Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0271
DOI Heft:
7. Heft
DOI Artikel:Sauerlandt, Max: Erfurter Fayencen
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ERFURTER FAYENCEN
Abb. 22. Schüffel mit flacher und paftofer Blau-
malerei. Wappen von Fehrfen. Markentafel 5.
Städtifches Mufeum, Erfurt. (Ein Teller mit glei-
chem Wappen im Kunftgewerbe-Mufeum, Köln)
auf Abb. 1 und 4, der Kehlungsborte auf
Abb. 9 und 10 die nächfte, ja abfolute
Übereinftimmung; alle vier Telter mit der
G-Marke, von denen hier nur einer ab-
gebildet ift — Abb. 14 —, zeigen unter
der Hauptdarftellung des Spiegels ein
den unteren Kreisabfchnitt füllendes Blatt-
ornament, das in reicherer Geftalt auch
auf den Weinlefertellern in Erfurt und
Gotha (Abb. 7) vorkommt. Das Spiegel-
fchlußornament diefer ficher Erfurtifchen
Teller enthält nun auch rudimentär die
Lattenpagode, auf die fchon oben kurz
hingewiefen wurde (vgl. Abb. 8 Mitte, 9
und 10) und links ein aus fenkrechten,
von einem Horizontalbalken gekreuzten
Strichen beftehendes Gittermufter, das auf
dem A fignierten Walzenkrug der Samm-
lung Kuchenbuch in Stendal und fonft
mehrfach noch auf bezeichneten (Abb. 4)
und unbezeichneten erfurtifchen Gefchirren,
bei Walzenkrügen meift unter dem Henkel-
abfat$ markenartig ausgebildet vorkommt, ein Erkennungsmerkmal, auf das Herr
G. Lockner in Würzburg mich fchon vor längerer Zeit hinzuweifen die Güte hatte.
Wichtiger noch als diefe zeichnerifchen Details aber, von denen die auf China-
vorlagen zurückgehende Lattenpagode gelegentlich wohl auch auf anderen thüringifchen
Fayencen — z. B. auf einem blau gemalten Väschen der Sammlung Haenert-Halle mit
der Abtsbeffinger Marke — begegnet, ift die Farbengebung der im Scharffeuer deko-
rierten Fayencen von Erfurt. Der Dorotheenthaler Palette verwandt, charakterifiert fich
die Erfurter Malerftube doch deutlich durch entfehiedene Bevorzugung brillantefter Töne,
vor allem eines leuchtenden Zitronengelb, das gern mit fcharfem Eifenrot und lichtem
Grün kontraftiert wird. Mit ausgefprochener Vorliebe werden diefe Farben, zu denen
fich Blau natürlich in größerem Umfange gefeilt, während Mangan fehr zurücktritt,
ftrich- und flächenweife zu bunten Streifenbändern, die entweder fchräg verlaufend
(Abb. 6), zu hochgezogenen Geländewelien aufgetürmt (Abb. 4 und 18) oder endlich
in ftumpfem Winkel gebrochen (Abb. 17) als Andeutung des Erdbodens zu gelten haben.
Eine ganze Mufterkarte diefer fpeziell Erfurtifchen Motive enthält der prachtvolle
Enghalskrug mit reitendem Chinefen (Abb. 17, Mtfl. 31), der auf der Verweigerung der
Sammlung Ki^inger für die Sammlung Haenert-Halle erworben wurde. An ihn fchließt
fich ein Walzenkrug der Sammlung F. Vortmann-Berlin (Mtfl. 32) und eine leider
deckellofe Kruke der Sammlung Riefebieter-Oldenburg (Abb. 18, Mtfl. 33) an.
Zu den bereits befprochenen zeichnerifchen und malerifchen Details kämen nun
noch die oft zu Gruppen von je dreien vereinigten feltfamen fpinnenförmigen Sterne
nachgetragen werden, die in Mangan vorgezogen meift mit breiten Pinfelftrichen in
Blau, Gelb oder Grün gedeckt find, wie überhaupt die breite Farbendeckung vorgezeich-
neter Strichdetails für die Erfurter Malerftube charakteriftifch ift.
