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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 221 - No. 230 (19. September - 29. September)
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(Fortsetzung folgt.)

vor, wonach Mello ein Ultimatum an Rio de
Janeiro übergab, in dem er erklärt, falls die
Stadt sich nicht sofort übergebe, würde er die Be-
schießung der Stadt noch viel heftiger als das erste
Mal, wieder beginnen. In Rio herrsche großer
Schrecken, zahlreiche Kaufleute und Grundbesitzer
seien in's Innere geflohen, drei aufständische Schiffe,
welche nach Santos abgesandt seien, landeten dort
starke Abteilungen Seesoldaten.

Ans Wcrh und Jern.
* Karlsruhe, 21. Sept. Eine stellenlose
Kellnerin zechte gestern Nacht mit 2 Mannsper-
sonen in verschiedenen Wirthschasten des östlichen
Stadtteheils und wurde dann beim Nachhause-
gehen von den Burschen in die Anlagen vor dem
Durlacherthor geschleppt und vergewaltigt. Das
Hilfegeschrei des Mädchens rief eine Polizeipa-
trouille herbei, bei deren Herannahen die
zwei Burschen davonsprangen, aber gegen die
Schutzmänner einen Schuß abfeuerten, dessen Kugel
einem Beleuchtungsdiener, welcher in der Nähe
eine Laterne auslöschte, am Ohr vorüberflog.
Die Angaben des Mädchens führten zur Ermit-
telung der beiden Bursche, welche in den Personen
zweier ledigen Fabrikarbeiter Karl Kassel von
Durmersheim und Alexander Kühner von Spran-
thal heute früh 3 Uhr in ihrer Wohnung.
* Mannheim, 21. Sept. Die als cholera-
verdächtig in das Jsolirspital verbrachte Frau Göhler
ist vorgestern gesund wieder entlassen worden. Ver-
dacht der Cholera ist nach der bakteriologischen Unter-
suchung ausgeschlossen.
* Neckarau, 21. Sept. Gestern ist aus dem
Großh. Geheimen Kabinet beim Festausschuß die
hocherfreuliche Nachricht eingetroffen, daß unser
Landesfürst am 1. Okt. d. I. an der Feier
der Einweihung des Kaiser- und Kriegerdenkmals,
verbunden mit dem Gaukri egertag des Rhein-
Neckar-Gauverbandes in Neckarau bestimmt theil-
nehmen wird. Der Präsident des Badischen
Militärvereinsverbandes, General der Infanterie
z. D. Freiherr Röder von Diersburg hat schon
früher zugesagt. Darnach wird der 1. Oktober für
die Gemeinde Neckarau, die noch nie das Glück
gehabt hat, unfern Großherzog in ihren Mauern
zu sehen, für den Gauverband und für alle Vereine
der nächsten Umgebung ein großer Freuden- und
Ehrentag werden. Die Vorbereitungen sind im
besten Gange; von den eingeladenen Vereinen sind
schon viele Zusagen eingetroffen, so daß ans eine
sehr starke Betheiligung am Festgottesdienst, Abge-
crdnetentag, Festessen, Parademarsch und Einweih-
ungsfeier gerechnet werden darf. Den Militär-
vereinen, welche bis jetzt geantwortet haben, werden
demnächst noch genauere Bestimmungen zugehen.
* Mosbach, 20. Sept. Heute kaufte dahier
eine Kommission von Straßburg für die dortige
Gefrieranstalt von 39 vorgesührten Thieren 14
Stück zum Gesammtwerthc von 3695 Mk. Be-
vorzugt wurden mehr angefleischte als fette Thiere.
* Sulzbach, 21. Sept. Für Gemeindeobst
wurden 722 Mk. erlöst.
* Bruchsal, 21. Sept. Mit welch rühmlichem
Eifer man in Ober- Und Untergrombach gegen
die Wespen vorgegangen ist, beweist die Thatfache,
daß im ersteren Ort gegen 1600, im letzteren gegen
1500 Waben abgeliefert und vernichtet wurden, die
zusammen nach sachverständiger Schätzung von etwa
445 000 Wespen bevölkert gewesen sein dürften.
An Prämien wurden in Obergrombach 399, in
Untergrombach 321 Mark bezahlt. Mn dem Er-
folg des energischen und rechtzeitig aufgenommenen
Kampfes gegen dieses gefräßige Insekt überzeugt
man sich am besten in den Weinbergen, wo man
verhältnißmäßig nur wenig von Wespen angefressene
Trauben findet. Die gleiche Wahrnehmung wird
auch von Weinbergbefitzern anderer Gemarkungen
bestätigt.
* Kehl, 21. Sept. Ein Ulan und ein Unter-
offizier des in Straßburg garnisonirenden Ulanen-
regiments Nr. 15 begaben sich dieser Tage zu
Pferd nach Willstätt, der Heimath des am fol-
genden Tage zu entlassenden Ulanen. Als man

