,ur Versteigert
)ie Heuer fehl
i größtenthcill
einen guteii
er Blüthezcj!
!ig beeinflußt,
Abfallen dö
e Trockenhei!
! kein Wurft
werden kann,
ei dem Herr
iger wie sei!
flseren Lage"
wm Frost ge/
nachgetrieben/
mm en dürste«
i.
iehpreisk
n bie Höhe«!
> durch An-
senden Noth-
)en Sommer
h in einen«
>en.
Die seit
rrn Neuhaus
krbeitern be-
ben Klängen
leuen Fabrik-
fscher, dann
kkeubau an-
nsprache die
eschenk.
des Kreises
Antrag des
Lender ein-
landwirth-
ühl, Gerns-^
gung Maß-^
artigen und
t h st a n d e
en sei, um
nseres Vieh-
lichen. Es
Beschaffung
,ur Verfüg-
Lrbgroß-
?. die Erb-
an. Heute
Herrschaften
:ei Gruppen
Deputation
mtragendcn
schäft, nach
icht sarben-
schloß sich
: Docenten
d Militär-
Tuttlingen
ion einer
abgerissen
wurde bei
i e st o ch e n
nüssen. —
i Zimmern
;en großen
mdct. Es
afgefressen,
eine Kuh
nldung —
Ü" sprach
ch über das
>e dasselbe
gen.
z über die
viegespräch
n zetteten,
tte, als er
war.
igte er mit
ine Hand,
rur gehen,
ien Spitz-
die Faust
antwortete
er seinen
der Knabe
Augen s»
blick ver-
was Du
ad, fuhr
er aus?"
de.
zu Grunde ging. Eine weitere werthvolle Kuh, und
eine Kalbel mußten geschlachtet werden. — Die Ge-
markung Pliezhausen wurde von furchtbarem Hagel-
schlag und Sturm heimgesucht. Stellenweise ist die
Ernte bis zu ?/Z vernichtet; der Schaden Kartoffeln, Hanf
und andere Gewächse, begleichen an Obst und
Bäumen ist auch groß. Auch von anderen Gegenden
namentlich dem Albtrauf, wird von schweren Hagelwettern
berichtet._———
Wermischtss.
— Fünffacher Giftmord. Vorgestern wurde der
Bauer Adalbert Kallinger aus dem Dorfe Pramles bei
Hohenfurch in Böhmen verhaftet, weil auf ihm der Ver-
dacht ruht, fünf Personen vergiftet zu haben. Kallinger
hatte vor etwa sieben Jahren die Erbtochter eines wohl-
habenden Bauers geheirathet und das Bauerngut mit
seiner Frau in seine Bewirthschaftung übernommen, jedoch
war er verpflichtet, seine Schwiegereltern, seine Schwägerin
und die beiden Brüder seiner Frau auf dem Bauernhöfe
zu erhalten. Vor 6 Jahren waren nun di: Schwieger-
eltern ohne vorhergehende Krankheit und bald darauf
Kallingers Schwägerin und der ältere Schwager unter
verdächtigen Umständen gestorben. Als vor Kurzem auch
der andere Bruder von Kallingers Frau, ahne vorher
krank gewesen zu sein, eines plötzlichen Todes starh, ver-
breitete sich allgemein das Gerücht, daß Kallinger diesen,
sowie früher die anderen Verwandten seiner Frau umge-
bracht habe, um in den ungeschmälerten Besitz des Bau-
erngutes zu gelangen. Die Behörde ordnete eine Unter-
suchung der Leichen an und bei dieser fand man, daß
der Tod der Verstorbenen unbedingt durch Vergiftung
mit Arsenik herbeigeführt worden sei. Daraufhin wurden
Kallinger und seine Frau verhaftet und dem Bezirksge-
richte Hohenfurch eingeliefert.
— Ei» poetischer Wahlzettel hat sich im Wahl-
bezirk Niederbarnim zu Neu-Weißensee in der Urne vor-
gefunden. Derselbe trug folgendes Gedicht:
„Ich wüßt' einen Kandidaten,
Einen Besser'n find ich nit,
Der sitzt in Friedrichsruhe,
Von spät bis in die Frühe,
Doch der thut nicht mehr mit.
Da ich ihn kann nimmer wählen,
All-Deutschlands strahlend Licht,
, Den Heros mit drei Haaren,
Den Hüter in Gefahren,
So wähl' ich lieber — nicht."
LoccrL'e HMLLtzeitungen.
Heidelberg, 4. Juli.
* Die glühende Hitze der letzten Tage hat Manchen
verleitet, etwas tiefer als gewöhnlich in das Glas zu gucken
und sich einen gehörigen Schwips zu kaufen. In solch an-
gesäuselter Stimmung verliert nun mancher die Herrschaft über
sich selbst und was dann gewöhnlich daraus erfolgt, zeigte sich
gestern bei zwei hiesigen Arbeitern, der eine, ein Taglöhner, der
in einer Wirthschaft der Weststadt in seinem angeheiterten
Zustande ruhestörenden Lärm verursacht hatte, mußte in den
kühlen Polizeigewahrsam verbracht werden und der andere,
ein Cigarrenmacher, der in einer Wirthschaft verschiedene Gäste
beleidigte und sich auch sonst ungebührlich benahm, gelangte,
nachdem er an die frische Luft befördert war, zu polizeilicher
Anzeige- Das kommt davon!