Daß auch die figürliche Plaftik in Erfurt gepflegt wurde, beweift endlich die gut
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Abb. 22. Schüffel mit flacher und paftofer Blau-
malerei. Wappen von Fehrfen. Markentafel 5.
Städtifches Mufeum, Erfurt. (Ein Teller mit glei-
chem Wappen im Kunftgewerbe-Mufeum, Köln)
auf Abb. 1 und 4, der Kehlungsborte auf
Abb. 9 und 10 die nächfte, ja abfolute
Übereinftimmung; alle vier Telter mit der
G-Marke, von denen hier nur einer ab-
gebildet ift — Abb. 14 —, zeigen unter
der Hauptdarftellung des Spiegels ein
den unteren Kreisabfchnitt füllendes Blatt-
ornament, das in reicherer Geftalt auch
auf den Weinlefertellern in Erfurt und
Gotha (Abb. 7) vorkommt. Das Spiegel-
fchlußornament diefer ficher Erfurtifchen
Teller enthält nun auch rudimentär die
Lattenpagode, auf die fchon oben kurz
hingewiefen wurde (vgl. Abb. 8 Mitte, 9
und 10) und links ein aus fenkrechten,
von einem Horizontalbalken gekreuzten
Strichen beftehendes Gittermufter, das auf
dem A fignierten Walzenkrug der Samm-
lung Kuchenbuch in Stendal und fonft
mehrfach noch auf bezeichneten (Abb. 4)
und unbezeichneten erfurtifchen Gefchirren,
bei Walzenkrügen meift unter dem Henkel-
abfat$ markenartig ausgebildet vorkommt, ein Erkennungsmerkmal, auf das Herr
G. Lockner in Würzburg mich fchon vor längerer Zeit hinzuweifen die Güte hatte.
Wichtiger noch als diefe zeichnerifchen Details aber, von denen die auf China-
vorlagen zurückgehende Lattenpagode gelegentlich wohl auch auf anderen thüringifchen
Fayencen — z. B. auf einem blau gemalten Väschen der Sammlung Haenert-Halle mit
der Abtsbeffinger Marke — begegnet, ift die Farbengebung der im Scharffeuer deko-
rierten Fayencen von Erfurt. Der Dorotheenthaler Palette verwandt, charakterifiert fich
die Erfurter Malerftube doch deutlich durch entfehiedene Bevorzugung brillantefter Töne,
vor allem eines leuchtenden Zitronengelb, das gern mit fcharfem Eifenrot und lichtem
Grün kontraftiert wird. Mit ausgefprochener Vorliebe werden diefe Farben, zu denen
fich Blau natürlich in größerem Umfange gefeilt, während Mangan fehr zurücktritt,
ftrich- und flächenweife zu bunten Streifenbändern, die entweder fchräg verlaufend
(Abb. 6), zu hochgezogenen Geländewelien aufgetürmt (Abb. 4 und 18) oder endlich
in ftumpfem Winkel gebrochen (Abb. 17) als Andeutung des Erdbodens zu gelten haben.
Eine ganze Mufterkarte diefer fpeziell Erfurtifchen Motive enthält der prachtvolle
Enghalskrug mit reitendem Chinefen (Abb. 17, Mtfl. 31), der auf der Verweigerung der
Sammlung Ki^inger für die Sammlung Haenert-Halle erworben wurde. An ihn fchließt
fich ein Walzenkrug der Sammlung F. Vortmann-Berlin (Mtfl. 32) und eine leider
deckellofe Kruke der Sammlung Riefebieter-Oldenburg (Abb. 18, Mtfl. 33) an.
Zu den bereits befprochenen zeichnerifchen und malerifchen Details kämen nun
noch die oft zu Gruppen von je dreien vereinigten feltfamen fpinnenförmigen Sterne
nachgetragen werden, die in Mangan vorgezogen meift mit breiten Pinfelftrichen in
Blau, Gelb oder Grün gedeckt find, wie überhaupt die breite Farbendeckung vorgezeich-
neter Strichdetails für die Erfurter Malerftube charakteriftifch ift.
Daß auch die figürliche Plaftik in Erfurt gepflegt wurde, beweift endlich die gut
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