Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0313
DOI Heft:
8. Heft
DOI Artikel:Braun, Edmund Wilhelm: Die beiden Höchster Fayencemaler Friedrich Hess und Ignatz Hess
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0313
DIE BEIDEN HÖCHSTER FAYENCEMALER FRIEDRICH HESS UND IGNATZ HESS
Auf dem nach Höchfter Art un-
glafierten Boden finden wir nun neben
dem Rad die purpurfarbene Malerauf-
fchrift Ign. Heß (Abb.2), die zunächft
rätfelhaft ift, weil die Lifte von Zais
nur einen GeorgFriedrich Heß aufweift.
Eine Durchficht der auf die Ge-
fchichte der Fabrik bezüglichen Akten
(Kgl. Staatsarchiv Wiesbaden IX. Kur-
mainz. Landesregg. 329 II. B. B.) gibt
glücklicherweife die Aufklärung über
die beiden Maler Heß. Danach kam ein
Maler Heß (gemeint ift GeorgFriedrich
Heß) aus Fulda und es wird von ihm
gefagt, daß er auch „fauber poffieren
kann". Aus dem Streitigkeitsprotokoll
von 1748 geht hervor, daß Heß da-
mals 50 Jahre zählte. Zugleich er-
fahren wir aber zu diefem Jahre,
daß es zwei Maler Heß gab, von
denen Ignaß Heß, der Maler der
Troppauer Vafe, ein Sohn des Georg
Friedrich war.
Die Wiesbadener Akten erfahren
eine Ergänzung durch die im Kgl. Geh.
Staatsarchiv zu Berlin (Rep. 110. B.
Fase. 431), nach denen am 10. Februar
1749 J. Ch. Gölt$, einer der Befißer
der Fabrik neben dem aus Wien und
Abb. 1. Höchfter Fayence,
Vafe, von Ignaß Heß
Kaifer Franz Jofef-
Bayreuth gekommenen Dannhöfer den
Heß (es ift ungewiß, ob Vater oder
Sohn) nennt, der mehr könne und
leifte als Löwenfink.
Jedenfalls können wir auf Grund
der Technik und Signatur der Troppauer Vafe eine Terrine des Hiftorifchen Mufeums
in Frankfurt mit deutfehen Muffelblumen, welche die Bezeichnung I. H. trägt, fowie eine
weitere ebenfo bemalte Terrine derfelben Sammlung, die H bezeichnet ift, als Werke
des lgnafi Heß feftlegen. Er war wohl auch Blaumaler, denn eine Schliffe] mit Allianz-
wappen (gleichfalls in Frankfurt) ift wieder mit -I H- figniert. Dem Vater Friedrich Heß
kann man mit Sicherheit eine große SchüffeF des Straßburger Kunftgewerbemufeums geben
(Abb. 3), deren in Rokailleformen gefchwungener Rand ockergelb gehöht ift; daran reiht
fich ein fchwarz gemalter reliefierter Federndekor, während der Fond zierlich gezeichnete,
zu einem Kranz gelegte Ähren mit Schattenangabe zeigt. DieSignatur, in
demfelben roten Ton wie auf der Troppauer Vafe, lautet F. H. (Abb.4).
Zais berichtet (S. 69), daß Maaß den Fayencebetrieb im Jahre 1758
Abb. 2 i Die Photographie verdanke ich Herrn Profeffor Dr. Poiaczek.
285
Auf dem nach Höchfter Art un-
glafierten Boden finden wir nun neben
dem Rad die purpurfarbene Malerauf-
fchrift Ign. Heß (Abb.2), die zunächft
rätfelhaft ift, weil die Lifte von Zais
nur einen GeorgFriedrich Heß aufweift.
Eine Durchficht der auf die Ge-
fchichte der Fabrik bezüglichen Akten
(Kgl. Staatsarchiv Wiesbaden IX. Kur-
mainz. Landesregg. 329 II. B. B.) gibt
glücklicherweife die Aufklärung über
die beiden Maler Heß. Danach kam ein
Maler Heß (gemeint ift GeorgFriedrich
Heß) aus Fulda und es wird von ihm
gefagt, daß er auch „fauber poffieren
kann". Aus dem Streitigkeitsprotokoll
von 1748 geht hervor, daß Heß da-
mals 50 Jahre zählte. Zugleich er-
fahren wir aber zu diefem Jahre,
daß es zwei Maler Heß gab, von
denen Ignaß Heß, der Maler der
Troppauer Vafe, ein Sohn des Georg
Friedrich war.
Die Wiesbadener Akten erfahren
eine Ergänzung durch die im Kgl. Geh.
Staatsarchiv zu Berlin (Rep. 110. B.
Fase. 431), nach denen am 10. Februar
1749 J. Ch. Gölt$, einer der Befißer
der Fabrik neben dem aus Wien und
Abb. 1. Höchfter Fayence,
Vafe, von Ignaß Heß
Kaifer Franz Jofef-
Bayreuth gekommenen Dannhöfer den
Heß (es ift ungewiß, ob Vater oder
Sohn) nennt, der mehr könne und
leifte als Löwenfink.
Jedenfalls können wir auf Grund
der Technik und Signatur der Troppauer Vafe eine Terrine des Hiftorifchen Mufeums
in Frankfurt mit deutfehen Muffelblumen, welche die Bezeichnung I. H. trägt, fowie eine
weitere ebenfo bemalte Terrine derfelben Sammlung, die H bezeichnet ift, als Werke
des lgnafi Heß feftlegen. Er war wohl auch Blaumaler, denn eine Schliffe] mit Allianz-
wappen (gleichfalls in Frankfurt) ift wieder mit -I H- figniert. Dem Vater Friedrich Heß
kann man mit Sicherheit eine große SchüffeF des Straßburger Kunftgewerbemufeums geben
(Abb. 3), deren in Rokailleformen gefchwungener Rand ockergelb gehöht ift; daran reiht
fich ein fchwarz gemalter reliefierter Federndekor, während der Fond zierlich gezeichnete,
zu einem Kranz gelegte Ähren mit Schattenangabe zeigt. DieSignatur, in
demfelben roten Ton wie auf der Troppauer Vafe, lautet F. H. (Abb.4).
Zais berichtet (S. 69), daß Maaß den Fayencebetrieb im Jahre 1758
Abb. 2 i Die Photographie verdanke ich Herrn Profeffor Dr. Poiaczek.
285