* Der Heidelberger Bahnhof in seinem abgebrannten
Theil bildet den Gegenstand folgender Auslassungen des hie-
sigen Korrespondenten der Straßb. Post": Allgemeines Be-
fremden erregt die Thatsache, daß man den hiesigen Bahn-
hof seit dem großen Brande im Main-Neckarbahnhof in
Trümmern liegen läßt. Am 25. Mai fand eine Confernzder
betheiligten Staaten Preußen, Hessen und Baden statt, ohne
daß bisher, allem Anschein nach, eine Einigung über den Neu-
bau erzielt wurde. Daß die Lösung nur einem in großen ein-
heitlichen Neubau bestehen kann, steht wohl außer Zweifel.
Ebenso darf als unbestreitbar gelten, daß der Kern dieses
Neubaues nur der badische noch bestehende Bahnhof sein kann-
Wenn diese Grundsätze einmal feststehen, dann ist die längere
Verzögerung angesichts der dadurch geschaffenen Zustände gradezu
unerfindlich. Wer jetzt nach Heidelberg kommt und als
.Fremder in Erfahrung bringt, daß dies Trümmerwesen mit
einem alten Güterwagen als Handgepäckstation nach einem
halben Jahre seit der Zerstörung eine der ersten und be-
deutungsvollsten Eisenbahnstationen des deutschen Reiches für
den Fremdenverkehr darstellt, der muß sich in der That einen
für uns nicht sehr schmeichelhaften Begriff von der Würde und
von dem Geschäftsgang im neuen deutschen Reiche machen:
auch für das Land Baden und für die Badener ist es ein
schmerzlicher Gedanke, daß das, was uns angeht, so selten zu
den dringlichen, in großem Stile zu erledigenden Angelegen-
heiten gerechnet wird. Wir möchten die Aufmerksamkeit weite-
ster Kreise auf diesen Gegenstand lenken.
* Zu der 3». Wanderverfammlung der deutschen
und österreichisch-ungarischen Bienenzüchter, welche in den Tagen
vom 12.—17. August hier stattfindet, ist folgendes Programm
festgesetzt worden. Samstag: Empfang der Fcstgäste. Sonn-
tag: Feierliche Eröffnung der Ausstellung durch Herrn Mini-
sterialrath Reinhard als Ehrenpräsidenten und Besichtigung
derselben. Montag bis Mittwoch: Versammlungen im Rath-
haussaal, an deren Schluß Preisvertheilung. Nachmittags
Fahrt der Frstgäste nach Schwetzingen. Abends 9 Uhr Be-
leuchtung der Schlohruine. Donnerstag: Schluß der Aus-
Aus den Gerichtssalen.
' Heidelberg, 3. Juli. (Schöffengerichtssitzung.)
In der heutigen Sitzung kamen folgende Fälle zur Er-
ledigung :
1) Andreas Klein gen. Bär von hier erhielt wegen
Unterschlagung 1 Monat Gefängniß. 2) Ferdinand
Sailer von Kindlingen, Georg Hermann Bailer hier und
Alerandcr v. Tiesenhausen von Karlsruhe, angeklagt wegen
Körperverletzung. Sailer und Bailer erhielten je 100
Mark Geldstrafe, Tiesenhausen 80 Mark Geldstrafe. 3)
Jakob Seldner von Wieblingen erhielt wegen Diebstahls
einen Verweis. 4) Die Verhandlung gegen August Bung
vonLiesthal wegen Diebstahls wurde vertagt. 5) Johann
Friedrich Rupp von Handschuhsheim erhielt wegen Be-
drohung 14 Tage Gefängniß. 6) Heinrich Wesch, Mich.
Mutschler, Paul Schlotthauer und Job. Mich. Gutfleisch
von Wieblingen, angeklagt wegen Körperverletzung. Wesch
und Mutschler erhielten je eine Woche Gefängniß, Schlott-
hauer und Gutfleisch wurden freigesprochen. 7) Die
Verhandlung gegen Franz Kurz von Plankstadt, wegen
Unterschlagung, wurde vertagt. 8) Anna Schmitt von
Hamberg, erhielt wegen Diebstahl 4 Wochen Gefängniß.
Großh. Schwurgericht Mannheim.
Sitzungen des III. Quartals.
Erster Fall. Auf der Anklagebank befindet sich der
21 Jahre alte Schlossergeselle Ernst Wick von Köslin,
der des Nothzuchtsversuchs und Raubversuches angeklagt
ist. Derselbe überfiel am 17. Mai d. Js. auf der Land-
straße zwischen Distelhausen und Gerlachsheim, die 41
Jahre alte Regina Freidhof, die Schwester des Pfarrver-
wesers in Tauberbischofsheim, in unsittlicher Absicht und
um ihr Geld abzufordern unter der Drohung, sie er-
würgen und todtftechen zu wollen. Durch ein heran-
nahendes Gefährt, in welchem sich der Handelsmann
Nathan Schloß von Tauberbischofsheim und die Frau
des Gendarmen Faller von Gerlachsheim befanden, wurde
der Verbrecher in seinem Vorhaben gestört. Wick ist ein
verkommener Mensch, der nach völlig verwahrloster Er-
ziehung frühzeitig die Verbrecherlaufbahn begann. Der
Vertreter der Großh. Staatsbehörde, Staatsanwalt Dr.
Böhm-Mosbach beantragt heute Bejahung der auf Noth-
zuchts- und Raubversuchs lautenden Schuldfragen und
Ausschluß mildernder Umstände. In diesem Sinne geben
die Geschworenen auch ihren Wahrspruch ab, sodaß Wick,
der übrigens seiner Verbrechen geständig ist, heute zu 4
Jahren 6 Monaten Zuchthaus, 3 Jahren Ehrverlust und
Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt wird. Die Ver-
handlung fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.
