DOI chapter:
No 66-78 (Juni 1824)
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0287
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nio 67. Sonnabend den 5. Juni 18N.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Elrlach.
ö Neu glaͤnzte jetzt mein Hoffen und mein Lieben,
Die geraubte Haarlocke. Der Schwermuth Nebel ſah ich leicht zerſtieben,
Die Zukunft ſtrahlt' in Froͤhlichkeit und Luſt.
Der Zufall, der ſo Manchen ſchon beglückte,
Wenn ungeſucht er holde Freuden fand, Wi e ſ den ſhent 1 9 gehn.
Der Zufall war's, der heut' auch mich entzückte, 0 einma — %% znſten Maub zu gehn.
Als ich im Thal Roſalien erblickte Zwar fuͤhlt' ich meiner Pulſe banges Schlagen:
I EN — 2
Entſchlummert an der Quelle Blumenrand. Doch treue Liebe läßt uns nicht verzagen,
Wenn ſolche Preiſe zu erringen ſtehn.
Nein! Schoͤn'res koͤnnen Goͤtter nicht gewaͤhren! —
Das Madchen wiegt' ein duft'ger Roſenkahn. Und ach! die Ewigkeit giebt von den Stunden,
Im Anſchaun glaubt' ich ſelbſt mich zu verklaͤren, Sind ſie entflohen, keine uns zurück. —
Mir war's, als klaͤng' die Harmonie der Sphaͤren, Drum handle, wer den Augenblick gefunden,
Als ſäh' ich mir den Himmel aufgethan. Auf ſchnellem Fittich iſt er bald entſchwunden, .
Und mit ihm oft des kurzen Traumes Glück. —
Vollendeter hatt' ich der Formen Fülle,
Und reizender das Schöne nie geſehn. So naht ich leiſe denn der Engelklaren,
Des Lilien-Buſens ſanft bewegte Stille Die, ſchlummernd noch, ein holdes Lächeln ſchmuͤckt.
Verbarg ſich unter blonder Locken Hülle Und raſch, dem Glück vertrauend in Gefahren,
— Ein ſchakernd Spiel in leiſer Lfte Wehn. — Raubt' ich aus dieſer Wellen-Pracht von Haaren
Der Locken herrlichſte — und war beglückt.
Der Lippen zarte Pfirſichblüten⸗-Röthe ö
Winkt zauberiſch zum lieblichſten Genuß. ———— als Stener mi bie Bruſ
Und, ahnend in d jzefloͤte, ö
Zu haſhen, was en Engel frmdlicg bete Die Harfe ſüßer Hoffnung hat geklungen,
Wagt' ſüß durchbebt, ich jetzt den erſten Kuß. Was ich geahnt, geträumet und geſungen —
Es winket mir in heit'rer Zukunft Luſt.
Und iſt uns hier der Kranz des Siegs geblieben, Adolf Joſt.
Dann hebt der Muth uns kuhner auch die Bruſt.
Nio 67. Sonnabend den 5. Juni 18N.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Elrlach.
ö Neu glaͤnzte jetzt mein Hoffen und mein Lieben,
Die geraubte Haarlocke. Der Schwermuth Nebel ſah ich leicht zerſtieben,
Die Zukunft ſtrahlt' in Froͤhlichkeit und Luſt.
Der Zufall, der ſo Manchen ſchon beglückte,
Wenn ungeſucht er holde Freuden fand, Wi e ſ den ſhent 1 9 gehn.
Der Zufall war's, der heut' auch mich entzückte, 0 einma — %% znſten Maub zu gehn.
Als ich im Thal Roſalien erblickte Zwar fuͤhlt' ich meiner Pulſe banges Schlagen:
I EN — 2
Entſchlummert an der Quelle Blumenrand. Doch treue Liebe läßt uns nicht verzagen,
Wenn ſolche Preiſe zu erringen ſtehn.
Nein! Schoͤn'res koͤnnen Goͤtter nicht gewaͤhren! —
Das Madchen wiegt' ein duft'ger Roſenkahn. Und ach! die Ewigkeit giebt von den Stunden,
Im Anſchaun glaubt' ich ſelbſt mich zu verklaͤren, Sind ſie entflohen, keine uns zurück. —
Mir war's, als klaͤng' die Harmonie der Sphaͤren, Drum handle, wer den Augenblick gefunden,
Als ſäh' ich mir den Himmel aufgethan. Auf ſchnellem Fittich iſt er bald entſchwunden, .
Und mit ihm oft des kurzen Traumes Glück. —
Vollendeter hatt' ich der Formen Fülle,
Und reizender das Schöne nie geſehn. So naht ich leiſe denn der Engelklaren,
Des Lilien-Buſens ſanft bewegte Stille Die, ſchlummernd noch, ein holdes Lächeln ſchmuͤckt.
Verbarg ſich unter blonder Locken Hülle Und raſch, dem Glück vertrauend in Gefahren,
— Ein ſchakernd Spiel in leiſer Lfte Wehn. — Raubt' ich aus dieſer Wellen-Pracht von Haaren
Der Locken herrlichſte — und war beglückt.
Der Lippen zarte Pfirſichblüten⸗-Röthe ö
Winkt zauberiſch zum lieblichſten Genuß. ———— als Stener mi bie Bruſ
Und, ahnend in d jzefloͤte, ö
Zu haſhen, was en Engel frmdlicg bete Die Harfe ſüßer Hoffnung hat geklungen,
Wagt' ſüß durchbebt, ich jetzt den erſten Kuß. Was ich geahnt, geträumet und geſungen —
Es winket mir in heit'rer Zukunft Luſt.
Und iſt uns hier der Kranz des Siegs geblieben, Adolf Joſt.
Dann hebt der Muth uns kuhner auch die Bruſt.