsere Brunnen könnten
ausgiebigen Regen recht wohl brauchen, da sie
schon längere Zeit her äußerst spärlich Wasser
liefern. — Die Frau des Siedle zum Auerhahn
hier wurde heute von Drillingen entbunden.
Mutter und Kinder, 1 Knabe und 2 Mädchen,
befinden sich Wohl.
* Ludwigshafen, 30. Aug. Einen guten
Fang hat gestern die Polizei gemacht. Ein inter-
nationaler Gauner „erster Güte", der schon in
einigen Städten der Pfalz mit Erfolg „gearbeitet"
hat, versuchte auch in Ludwigshafen Emte zu
halten. Er führte gefälschte Zeugnisse bei sich,
darunter eines angeblich von einem Bürgermeister-
amt ausgestellt, nach welchem er Pic heiße, taub-
stumm sei und von einer angesehenen österreichischen
jüdischen Familie abstamme. Auch wies der Gauner
gefälschte Zeugnisse von hervorragenden Mann-
heimer Firmen auf, die ihm beträchtliche Unter-
stützung sollten gegeben haben. Man ging dem
Schwindler jedoch ordentlich auf die Socken und
so bestand seine Beute hier nur in etwa 12 Mk.
Die Polizei nahm sich seiner Person an, setzte ihn
hinter Schloß und Riegel und die ihm zu Theil
gewordene Pflege soll schon den Erfolg anfweisen,
daß dem „Herrn" Pic die Zunge gelöst ist.
* Hanau, 30. Aug. Der über die Brauerei
Dörr von den hiesigen Sozialdemokraten verhängte
Boykott ist aufgehoben worden. Herr Dörr hat
einen Revers unterzeichnet, in dem er sich ver-
pflichtet, den Brauer W. Schmerle wieder in Ar-
beit zu nehmen und seinen Arbeitern in Zukunft
freies Koalitionsrecht zu gewähren. Thatsächlich
ist aber der Brauer Schmerle nicht wieder in der
Dörr'schen Brauerei in Arbeit getreten, sondern
hat sich ebenfalls durch Revers verpflichtet, gegen
300 Mk. Entschädigung Hanau zu verlassen.
* Nothalten i. E., 30. Aug. Eine Dienst-
magd von hier hatte Sommersprossen und wollte
dieselben in ihrer Eitelkeit entfernen. Man ricth
ihr, das Gesicht abends mit dem Safte der Wolfs-
milch (einer Giftpflanze) einzureiben, was unsere
Dorfschöne auch that. Am kommenden Morgen
war ihr Gesicht ganz angeschwollen, aber die
Sommersprossen waren immer noch da, leider!
Die Betreffende hatte zwei Tage große Schmerzen
auszustehen. Strafe muß sein!
* Schwerin, 30. Aug. Wie dem „Vorwärts"
berichtet wird, ist die sozialistische Agitatorin Frl.
Wabnitz aus Berlin am Sonnabend Abend gleich
nach einer aufgelösten Versammlung verhaftet worden.
Die seiner Zeit gegen Frl. Wabnitz in Berlin an-
hängig gewesenen Prozesse wegen verschiedener po-
litischer Strafthaten sind von den Gerichten nieder-
geschlagen worden, weil bei Frl. Wabnitz eine so
hochgradige, nervöse Erregung festgestellt wurde,
daß die Gerichte ihr die persönliche Verantwortung
für die von ihr gemachten Aeußerungen erlassen
mußten.
* Newyork, 30. Aug. Weiteren Meldungen
zufolge richtete der Cyklon an den Küsten von
Nord- und Süd-Carolina, Georgia und Florida
furchtbare Verheerungen an. Die Stadt Portroyal
wurde fast fortgeschwemmt. 100 Perfinen er-
tranken. Auch Charleston wurde größtentheils
zerstört; 6 Personen sind dort verunglückt, 12
Schiffswerften vernichtet. Auf den Inseln an den
Küsten von Carolina und in den dortigen Gewässern
sollen 500 Personen umgekommen sein. Man

befürchtet, daß auch Kriegsschiffe von Ceasarge
Nantuchet gescheitert sind.