Handelsnachrichten.
Mannheimer Börse, Effekten» Bei lustloser Börse
notiren: Rheinische Hypothekenbank-Actien 147>/2 K- Pfälzische
Hypothekenbank-Actien 138^ 8, Stamm-Actien des Vereins
chem. Fabriken 83^2 Bf- Waghäusler Zuckeractien 614/2 Z.
Bad- Brauerei-Actien 65 A 66 Bf.
Frankfurt, 3. Juli. (Effecten-Tocietät-) Umsätze bis
6si< Uhr Abends. Oesterr. Credit 2751/2, Vs b- Disconto-Com-
mandit 177.80, 178, 177 90, 178, 177.90, 178.30 b. Berliner
Handelsgesellschaft 135.30 b- u- G- Dresdener Bank 139.30,
10 b. Lombarden Nsizb- Mittelmeer 99.60 b. Marienburger
Türken 21.60 b. Gelsenkirchen 128.40 b. Laura 99, 99.30 b.
Gotthard-Actien 155.50, 60 b. Schweizer Central 116.40 b-
Schweizer Nordost 107.80 b- Union 74.10 b- Jura-Simplon
St.-Act- 56-50 b- 5proc- Italiener 90.10, 70 b- u. G- ult.
6 Vs Uhr: Kreditactien 275V«- Disconto 178.—. Bochumer
117.60. Türken 21.50. Oesterr- Goldrente 97. Dresdener
139-20. Italiener 90. Spanier 61.40.
Mannheim, 3. Juli. (Productenbörse.) Per 100 Kilo,
Weizen, Pfälzer 18.— bis —.—, Norddeutscher 17.75 bis
—, Kalifornier —.— bis —, Azima 19.00 bis 20.00
Girka 19.— bis 19.25, Taganrog 18.75 bis —, Amerik.
Winter 17.75 bis —.—, Rumänischer 16.50 bis 17.50, Kansas ll
17.75 bis —-—, Kernen 18.50 bis —-—. Roggen, Pfälzer
16.— bis —, Norddeutscher 16.— bis —. Gerste hiesiger
Gegend —.— bis —, Pfälzer —.— bis —, Ungarische
—.— bis —. . Hafer, Badischer 18.50 bis 19.—, Nord-
deutscher —.— bis —, Russischer —.— bis —- Mais,
Amerik. mixed- 12.75 bis 13.—, Donau 12.50 bis 12.75.
Kohlreps, Deutsche", neuer 27.— bis —.—- Leinöl mit Faß
49.50 bis —.—. Rüböl mit Faß 62.— bis —. Petroleum
mit 20o/<> Tara 17.75 bis —.
Weizenmehl: Nr. 00. Stt. 0. Nr- 1- Nr. 2. Nr- 3. Nr. 4.
31.—. 28.—. 26.—. 25.—. 23.50. 19.50.
3.
15.85
17.25
15.50
12.35
11.95
12.05
Weizen Juli
„ Nov.
„ März
Roggen Juli
„ Nov.
„ März
Roggenmehl: Nr. 0. Nr. 1-
22.-.
25.—.
Mannheim, 3. Juli. (Productenbörse.)
Tendenz: steigend.
Mannheimer Börse, Getreide. Auf bessere amerik.
Coursmeldung war Weizen fest bei lebhaftem Verkehr; Roggen
dagegen vernachlässigt und nur zu billigere Preisen verkäuflich.
Hafer behauptet- Mais steigend.
1.
3.
1.
00.00
17.60
Hafer Mai
17.40
16.50
16-55
„ Juli
15.55
17.10
17.15
„ Nov.
15.80
15.20
15.30
Mais Mai
11.95
15.35
15.35
„ Juli
11.75
15.50
15.30
„ Nov.
11.95
Letzte Nachrichten.
Berlin, 4. Juli. Die Verordnung betreffend das
Verbot der Ausfuhr von Streu und Futter-
mitteln wurde gestern vom BundeSrath genehmigt;
sie tritt sofort in Kraft.
Prag, 3. Juli. 93 gestern in Strachwitz wegen
Widersetzlichkeiten von der Polizei verhaftete Personen da-
darunter ein Handels-Akademiker und ein Schulknabe,
sind dem Strafgericht eingelicfert worden.
Paris, 3. Juli. Einem heute veröffentlichten Dekret
zufolge soll im Oktober je ein Regiment Dragoner und
Husaren zu je fünf Schwadronen errichtet werden. —
Gestern wurden die am Eingang des Forts Cantilly
begrabenen französischen Soldaten nach dem dortigen
Friedhof überführt und ein zu Ehren derselben errichtetes
Denkmal enthüllt. Der Seinepräfect hielt die Festrede.
Paris, 3. Juli. 1200 Studenten begaben sich
heute Vormittag nach der Charit«. Eine Deputation
von acht Studenten begab sich in's Krankenhaus, um
sich zu überzeugen, daß die Leiche des gctödteten N u g e r
noch dort ist. Die Studenten wollen die Leiche bewachen,
um rin heimliches Begräbniß zu verhindern, was der
Director des Hospitals verweigerte. Die Studenten ziehen
dann nach Per Kammer.
