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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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22. Heft
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Bildnis eines blondlockigen jungen Mannes von Rembrandt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0816

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BILDNIS EINES BLONDLOCKIGEN JUNGEN MANNES VON REMBRANDT

Bode nimmt als Entftehungszeit des Bildes die zweite Hälfte der fünfziger Jahre
an. Das Bild fügt fich in diefem Zeitraum ohne weiteres der Reihe der Titusbildniffe
ein, mit denen es manche Verwandtfchaft aufweift. In der ftarken Kontrahierung der
lichten und der befchatteten Gefichtshälfte und dem Zufammentreffen beider Partien an
der Stirne ift es fehr typifch. Es erinnert darin an den Titus der Wallace-Kollektion
oder den Petersburger Titus. Mit feinen hellen blonden Haaren weicht diefer Kopf
freilich auch wieder von unferer Vorftellung von Titus ab. Darin hat das Bild wieder
einige Verwandtfchaft mit dem Daniel in Berlin. Von dem grauen Gefamtton des
Daniel unterfcheidet es fich dagegen durch die warme dunkelbraune, im Hintergrund
etwas grünlich und in der Gewandung faft lila fchimmernde Färbung.
Das blonde Haar ift faft ganz durch Silbergrau gegeben. Das weißfehimmernde
Dreieck zwifchen dem Haar und der Manteldraperie ift bei Rembrandt zur Genüge
bekannt.
Das Bild ift fehr paftos und breit gemalt. Die Malerei wirkt etwas fummarifch
neben fchärfer modellierten Köpfen. Aber das Überzeugende liegt, von allem anderen
abgefehen, in dem faft überlebendigen Blick diefer Augen, deren feelifche Intenfität
mindeftens ebenfoviel zu fagen hat, wie ftiliftifche Vergleiche im kleinen und kleinften.

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