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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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2. Heft
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Feigel, August: Neuerwerbungen der Plastik-Sammlung des Landesmuseums zu Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0068

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NEUERWERBUNGEN DER PLASTIKSAMMLUNG DES DARMSTÄDTER MUSEUMS


Abb. 7. Fragment eines Oibergs. Mittekheinifch

träumtheit der Statuen des Mcmorienportales ift hier nichts mehr zu [puren, trotzdem
der Meifter in der Gewandung [ich noch [ehr eng an die[e anfchließt. Aber [oiche
Überein[timmungen [ind doch nur äußerlicher Natur. Ein [tark patheti[cher Zug geht
durch die ganze Figur. Die [tra[[ gerafften, in großen Linien veriaufenden und [tark
bau[chigen Faitengehänge [timmen überein mit dem [eib[tbewußten, [icheren Da[tehen
der Madonna. Wenn auch die Qualität der Figur zu wün[chen übrig iäßt, [o i[t [ie doch
von großer Bedeutung, da [ie die Vermittlung zwi[chen den Statuen des Memorien-
portales und dem Conrad Daun dar[tellt. Sie wird zeitlich genau in der Mitte [tehen,
al[o im 3. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts entjtanden [ein. Daß dem Künftler die Grab-
malkunjt geläufig war, zeigt eine ikonographifche Befonderheit: Maria [teht auf einem
Löwen. Auch das Thema der Darftellung ift echt mainzifch: Die Mutter hält das Tinten-
faß hin, in welches das Kind die Feder eintaucht, um die Namen der Gläubigen in fein
Buch einzutragen; es ift das bekannte Thema der Blutsbruderfchaftmadonnen, das in
Mainz [o oft dargeftellt wurde und hier in etwas veränderter Weife wiederkehrt.
Nicht nur im 1. Viertel des 15. Jahrhunderts bleibt das Arbeiten in Ton am Mittel-
rhein im Gebrauch, durch das ganze Jahrhundert laffen [ich die Refte diefer Technik
nachweifen: Terrakotten der [päteren Zeit finden wir in Frankfurt, in Mainz und an
anderen Orten. Auch das Fragment eines Ölberges (Abb. 7) gehört in diefe Reihe.
Deutlich kündigt [ich hier neuer Gefchmack und neues Streben an, befonders in dem
jugendlichen Kopfe des Johannes; er ift knochig, fcharf, charakteriftifch geworden. Noch
ein Schimmer von der mehr idealiftifchen, die ebenmäßige Schönheit liebenden Richtung
liegt in dem edel geformten bärtigen Kopfe. Ein Chriftus, der ficher zu unferer Gruppe

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