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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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5. Heft
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Raspe, Th.: Die älteste Bildnismalerei Leonard Limosins
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0193

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1)115 ÄLTESTE BILDNISMALERE! LEO-
N A RD LI AIO SIN S Mit 5 Abbildungen j Von TH. RASPE
7Tus Großherzoglichem Befifs [tammend, befindet [ich unter den Kleinkunftwerken des
iY Oldenburger Kunftgewerbemufeums eine rechteckige Emailplatte mit der Büfte
eines jungen Mannes und den bekannten Initialen des Limoufiner Schmelzmalers
Leonard Limofin. Das Bildnis ift von dem beften Kenner der Limoufiner Emailarbeiten,
dem Konfervator am Louvre, J. J. Marquet de Vaffelot, nach Photographie und bald
darauf auch nach Befichtigung der Platte als eine „Fälfchung" erklärt worden.
Wenn [ich auch die übrige Fachwelt über diefen Fall, der bereits ein größeres Forum
befchäftigte, nicht geeinigt hat, [o mag doch vorläufig die umfangreiche Kennerfchaft
des Parifer Gelehrten, der allein etwa 130 Bilder L. Limofins und zahlreiche Fälfchungen
[tudiert hat, als entfeheidend gelten. Man pflegt ja [olche einmal in Verruf erklärten
Kunftwerke, zumal wenn [ie den Nichtfpezialiften täufchen müffen, als lehrreiche Schau-
ftücke in einem befonderen Schrank des Mufeums aufzubewahren, im übrigen jedoch
mit weit weniger Intereffe zu beachten. Wenn dies beim Oldenburger Stück nicht
zutrifft, diefes vielmehr [ogar im Falle allgemein zugeftandener Unechtheit Bedeutung
behalten würde, [o hängt es mit [einer kunftgefchichtlich bemerkenswerten Entftehungs-
urfache zufammen. Es handelt [ich nämlich — das Parifer Urteil als richtig voraus-
gefeit — nicht um eine der vielen für Antiquitätenfammler beftimmten Fälfchungen,
[ondern um eine „indirekte" Kopie des verloren gegangenen oder noch irgendwo ver-
borgenen Originals, und zwar eines Originals, das für die Gefchichte der Schmelz-
malerei, insbefondere für die Entwicklung des Künftlers Leonard Limofin von höchfter
Bedeutung ift.
Wie aus der Abbildung hervorgeht, ift das Bildnis 1533 datiert und trägt auf der
linken Seite das Lilienwappen der Augsburger Welfer, das rechts als Helmzier wieder-
kehrt. Dank der gütigen Vermittlung des Freiherrn Karl von Welfer auf Neunhof bei
Lauf konnte zunächft feftgeftellt werden, daß es [ich nur um Hieronymus Welfer
handeln kann, auf den allein die angegebene Alterszahl „24" paßt. Hieronymus
Welfer, geboren 1509, geftorben 1567, hat [ich viel in der Welt herumgetrieben und
ift feit 1529 bei feinem Oheim in Antwerpen, 1547 auf feinem fchwäbifchen Landfilme
Untermeidingen urkundlich nachzuweifen. Wenn er alfo auch nicht gerade zu den be-
rühmteren Familienmitgliedern gehört, fo liegt darin doch noch nicht eine Unwahr-
fcheinlichkeit, daß Leonard Limofin fein Bildnis — natürlich nach einer überfandten
Zeichnung — gemalt hat.
Der Gedanke an eine Fälfchung konnte fchon deshalb fchwer auftauchen, weil [ich
die Emailplatte in allerbefter Gefellfchaft befand, nämlich zufammen mit zwei anderen
Welferinkunabeln: einem hervorragend fchönen Buchsmodell der Medaille des
Bartholomäus Welfer (Abgüffe davon im Welferfchen Privatbefi^, in den Münz-
fammlungen von Berlin, München ufw.), und einem fpäteren Steinrelief, dem Modell
einer Sterbeplakette zur Erinnerung an den Tod des Sebaftian Welfer (ge-
ftorben 1558). Beide Stücke im Oldenburger Kunftgewerbemufeum [ollen demnächft
von dem bekannten Numismatiker Habich-München in den Preußifchen Jahrbüchern
veröffentlicht werden, weshalb wir uns hier auf einen Hinweis mit Abbildung be-
fchränken. Es liegt nahe, direkte Herkunft aus Welferbefit$ anzunehmen.
Das Mufeum verdankt dem Freiherrn K. von Welfer außerdem ein leider nur
„fcheinbar" wichtiges Beweisftück für die Echtheit des Oldenburger Emails: einen
Kupferftich von dem Nürnberger Stecher Hermann Jacob Tyroff aus der

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