Bonne mit einer Familie nach Indien und bin
froh, in irgend einer Eigenschaft zurückkehren zu
können. Das ist Alles."
Einen Augenblick hatten die Züge der Dienerin
einen geängstigten Ausdruck angenommen, der
ihren Worten widersprach. Fräulein Bermyng-
ham war nicht scharfblickend, sonst hätte sie be-
merken müssen, daß ihre Dienerin sie belog, und
hätte erkannt, daß das Leben der hübschen Agathe
ein finsteres Geheimniß in seiner Vergangenheit
berge.
Die Erbin lehnte sich in ihren Sitz zurück
ihre Dienerin bedeckte sie mit einem Shawls.
„Ich wollte, ich hätte meiner Tante von
Paris telegraphiert," sagte Fräulein Bermyngham
nach kurzem Stillschweigen. „Sie wird mich erst
in einer Woche erwarten und mir ist, als ob
ich ihrer jetzt schon bedürfte. Agathe, dieser
Schmerz wird unerträglich —"
Sie wars die Shawls ab und richtete sich
keuchend aus. Wieder überzog jene bläuliche
Farbe ihr Gesicht. Agathe bekam Angst.
„Fräulein Bermyngham — Fräulein Nera,"
ries sie aus, „was sollen wir ihun? O, Sie sind
wirklich krank!
Die Erbin schien nicht zu hören. Ein furcht-
barer Schmerz schien ihr das Herze zu durch-
schneiden. Es folgte ein zweiter, ein dritter!
Sie versuchte zu sprechen; Schaum trat auf ihre
blauen Lippen, ein plötzlicher, unartikulirter Laut
entfuhr ihr und sie sank furchtbar stille zurück.
Agathe sprang ihr zu Hülfe. Sie badete ihr
Gesicht mit wohlriechendem Essig, ries sie beim
Namen, aber alles vergebens.

WerrnischLes.
— Ein Storch, der nicht nach Süden zieht.
Aus Nieder-Olm in Rheinhessen wird geschrieben:
Olm besitzt, außer anderen zoologischen Merkwürdig-
keiten, einen völlig zahmen Storch. Bevor in diesem
Frühjahr das alte Schulhaus, auf welchem seine
Wiege stand, niedergerisseu wurde, kam er nebst
drei Geschwistern in die Pflege des dahier und in
der Umgegend als Vogelkenner und Liebhaber be-
kannten Herrn Willenbücher. Während die drei
schwächeren und bei der Prozedur des Herabnehmens
zu Schaven gekommenen jungen Vögel nach und
nach abstarben, entwickelte sich „Stoffel" — diesen
Namen hatte er inzwischen erhalten — zusehends.
Die Nestwärme wurde ihm von seinem Pfleger durch
eine Unterlage von vier warmen Selterskrügen mit
einer Schicht Watt überdeckt, ersetzt. Nachdem er
flügge geworden, schenkte ihm Herr W. volle Freiheit.
Ein Quartier auf dem Hofe, wo er eine zahme
Atzel (Elster) und eine Dohle zu Nachbarn hat, blieb
ihm reserviert. Während er nun Tags über
mit den andern Störchen in die Wiesen zog, kehrte
er abends, mitunter auch mittags, in die ihm an-
gewiesene Wohnug zurück. Ist seine Frofchjagd nicht
besonders ergiebig gewesen, so nimmt er sein Futter
— in Wasser aufgehobener Rindermagen — in
Quantitäten bis zu vier Pfund, aus der Hand
seines Herrn. Daß er Herrn W. als solchen an-
erkennt, zeigte mir eine reitzvolle Szene. Stoffel
stand anscheinend in philosophische Grübeleien ver-
sunken auf dem Kirchendach. Herr W. ruft ihm:
„Stoffel komm!" Der Storch erhebt sich sofort und
fliegt zu unfern Füßen nieder, drängt sich dann
schmeichelnd an seinen Wohlthäter, indem er eigen-
artige zwitschernde Töne vernebmen läßt. Das In-
teressanteste ist wohl, daß Stoffel, statt mit den
übrigen Störchen gen Süden zu ziehen, bei seinem
Pfleger blieb. Als sich dieselben auf die Reise be-
gaben, gab ihnen Stoffel bis zum nächsten Dorfe
das Geleit, kam aber dann hierher zurück. Da
er nichts weniger als ein Schwächling ist — er
hat eine Flügelweite von 1 Meter 80 Centimeter
— geht man wohl nicht fehl in der Annahme, daß

