DOI Heft:
2. Heft
DOI Artikel:Feigel, August: Neuerwerbungen der Plastik-Sammlung des Landesmuseums zu Darmstadt
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0067
NEUERWERBUNGEN DER PLASTIKSAMMLUNG DES DARMSTÄDTER MUSEUMS
fowie eine Madonna aus Heuchelsheim in Ober-
heffen (Abb. 6), ebenfalls aus rotem Sandftein,
vertreten wenigftens einigermaßen diefe Zeit.
Erftere weift auf die lyrifche Stimmung der
Statuen vom Memorienportal hin, letztere hat
etwas von der Breite und Fülle, fowie von der
Leidenfchaft der fpäieren Zeit.
Kunfthiftorifch feheint mir die Statuette des
Täufers, die wohl zu dem Archivoltenfchmuck
eines Portales gehörte, wichtig zu fein, da fie
mit den Figuren des Saarwerden-Denkmais in
Köln und mit denen damit zufammenhängen-
den fixenden Figuren des Ulmer Münfterpor-
tales Verwandtfchaft zeigt. Neben der Ähnlich-
keit der Typen fällt bei diefen drei Gruppen
die außerordentliche Weichheit in den großen
wallenden Bärlen auf und befonders die Kon-
zentration der
Abb. 6. Maria, aus Heuchelsheim.
Mittelrheinifdi
Abb. 5. Johannes der Täufer, aus
dem Rheinyau. Mittelrheinifdi
Wirkung auf den
Kopf durch die
Häufung der wei-
chen Kopftücher
und durch die
langen Bärte. Die
von mir zuerft
aufgefteltte An-
nahme, daß die
erwachende Ul-
mer Plaftik mit
Mainz in Ver-
bindung ftehe (f.
Back: Mittelrhei-
nifdie Kunft, An-
merkung 48), gewinnt durch unfere Figur eine neue
Stütze. Die Frage, ob Mainz nur die Vermittlerrolle
zwifchen Köln und Ulm fpielte, oder ob von Mainz
aus gleichzeitig Ausftrahlungen nach Süden wie nach
Norden gingen, kann nur in einer weitläufigen Dar-
ftellung der Mainzer Plaftik beantwortet werden, doch
glaube ich hier die Tatfache feftftelien zu können, daß
unfere Figur einen älteren Charakter hat als die Kölner
oder die Ulmer Figuren. Befonders die Gewandung
zeigt noch eine gewiffe Knappheit.
Die Heuchelsheimer Madonna entftammt ficherlich
einer Mainzer Werkftatt, obwohl fie aus einer oberheffi-
fchen Kirche kam. Die Madonna der Schufterftraße in
Mainz ift von derfelben Hand. Von der zarten Ver-
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fowie eine Madonna aus Heuchelsheim in Ober-
heffen (Abb. 6), ebenfalls aus rotem Sandftein,
vertreten wenigftens einigermaßen diefe Zeit.
Erftere weift auf die lyrifche Stimmung der
Statuen vom Memorienportal hin, letztere hat
etwas von der Breite und Fülle, fowie von der
Leidenfchaft der fpäieren Zeit.
Kunfthiftorifch feheint mir die Statuette des
Täufers, die wohl zu dem Archivoltenfchmuck
eines Portales gehörte, wichtig zu fein, da fie
mit den Figuren des Saarwerden-Denkmais in
Köln und mit denen damit zufammenhängen-
den fixenden Figuren des Ulmer Münfterpor-
tales Verwandtfchaft zeigt. Neben der Ähnlich-
keit der Typen fällt bei diefen drei Gruppen
die außerordentliche Weichheit in den großen
wallenden Bärlen auf und befonders die Kon-
zentration der
Abb. 6. Maria, aus Heuchelsheim.
Mittelrheinifdi
Abb. 5. Johannes der Täufer, aus
dem Rheinyau. Mittelrheinifdi
Wirkung auf den
Kopf durch die
Häufung der wei-
chen Kopftücher
und durch die
langen Bärte. Die
von mir zuerft
aufgefteltte An-
nahme, daß die
erwachende Ul-
mer Plaftik mit
Mainz in Ver-
bindung ftehe (f.
Back: Mittelrhei-
nifdie Kunft, An-
merkung 48), gewinnt durch unfere Figur eine neue
Stütze. Die Frage, ob Mainz nur die Vermittlerrolle
zwifchen Köln und Ulm fpielte, oder ob von Mainz
aus gleichzeitig Ausftrahlungen nach Süden wie nach
Norden gingen, kann nur in einer weitläufigen Dar-
ftellung der Mainzer Plaftik beantwortet werden, doch
glaube ich hier die Tatfache feftftelien zu können, daß
unfere Figur einen älteren Charakter hat als die Kölner
oder die Ulmer Figuren. Befonders die Gewandung
zeigt noch eine gewiffe Knappheit.
Die Heuchelsheimer Madonna entftammt ficherlich
einer Mainzer Werkftatt, obwohl fie aus einer oberheffi-
fchen Kirche kam. Die Madonna der Schufterftraße in
Mainz ift von derfelben Hand. Von der zarten Ver-
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