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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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2. Heft
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Feigel, August: Neuerwerbungen der Plastik-Sammlung des Landesmuseums zu Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0066

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NEUERWERBUNGEN DER PLASTIKSAMMLUNG DES DARMSTADTER MUSEUMS

Madonna tro^ ihrer geringeren
Qualität doch fchon forlgefchrit-
tenere Züge aufweift, und zwar
folche, die auf den „weichen"
Stil hindeuten, fo ift es ficher,
daß fie von ihrer liebenswür-
digeren Schwefter abhängig ift.
Das Grabmal wird wohl bald
nach dem 1371 erfolgten Tode
des Erzbifchofs entftanden fein;
man wird deshalb nicht fehl-
gehen, als Datum für unfere
Figur die 60er Jahre anzu-
nehmen.
Stiliftifch weiter vorgefchrit-
ten ift die Madonna von Bingen
(Abb. 4), die Back in feiner
„Mittelrheinifchen Kunft" (T. 31)
veröffentlicht hat. (Siehe dort
auch die Ausführungen über
diefen weitverbreiteten Typus.)
Ganz deutlich ift bei ihr das
ftärkere Hinneigen zum „wei-
chen" Stil. Alles ift voller, kör-
perhafter geworden, fogar die
Vorliebe für die Häufung der
Motive macht fich fchon be-
merkbar. Auch der Kopf der
Mutter verrät ein liebevolleres
Eingehen aufdieBefonderheiten
des Individuums.
Die mittelrheinifche Plaftik
geht in der Folge mit rafchen
Schritten einem Höhepunkt ent-
gegen. Ein Hinweis auf die
Statuen des Memorienportales
des Mainzer Domes und auf die
Terrakottagruppen von Lorfch
und Limburg genügt, um fich
diefe feine, liebenswürdige Kunft
Abb. 4. Matia, aus Bmgen. Mittelrheinifch vorzuftellen; und wie [ich aus
diefer eine monumentale Pracht-
leiftung wie das Grabmal des Conrad Daun, gleich bedeutungsvoll durch das Pathos
des Ausdrucks wie des Gewandftils entwickelte, das ift bekannt. Aus diefer Zeit
der Blüte konnte das Mufeum leider noch kein erftklaffiges Beifpiel erwerben. Eine
kleine Figur, Johannes der Täufer (Abb. 3), aus rotem Sandftein vom Rheingau ftam-
mend, fehr zart und finnend im Ausdruck und fehr weich in der Meißelführung,

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