bedeckte ihre Herrin mit ihrem einfachen, alten
Wolltuch.
Und nun packte sie alle umherliegenden Ge-
genstände sorgfältig zusammen, vermied es aber
dabei, die Todte anzusehen. Als sie damit fertig
war, setzte sie sich in die gegenüber liegende
Wageneckc und schaute unwillkürlich zu der re-
gungslosen Gestalt hinüber.
„Es ist nur ein Tausch der Identität und
kann ihr nichts mehr schaden," dachte sie. „Was
mich betrifft, lege ich den angenommenen Namen
und die Maske der Agathe Walden ab, für den
Namen und die Stellung des reichen Fräulein
Bermyngham. Das Geheimniß meines Lebens
wird jetzt sicher genug verborgen sein. Dank
ihrem Vertrauen werde ich meine Rolle gut
spielen. Als Fräulein Bermyngham werde ich
sicher sein."
Sie rührte sich nicht von ihrem Platze, noch
aus ihrer kauernden Stellung, bis der Zug in
London eingefahren war und der Kondukteur den
Wagen öffnete.
Dann sprang sie bleich und zitternd heraus
und ries in kläglich bitterem Tone:
„Meine Dienerin ist krank — ich glaube sie
ist sterbend! Was soll ich thun? Holen Sie
einen Doktor! Meine arme Dienerin. Ist sie
denn todt?"

in verschiedenen Wirthschasten tüchtig gezecht hatte,
stieg in den erhitzten Köpfen der Gedanke auf,
ihre Reitkunst sehen zu lassen. Beide waren auch
gleich zu Pferd und im Galopp ging es durch
die Straßen. An einer gefährlichen Ecke
beim „Rappen" stürzte der Unteroffizier, während
das Pferd weiter raste.. Als sich nach Einfangen
des Thieres fein Reiter wieder aufsetzte, hieb er
mit seinem Säbel so unbarmherzig auf das Thier
los, daß es wieder durchging und gegen einen
daherkommenden Wagen rannte, dessen Besitzer
Bierbrauer Breithaupt von Griesheim, vom
Wagen stürzte und die Schulter brach, während
das Ulanenpferd sich ein Eisen in die Brust
rannte und sofort todt war.
* Pirmasens, 21. Sept. Bürgermeister König,
welcher bekanntlich wegen eines von der k. Regee-
rung der Pfalz erhaltenen Tadels sein Amt nieder-
gelegt hatte, wurde einstimmig wiedergewählt und
hat nach langem Sträuben die Wahl angenommen.
* Nordhausen, 21. Sept. Zu dem kürzlich
aus Braunschweig gemeldeten kaum glaublichen
Kinderraub durch Zigeuner, wobei auch ein großer
bespannter Schauspielwagen mitgenommen wurde,
schreibt der Kantor Herbst aus Wiederstedt der
„Nordh. Ztg.": „Die gesuchten zwei Kinder, die
bei Roklum entführt sein sollen, nebst Wagen
dürften dieselben sein, die ich mit meinen Ange-
hörigen bei Zigeunern vorigen Mittwoch, 13. Sept.,
Nachmittags bei dem Dorfe Wenigenehrich, Kreis
Ebeleben, Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen,
wo manövrirt wurde, gesehen habe. Das Auf-
fallende war, daß die Zigeuner noch zum Theil
damit beschäftigt waren, den neuen Wagen wieder
neu anzustreichen, und zwar schön braun mit hell-
gelben Verzierungen, besonders in den Ecken. Er
war mit einem Pferde kleinerer Rasse bespannt
und noch ganz naß." — Man sollte doch fast
meinen, daß die Zigeuner bald aufgefunden werden
müßten.

