Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0718
DOI Heft:
19. Heft
DOI Artikel:Feulner, Adolf: Die Tiepolo-Ausstellung der Galerie Heinemann in München
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DIE TIEPOLO-AUSSTELLUNG DER GALERIE HEINEMANN IN MÜNCHEN
tragung. Beide find Studien zu größeren Werken
(die Kreuztragung in St. Alvefe in Venedig), von
beiden [ind auch Repiiken bekannt, die aber an
Qualität nicht an diefe Bilder heranreichen. In
kleinem Format eine reich bewegte Kompofition,
diefe in der Verteiiung der Maffen mit raffi-
nierter Kunft geftaitet, die Dramatik des Vor-
gangs durch die in lebhaften Kontraften fich be-
wegende Farbe noch gefteigert. Neben diefen
Werken ftehen die übrigen Skizzen zu einer
Taufe Chrifti in der Kapelle CoHeoni in Bergamo,
und die zu Mannalefe ab. Sie gehören zum
Mittelgut, oder vielmehr zu den vielen Schul-
arbeiten, die in Tiepolos Werk noch mitgeführt
werden.
Kunftgefchichtlich am wichtigften ift unter den
ausgeftellten Bildern die Madonna vom Berge
Carmel, urfprünglich ein Altarblatt in der Ka-
pelle der Karmeliter in S. Apollinare in Venedig.
Das Bild gilt noch bei Sack als verfchollen. Es
ift ein wichtiges Werk aus Tiepolos Frühzeit,
ein Breitbild mit wenigen Figuren, mit großen
Formen in ruhiger Kompofition, koloriftifch noch
befangen in der Manier der tenebrosi, mit
dunkeln Schatten und kräftigen Tönen, dagegen
in der Grazie und im raffiniert verfeinerten Aus-
druck der Maria bereits etwas Neues in der
damaligen Malerei Venedigs. Es gibt zu diefem
Bild noch zwei dazugehörige Flügel, die nicht
ausgeftellt wurden.
Von gleichzeitigen Venezianern find ebenfalls
einige Bilder zu fehen. Sebaftiano Ricci ift mit
zwei wenig bezeichnenden Grifaillen, Skizzen zu
Altarblättern, vertreten. Die Anfichten aus Ve-
nedig von Jacopo Mariefchi, Canaletto und
F. Guardi zeigen auch die venezianifche Land-
fchaftsmalerei der damaligen Zeit auf bedeuten-
der Höhe.
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tragung. Beide find Studien zu größeren Werken
(die Kreuztragung in St. Alvefe in Venedig), von
beiden [ind auch Repiiken bekannt, die aber an
Qualität nicht an diefe Bilder heranreichen. In
kleinem Format eine reich bewegte Kompofition,
diefe in der Verteiiung der Maffen mit raffi-
nierter Kunft geftaitet, die Dramatik des Vor-
gangs durch die in lebhaften Kontraften fich be-
wegende Farbe noch gefteigert. Neben diefen
Werken ftehen die übrigen Skizzen zu einer
Taufe Chrifti in der Kapelle CoHeoni in Bergamo,
und die zu Mannalefe ab. Sie gehören zum
Mittelgut, oder vielmehr zu den vielen Schul-
arbeiten, die in Tiepolos Werk noch mitgeführt
werden.
Kunftgefchichtlich am wichtigften ift unter den
ausgeftellten Bildern die Madonna vom Berge
Carmel, urfprünglich ein Altarblatt in der Ka-
pelle der Karmeliter in S. Apollinare in Venedig.
Das Bild gilt noch bei Sack als verfchollen. Es
ift ein wichtiges Werk aus Tiepolos Frühzeit,
ein Breitbild mit wenigen Figuren, mit großen
Formen in ruhiger Kompofition, koloriftifch noch
befangen in der Manier der tenebrosi, mit
dunkeln Schatten und kräftigen Tönen, dagegen
in der Grazie und im raffiniert verfeinerten Aus-
druck der Maria bereits etwas Neues in der
damaligen Malerei Venedigs. Es gibt zu diefem
Bild noch zwei dazugehörige Flügel, die nicht
ausgeftellt wurden.
Von gleichzeitigen Venezianern find ebenfalls
einige Bilder zu fehen. Sebaftiano Ricci ift mit
zwei wenig bezeichnenden Grifaillen, Skizzen zu
Altarblättern, vertreten. Die Anfichten aus Ve-
nedig von Jacopo Mariefchi, Canaletto und
F. Guardi zeigen auch die venezianifche Land-
fchaftsmalerei der damaligen Zeit auf bedeuten-
der Höhe.
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