DOI Heft:
1. Heft
DOI Artikel:Biermann, Georg: Die Gemäldesammlung B. Lippert in Magdeburg
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0030
DIE GEMÄLDESAMMLUNG B. L1PPERT IN MAGDEBURG
Abb. 10. RICHARD KAISER, Unter Erlen. 1907
Kreis deutfcher Kunftgefchichte hin, auf den in der Sammlung der Hauptnachdruck
gelegt ift. Zu diefem rechnen in erfter Linie, ein wenig rückwärts gefehcn, die Bilder
von Ed. Schleich, unter denen die hier abgebildete „holländifche Landfchaft" hervor-
ragt. Ferner die köftlichen Arbeiten des alten Spißweg, von denen Herr Lippert
eine ganze Anzahl befißt, ähnlich den „Ausruhenden Spaziergängern", die hier ab-
gebildet [ind als ein Beifpiel für die zahlreichen Proben diefes Malers, der kaum
an einer zweiten Stelle ähnlich erftkiaffig vertreten ift. Wilhelm von Diez und
Defregger gehören in die unmittelbare Nachbarfchaft des zuletzt Genannten, infofern,
als auch fie dem Wiedererwachen der Tonmalerei vorgearbeitet haben. Während ein
prachtvolles Reitergefecht die Kunft des immer noch zu niedrig eingefchäßten Diez
vollfaftig repräfcntiert, ift Defregger mit dem hier wiedergebenen Gemälde „Maler
auf der Durchreife" aus feiner glücklichften Zeit vertreten; denn gerade diefes Bild
verbindet jene Feinheit des Malerifchen in der Gefamtkompofition mit der Durch-
bildung im Detail (man fehe nur die Behandlung des Küchengefchirrs an der Wand,
das ganz wie ein Schuchfches Stilleben wirkt), die den Meifter zwar im Bann, aber
doch fouverän der holländifchen Tradition gegenüber erfcheinen läßt. Das Bild ift
1876 gemalt und gehört zu dem beften, was Defregger hinterlaffen wird. Dagegen
fällt unter den zahlreichen Werken von Lenbach vor allem das Porträt des Sammlers
felbft ins Auge, weil es ungemein kraftvoll empfunden und mit einer bei diefem
Künftler nicht immer ebenbürtig durchdrungenen geiftigen Potenz, die nichts Gekünfteltes
Abb. 10. RICHARD KAISER, Unter Erlen. 1907
Kreis deutfcher Kunftgefchichte hin, auf den in der Sammlung der Hauptnachdruck
gelegt ift. Zu diefem rechnen in erfter Linie, ein wenig rückwärts gefehcn, die Bilder
von Ed. Schleich, unter denen die hier abgebildete „holländifche Landfchaft" hervor-
ragt. Ferner die köftlichen Arbeiten des alten Spißweg, von denen Herr Lippert
eine ganze Anzahl befißt, ähnlich den „Ausruhenden Spaziergängern", die hier ab-
gebildet [ind als ein Beifpiel für die zahlreichen Proben diefes Malers, der kaum
an einer zweiten Stelle ähnlich erftkiaffig vertreten ift. Wilhelm von Diez und
Defregger gehören in die unmittelbare Nachbarfchaft des zuletzt Genannten, infofern,
als auch fie dem Wiedererwachen der Tonmalerei vorgearbeitet haben. Während ein
prachtvolles Reitergefecht die Kunft des immer noch zu niedrig eingefchäßten Diez
vollfaftig repräfcntiert, ift Defregger mit dem hier wiedergebenen Gemälde „Maler
auf der Durchreife" aus feiner glücklichften Zeit vertreten; denn gerade diefes Bild
verbindet jene Feinheit des Malerifchen in der Gefamtkompofition mit der Durch-
bildung im Detail (man fehe nur die Behandlung des Küchengefchirrs an der Wand,
das ganz wie ein Schuchfches Stilleben wirkt), die den Meifter zwar im Bann, aber
doch fouverän der holländifchen Tradition gegenüber erfcheinen läßt. Das Bild ift
1876 gemalt und gehört zu dem beften, was Defregger hinterlaffen wird. Dagegen
fällt unter den zahlreichen Werken von Lenbach vor allem das Porträt des Sammlers
felbft ins Auge, weil es ungemein kraftvoll empfunden und mit einer bei diefem
Künftler nicht immer ebenbürtig durchdrungenen geiftigen Potenz, die nichts Gekünfteltes