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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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6. Heft
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Rohe, Maximilian Karl: Bernhard Hoetger: M. K. Rohe
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0228

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BERNHARD HOETGER


BERNHARD HOETGER, Hcrb[t[timmung. Aquarell

Malerei, [o fteht er an der Schwelle der zeitgenöffifchen Plaftik. Gauguin hat ihn
fprechen gelehrt; es war ein Zufall, daß er an ihn geriet, aber von all deffen
Schülern hat keiner mühelofer und mit größerer Selbftverftändlichkeit zum Tönen ge-
bracht, was der Lehrer unter Zerquälung zum Ausdruck zu bringen [ich mühte. Sein
Inftinkt ift ein wahrhaft genialer.
Hoetger war derjenige, welcher gleichzeitig ähnliche Wege fuchte wie Maillol und
zu verwandten Refultaten gelangte. Wer fein Lebenswerk bis zum heutigen Tage
überblickt, fühlt indes, daß er mit dem franzöfifchen Meifter zwar rein äußerlich eine
gewiffe Ähnlichkeit hat, in den Bedingtheiten feines Schaffens aber auf völlig andere
Ziele hinausgeht. Zuvörderft geht auch bei ihm, wie bei Maillol, alles von der Emp-
findung aus, und fein Stilgefühl ift ein von Haus aus ebenfo ficheres wie bei diefem.
Der eigentliche Hoetger aber, dies drängt fich ohne weiteres auf, beginnt erft nach den
„Straßentypen", ln diefen fteckt noch zu viel Unperfönliches, und das Handwerkliche
fchiebt fich zu fehr in den Vordergrund. Mit einem Schlag aber wird das anders, da
der Künftler feiner ureigenften Anlage folgen kann, die ihrer perfönlichften Werte fich
bewußt geworden zu fein fcheint. Nimmt man fich Hoetgerfche Arbeiten aus jenem Ent-
wicklungsftadium vor, fo fieht man, was er mit dem Franzofen gemein hat, aber auch
deutlich, was feine Selbftändigkeit ausmacht. Ihre fpezififch moderne Note gewinnen
beide in erfter Linie aus einer ungeheuren Senfitivität, die etwas faft weiblich Zartes
in fich birgt und den Geftalten aus der Hand beider Meifter, obgleich fie über den

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