Fräulein Bermyngham war todt.
Die Ueberzeugung drängte sich Agathe lang-
sam auf. Sie taumelte auf ihren Sitz zurück
und schaute das geisterhafte Gesicht vor sich mit
entsetzensstarren Blicken an.
Und der Zug brauste rasch weiter, und das
Getöse der Räder auf den Schienen klang in die
Ohren der Dienerin wie Donnergeroll.
„Todt!" sagte Agathe leiser. „Todt! O nein,
nicht todt! So jung, so reich, so ein schönes, ge-
nußreiches Leben vor sich und — todt! Ja, wenn
ich gestorben wäre — aber Leute, wie ich, sterben
eben nicht. Sie schleppen ihr elendes Leben hin,
bis sie alt werden. Todt! Was soll aus mir
werden?" Diese Frage nahm alle ihre Gedanken
ein.
Sie starrte das tote Gesicht wie fest gebannt
an, und als sie das that, tauchte ein seltsamer
Gedanke in ihr auf, nahm Gestalt an und wurde
zu einem Vorsatze.
„Warum nicht?" fragte sie sich flüsternd.
„Es geschieht Niemanden ein Schaden dadurch,
und mir bringt es Vortheil. Warum nicht?"
Sie warf einen verstohlenen Blick aus dem
Fenster. Und dann kroch sie zu der erstarrenden
Gestalt ihrer todten Herrin hin und nahm ihr
den reichen indischen Shawl ab.
Dann zog sie ihr mit abgewandten Augen
und am ganzen Körper zitternd die kostbaren
Ringe von den Fingern und steckte sie sich an.
Sie trug ein nettes, schwarzes Seidenkleid.
Schaudernd hüllte sie sich in den Shawl und

h,"arbcn
! Äftnarbei
M

der Grund seines Hierbleibens lediglich in der An-
hänglichkeit seines Herrn und Schützer zu suchen ist.
— Wie man raufende Hunde trennt,
hat, wenn der Berliner „Lok.-Anz." recht berichtet
ist, am Dienstag ein Herr in der Schönhauser-
Allee bewiesen. Dort sammelte sich in der Mittags-
stunde ein Haufen Leute, weil ein starker Bullen-
beißer sich in einen schwächeren vollständig verbissen
hatte. Alle Anstrengungen, Künste und Kniffe,
die selbst die Jünger der heiligen Herrn indad an-
wendeten, um dem mächtigeren Gegner sein Opfer
zu entreißen, bleiben fruchtlos. Da bahnte sich
ein schmächtiges, junges Herrlein einen Weg durch
die Menge, und behauptete: Er werde sie augen-
blicklich trennen! Höhnisches Gelächter antwortete
dem Dünkelhaften, der mit den behandschuhten
Händen vollbringen wollte, was die muskulösen
Fäuste der Gesetzeswächter umsonst versuchten. Der
junge Mann ward dadurch aber nicht außer
Fassung gebracht, ließ durch einen zuschauenden
Bierkutscher den Kopf des stärkeren Hundes halten,
nahm aus einer Dose eine Priese Tabak und
stopfte sie in die Nase des wüthenden Thieres, das
augenblicklich seine Beute losließ und unter dem
lauten Gelächter der Umstehenden Reißaus nahm.
Dem Jüngling aber ward für seine That mit
donnerndem Beifall gedankt.
— Neber ein Manöveridyll entnehmen wir
der „Herforder Ztg." folgenden Bericht: Am letzten
Sonntag ließ in Herford ein Premierlieutenant von
der dortigen Einguartirung seine Mannschaft nicht
weniger als viermal zum Appell antreten. Der
erste währte von früh 8^—10^2 Uhr, der zweite
von Mittags 11^2—1 Uhr, der dritte von 3—4
Uhr und der vierte von 5 —7ftz Uhr, Dadurch
waren den Leuten 6^ Stunden vom Sonntag ge-
nommen. Nun aber mußten sie auch so und so
lange putzen w., um beim Appell bestehen zu können
so daß die Leute dieser Kompagnie thatsächtrich keinen
Sonntag hatten. Bei den Quartiergebern erregte
diese starke Heranziehung den ganzen Tag über Un-
willen, welcher sich abends gegen 8ftz Uhr auf dem
Schulplatze Luft machte. Dem betr. Premierlieu-
tenant wurden dort allerhand wenig schmeichelhafte
Bemerkungen zugcrufen und als er schließlick vom
Platze ging, folgte ihm noch eine ganze Menge
Volks, unaufhörlich die Zurufe fortsetzend. Auf
dem Platze hatte er blank ziehen lassen und es wäre
wohl zu Unannehmlichkeiten gekommen, wenn das
Publikum nicht mit Gewalt an sich gehalten hätte.
— Die fetten und die mageren Mäuse.
Bezeichnend für die peinliche Gewissenhaftigkeit der
preußischen Heeresverwaltung ist folgende kleine
Geschichte, die sich vor gar nicht langer Zeit ab-
gespielt hat. Der Kommandent eines Train-
bataillons in einer größeren preußischen Pro-
vinzialhauptstadt erhielt seitens der Oberrechnugs-
kammer folgende amtliche Anfrage: Weshalb für
die Katze des Traindepots täglich für fünf Pfennige
Milch verbraucht würde, während für die Katze
des Proviantmagazins daselbst für den gleichen
Zweck nur drei Pfennige verausgabt würden? —
Eine nicht so einfach, zu beantwortende Frage!
Die offizielle Erklärung des Kommandeurs lautete
folgendermaßen: „Die Katze des Proviantmaga-
zins nährt sich von Mäusen, welche sich an Mehl
und Korn gemästet haben; die Katze des Train-
depots aber von solchen, die ihr Leben dürftig von
den dortigen Ledervorräthen u. s. w. fristen.
Daraus erhellt der tägliche Aufschlag von zwei
Pfennigen Milch für die letztere." — Diese Er-
klärung muß genügt haben, denn fortan blieben
der Trainkommandeur, die Depotkatze und ihre
Milchration unangefochten.
— Tragödie eines Arztes. Der gesuchteste
Kinderarzt der Stadt Preßburg, Dr. Bola Bökh,
ist vor einigen Tagen von dem Besuch bei einem
an Diphtheritis erkrankten Kinde heimgekehrt.
Ehe er noch Zeit gefunden hatte, sich umzukleiden
und zu desinfizirm, lief ihm sein Söhnchen ent-
gegen und küßte den Vater trotz aller Abwehr
des Letzteren. Zwei Tage später erkrankte das
Kind an der mörderischen Seuche, die es auch
hinwegraffte. Der unglückliche Vater verlor da-

