Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0152
DOI issue:
4. Heft
DOI article:Müller-Wulckow, Walter: Neuerwerbungen des städtischen Kunstgewerbe-Museums in Strassburg
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NEUERWERBUNGEN DES STADT. KUNSTGEWERBE-MUSEUMS IN STRASSBURG
pour donner un air plus pompeux
et majestueux ä cette voiture, und
fo findet [ich denn auch eine Va-
riante des vorderen Teils, nunmehr
von einem Adler ftatt einer Lyra
getragen, auf einem darauf ge-
hefteten Blatt, wie es die Abbil-
dung erkennen läßt. Es ift wohl
eigentlich überflüffig zu erwähnen,
daß die zierlichen Louis XVI. Gir-
landen oder die vor allem in den
Schwingungen der Federn noch
lebendigen Rokokokurven auf dem
Entwurf leichter zu genießen find
als an feiner viel derberen Aus-
führung.
Von dem Ereignis der Abfahrt
des Wagens „als der fchönften
Staatskaroffe, die fich j(t$t in Eu-
ropa befindet" wurde in der Straßb.
Priv. Ztg. vom 16. Sept. 1789 ge-
bührend Notiz genommen: „Vor
acht Tagen fuhr von hier ein un-
gemein prächtiger, für feine Majeftät
den König von Preußen beftimmter
Wagen ab. Es ift ein Meifter-
ftück unferes Herrn Günzrot" . . .
heißt es dort. Nach der Revolution
finden wir übrigens den Maitre
selber in kurfürftlich bayrifchen
Dienften; ein Wagenentwurf in ver-
ändertem Gefchmack, dem mit Kup-
forftichen illuftrierten Buche des
Meifters entnommen, bildet zu dem
befprochenen das Gegenftück.
Schließlich hatten die auf die
Rückgewinnung heimifcher Kunft ge-
richteten Bemühungen noch einen
befonders erfreulichen Erfolg durch
den Ankauf einer Uhr des Abraham
Habrecht. Sie ift ein vorzügliches
Beifpiel für den Typus der prunk-
vollen Standuhr, wie er fich im Laufe des 17. Jahrhunderts herausgebildet hatte. Erft neuer-
dings wird man aber wieder darauf aufmerkfam, daß auch in Straßburg die Uhrmacher-
zunft den Ruf fich zu erhalten wußte, den die Münfteruhr weithin verbreitet hatte. Ja,
ein Nachkomme des Erbauers derfelben, jenes Ifaak Habrecht, ift der Schöpfer des
hier erworbenen Exemplars, das er auf einem Schriftband an der Stirnfeite fignierte
Abb. 6. Harfe von J. Reinhard Storck. Straßburg 1782
128
pour donner un air plus pompeux
et majestueux ä cette voiture, und
fo findet [ich denn auch eine Va-
riante des vorderen Teils, nunmehr
von einem Adler ftatt einer Lyra
getragen, auf einem darauf ge-
hefteten Blatt, wie es die Abbil-
dung erkennen läßt. Es ift wohl
eigentlich überflüffig zu erwähnen,
daß die zierlichen Louis XVI. Gir-
landen oder die vor allem in den
Schwingungen der Federn noch
lebendigen Rokokokurven auf dem
Entwurf leichter zu genießen find
als an feiner viel derberen Aus-
führung.
Von dem Ereignis der Abfahrt
des Wagens „als der fchönften
Staatskaroffe, die fich j(t$t in Eu-
ropa befindet" wurde in der Straßb.
Priv. Ztg. vom 16. Sept. 1789 ge-
bührend Notiz genommen: „Vor
acht Tagen fuhr von hier ein un-
gemein prächtiger, für feine Majeftät
den König von Preußen beftimmter
Wagen ab. Es ift ein Meifter-
ftück unferes Herrn Günzrot" . . .
heißt es dort. Nach der Revolution
finden wir übrigens den Maitre
selber in kurfürftlich bayrifchen
Dienften; ein Wagenentwurf in ver-
ändertem Gefchmack, dem mit Kup-
forftichen illuftrierten Buche des
Meifters entnommen, bildet zu dem
befprochenen das Gegenftück.
Schließlich hatten die auf die
Rückgewinnung heimifcher Kunft ge-
richteten Bemühungen noch einen
befonders erfreulichen Erfolg durch
den Ankauf einer Uhr des Abraham
Habrecht. Sie ift ein vorzügliches
Beifpiel für den Typus der prunk-
vollen Standuhr, wie er fich im Laufe des 17. Jahrhunderts herausgebildet hatte. Erft neuer-
dings wird man aber wieder darauf aufmerkfam, daß auch in Straßburg die Uhrmacher-
zunft den Ruf fich zu erhalten wußte, den die Münfteruhr weithin verbreitet hatte. Ja,
ein Nachkomme des Erbauers derfelben, jenes Ifaak Habrecht, ift der Schöpfer des
hier erworbenen Exemplars, das er auf einem Schriftband an der Stirnfeite fignierte
Abb. 6. Harfe von J. Reinhard Storck. Straßburg 1782
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