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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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8. Heft
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Baum, Julius: Die Sammlung Dr. Oertel
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0310

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DIE SAMMLUNG D^ OERTEL


Abb. 15. Anna felbdritt. Aus der Gegend von Wels
(Kat. Nr. 127)
„Meifter der Parallelfalten" zu. Einen „Meiner der Parallelfalten" gibt es nicht. Der
Parallelfaltenftil ijt eine im zweiten und dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts viel
verbreitete Kunftrichtung, die [ich, wie bei Baidung und Aitdorjer, Jo auch bei Bild-
fchnißern am Oberrhein, in Schwaben und an der Donau Jindet. Den genauen Nach-
weis über die Verbreitung diejes Stiles wird der VerJafJer an anderer Stelle liejern.
Hier genüge die Mitteilung, daß unter den JchwäbiJchen Bildjchni^ern als Urheber des
Babenhaujener Chrijtoph am ehejten Jerg Kendel von Biberach, der Meijter der Altäre
in Tinzen (Graubünden) und aus Seewis im Züricher Landesmujeum in Betracht kommt.
Der Bejtand der Sammlung Oertel an bayrijchen Skulpturen der Zeit um 1500 ijt
einzigartig. Noch nie hat eine private Kollektion Jo viel hervorragende Arbeiten der
bayrijchen Schule vereinigt; und zwar ijt es weniger die Münchener und Salzburger
Kunjt, Jondern vielmehr die Jogenannte niederbayrijche Plajtik, deren Eigenart indes
außer in Niederbayern auch im ganzen Chiemgau gepjlegt wurde, der Oertel Jein be-
Jonderes Augenmerk zugewendet hat. Abgejehen von den oben erwähnten Haupt-
werken der oberrheinijchen Plajtik, beruht der große Wert der Sammlung Oertel
hauptjächlich auj den Schöpfungen diejer oft barocken, Jtets aber eigenwilligen und
kraftvollen bayrijchen Kunjt. Die beiden Hauptwerke find eine große Magdalena aus
Marklhojen bei Erontenhaufen a. d.Vils (Kat. Nr. 116A; Abb. 14) und eine zujälligerweije
in Sihlbrugg erworbene Madonna, beide der Art Leinbergers nahejtehend, in deffen
Nähe auch ein fißender Johannes Bapt. (Kat. Nr. 120) aus der Gegend von Landshut
zu lokalijieren ijt. Dem Kreije des Matthäus Kreniß gehören ein Chrijtophorus aus
Zeilarn bei Tann (Kat. Nr. 109. Vgl. Hahn, „Die chrijtliche Kunjt" I, 1904 05, S. 137)

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