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aus Stadt und Amt Heidelberg.
Heidelbergs 22. Sepwmber-
O Vom Rathhause. In der vorgestrigen
Stadtrathssitzung wurden u. A. folgende Gegen-
stände zur Kenntniß bezw. Erledigung gebracht: 1-
Von dem Dankschreiben der vereinigten Heidel-
berger Männergesangvereine für die ihnen
gelegentlich der Hauptversammlung des badischen
Sängerbundes von Seiten der Gemeindebehörden ge-
währte Unterstützung wird Kenntniß genommen. 2.
Bei dem Bürgerausschusse soll die Genehmigung dazu
beantragt werden, daß vom nächsten Jahre an daS
Wochenmarktgefälle nicht mehr verpachtet, sondern
durch Beauftragte der Stadtgemeinde direkt erhoben
wird. 3. Die Ausführung der Kanalisirungsar-
beiten im Klingenteich und im südlichen Theile der
Grabengasse wird dem Bauunternehmer Jahn dahier
um fein Submisfionsangebot übertragen. 4. Die Hal-
tung der Zuchtfarren in der hiesigen Stadt soll
von der Stadtgemeinde selbst übernommen werden, da
die seitherige Verpachtung derselben nicht länger durch-
führbar ist. Der Vollzug der Maßnahme soll bei der
Dringlichkeit der Sache bereits auf 1. kommenden Mo-
nats stattfinden, vorbehältlich nachträglicher Zustimmung
des Bürgerausschusses. Die Farrenhältung in Neuen-
heim und Schlierbach soll bis auf Weiteres noch ver-
pachtet bleiben.
* Die Weinlese auf Heidelberger Markung ^be-
ginnt mit dem heutigen Tage. Der Stand der Reben
ist auch hier ein günstiger.
* Der Gewerbe- und Industrie-Verein hielt
gestern Abend im Bremeneck eme Versammlung ab, zu
der auch die Mitglieder des Handwerkervereins, sowie
überhaupt alle selbständigen Handwerksmeister hiesiger
Stadt eingeladen waren. Zweck der Versammlung war
Kenntnißnahme und Besprechung der Berlepp'schen
„Vorschläge für die Organisation des Handwerks und
die Regelung des Lehrlingswesens". Der Vorsitzende,
Herr Altbürgermeister Bilabel, eröffnete und leitete