WerrnischLes.
— Die jetzige Jahreszeit, die Uebergang^
zum Herbst, bringt: neben anderen Krankest,
auch ein häufigeres Erscheinen der Dipbtherst'
Gegen diesen schrecklichen Würgengel, dem last'
kleine Lieblinge so schnell zum Opfer fallen könst'
werden eine Menge Mittel empfohlen die g>^
wohl entweder nur selten eine Wirkung haben sfl
schwierig anzuwenden sind. Dagegen werden Hs
einige sehr einfache, in dem Haushalte leicht zU
schaffende Mittel empfohlen, welche gute Wirke';
haben sollen, keinesfalls aber schädlich wirken köstst^
Es handelt sich darum, die Pilzwucherung zu
zu tobten und durch Brechen zu entfernen. Dich",
beiderseitigem Zwecke dient scharfe, ätzende HeriE
lauge so zeitig wie möglich genossen. Ferner:
dem Tode naher, bereits aufgegebener größ^
Knabe wurde noch zuletzt vom Safte rother
in Menge genossen, gerettet. Dieser Saft zerft^st'
die Pilzbildung vollständig und erzeugte starkes
brechen. Andere Mittel sind starke, feurige spanifis'
Weine, wie Portwein, Madeira, Malaga. Sellst
verständlich darf man die Heranziehung eines Arz^'
nicht versäumen.
— Seht die Blitzableiter «ach! Es sei dcn^
aufmerksam gemacht, daß durch die große Trolls
heit dieses Jahres die Feuchtigkeit des Erdbodens
bedeutend zurückgegangen und dadurch häufig
nöthige Verbindung der Blitzableitung mit dest
feuchten Erdreich aufgehoben ist. Deßhalb ist öftest
Bewässerung des Erdreichs zu empfehlen an tst
Stelle,, an welcher sich die Endplatte der LeitcUO
befindet. ,,
— Die Tage werden kürzer und Abenhs
wird jetzt bald die während der Sommermona t
meist nicht gebrauchte Lampe nothwendig. Da st
denn die Mahnung am Platze, die Lampen,
vor sie wieder in Gebrauch genommen werdest
gründlich zu reinigen und dieselben namentlich Ws
frischen Dochten zu versehen. Denn bei Benutzust
der alten Dochte wird viel mehr Oel verbrauch
und trotzdem hat man kein Helles Licht.
— Tod durch deu Scheiterhaufen.
Freund der Wiener „Deutschen Zeitung" schrei
ihr aus Newyork: Gestatten sie mir, daß ich ihnst
folgende ebenso hübsche als wahre Geschichte erzähl
Da lebte drüben in den Südstaaten ein junge NegcN
hübsch und wohlgebildet, aber überaus schwarz und dst
traf das Unglück, daß er sich in eine Weiße, dieTochtst
eines Plantagenbesitzers verliebte. Was aber ein »ost
größeres Unglück war, er sand Gegenliebe. Diese-
zarte Verhältniß dauerte nicht lange. Die beiden
Liebenden entzweiten sich und der schwarze OtheU-
erschlug seine weiße Flamme. Die Zeiten hobst
Lynchjustiz sind vorüber, wenigstens ist die Mach''
sphäre des Richter Lynch nicht unerheblich eingst
schränkt. Es wurde im Gegentheile gerichtsordnungst
mäßig vorgegangen, die Verhandlung durgefühst
und der schwarze Mörder zum Tode verurtheilt; «bst
für den Vollzug des Todesurtheils wurde auf gast
absonderliche Weise gesorgt. Das Urtheil laut^
nämlich auf den Tod durch den Scheiterhaustst
Damit der Vater des ermordeten Mädchen aNst
eine gewisse Genugthuung erhalte, wurde demselben
das Recht zuerkannt, den Holzstoß anzuzündest
Das salomonische Urtheil wurde auch thatsächtst
vollzogen und die öffentliche Meinung ganz Amerika^
eingeschlcssen die ernstesten Blätter, wie der „Nest
Dort Herold", rühmten die Weisheit des Richtst
und erklärten sich mit dem Urtheile vollständig ein'
verstanden.
Lokcrl'e MittheiMngen
aus Stadt und Amt Heidelberg.
Heidelberg, 31. August-
* S. K. H. der Grohherzog kam gestern Abe"
8 Uhr 47 Min. über Würzburg von Koburq hier st.
und setzte sofort um 8 Uhr 58 Min. die Reise na«
Karlsruhe fort, woselbst der hohe Herr um halb
Uhr eintraf.