s Paris, 3. Juli. Vor der Deputirtenkammer erschienen
j während der Pause um 3 Uhr plötzlich etwa 2000 Studenten
die energisch den Rücktritt des Polizeipräfekten Lozo und des
Ministerpräsidenten verlangten. Die Gitterthore des
Palais Bourbon wurden sofort geschlossen, und nur eine
Abordnung von zehn Studenten wurde eingelassen. Nach-
dem die Sitzung' unter großer Erregung wieder begonnen
hat, wird zunächst das' Marinebudgct erledigt. Dann
stellte Millerand eine Interpellation über die Vorgänge
im Quartier Latin. Inzwischen war die Abordnung der
Studenten in das Bureau der Kammer geführt worden,
wo ihr mitgetheilt wurde, der Polizeipräfekt Lozv habe
sein Amt niedergelegt. Diese Nachricht theilten die
Studenten ihren draußen harrenden Genossen mit, die
theils Beifall klatschten, tbeils aber noch an der Richtig-
keit zweifelten oder den Rücktritt des Ministerpräsidenten
Dupuy forderten. Die Quästur schickte eine Abtheilung
Polizisten ab, um die Studenten zu zerstreuen, diese aber
nahmen eine drohende Haltung an und umringten die
Polizisten, sodaß diese unverrichteter Dinge abziehen
mußten. Der Führer der Abordnung stieg darauf auf
das Eingangsthor und versicherte seinen Commilitonen
auf Ehrenwort, daß die Nachricht von der Abdankung
Lozos richtig sei und theilte mit, gegenwärtig werde ihre
Angelegenheit in einer Interpellation behandelt. Infolge
dessen zog ein Theil der Studenten ab, immerhin blieben
noch an die Tausend auf dem Platze zurück. Um 5
Uhr waren alle Studenten fort, und die Gitter wurden
wieder geöffnet.
Paris, 4. Juli. Gestern Abend fanden Unruhen
im Quatier Latin statt. Mehrere Tausend Studenten
erschienen vor der Polizeipräfectur, zertrümmerten deren
Fenster, rissen die Fahne über dem Hausthor ab, lärmten
furchtbar und riefen: „Nieder mit Lozo, nieder Mörder!"
Die Polizei griff die Menge mit gezogenem Säbel an.
Die Manifestanten flüchteten unter furchtbarem Geschrei.
Mehrere Studenten wurden durch Säbelhiebe verwundet,
man spricht sogar, ohne Garantie, von einem tödtlich
verletzten. Auch zahlreiche Agenten wurden verwundet.
Da die Manifestanten immer von Neuem zurückkamen,
wurde die Cavallerie der Municipalgarde mobilisiert, die
mehrfach chargirte, dann sich aber darauf beschränkte, die
zur Präfectur führende Seinebrücke zu bewachen. Dann
begaben sich die demonstrirenden Studenten vor das Se-
natsgebäude und warfen Schilderhäuser um. Der wacht-
habende Officier ließ die Mannschaft antreten, doch blieb
der Zwischenfall ohne weitere Folgen. Die Menge zog
hierauf vor den Justiz-Palast und warf mehrere Fenster
ein. Die Studenten zogen den Boulevard Saint Michel
entlang, Laternenscheiben, Zeitungskioske zerschlagend,
Kanalgitter herausreißend und Pflastersteine schleudernd.
Die Aufregung im Quartier ist ungeheuer. Tausende
von Studenten sind auf dem Platze, die Spottlieder auf
die Polizei singen. Einige Polizeiagenten, die im Quartier
selbst erschienen, wurden mit Geheul begrüßt und zum
Abziehen gezwungen.
Paris, 4. Juli. Loz« dcmissionirt vor-
läufig nicht. Er erklärte, im Augenblick der Unruhen
könne er als Beamter nicht seinen Posten verlassen. Die
Nachricht, daß er nicht demissionirt, gab den Grund zu
neuen Unruhen. Die Studenten, mit vielen zweifel-
haften Elementen vermischt, versuchten das Thor der Prä-
fectur zu erbrechen. In diesem Moment stürzte die Bri-
gade Centrale mit geschwungenem Säbel heraus und jagte
die Angreifer zurück. Ein Theil der Manifestanten erreichte
die Nebenstraßen. Vor dem Ministerium des Innern,
wo die Menge gleichfalls auseinander getrieben wurde,
gab es 20 Verwundete.
Paris, 4. Juli. Auch vor dem Elysee fand ein
kurzes Handgemenge zwischen Studenten und Polizei statt.
Ein officieller Bericht gibt an, im Ganzen seien bisher
zehn Polizeiagenten mehr oder minder schwer verwundet
durch Stockschläge und Würfe mit Steinen oder Stücken
eiserner Kanalgitter, die die Studenten auf die Polizei
schleuderten. Zur Stunde dauert die Erregung im Quatier
Latin fort; es erfolgten fortwährende Polizeiangriffe. Man
spricht von zwei Zeitungskiosken, die ange-
zündet worden seien.
London, 3. Juli. Einer Reutermcldung aus Bang-
kok zufolge besetzen die Franzosen neuerdings zwei Inseln
im Golf von Siam.
Telegramm.
* Paris, 4. Juli, Vorm. In verflossener Nacht
wurden viele Verhaftungen vorgenommen. Die Gährung
dauert fort. Heute kam es bereits wieder zu Zusammcn-
stößen.
Wetter-Aussichten
für Mittwoch, den S. Juli»
Gewitter sehr wahrscheinlich. _
Mittheilungen über wichtigere Tages-
vorkommnisse bitten wir — gegen entsprechende
Vergütung unserseits — rasch, wenn auch nur
kurz notirt, an uns gelangen zu lassen. Eben-
so werden auch anderweitige interessantere,
für die Oeffentlichkeit geeignete und dem all-
gemeinen Interesse entsprechende Aufsätze u.
dgl. in unserm Blatt stets Berücksichtigung
bezw. Aufnahme finden.
Hochachtungsvoll
Verlag u. Redaktion.
