Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (5.1913)

GESELLSCHAFTEN UND VEREINE ° PERSONALIEN

mufeum in Zürich, zu Glasfcheiben im Berner
Bundeshaus u. a. m. zeigen die trefflichen de-
korativen Qualitäten die[es Künftlers, deffen
Werk auch im Ausland alle Beachtung verdient;
die Züricher Ausheilung läßt ihn als überlegenen
Könner wie als Pfadfinder auf malerifchem Ge-
biete nachdrücklich zur Geltung kommen.
In der gleichen Ausftellungsferie find etwa
vierzig Bilder F. Hodlers zu fehen, von fehr
inftruktiven Frühwerken aus dem Beginn der
fiebziger Jahre bis zu den ftarken Landfchaften
der lebten Zeit, von denen einige Stockhorn-
motive bei Neufchnee koloriftifch befonders
feffeln. J. C.

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
DIE SPALTUNG DER SEZESSION
Die Hoffnung, die ich hier neulich am Schluffe
meines Sezeffionsberichtes ausfprach, es möchte
bald Einigung und Verföhnung die unerquick-
lichen Kämpfe ablöfen, hat fich nicht verwirk-
licht. Vielmehr hat eine außerordentliche Ge-
neralverfammlung, die auf Anfuchen der oppo-
nierenden Minderheit einberufen war und in der
diefe Minderheit Anträge hatte ftellen wollen,
die nichts geringeres als ein Verhör des „An-
geklagten" Caffirer darftellten, mit einer völligen
Trennung der Elemente geendet. Von den an-
wefenden 50 Mitgliedern erklärten 42 ihren Aus-
tritt aus der Vereinigung, da fich die Minderheit
ihrerfeits nicht zum Austritt verftehen wollte.
Die hinterbliebenen 13: Lovis Corinth, Bifchoff-
Kulm, Herftein, Linde-Walther, Moderfohn, Max
Neumann, Jofef Oppenheimer, Ernft und Ale-
xander Oppler, Fri§ Schaper, Spiro, Stremei und
Weftphal bilden alfo nun die Berliner Sezeffion,
die demnach de facto aufgehört hat zuexiftieren.
Mag man auch auf beiden Seiten genug Grund
zu ftarken Verftimmungen haben, der Entwick-
lung der modernen Kunft in Berlin ift mit diefer
gewaltfamen Löfung der fchlimmfte Schaden un-
nötig zugefügt worden, zumal da es fcheint, als
wollte fich die Gruppe um Caffirer, die faft alle
künftlerifch wichtigen Perfönlichkeiten der Ver-
einigung enthält, nicht wieder konftituieren.
H. Fr.
WIEN Die Gefellfchaft für vervielfäl-
tigende Kunft hielt kürzlich unter dem Vorfiß
des Alterspräfidenten Minifters a. D. Freiherrn
von Chlumecky die ordentliche Jahresverfamm-
lung des Kuratoriums ab. Der von Hofrat Eduard
Leifching erftattete Tätigkeitsbericht erläuterte
u. a. die Vorarbeiten zu einer Publikation der

Inkunabel-Formfchnitte aus der Kupferftichfamm-
lung der k. k. Hofbibliothek. !m Anfchluß an
die Tagesordnung hielt der Herausgeber des von
der Gefellfchaft vorbereiteten Werkes, der Leiter
der Kupferftichfammlung der k. k. Hofbibliothek
Dr. Franz Martin Haberdi^l, einen Vortrag
über diefe Einblattdrucke.
PERSONALIEN
BERLIN Der Kaifer hat den Stadtbaurat
Ludwig Hoff mann in Berlin zum ftimmberech-
tigten Ritter des Ordens Pour le Merite und
den Maler Leon Bonnat in Paris zum aus-
wärtigen Ritter diefes Ordens ernannt.
* *
*
Stadtbaurat Heinrich Seeling und Profeffor
Friedrich Kallmorgen find in den Senat der
Akademie der Künfte gewählt worden.
LEIPZIG Der bisherge Affiftent an der Kgl.
Gemäldegalerie im Haag und Mitarbeiter an
Hofftede de Groots kritifchem Verzeichnis der
hervorragendften holländifchen Meifter, Dr. Karl
Lilienfeld, ift an das hiefige Mufeum der
bildenden Künfte berufen worden, wo er die
Verwaltung des Leipziger Kunftvereins über-
nehmen wird.
ROM. Zum Infpektor der Neapler Galerie
wurde Aldo de Rinaldis und zum Infpektor
der Uffizien Matteo Marangoni dem Minifter
von den betreffenden Kommiffionen in Vorfchlag
gebracht. Für die Nationalgalerie in Rom (Pal.
Corfini) wurden exaequoF.Papini undLeandro
Ozzola vorgefchlagen. L. P.
WIEN Prof. Dr. Julius v. Schloffer wurde
zum wirklichen, Prof. Dr. Max Dvorak zum
korrefpondierenden Mitglied der kaiferlichen
Akademie der Wiffenfchaften gewählt.
VERMISCHTES
BERLIN Der Preis der Dr. Hermann Gün-
ther-Stiftung für Monumentalmalerei,
der etwa 2700 M. beträgt, wird für Studierende
der Kgl. Akademifchen Hochfchule für bildende
Kunft, die deren Maiklaffe befuchen oder be-
fucht haben, ausgefchrieben. Adreffe für Aus-
künfte und Anmeldungen: Bureau der Hoch-
fctiule, Charlottenburg, Hardenbergftraße 33.
Termin: 1. Juli.
BRAUNSCHWEIG Aus dem hiefigen
Städtifchen Mufeum wurde ein Bild des!7. Jahr-

477