Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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1. Heft
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LITERATUR
Bibliographie, die Befchreibung, Gefchichte und
Rekonftruktion derHandfchrift ufw. aniangt, der
kunftwiffenfchaftlichenForfchung unterbreitet. Die
ftattliche, technifch mit vorzüglichen Reproduk-
tionen verfehene Publikation erfchien im Ver-
lage von E. A. Seemann, Leipzig.
* *
*
„Der franzöfifche Farben]*tich des 18.
Jahrhunderts", herausgegeben von Julius
Model und Jaro Springer (DeutfcheVerlags-
Anftalt, Stuttgart und Berlin), darf als eine nicht
minder verdienftvolle Publikation angefprochen
werden, da fie alle Vorzüge einer wiffenfchaft-
lich bedeutfamen Stoffbehandlung, die dem Ber-
liner Jaro Springer gedankt wird, mit einer Re-
produktionstechnik verbindet, die an originaler
Treue kaum hinter ihren köftlichen Vorlagen
zurückfteht. Daß mit wenigen Ausnahmen fämt-
liche farbig wiedergegebenen Blätter der be-
kannten Sammlung Model nachgebildet find,
ftempelt diefe muftergültige Veröffentlichung auch
zu einem Denkmal deutfchen Sammelwefens,
über das eingehender demnächft in den Monats-
heften für Kunftwiffenfchaft gefprochen werden
foll. * x
*
Die Photographifche Gefellfchaft in
Berlin hat ihren bekannten Prachtpublikationen
einen neuen Band angegliedert, der die im
leisten Winter in der Kgl. Akademie der Künfte
unter Artur Kampfs bewährter Leitung ver-
anftaltete Ausftellung „Friedrich der Große
in der Kunft" zum Thema hat. In die litera-
rifche Verarbeitung des Stoffgebietes teilten fich
der Dirigent der Königlichen Kunftfammlungen
Profeffor Seidel, der die Werke der älteren
Kunft behandelte und der erfte Sekretär der
Akademie Prof. Amersdorffer, der feinerfeits die
neuere Kunftperiode literarifch vertiefte. An die
hundert hervorragend fchöner Gravüren veran-
fchaulichen aus dem reichen friederizianifchen
Kunftkreife die bedeutfamften Stücke.
X X
X
In der der kunftwiffenfchaftüchen Forfchung
längft unentbehrlich gewordenen Sammlung
„Klaffiker der Kunft" (Stuttgart, Deutfche
Verlagsanftalt) ift als 22. Band Murillo er-
fchienen, deffen Herausgabe Aug. L. Mager,
der auf feinem Spezialgebiet der fpanifchen
Kunft ungemein produktive Münchener Privat-
dozent, beforgt hat. In einem kurzen Abriß,
der nicht ohne neue Gedanken ift, umfchreibt
er das Leben und die Kunft feines Meifters, aber
der Hauptvorzug des Buches ift doch der nach
möglichfterVollftändigkeit ftrebende Reichtum des
Materiales, den gerade diefer Band vereinigt.
Mager hat fich nicht darauf befchränkt, nur die
bekannten Werke Murillos aufzunehmen, fon-
dern er hat aus zum Teil weit entlegenen
Privatfammlungen, aus dem Befit$ des Kunft-
handels alles nur irgendwie Erreichbare ver-
arbeitet und reproduziert und damit einen ver-
dienftvollen Oeuvre-Katalag gegeben, für deffen
mühfelige Zufammenftellung ihm die Wiffen-
fchaft dankbar fein darf.
x x
X
Im Verlag der Süddeutfchen Monats-
hefte hat Karl Voll als erften Band einer
großzügig deponierten „Entwicklungsgefchichte
der Malerei in Einzeldarftellungen" eine aner-
kennenswerte Arbeit über altniederländifche
und altdeutfche Meifter publiziert, die fich
weniger an die Fachkreife als an die kunft-
hungrige Schar des großen Publikums wendet
und diefe zu künftlerifchem Sehen erziehen will.