)ie Heuer fehl
i größtenthcill
einen guteii
er Blüthezcj!
!ig beeinflußt,
Abfallen dö
e Trockenhei!
! kein Wurft
werden kann,
ei dem Herr
iger wie sei!
flseren Lage"
wm Frost ge/
nachgetrieben/
mm en dürste«
i.
iehpreisk
n bie Höhe«!
> durch An-
senden Noth-
)en Sommer
h in einen«
>en.
Die seit
rrn Neuhaus
krbeitern be-
ben Klängen
leuen Fabrik-
fscher, dann
kkeubau an-
nsprache die
eschenk.
des Kreises
Antrag des
Lender ein-
landwirth-
ühl, Gerns-^
gung Maß-^
artigen und
t h st a n d e
en sei, um
nseres Vieh-
lichen. Es
Beschaffung
,ur Verfüg-
Lrbgroß-
?. die Erb-
an. Heute
Herrschaften
:ei Gruppen
Deputation
mtragendcn
schäft, nach
icht sarben-
schloß sich
: Docenten
d Militär-
Tuttlingen
ion einer
abgerissen
wurde bei
i e st o ch e n
nüssen. —
i Zimmern
;en großen
mdct. Es
afgefressen,
eine Kuh
nldung —
Ü" sprach
ch über das
>e dasselbe
gen.
z über die
viegespräch
n zetteten,
tte, als er
war.
igte er mit
ine Hand,
rur gehen,
ien Spitz-
die Faust
antwortete
er seinen
der Knabe
Augen s»
blick ver-
was Du
ad, fuhr
er aus?"
de.
zu Grunde ging. Eine weitere werthvolle Kuh, und
eine Kalbel mußten geschlachtet werden. — Die Ge-
markung Pliezhausen wurde von furchtbarem Hagel-
schlag und Sturm heimgesucht. Stellenweise ist die
Ernte bis zu ?/Z vernichtet; der Schaden Kartoffeln, Hanf
und andere Gewächse, begleichen an Obst und
Bäumen ist auch groß. Auch von anderen Gegenden
namentlich dem Albtrauf, wird von schweren Hagelwettern
berichtet._———
Wermischtss.
— Fünffacher Giftmord. Vorgestern wurde der
Bauer Adalbert Kallinger aus dem Dorfe Pramles bei
Hohenfurch in Böhmen verhaftet, weil auf ihm der Ver-
dacht ruht, fünf Personen vergiftet zu haben. Kallinger
hatte vor etwa sieben Jahren die Erbtochter eines wohl-
habenden Bauers geheirathet und das Bauerngut mit
seiner Frau in seine Bewirthschaftung übernommen, jedoch
war er verpflichtet, seine Schwiegereltern, seine Schwägerin
und die beiden Brüder seiner Frau auf dem Bauernhöfe
zu erhalten. Vor 6 Jahren waren nun di: Schwieger-
eltern ohne vorhergehende Krankheit und bald darauf
Kallingers Schwägerin und der ältere Schwager unter
verdächtigen Umständen gestorben. Als vor Kurzem auch
der andere Bruder von Kallingers Frau, ahne vorher
krank gewesen zu sein, eines plötzlichen Todes starh, ver-
breitete sich allgemein das Gerücht, daß Kallinger diesen,
sowie früher die anderen Verwandten seiner Frau umge-
bracht habe, um in den ungeschmälerten Besitz des Bau-
erngutes zu gelangen. Die Behörde ordnete eine Unter-
suchung der Leichen an und bei dieser fand man, daß
der Tod der Verstorbenen unbedingt durch Vergiftung
mit Arsenik herbeigeführt worden sei. Daraufhin wurden
Kallinger und seine Frau verhaftet und dem Bezirksge-
richte Hohenfurch eingeliefert.
— Ei» poetischer Wahlzettel hat sich im Wahl-
bezirk Niederbarnim zu Neu-Weißensee in der Urne vor-
gefunden. Derselbe trug folgendes Gedicht:
„Ich wüßt' einen Kandidaten,
Einen Besser'n find ich nit,
Der sitzt in Friedrichsruhe,
Von spät bis in die Frühe,
Doch der thut nicht mehr mit.
Da ich ihn kann nimmer wählen,
All-Deutschlands strahlend Licht,
, Den Heros mit drei Haaren,
Den Hüter in Gefahren,
So wähl' ich lieber — nicht."
LoccrL'e HMLLtzeitungen.
Heidelberg, 4. Juli.
* Die glühende Hitze der letzten Tage hat Manchen
verleitet, etwas tiefer als gewöhnlich in das Glas zu gucken
und sich einen gehörigen Schwips zu kaufen. In solch an-
gesäuselter Stimmung verliert nun mancher die Herrschaft über
sich selbst und was dann gewöhnlich daraus erfolgt, zeigte sich
gestern bei zwei hiesigen Arbeitern, der eine, ein Taglöhner, der
in einer Wirthschaft der Weststadt in seinem angeheiterten
Zustande ruhestörenden Lärm verursacht hatte, mußte in den
kühlen Polizeigewahrsam verbracht werden und der andere,
ein Cigarrenmacher, der in einer Wirthschaft verschiedene Gäste
beleidigte und sich auch sonst ungebührlich benahm, gelangte,
nachdem er an die frische Luft befördert war, zu polizeilicher
Anzeige- Das kommt davon!