zu kommen. Aber auf dem Markte hatten sich
die beiden Kompagnons getrennt. Lindemann
war in einen Laden getreten, wahrscheinlich mit
der Absicht, Einkäufe zu machen.
Zu dem allein weitergehenden von Flottwell
hatte sich jetzt Klotze gesellt. Er fei auf dem
Wege zu dem Herrn, hatte er gesagt, der Ka-
pitän sei da und warte im Rosenbaum auf den
Abschluß des Geschäfts, einem ganz in der Nähe
gelegenen anständigen Lokale. Flottwell war ohne
irgend welche Bedenken mitgegangen. Klotze hatte
ihn am Eintritt in die unteren Lokalitäten ge-
hindert ; der Kapitän sei oben, dort befänden sich
die geeigneteren Räume zu ihrer Verhandlung.
Oben hatte Eduard Rosenbaum bei einer Flasche
Wein gesessen, als die Beiden eingetreten waren.
„Hier ist der Herr Kapitän!" hatte Klotze
gesagt, indem er v. Flottwell den Vortritt über-
ließ und die Thüre schloß.
Aber während Rosenbaum sich erhob, griff
Klotze nach der Axt, die man mit einem Tuche
bedeckt, auf einem Stuhle neben der Thür bereit
gelegt hatte. Einen wuchtiger Hieb auf den Kopf
schlug diesem die Hirnschale ein.
Rosenbaum fing den Zusammenstürzenden auf
und ließ ihn, um das Gepolter eines schweren
Falles zu vermeiden, langsam auf die Diele
niedergleiten. Darauf schloffen sie die Thür.
Der Erschlagene lebt noch einige Minuten.
Sie beraubten auf der Stelle den Leichnam und
theilten das baare Geld unter sich. Der Antheil
eines Jeden betrug mehr als dreitausend Mark.
Am anderen Morgen zur frühen Stunde war
Klotze mit den Werthpapieren, die sie bei v.

Flottwell gefunden, nach Berlin zurückgereist, um
die letzteren Grünow zu überbringen.
Das waren die Aussagen des Eduard Rosen-
baum.
Weiler überbrachte sie an jenem Abend nur
zu ihrem ersten kleinsten Theile dem Assessor; die
Verhöre wurden mehrere Tage hintereinander
fortgesetzt, bevor es gelang diese Aufdeckungen in
ihrem Gesammtheit aktenkundig zu machen.
19. Kapitel
In Wienbrand's Hause hatten die Verhält-
nisse in diesen letzten Wochen insofern eine freund-
liche Veränderung erfahren, als das Befinden der
Wittwe sich in sehr freundlicher Weise gebessert
hatte. Frau Wienbrand konnte tagüber aus dem
Bett bleiben und ihren Platz im Wohnzimmer
in einem bequemen Lehnstuhl nehmen. Auch die
Sprache hatte sich wiedergefunden und wenn sie
noch nicht so klar und kräftig klang, wie die einer
Gesunden, so vertröstete der Arzt doch deßhalb
mit Zuversicht aus eine weitere Besserung. Sie
war auch im stände, am Arme der Tochter und
mit Hilfe eines Stockes den kurzen Weg vom
Bette bis zum Stuhle zurückzulegen, allerdings
nur so, daß sie das rechte Bein nachschleifte.
Unter so glücklichen Umständen begannen die
Wangen Klaras sich mit frischer Röthe zu färben,
die Augen bekamen ihren munteren Glanz wieder.
Mit der Sorge um das Leben der treuen Mutter
minderte sich auch der Gram um den verblichenen
Vater und machte mehr und mehr jenem ehrenden
Andenken Platz, das wir allein für unsere treuen
Abgeschiedenen zu bewahren vermögen. Die beiden