Das Buch hat alle Vorzüge einer felbftändig
denkenden Perfönlichkeit, die nicht ohne eine
ausgeprägte Einfeitigkeit der Auffaffung ift, aber
im ganzen weckt doch diefer Anfang eines be-
deutend gedachten Werkes die Erwartungen für
die nächstfolgenden Bände. Wenn Voll feine
Abficht, durch diefes Unternehmen den Lefer zu
felbftändigem Denken anzuregen, erreicht, dann
hat er in der Tat der Kunftpädagogik einen her-
vorragenden Dienft erwiefen.
x x
X
An dispofitioneller Klarheit läßt die vor we-
nigen Jahren von Eugen Diederichs in Jena
begründete Monographienfolge unter dem Titel
„Die Kunft in Bildern" manches zu wünfchen
übrig, denn der eben erfchienene Band „Das
weiblicheSchönheitsideal in derMalerei"
von Hanns Schulze ift feinem ganzen Gedanken
nach viel zu feuilletoniftifch empfunden, um fich
z. B. vollwertig an der Seite jener ausgezeich-
neten Bände, die Ernft Heidrich gedankt werden,
behaupten zu können. Nicht nur, weil ein folcher
Stoff, der die gefamte Kunftgefchichte umfpannt,
überhaupt nicht auf knappem Raume zu bewäl-
tigen ift, fondern weil im lebten auch nur höchfte
Kultur der Perfönlichkeit in der Lage wäre, ge-
rade einem folchen Thema die ftarken Richt-
linien zu weifen. Nur die bewußte Diftanz eines
modernen Menfchen hätte einer folchen Aufgabe
künftlerifch neue Werte abgewinnen können und
die vermißt man in diefem Buche doch fehr ftark.
X * X
In der von Julius Hoffmann, Stuttgart, für
Deutfchland beforgten Kunftgefchichte unter dem
Stichwort „Ars Una spezies mille" ift als neuefter
Band eine „Gefchichte der Kunft in Ägyp-
ten" erfchienen, die Gafton Maspero, den
Generaldirektor der ägyptifchen Altertümer zum
24
Bibliographie, die Befchreibung, Gefchichte und
Rekonftruktion derHandfchrift ufw. aniangt, der
kunftwiffenfchaftlichenForfchung unterbreitet. Die
ftattliche, technifch mit vorzüglichen Reproduk-
tionen verfehene Publikation erfchien im Ver-
lage von E. A. Seemann, Leipzig.
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„Der franzöfifche Farben]*tich des 18.
Jahrhunderts", herausgegeben von Julius
Model und Jaro Springer (DeutfcheVerlags-
Anftalt, Stuttgart und Berlin), darf als eine nicht
minder verdienftvolle Publikation angefprochen
werden, da fie alle Vorzüge einer wiffenfchaft-
lich bedeutfamen Stoffbehandlung, die dem Ber-
liner Jaro Springer gedankt wird, mit einer Re-
produktionstechnik verbindet, die an originaler
Treue kaum hinter ihren köftlichen Vorlagen
zurückfteht. Daß mit wenigen Ausnahmen fämt-
liche farbig wiedergegebenen Blätter der be-
kannten Sammlung Model nachgebildet find,
ftempelt diefe muftergültige Veröffentlichung auch
zu einem Denkmal deutfchen Sammelwefens,
über das eingehender demnächft in den Monats-
heften für Kunftwiffenfchaft gefprochen werden
foll. * x
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Die Photographifche Gefellfchaft in
Berlin hat ihren bekannten Prachtpublikationen
einen neuen Band angegliedert, der die im
leisten Winter in der Kgl. Akademie der Künfte
unter Artur Kampfs bewährter Leitung ver-
anftaltete Ausftellung „Friedrich der Große
in der Kunft" zum Thema hat. In die litera-
rifche Verarbeitung des Stoffgebietes teilten fich
der Dirigent der Königlichen Kunftfammlungen
Profeffor Seidel, der die Werke der älteren
Kunft behandelte und der erfte Sekretär der
Akademie Prof. Amersdorffer, der feinerfeits die
neuere Kunftperiode literarifch vertiefte. An die
hundert hervorragend fchöner Gravüren veran-
fchaulichen aus dem reichen friederizianifchen
Kunftkreife die bedeutfamften Stücke.