rüber den Verstand, verfiel in Tobsucht un
unter den fortwährenden Rufen: »Iw hnv
Kind getödtet!" «.Ml
- — König und Bürgermeister. l tem
Szene spielte sich während der soeben bee
italienischen Manöver in einer kleinen Gei 1
in Piemont ab. Auf der Fahrt nach dem i
növerfelde hielt König Humbert in dem !
kurze Rast und wurde natürlich von der
Hörde in einer, seiner hohen Würde ongelE
Weise empfangen. Alles ging vortrefflich,
dem Augenblicke, wo der Bürgermeister (§'
der Gemeinde, der bis dahin eine stumnll -
gespielt hatte, sich gedrungen fühlte, seiner
thanentreue durch wenige, aber herzliche
Ausdruck zu verleihen. Den armen Mann
der Anblick des Königs, dem er zum erste»
gegenüberstand, ganz verrwirrt gemacht,
ihm der Landesfürst gar wie einem alten e
kräftig die Hand schüttelte, da gerieth das wl» !
Stadwberhaupt gänzlich aus dem Häuschen '
stammelte: „Majestät, jetzt, wo ich Sie 8^1 cP
habe, können Sie ruhig sterben." König
konnte seinen Ernst nicht länger bewahren !
sagte dem beglückten Bürgermeister lachend s!i v
Worte, die der Berliner ganz richtig mit: „Ma 4
wir!" übersetzen würde.
— Die Puppen der Königin Wilhelm'
von Holland. Die Königin Wilhelmine v
Holland, die jüngst ihr 13. Lebensjahr vollende^
besitzt eine ganze Sammlung von Puppen jeder 0
und darunter eine große Anzahl von solchen, e'
ihr von regierenden Fürsten zum Geschenk gema,
wurden. Letzthin hat nun die Königin-Regen»»
Emma ihrer Tochter zwanzig große „männliche^
Puppen geschenkt, die als Offiziere in voller ParaR'
Uniform gekleidet sind. Die kleine Königin so
sich durch den Anblick der Puppen daran gewöhne»-
die verschiedenen militärischen Garde auf bett
Blick zu erkennen und zu unterscheiden. Äste wa»
sieht, handelt es sich um eine Art Fröbelsch^'
Unterrrichtsmethode, die von einer guten Mutter aus
das Kriegsheer ihrer kleinen Tochter angewandt
wird. Man versichert ferner, daß die Königin
Emma auf Wunsch der Königin Wilhelmine bei
einer Puppenfabrik eine Anzahl von Ehrendamen
bestellt hat, die dazu bestimmt sind, den Offiziere»
Gesellschaft zu leisten, „weil sich die Herren, wenn
sie allein sind, furchtbar langweilen", wie die kleine
holländischeMajestätjüngst bedauernd erklärthabensoÜ-

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„Aber Sie werden nicht sterben," sagte Agathe
beschwichtigend. „Sie werden noch viele Jahre
leben, meine Lady, und die Pläne, welche Ihre
Lady mit Ihnen hat, verwirklichen. Sie werden
eine gefeierte Gesellschaftsdame sein, über eine
große Besitzung herrschen und verehrt rind be-
wundert werden. Sie sind nach England ge-
kommen, weil Ihre Tante, Lady Folliot, in Sie
drang„ zu kommen, und weil jetzt, nachdem Ihr
Vater nicht mehr lebt, Ihre natürliche Heimath
bei ihr ist, Sie werden Ihren Kousin, Sir
Lyonel Charlton, heirathen und Lady Charlton
werden." Ein schwaches Lächeln spielte um den
Mund der Erbin.
„Ich bin neugierig, ob die Pläne meiner
Tante durchgeführt werden," fagte sie. „Ach,
wieder dieser Schmerz! Agathe, wenn ich sterben
sollte —"
„Sie werden nicht sterben," wiederholte die
Dienerin. „Wenn Ihnen etwas geschehen würde,
meine Lady, was sollte aus mir werden?"
Fräulein Bermynghams Blicke blieben aus
dem Gesichte ihrer Dienerin haften, und nach einer
Weile sagte sie:
„Wissen Sic, daß Sie mich zuweilen verwirrt
machen, Agathe? Sie haben das Benehmen und
die Sprache einer gebildete Dame — und sind
dennoch nur eine Dienerin. Sie haben mir nie
etwas über Ihr Vorleben gesagt, außer daß Sie
in England geboren sind. Ich glaube, Ihr Leben
birgt irgend ein Geheimniß!"
"O, durchaus nicht," erklärte Agathe hastig,
»-och bin das, was ich scheine, ein armes, ver-
lassenes, alleinstehendes Mädchen. Ich ging als

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