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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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7. Heft
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Sauerlandt, Max: Erfurter Fayencen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0262

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ERFURTER FAYENCEN

wird von 1750—1774 als Porzellanfabrikant genannt,
er muß vor dem 9. Juni 1786 gejtorben Jein, da an
diejem Tage der Erbjchein Jür Jeinen Sohn Joh.
Friedrich Chrijtoph Stieglitz ausgejtellt ijt. Diejer
letztere wird noch am 1. November 1786 als Por-
zellanfabrikant, am 23. November 1791 als Porzellan-
Jabrikant und Biereiche, 1796 und 1798 nur als
Biereiche, 1803 und 1805 als Biereiche und Ökonom
genannt. Da nun, worauj bereits Overmann a. a. 0.
aujmerkjam gemacht hat, die Fabrik in dem Erjurter
Indujtrie-Verzeichnis vom Jahre 1793 nicht mehr ent-
halten ijt, muß die letzte und erjolgreichjte Erjurter
Fayencemanufaktur nach etwa Jechzigjährigem Be-
Jtehen im Jahre 1792 eingegangen Jein.
Gleichjalls im Befitz des Herrn Gewerberat Kuchen-
buch in Stendal bejinden Jich endlich noch zwei (von-
einander abhängige) „Glaßuer und Farben Bücher",
das ältere vom Jahre 1741, das Jpätere „Gejchrieben
Im Jahre Anno 1788", mit Angaben über die Be-
reitung der verjchiedenjten Farbennuancen, unter
denen bejonders Gelb in den mancherlei Abjtufungen
als „Roht gelb, Hoch gelb, Licht gelb und ordinahr
Gelb" eine Rolle Jpielt.
II. DIE ERZEUGNISSE UND DAS MRRKEN-
WESEN
Abb. 6. Kgl.KunJtgewerbe-MuJeum, Im Jahre 1906 wurde auj der Verjteigerung der
Berlin Markentafel 10 Sammlung 0. EiJenmann-KaJJel der hier abgebildete
Dreiji Jchteller (Abb. 1, Markentafel 1) Jür dasMufeum
Fridericianum in KaJJel erworben. Trotz der mit dem Initial H verbundenen Radmarke ijt
der Teller in dem Verfteigerungskatalog (Nr. 161) wohl auf Grund der charakteriftifchen
Farbenwahl der Scharffeuerpalette Jehon richtig, freilich noch mit einem Fragezeichen,
als „Thüringer Fabrikat?" beftimmt. Nun befteht das Erfurter Stadtwappen aus dem
fechsfpeichigen Rade, es kann danach keinem Zweifel mehr unterliegen, daß wir es
hier nicht mit einem Höchfter oder Osnabrücker*, Jondern mit einem, dem erften ficheren
Erzeugnis einer der drei Erfurter Fayencemanufakturen zu tun haben.
Seither find im Handel mehrfach mit dem Rade allein oder mit Rad und Maler-
initial markierte ficher thüringifche d. h. alfo Erfurter Fayencen aufgetaucht. Ich nenne
nur einen henkellofen blaugemalten Kübel (Abb. 2, Mtfl. 2), ein Doppelhenkel-
näpfchen (Mtfl. 3), beide in der Sammlung Haenert-Halle, und den wie das Näpfchen
in Mangan, Gelb, Grün, Blau gemalten Teller mit einer zwifchen Blumenftauden ftehen-
den modifchen Schäferin der Sammlung F. v. Parpart (Nr. 400 des Katalogs, Mtfl. 4),
dort noch als „Höchft?!" bezeichnet.
Die beiden letztgenannten Stücke führen mit ihren Malerinitialen C und V weiter
zu der Feftftellung größerer, nur von den Malern mit dem Nameninitial gezeichneter


* Vgl. 0. Rie Jebieter, Die Fayencefabrik in Osnabrück. Der Cicerone IV (1912), S. 731—734.

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