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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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4. Heft
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Müller-Wulckow, Walter: Neuerwerbungen des städtischen Kunstgewerbe-Museums in Strassburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0161

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NEUERWERBUNGEN DES STADT. KUNSTGEWERBE-MUSEUMS IN STRASSBURG

fchwellenden Formen der dortigen Fayence-
platten abhebt. Ein mit dem kalten Weiß
des Grundes zufammengehendes Purpur-
violett beftimmt den Ton der Blumenbuketts.
Welche Verfeinerung der in Niederweiler
gebrauchte Pfeifenton noch ermöglichte,
zeigt fchließlich das ganz hervorragend
fchöno Figürchen der Drehleierfpielerin (Viel-
leufe) (Abb. 16), das faft die Wirkung des
Porzellans erreicht, aber durch die fparfam
verteilten Nuancen von Eifenrot und Karmin
auf den Louis XVI. Stoffen einen wärmeren
Zufammenklang der Farben mit der gelb-
lichen Glafur erzielt.
Außerdem gelang es nun noch eine
der feltenen mehrfigurigen Gruppen zu er-
werben, die überdies mit der Cuftinemarke
verfehen ift. Im Formenverzeichnis ift fie



Abb. 15. Flötenfpieler, Straßburger Porzellan von
Jofeph Hannong. Gegen 1780


Abb. 16. Drehleierfpielerin,
Niederweiler Fayence

genannt: Das Mädel wo den Sabot ver-
brochen. Abbildung 17 zeigt die drollige
Szene, wie ein galanter Spielkamerad
dem Mädchen den zerbrochenen Holz-
fchuh zufammenbindet, während ein
anderer Knabe die Weinende verfpottet.
Auch hier bekundet [ich der Louis XVI.
Gefchmack in den geftreiften Stoffen.
Die Abteilung der Biskuits aus Nieder-
weiler, für die frühere Jahresberichte den
Kauf größerer Stücke melden konnten,
mußte [ich diesmal mit geringem Zuwachs
begnügen. Es wurden auf derAuktionGaffer
zwei Gegenftücke erworben, Bacchant und
Bacchantin.
Der Rundgang hat uns gezeigt, daß
hier die Kräfte nicht zerfplittert werden
durch vergebliche Verfuche, auf allen Ge-

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