* Der Heidelberger Bahnhof in seinem abgebrannten
Theil bildet den Gegenstand folgender Auslassungen des hie-
sigen Korrespondenten der Straßb. Post": Allgemeines Be-
fremden erregt die Thatsache, daß man den hiesigen Bahn-
hof seit dem großen Brande im Main-Neckarbahnhof in
Trümmern liegen läßt. Am 25. Mai fand eine Confernzder
betheiligten Staaten Preußen, Hessen und Baden statt, ohne
daß bisher, allem Anschein nach, eine Einigung über den Neu-
bau erzielt wurde. Daß die Lösung nur einem in großen ein-
heitlichen Neubau bestehen kann, steht wohl außer Zweifel.
Ebenso darf als unbestreitbar gelten, daß der Kern dieses
Neubaues nur der badische noch bestehende Bahnhof sein kann-
Wenn diese Grundsätze einmal feststehen, dann ist die längere
Verzögerung angesichts der dadurch geschaffenen Zustände gradezu
unerfindlich. Wer jetzt nach Heidelberg kommt und als
.Fremder in Erfahrung bringt, daß dies Trümmerwesen mit
einem alten Güterwagen als Handgepäckstation nach einem
halben Jahre seit der Zerstörung eine der ersten und be-
deutungsvollsten Eisenbahnstationen des deutschen Reiches für
den Fremdenverkehr darstellt, der muß sich in der That einen
für uns nicht sehr schmeichelhaften Begriff von der Würde und
von dem Geschäftsgang im neuen deutschen Reiche machen:
auch für das Land Baden und für die Badener ist es ein
schmerzlicher Gedanke, daß das, was uns angeht, so selten zu
den dringlichen, in großem Stile zu erledigenden Angelegen-
heiten gerechnet wird. Wir möchten die Aufmerksamkeit weite-
ster Kreise auf diesen Gegenstand lenken.
* Zu der 3». Wanderverfammlung der deutschen
und österreichisch-ungarischen Bienenzüchter, welche in den Tagen
vom 12.—17. August hier stattfindet, ist folgendes Programm
festgesetzt worden. Samstag: Empfang der Fcstgäste. Sonn-
tag: Feierliche Eröffnung der Ausstellung durch Herrn Mini-
sterialrath Reinhard als Ehrenpräsidenten und Besichtigung
derselben. Montag bis Mittwoch: Versammlungen im Rath-
haussaal, an deren Schluß Preisvertheilung. Nachmittags
Fahrt der Frstgäste nach Schwetzingen. Abends 9 Uhr Be-
leuchtung der Schlohruine. Donnerstag: Schluß der Aus-
Aus den Gerichtssalen.
' Heidelberg, 3. Juli. (Schöffengerichtssitzung.)
In der heutigen Sitzung kamen folgende Fälle zur Er-
ledigung :
1) Andreas Klein gen. Bär von hier erhielt wegen
Unterschlagung 1 Monat Gefängniß. 2) Ferdinand
Sailer von Kindlingen, Georg Hermann Bailer hier und
Alerandcr v. Tiesenhausen von Karlsruhe, angeklagt wegen
Körperverletzung. Sailer und Bailer erhielten je 100
Mark Geldstrafe, Tiesenhausen 80 Mark Geldstrafe. 3)
Jakob Seldner von Wieblingen erhielt wegen Diebstahls
einen Verweis. 4) Die Verhandlung gegen August Bung
vonLiesthal wegen Diebstahls wurde vertagt. 5) Johann
Friedrich Rupp von Handschuhsheim erhielt wegen Be-
drohung 14 Tage Gefängniß. 6) Heinrich Wesch, Mich.
Mutschler, Paul Schlotthauer und Job. Mich. Gutfleisch
von Wieblingen, angeklagt wegen Körperverletzung. Wesch
und Mutschler erhielten je eine Woche Gefängniß, Schlott-
hauer und Gutfleisch wurden freigesprochen. 7) Die
Verhandlung gegen Franz Kurz von Plankstadt, wegen
Unterschlagung, wurde vertagt. 8) Anna Schmitt von
Hamberg, erhielt wegen Diebstahl 4 Wochen Gefängniß.
Großh. Schwurgericht Mannheim.
Sitzungen des III. Quartals.
Erster Fall. Auf der Anklagebank befindet sich der
21 Jahre alte Schlossergeselle Ernst Wick von Köslin,
der des Nothzuchtsversuchs und Raubversuches angeklagt
ist. Derselbe überfiel am 17. Mai d. Js. auf der Land-
straße zwischen Distelhausen und Gerlachsheim, die 41
Jahre alte Regina Freidhof, die Schwester des Pfarrver-
wesers in Tauberbischofsheim, in unsittlicher Absicht und
um ihr Geld abzufordern unter der Drohung, sie er-
würgen und todtftechen zu wollen. Durch ein heran-
nahendes Gefährt, in welchem sich der Handelsmann
Nathan Schloß von Tauberbischofsheim und die Frau
des Gendarmen Faller von Gerlachsheim befanden, wurde
der Verbrecher in seinem Vorhaben gestört. Wick ist ein
verkommener Mensch, der nach völlig verwahrloster Er-
ziehung frühzeitig die Verbrecherlaufbahn begann. Der
Vertreter der Großh. Staatsbehörde, Staatsanwalt Dr.
Böhm-Mosbach beantragt heute Bejahung der auf Noth-
zuchts- und Raubversuchs lautenden Schuldfragen und
Ausschluß mildernder Umstände. In diesem Sinne geben
die Geschworenen auch ihren Wahrspruch ab, sodaß Wick,
der übrigens seiner Verbrechen geständig ist, heute zu 4
Jahren 6 Monaten Zuchthaus, 3 Jahren Ehrverlust und
Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt wird. Die Ver-
handlung fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.