Frauen sprachen, wenn sie allein waren, viel
über den Mann, der ihnen Gatte und Vater ge-
wesen war und wenn sie in der ersten Zeit es
nicht vermocht hatten, sich ohne Trähnen seiner
zu erinnern, so war es jetzt nur noch wehmüthige
Innigkeit, mit der sie se-ner gedachten.
(Fortsetzung folgt.)

Bunte Mappe.
* Amerikanisches. Auf seinem Landsitz in
der Nähe von New-Jork folgte der im Ruhe-
stände lebende Prediger Horn von der Episkopal-
kirche nach einigen Monaten feiner Gattin im
Tode nach. Die Leichenfeier hatte er selbst an-
geordnet und zwar in folgender Weise. Die
Freunde versammelten sich im Trauerhause, die
Feier beginnt. Plötzlich hört man die Stimme
der verstorbenen Frau Pastor singen' „Die
Welt ist überwunden, Lamm Gottes durch dein
Blut." Die Anwesenden erschrecken, beruhigen
sich aber bald, als sie merken, daß ein aufgestellter
Phonograph den Gesang ausgeführt. Gerührt
fangen sie an zu weinen. Nach Vollendung des
Liedes wird eine andere Rolle an der Maschine
befestigt. Jetzt hört man den verstorbenen Herrn
Pfarrer seine eigene Leichenpredigt halten. Im
ersten Theile redet er von seinen Fehlern und
bittet, für ihn zu beten. Im zweiten Theile
preist er die Tugenden seiner Frau. Am Schluffe
spricht er die Hoffnung ans eine Wiedervereini-
gung mit seinem Weibe aus. Von dem In-
strumente her tönte- der furchtbare Ton eines
weinenden starken Mannes. Die Zuhörer er-

widerten darauf mit Schluchzen. Nach dst
Predigt wurde eine neue Rolle angebracht urst
jetzt sangen die beiden verstorbenen Eheleute zustst
stimmig das Lied ! „In Gott fand ich Zufluch'
und Ruh." Die Anwesenden hatte der Phonsts
graph-Pastor vorher zum Mitsingen aufgefordert,
aber keiner vermochte vor Thränen mitzusingest
Nun bewegte sich der Zug zum Grabe, wo der
Phonograph sogar die Feierlichkeit leitete und du
Einsegnungsworte sprach. Die Amerikaner sind
von dieser Geschichte ganz entzückt. Ihre Sonst
tagsblätter, sogar auch deutsche, bringen aus-
führliche Berichte darüber und zwar in allem Ernst
* Wie kann man einem feuchte» Keller
abhelfen, damit mau Obst re. darin aufbe-
wahren kann? Die Entfeuchtung eines st
feuchten Kellers kann, wenn Drainage und andere
Mittel nicht durchführbar oder ungenügend sind,
durch Anwendung von Chlorkaltium erzielt werdeN-
Dieses Mittel hat die Eigenschaft, sehr viel Feuch-
tigkeit aus der Luft zu entnehmen, das Doppelt
seines eigenen Gewichtes, und dabei flüssig st
werden. Das erwähnte Salz wird auf ein breites
Blech oder Brett gebracht, das mit einem Rande
versehen und, damit die Flüssigkeit abfließen kaust
etwas schief gestellt wird. Man kann diese ,'N
einem Gefäße aufgefangene Flüssigkeit verdampft
und erhält so das feste Chlorkalkium wieder,
welches man dann wieder von "Neuem gebrauchen
kann. Je nach Maaßgabe der Größe und Feuch-
tigkeit des Kellers erfordert dieses Abhilfemitte
eine Menge von 6—18 des Salzes, welches
nicht theuer und, wie gesagt, zu wiederholten
Malm verwendbar ist.
 
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