Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0353
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9. Heft
DOI article:Biermann, Georg: Die Kunst auf dem internationalen Markt, 1, Gemälde aus dem Besitz der modernen Galerie Thannhauser, München
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GEMÄLDE DER MODERNEN GÄLERiE THÄNNHAUSER IN MÜNCHEN
Abb. 19. HONORE DAUMIER, Die Advokaten
entzündeten fonoren Kolorismus. Die Kompofition hat mit dem Schema des Klaffizis-
mus endgültig gebrochen. Alles ift Bewegung und Erhafchen des Momentes. Prächtig
ftimmt zu der dramatifchen Wucht der Szene die Behandlung von Himmel und Landfchaft,
die in Rubensfchem Geifte gefehen find. M. A. nach wird das Bild um die Mitte
der dreißiger Jahre gemalt [ein, nachdem die Reife nach Marokko [einen malerifchen
Gefichtskreis vielfagend erweitert hatte.
17. Camiile Corot. Bauernjunge aus der Campagna. Ein tgpifches Bild aus der
italienifchen Zeit des Meifters, das faft einem frühen Manet zum Verwechfeln ähnlich
[ieht und ebenfalls nach Spanien orientiert fein dürfte. Indes ift auf diefem Werke der
Kolorismus lebendiger, weicher, verklingender. Das Poetifche in der Natur des Künftlers
tritt handgreiflich zutage.
18. Francois Millet. Frauenbildnis. 1846 gemalt. Das Werk hat die doppelten
Kennzeichen M.fchen Geftaltens. Eine faft fakrale Weihe, die das Porträt unbewußt in
die Sphäre des Madonnenhaften erhebt und offenbart doch zugleich die robufte Derbheit
eines unverdorbenen Naturburfchen. Ich möchte es im Oeuvre des Meifters befonders
hochftellen, weil es der Entwicklung kühn vorausgreift und deutlich auf Cezanne hin-
weift, ohne die diefem Künftler eigene Monumentalität zu erreichen. Sein Hauptmerkmal
ift lapidare Sachlichkeit ohne jede fentimentale Nebenanficht, die die „berühmten" Bilder
diefes Meifters wie den „Angelus" auf die Dauer fo fchwer erträglich macht.
19. Honore Daumier. Die Advokaten. Bekannte Arbeit des Künftlers, dem man
vor folchen Bildern mit Recht den Beinamen eines „Homer des Bourgeois" geben
323
Abb. 19. HONORE DAUMIER, Die Advokaten
entzündeten fonoren Kolorismus. Die Kompofition hat mit dem Schema des Klaffizis-
mus endgültig gebrochen. Alles ift Bewegung und Erhafchen des Momentes. Prächtig
ftimmt zu der dramatifchen Wucht der Szene die Behandlung von Himmel und Landfchaft,
die in Rubensfchem Geifte gefehen find. M. A. nach wird das Bild um die Mitte
der dreißiger Jahre gemalt [ein, nachdem die Reife nach Marokko [einen malerifchen
Gefichtskreis vielfagend erweitert hatte.
17. Camiile Corot. Bauernjunge aus der Campagna. Ein tgpifches Bild aus der
italienifchen Zeit des Meifters, das faft einem frühen Manet zum Verwechfeln ähnlich
[ieht und ebenfalls nach Spanien orientiert fein dürfte. Indes ift auf diefem Werke der
Kolorismus lebendiger, weicher, verklingender. Das Poetifche in der Natur des Künftlers
tritt handgreiflich zutage.
18. Francois Millet. Frauenbildnis. 1846 gemalt. Das Werk hat die doppelten
Kennzeichen M.fchen Geftaltens. Eine faft fakrale Weihe, die das Porträt unbewußt in
die Sphäre des Madonnenhaften erhebt und offenbart doch zugleich die robufte Derbheit
eines unverdorbenen Naturburfchen. Ich möchte es im Oeuvre des Meifters befonders
hochftellen, weil es der Entwicklung kühn vorausgreift und deutlich auf Cezanne hin-
weift, ohne die diefem Künftler eigene Monumentalität zu erreichen. Sein Hauptmerkmal
ift lapidare Sachlichkeit ohne jede fentimentale Nebenanficht, die die „berühmten" Bilder
diefes Meifters wie den „Angelus" auf die Dauer fo fchwer erträglich macht.
19. Honore Daumier. Die Advokaten. Bekannte Arbeit des Künftlers, dem man
vor folchen Bildern mit Recht den Beinamen eines „Homer des Bourgeois" geben
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