Handelsnachrichten.
Mannheimer Börse, Effekten» Bei lustloser Börse
notiren: Rheinische Hypothekenbank-Actien 147>/2 K- Pfälzische
Hypothekenbank-Actien 138^ 8, Stamm-Actien des Vereins
chem. Fabriken 83^2 Bf- Waghäusler Zuckeractien 614/2 Z.
Bad- Brauerei-Actien 65 A 66 Bf.
Frankfurt, 3. Juli. (Effecten-Tocietät-) Umsätze bis
6si< Uhr Abends. Oesterr. Credit 2751/2, Vs b- Disconto-Com-
mandit 177.80, 178, 177 90, 178, 177.90, 178.30 b. Berliner
Handelsgesellschaft 135.30 b- u- G- Dresdener Bank 139.30,
10 b. Lombarden Nsizb- Mittelmeer 99.60 b. Marienburger
Türken 21.60 b. Gelsenkirchen 128.40 b. Laura 99, 99.30 b.
Gotthard-Actien 155.50, 60 b. Schweizer Central 116.40 b-
Schweizer Nordost 107.80 b- Union 74.10 b- Jura-Simplon
St.-Act- 56-50 b- 5proc- Italiener 90.10, 70 b- u. G- ult.
6 Vs Uhr: Kreditactien 275V«- Disconto 178.—. Bochumer
117.60. Türken 21.50. Oesterr- Goldrente 97. Dresdener
139-20. Italiener 90. Spanier 61.40.
Mannheim, 3. Juli. (Productenbörse.) Per 100 Kilo,
Weizen, Pfälzer 18.— bis —.—, Norddeutscher 17.75 bis
—, Kalifornier —.— bis —, Azima 19.00 bis 20.00
Girka 19.— bis 19.25, Taganrog 18.75 bis —, Amerik.
Winter 17.75 bis —.—, Rumänischer 16.50 bis 17.50, Kansas ll
17.75 bis —-—, Kernen 18.50 bis —-—. Roggen, Pfälzer
16.— bis —, Norddeutscher 16.— bis —. Gerste hiesiger
Gegend —.— bis —, Pfälzer —.— bis —, Ungarische
—.— bis —. . Hafer, Badischer 18.50 bis 19.—, Nord-
deutscher —.— bis —, Russischer —.— bis —- Mais,
Amerik. mixed- 12.75 bis 13.—, Donau 12.50 bis 12.75.
Kohlreps, Deutsche", neuer 27.— bis —.—- Leinöl mit Faß
49.50 bis —.—. Rüböl mit Faß 62.— bis —. Petroleum
mit 20o/<> Tara 17.75 bis —.
Weizenmehl: Nr. 00. Stt. 0. Nr- 1- Nr. 2. Nr- 3. Nr. 4.
31.—. 28.—. 26.—. 25.—. 23.50. 19.50.
3.
15.85
17.25
15.50
12.35
11.95
12.05
Weizen Juli
„ Nov.
„ März
Roggen Juli
„ Nov.
„ März
Roggenmehl: Nr. 0. Nr. 1-
22.-.
25.—.
Mannheim, 3. Juli. (Productenbörse.)
Tendenz: steigend.
Mannheimer Börse, Getreide. Auf bessere amerik.
Coursmeldung war Weizen fest bei lebhaftem Verkehr; Roggen
dagegen vernachlässigt und nur zu billigere Preisen verkäuflich.
Hafer behauptet- Mais steigend.
1.
3.
1.
00.00
17.60
Hafer Mai
17.40
16.50
16-55
„ Juli
15.55
17.10
17.15
„ Nov.
15.80
15.20
15.30
Mais Mai
11.95
15.35
15.35
„ Juli
11.75
15.50
15.30
„ Nov.
11.95
Letzte Nachrichten.
Berlin, 4. Juli. Die Verordnung betreffend das
Verbot der Ausfuhr von Streu und Futter-
mitteln wurde gestern vom BundeSrath genehmigt;
sie tritt sofort in Kraft.
Prag, 3. Juli. 93 gestern in Strachwitz wegen
Widersetzlichkeiten von der Polizei verhaftete Personen da-
darunter ein Handels-Akademiker und ein Schulknabe,
sind dem Strafgericht eingelicfert worden.
Paris, 3. Juli. Einem heute veröffentlichten Dekret
zufolge soll im Oktober je ein Regiment Dragoner und
Husaren zu je fünf Schwadronen errichtet werden. —
Gestern wurden die am Eingang des Forts Cantilly
begrabenen französischen Soldaten nach dem dortigen
Friedhof überführt und ein zu Ehren derselben errichtetes
Denkmal enthüllt. Der Seinepräfect hielt die Festrede.
Paris, 3. Juli. 1200 Studenten begaben sich
heute Vormittag nach der Charit«. Eine Deputation
von acht Studenten begab sich in's Krankenhaus, um
sich zu überzeugen, daß die Leiche des gctödteten N u g e r
noch dort ist. Die Studenten wollen die Leiche bewachen,
um rin heimliches Begräbniß zu verhindern, was der
Director des Hospitals verweigerte. Die Studenten ziehen
dann nach Per Kammer.
