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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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Uhde-Bernays, Hermann: Ein unbekanntes Porträt Tiepolos
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0039

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EIN UNBEKANNTES PORTRÄT TIEPOLOS

in der Abftufung des Lichtes, das [ich in wir-
kungsvoller Tönung, ganz von der Seite ein-
[allend, im Kontra[t zu dem Grau des Harnifches
auf dem gelben Ärmel in breiter Uberglänzung
fefthält, um auf dem Rücken des Hundes und
dem vorgeftreckten Fuß ganz ftark, ganz gelöft
[ich auszufprechen. Wie gefättigt von diefem
Schein des abendlichen Lichtes der untergehen-
den Sonne liegen die Berge des fernen jen-
feitigen Ufers, deren lichtbraunen Töne an
Claudes Landfchaften denken laffen. Es ift für
Tiepolo bezeichnend, daß er als oberfter Meifter
aller Dekorationsgewalten auch hier, wo er im
Ergreifen der Perfönlichkeit als Porträtift und
in der Wiedergabe der Berge des Gardafees
als Landfehafter auftritt, das „groß' und kleine
Himmelslicht" gebraucht. Aber fo gelingt ihm,

denKörper desDarzuftellenden in einer rhgthmifch
fcliön gefundenen Silhouette vor den Hintergrund
zu bringen, und gerade in diefer eigenartigen
Feinheit darf die befondere Bedeutung des Bildes
erkannt werden. Die Frifche, Leichtigkeit und
Gefchloffenheit der malerifchen Behandlung und
der technifchen Ausführung, deren vorzügliche
Erhaltung zu rühmen ift, vielleicht gerade weil
bei der rafchen Arbeitsweife Tiepolos diefes Bild
„in einer Si^ung" heruntergemalt wurde, gefellen
es unfraglich zu jenen Werken des Meifters,
von denen der Graf Teffin ftaunend in feine
Heimat berichtete: „Hervorragender Verftand,
glühendes Temperament, fabelhafter Farben-
finn, unglaubliche Schnelligkeit laffen ihn in
geringerer Zeit ein Bild ausführen, als fie ein
anderer zum Auffefsen feiner Farben braucht."

Der Cicerone, V. Jahrg., 1. Heft. 2

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