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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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21. Heft
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Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0814

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AUS DER SAMMLERWELT UND VOM KUNSTHANDEL

Kopenhagen), fowie die „Kauernde" (Wiener
Privatbefiß), die Marmorbüfte „Richard Wagner",
das große „Brahms-Denkmai" (Hamburg), ferner
die Bronzen „Athlet", die „Tanzenden", die „Ba-
dende" und die Siiberfigur „Gaiathe" ausftelite.
FRANKFURT a. M. Die Kunfthandiung
H. Trittler, Goetheplaß, bringt im Monat No-
vember eine Kollektion von Radierungen Albert
Weltis zur Ausftellung.
HAAG Nach der am 15. Juli d. J. erfolgten
Auflöfung der Firma Arß & de Bois, die wir in
Heft 17 meldeten, wird das Gefchäft im Haag,
Lange Vijverberg 14 wieder unter dem früheren
Namen „MaisonArß" von Herrn A. T. A. Arß
weitergeführt.
MAILAND Demnächft wird die Galerie
Crespi, die bedeutendfte Privatfammlung Mai-
lands und eine der wertvollften Italiens, in Paris
oder in London unter den Hammer kommen.
Die italienifche Regierung hat der Familie Crespi
die Ausfuhrerlaubnis erteilt unter der Bedingung,
daß fie ein Hauptftück der Sammlung, die An-
betung des Kindes, ein Jugendwerk Correggios,
für das von anderer Seite mehr als eine Million
geboten worden fein foll, dem Staat zum Ge-
fchenk macht. Ferner hat fich der Staat ein
Vorverkaufsrecht auf zwei Gemälde ausbedungen,
Domenico Morones „Ermordung des Rinaldo
Buonaccolfi durch Luigi Gonzaga" und Francesco
Granaccis „Einzug Karls VIII. von Frankreich
in Florenz". Auch diefe beiden Bilder dürften
nunmehr wohl in den Befiß des Staates über-
gehen. ln der Brera ift jene Anbetung des Kin-
des von Correggio bereits feit einiger Zeit aus-
geftellt. Es ift ein Stück, das manche große
Gemäldefammlung aufwiegt, ein Jugendwerk, zu
einer Zeit gefchaffen, als Correggio fich von
dem Einfluffe feines Lehrers Bianchi Ferrari noch
nicht völlig befreit hatte, aber fchon im Befiße
jener Kunftmittel war, die fpäter das Farben-
wunder der Dresdener Anbetung des Kindes
möglich machten. Troß diefes Gefchenkes an
den Staat ift derVerluft, den der Kunftbefiß des
Landes demnächft erleiden wird, überaus fchmerz-
lich, denn Italien büßt eine ganze Reihe wert-
voller Bilder ein, die bisher durch ein Gefeß
gegen die Ausfuhr gefchüßt waren. Die zwanzig
Prozent Ausfuhrzoll, die für den Verkauf der
übrigen Gemälde an den Fiskus entrichtet wer-
den, find gegenüber diefer Einbuße nur als ein
magerer Gewinn anzufehen. W. B.

NEW-YORK Am 7. Oktober ftarbMr. Ben-
jamin Altman, der bekannte Sammler alter
Meifterwerke, alten Porzellanes und alter per-
fifcher Teppiche. Er hat feine gefamten Kunft-
fchäße im Werte von, wie es heißt, drei Mil-
lionen Dollar dem Metropolitan Mufeum ver-
macht und nur die Bedingung daran geknüpft,
daß die gefamte Kollektion als ein Ganzes und
von den übrigen Schüßen desMufeums getrennt
untergebracht und gemäß dem von feinen Sach-
verftändigen edierten Kataloge aufgeftellt wer-
den folle. Werde diefem Wunfche nicht ent-
fprochen, fo beftimmt das Teftament, foll in
feinem, des Teftators Haufe eine öffentliche,
jedem zugängliche Galerie errichtet werden.
Von den in der Kollektion befindlichen Werken
feien nur erwähnt die 14 Rembrandts, darunter
„Pilatus fich die Hände wafchend", „Der Mann
mit der Lupe", „Titus", „Die Frau des Titus",
„Die Frau mit der Nelke", „Der Auktionator",
fein großartiges „Selbftporträt" und „Die Nägel-
fchneiderin", die feine Sammlung zu der wohl
bedeutendften Rembrandtkollektion in Privat-
befiß machen; ferner Ver Meers „Schlafendes
Mädchen"; ein großer Cuyp; J.Ruisdaels „Korn-
feld"; Mantegnas „Madonna mit Kind" aus der
Weber-Kollektion; Botticellis „Leßtes Abend-
mahl des hl. Hieronymus" aus der Farinola-
Sammlung; Giorgiones „Arioft"; Francias „Por-
trät des jugendlichen Federigo Gonzaga"; Tizians
„Porträt des Filipo Archinto, Erzbifchofs von
Mailand"; Velasquez' „Philip IV."; ein Franz
Hals aus der Pereira-Kollektion; Holbeins „Lady
Rieh"; zwei Memlings aus der Oppenheim-
Kollektion und Werke von Verrocchio, Cofimo
Tura, Mainardi, Dürer u. a. ln Altmans Befiß
befand [ich auch der fogenannte Raftiglione-
becher aus emailliertem Gold und Achat von
Cellini, den er auf feiner einzigen Europareife
von Charles Wertheimer um ca. eine Million
Mark erftand. Weitere Kunftwerke aus Altmans
Sammlung find Skulpturen von Donatello und
Houdon und ein emailliertes Diptychon, die Ge-
burt und Anbetung darftellend, das aus Nord-
italien ftammt und dem 15. Jahrhundert ange-
hört. Es kann aus der Taylor-Sammlung, aus
der er auch eineFamille-jeune-Vafe für 6900 gs
ankaufte. Vor ungefähr zwanzig Jahren hatte
er die wundervolle Kriftallfammlung der Spißer-
Kollektion erworben.
Altman gehörte zu jenem Typ von Kunft-
fammlern, die ihre Einkäufe im ftillen machen
und ihre Schüße vor den Augen anderer mög-
lichft verbergen. Daß es ihm aber nicht an
Sinn für das Gemeinwohl fehlte, beweift fein
Teftament zur Genüge. F.

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