s Paris, 3. Juli. Vor der Deputirtenkammer erschienen
j während der Pause um 3 Uhr plötzlich etwa 2000 Studenten
die energisch den Rücktritt des Polizeipräfekten Lozo und des
Ministerpräsidenten verlangten. Die Gitterthore des
Palais Bourbon wurden sofort geschlossen, und nur eine
Abordnung von zehn Studenten wurde eingelassen. Nach-
dem die Sitzung' unter großer Erregung wieder begonnen
hat, wird zunächst das' Marinebudgct erledigt. Dann
stellte Millerand eine Interpellation über die Vorgänge
im Quartier Latin. Inzwischen war die Abordnung der
Studenten in das Bureau der Kammer geführt worden,
wo ihr mitgetheilt wurde, der Polizeipräfekt Lozv habe
sein Amt niedergelegt. Diese Nachricht theilten die
Studenten ihren draußen harrenden Genossen mit, die
theils Beifall klatschten, tbeils aber noch an der Richtig-
keit zweifelten oder den Rücktritt des Ministerpräsidenten
Dupuy forderten. Die Quästur schickte eine Abtheilung
Polizisten ab, um die Studenten zu zerstreuen, diese aber
nahmen eine drohende Haltung an und umringten die
Polizisten, sodaß diese unverrichteter Dinge abziehen
mußten. Der Führer der Abordnung stieg darauf auf
das Eingangsthor und versicherte seinen Commilitonen
auf Ehrenwort, daß die Nachricht von der Abdankung
Lozos richtig sei und theilte mit, gegenwärtig werde ihre
Angelegenheit in einer Interpellation behandelt. Infolge
dessen zog ein Theil der Studenten ab, immerhin blieben
noch an die Tausend auf dem Platze zurück. Um 5
Uhr waren alle Studenten fort, und die Gitter wurden
wieder geöffnet.
Paris, 4. Juli. Gestern Abend fanden Unruhen
im Quatier Latin statt. Mehrere Tausend Studenten
erschienen vor der Polizeipräfectur, zertrümmerten deren
Fenster, rissen die Fahne über dem Hausthor ab, lärmten
furchtbar und riefen: „Nieder mit Lozo, nieder Mörder!"
Die Polizei griff die Menge mit gezogenem Säbel an.
Die Manifestanten flüchteten unter furchtbarem Geschrei.
Mehrere Studenten wurden durch Säbelhiebe verwundet,
man spricht sogar, ohne Garantie, von einem tödtlich
verletzten. Auch zahlreiche Agenten wurden verwundet.
Da die Manifestanten immer von Neuem zurückkamen,
wurde die Cavallerie der Municipalgarde mobilisiert, die
mehrfach chargirte, dann sich aber darauf beschränkte, die
zur Präfectur führende Seinebrücke zu bewachen. Dann
begaben sich die demonstrirenden Studenten vor das Se-
natsgebäude und warfen Schilderhäuser um. Der wacht-
habende Officier ließ die Mannschaft antreten, doch blieb
der Zwischenfall ohne weitere Folgen. Die Menge zog
hierauf vor den Justiz-Palast und warf mehrere Fenster
ein. Die Studenten zogen den Boulevard Saint Michel
entlang, Laternenscheiben, Zeitungskioske zerschlagend,
Kanalgitter herausreißend und Pflastersteine schleudernd.
Die Aufregung im Quartier ist ungeheuer. Tausende
von Studenten sind auf dem Platze, die Spottlieder auf
die Polizei singen. Einige Polizeiagenten, die im Quartier
selbst erschienen, wurden mit Geheul begrüßt und zum
Abziehen gezwungen.
Paris, 4. Juli. Loz« dcmissionirt vor-
läufig nicht. Er erklärte, im Augenblick der Unruhen
könne er als Beamter nicht seinen Posten verlassen. Die
Nachricht, daß er nicht demissionirt, gab den Grund zu
neuen Unruhen. Die Studenten, mit vielen zweifel-
haften Elementen vermischt, versuchten das Thor der Prä-
fectur zu erbrechen. In diesem Moment stürzte die Bri-
gade Centrale mit geschwungenem Säbel heraus und jagte
die Angreifer zurück. Ein Theil der Manifestanten erreichte
die Nebenstraßen. Vor dem Ministerium des Innern,
wo die Menge gleichfalls auseinander getrieben wurde,
gab es 20 Verwundete.
Paris, 4. Juli. Auch vor dem Elysee fand ein
kurzes Handgemenge zwischen Studenten und Polizei statt.
Ein officieller Bericht gibt an, im Ganzen seien bisher
zehn Polizeiagenten mehr oder minder schwer verwundet
durch Stockschläge und Würfe mit Steinen oder Stücken
eiserner Kanalgitter, die die Studenten auf die Polizei
schleuderten. Zur Stunde dauert die Erregung im Quatier
Latin fort; es erfolgten fortwährende Polizeiangriffe. Man
spricht von zwei Zeitungskiosken, die ange-
zündet worden seien.
London, 3. Juli. Einer Reutermcldung aus Bang-
kok zufolge besetzen die Franzosen neuerdings zwei Inseln
im Golf von Siam.
Telegramm.
* Paris, 4. Juli, Vorm. In verflossener Nacht
wurden viele Verhaftungen vorgenommen. Die Gährung
dauert fort. Heute kam es bereits wieder zu Zusammcn-
stößen.
Wetter-Aussichten
für Mittwoch, den S. Juli»
Gewitter sehr wahrscheinlich. _
Mittheilungen über wichtigere Tages-
vorkommnisse bitten wir — gegen entsprechende
Vergütung unserseits — rasch, wenn auch nur
kurz notirt, an uns gelangen zu lassen. Eben-
so werden auch anderweitige interessantere,
für die Oeffentlichkeit geeignete und dem all-
gemeinen Interesse entsprechende Aufsätze u.
dgl. in unserm Blatt stets Berücksichtigung
bezw. Aufnahme finden.
Hochachtungsvoll
Verlag u. Redaktion.