Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0150
DOI Heft:
4. Heft
DOI Artikel:Müller-Wulckow, Walter: Neuerwerbungen des städtischen Kunstgewerbe-Museums in Strassburg
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NEUERWERBUNGEN DES STADT. KUNSTGEWERBE-MUSEUMS IN STRASSBURG
Aus einem Haufe der Altftadt
ftammen zwei reich gefchnißte Pfei-
lerkonfolen der Louis XV. Zeit, die
im Hannongzimmer aufgeftellt wor-
den find und deren eine (unter Nr. 4)
hier abgebildet ift.
Speziell kulturhiftorifches Intereffe
erweckt die Zunftlade des Hand-
werks der franzöfifchen Schreiner
der Stadt Straßburg (Abb. 5), an
fich ein etwas überladenes Meifter-
ftück, im Jahre 1771 von Franz
von Paul Jofef Kaeshammer ver-
fertigt, und ausgezeichnet erhalten,
weil nur bis zur Revolution ge-
braucht. Es geht aus den Liften
hervor, daß die 1701 gegründete
„Communaute des maitres menui-
siers fran^ais de la viile de Stras-
bourg" fehr bald nurmehr durch die
katholifche Konfeffion fich von der
eingefeffenen Zunft unterfchied, da-
gegen die wieder abgewanderten
Franzofen durch meift aus dem Reich
zugezogene Gefellen erfeßt wurden.
Ein Jahrzehnt fpäter, 1782, ent-
ftand die unter Nr. 6 abgebildete
Harfe des feinerzeit berühmten Straß-
burger lnftrumentenmachers Joh.
Reinhard Storck, auf deffen Laden-
fchild zu lefen war „Au concert des
cigognes" und deffen nach Art der
Parifer Ebeniften eingebranntes Zei-
chen daher ein 7? über einem Storch
ift. Die Straßburger Provenienz,
aber eben fo fehr die Schönheit
Abb. 4 Pfeilerkonfole aus Straßburg des Exemplars, beftimmte zu dem
Ankauf diefes Inftrumentes, deffen
reiche Schnitzerei und Vergoldung fowie die Malerei auf Vernis Martin einen Ver-
gleich mit der Harfe der Marie Antoinette im Pariser Musee du Conservatoire national
de Musigue zulaffen.
Um nun gleich noch ein weiteres Gebiet Straßburger Gewerbfleißes anzufchließen,
fei hier der Entwurf zu dem Krönungswagen für Friedrich Wilhelm II. von Preußen
befprochen, welcher in Verbindung mit der Korrefpondenz in dem königlichen Haus-
archiv das rege Kunfthandwerk, das im 18. Jahrhundert in Straßburgs Mauern blühte,
wiederum von einer neuen Seite beleuchtet. Es ift wirklich erfreulich zu konftatieren,
wie gut es doch nach und nach gelingt, troß der entgegenftehenden Schwierigkeiten
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Aus einem Haufe der Altftadt
ftammen zwei reich gefchnißte Pfei-
lerkonfolen der Louis XV. Zeit, die
im Hannongzimmer aufgeftellt wor-
den find und deren eine (unter Nr. 4)
hier abgebildet ift.
Speziell kulturhiftorifches Intereffe
erweckt die Zunftlade des Hand-
werks der franzöfifchen Schreiner
der Stadt Straßburg (Abb. 5), an
fich ein etwas überladenes Meifter-
ftück, im Jahre 1771 von Franz
von Paul Jofef Kaeshammer ver-
fertigt, und ausgezeichnet erhalten,
weil nur bis zur Revolution ge-
braucht. Es geht aus den Liften
hervor, daß die 1701 gegründete
„Communaute des maitres menui-
siers fran^ais de la viile de Stras-
bourg" fehr bald nurmehr durch die
katholifche Konfeffion fich von der
eingefeffenen Zunft unterfchied, da-
gegen die wieder abgewanderten
Franzofen durch meift aus dem Reich
zugezogene Gefellen erfeßt wurden.
Ein Jahrzehnt fpäter, 1782, ent-
ftand die unter Nr. 6 abgebildete
Harfe des feinerzeit berühmten Straß-
burger lnftrumentenmachers Joh.
Reinhard Storck, auf deffen Laden-
fchild zu lefen war „Au concert des
cigognes" und deffen nach Art der
Parifer Ebeniften eingebranntes Zei-
chen daher ein 7? über einem Storch
ift. Die Straßburger Provenienz,
aber eben fo fehr die Schönheit
Abb. 4 Pfeilerkonfole aus Straßburg des Exemplars, beftimmte zu dem
Ankauf diefes Inftrumentes, deffen
reiche Schnitzerei und Vergoldung fowie die Malerei auf Vernis Martin einen Ver-
gleich mit der Harfe der Marie Antoinette im Pariser Musee du Conservatoire national
de Musigue zulaffen.
Um nun gleich noch ein weiteres Gebiet Straßburger Gewerbfleißes anzufchließen,
fei hier der Entwurf zu dem Krönungswagen für Friedrich Wilhelm II. von Preußen
befprochen, welcher in Verbindung mit der Korrefpondenz in dem königlichen Haus-
archiv das rege Kunfthandwerk, das im 18. Jahrhundert in Straßburgs Mauern blühte,
wiederum von einer neuen Seite beleuchtet. Es ift wirklich erfreulich zu konftatieren,
wie gut es doch nach und nach gelingt, troß der entgegenftehenden Schwierigkeiten
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