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In der der kunftwiffenfchaftüchen Forfchung
längft unentbehrlich gewordenen Sammlung
„Klaffiker der Kunft" (Stuttgart, Deutfche
Verlagsanftalt) ift als 22. Band Murillo er-
fchienen, deffen Herausgabe Aug. L. Mager,
der auf feinem Spezialgebiet der fpanifchen
Kunft ungemein produktive Münchener Privat-
dozent, beforgt hat. In einem kurzen Abriß,
der nicht ohne neue Gedanken ift, umfchreibt
er das Leben und die Kunft feines Meifters, aber
der Hauptvorzug des Buches ift doch der nach
möglichfterVollftändigkeit ftrebende Reichtum des
Materiales, den gerade diefer Band vereinigt.
Mager hat fich nicht darauf befchränkt, nur die
bekannten Werke Murillos aufzunehmen, fon-
dern er hat aus zum Teil weit entlegenen
Privatfammlungen, aus dem Befit$ des Kunft-
handels alles nur irgendwie Erreichbare ver-
arbeitet und reproduziert und damit einen ver-
dienftvollen Oeuvre-Katalag gegeben, für deffen
mühfelige Zufammenftellung ihm die Wiffen-
fchaft dankbar fein darf.
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Im Verlag der Süddeutfchen Monats-
hefte hat Karl Voll als erften Band einer
großzügig deponierten „Entwicklungsgefchichte
der Malerei in Einzeldarftellungen" eine aner-
kennenswerte Arbeit über altniederländifche
und altdeutfche Meifter publiziert, die fich
weniger an die Fachkreife als an die kunft-
hungrige Schar des großen Publikums wendet
und diefe zu künftlerifchem Sehen erziehen will.
Das Buch hat alle Vorzüge einer felbftändig
denkenden Perfönlichkeit, die nicht ohne eine
ausgeprägte Einfeitigkeit der Auffaffung ift, aber
im ganzen weckt doch diefer Anfang eines be-
deutend gedachten Werkes die Erwartungen für
die nächstfolgenden Bände. Wenn Voll feine
Abficht, durch diefes Unternehmen den Lefer zu
felbftändigem Denken anzuregen, erreicht, dann
hat er in der Tat der Kunftpädagogik einen her-
vorragenden Dienft erwiefen.
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An dispofitioneller Klarheit läßt die vor we-
nigen Jahren von Eugen Diederichs in Jena
begründete Monographienfolge unter dem Titel
„Die Kunft in Bildern" manches zu wünfchen
übrig, denn der eben erfchienene Band „Das
weiblicheSchönheitsideal in derMalerei"
von Hanns Schulze ift feinem ganzen Gedanken
nach viel zu feuilletoniftifch empfunden, um fich
z. B. vollwertig an der Seite jener ausgezeich-
neten Bände, die Ernft Heidrich gedankt werden,
behaupten zu können. Nicht nur, weil ein folcher
Stoff, der die gefamte Kunftgefchichte umfpannt,
überhaupt nicht auf knappem Raume zu bewäl-
tigen ift, fondern weil im lebten auch nur höchfte
Kultur der Perfönlichkeit in der Lage wäre, ge-
rade einem folchen Thema die ftarken Richt-
linien zu weifen. Nur die bewußte Diftanz eines
modernen Menfchen hätte einer folchen Aufgabe
künftlerifch neue Werte abgewinnen können und
die vermißt man in diefem Buche doch fehr ftark.
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In der von Julius Hoffmann, Stuttgart, für
Deutfchland beforgten Kunftgefchichte unter dem
Stichwort „Ars Una spezies mille" ift als neuefter
Band eine „Gefchichte der Kunft in Ägyp-
ten" erfchienen, die Gafton Maspero, den
Generaldirektor der ägyptifchen Altertümer zum
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