Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0787
DOI issue:
21. Heft
DOI article:Feulner, Adolf: Malerei und Plastik des 18. Jahrhunderts in Bayern und Grenzlanden: Ausstellung im Münchener Kunstverein
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MALEREI UND PLASTIK DES 18. JAHRHUNDERTS IN BAYERN UND GRENZLANDEN
faft momentanen Wendung, der
nervös überreizten Pofe bedürfen
zur Ergänzung des Rokokoorna-
mentes, das den gleichen Charakter
zeigt. Dabei ijt diefe Lieblichkeit
noch durch die zartgefältelten, fei-
denartiggebrochenen Drapierungen,
durch die phantaftifche Eleganz der
Kleidung mit dem Mieder, den
Bäufchchen und Bändern gehoben.
In diefer übertriebenen Zartheit
wirkt eine Figur wie die Starn-
berger Magdalena trot^ der frag-
mentarifclien Erhaltung wie ein
Abb. 14. F. IGNAZ GÜNTHER (?),
St. Sebaftian Privatbefi^
Abb. 15. ROMAN BOOS, München, Nationalmufenm
Selbftporträt
Hauch (Abb. 10). Die Figur ftand früher wohl
über dem [eitlichen Durchgang eines Altares und
jede Bewegung fand in der Ornamentik und
in der korrefpondierenden Bewegung einer Pen-
dantfigur ihre Ergänzung. Ähnlich wie beim
Griesftätter Tabernakel (Abb. 11), dem leider zur
vollkommenen Wirkung die Ornamentik mangelt,
die Engel mit dem Gehäufe einen gefchloffenen
Aufbau bilden. Manche der weiblichen Heiligen,
wie die kleine Atteler Immaculata, find in ihrer
raffinierten Lieblichkeit nicht zu überbieten. Die
nicht ganz fichere Madonnenbüfte aus Privatbefit$
(Abb. 12) wirkt ruhiger. Beim hl. Petrus Damianus,
einer Altarfigur aus Rott am Inn, feffelt am ftärkften
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faft momentanen Wendung, der
nervös überreizten Pofe bedürfen
zur Ergänzung des Rokokoorna-
mentes, das den gleichen Charakter
zeigt. Dabei ijt diefe Lieblichkeit
noch durch die zartgefältelten, fei-
denartiggebrochenen Drapierungen,
durch die phantaftifche Eleganz der
Kleidung mit dem Mieder, den
Bäufchchen und Bändern gehoben.
In diefer übertriebenen Zartheit
wirkt eine Figur wie die Starn-
berger Magdalena trot^ der frag-
mentarifclien Erhaltung wie ein
Abb. 14. F. IGNAZ GÜNTHER (?),
St. Sebaftian Privatbefi^
Abb. 15. ROMAN BOOS, München, Nationalmufenm
Selbftporträt
Hauch (Abb. 10). Die Figur ftand früher wohl
über dem [eitlichen Durchgang eines Altares und
jede Bewegung fand in der Ornamentik und
in der korrefpondierenden Bewegung einer Pen-
dantfigur ihre Ergänzung. Ähnlich wie beim
Griesftätter Tabernakel (Abb. 11), dem leider zur
vollkommenen Wirkung die Ornamentik mangelt,
die Engel mit dem Gehäufe einen gefchloffenen
Aufbau bilden. Manche der weiblichen Heiligen,
wie die kleine Atteler Immaculata, find in ihrer
raffinierten Lieblichkeit nicht zu überbieten. Die
nicht ganz fichere Madonnenbüfte aus Privatbefit$
(Abb. 12) wirkt ruhiger. Beim hl. Petrus Damianus,
einer Altarfigur aus Rott am Inn, feffelt am ftärkften
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