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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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22. Heft
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Stoermer, Curt: Die Neuerwerbungen der Bremer Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0824

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DIE NEUERWERBUNGEN DER BREMER KUNSTHALLE

Impreffionismus [teilte eine wirk-
liche Beziehung wieder her.
Die Kun[thalle erwarb ein Da-
menbildnis von Leibi. Es i[t ein
eigenartiges Stück Malerei. Die
[eine atmo[phäri[che Behandlung
[indet einen Gegenpol in dunkel-
roten Tönen des Hintergrundes.
Doch muß ich [agen, daß die andern
Leibiporträts der Kunßhahe mir
be[[er und rei[er er[cheinen, troß-
dem die[es Werk [ein leßtvoll-
endetes war. Eine prachtvolle Er-
werbung i[t ein Stilleben von
Corinth. Ich halte es [ür das
be[te und wertvoll[te der Neuer-
werbungen. Blumen [ind hier ge-
malt im zarle[ten Ausdruck der
Farbe. Der Gegenfaß zur Kra[t
der techni[chen Handhabung i[t [ür
den Wert des Bildes be[timmend.
Der Schiachterladen von Schä[tiarn
(1897) zeigt den Corinth [einer
bc[ten Mei[ter[cha[t. Von Lieber-
mann [inden wir zwei periodi[ch
zu[ammengehörige Porträts. Das
eine i[t Selb[tporträt, violetter Ge-
[amtton mit pla[ti[ch in Goldgelb herausgearbeitetem Kop[e. Das andere i[t das in
[einer Nüchternheit [ehr großzügige Porträt von Georg Brandes. Zwei Öl[kizzen von
Liebermann „Die Näherinnen" und „Ho[ des Wai[enhau[es in Am[terdam" gehören
zu dem bekannten Motivkomplex des Kün[tlers.
Von den deut[chen Impre[[ioni[ten [cheint doch Max Slevogt das [icher[te Ge[ühl
[ür den Stimmungsgehalt der Land[cha[t zu haben. Er [teigert nicht monumental wie
Liebermann, i[t auch weniger dekorativ wie Corinth, aber [eine differenzierte und doch
temperamentvolle Behandlung der Land[cha[t i[t unerreicht. Da[ür i[t das neue „Land-
hausbild" der Kunßhahe ein glückliches Bei[piel. Wie Schattenflecke [ich ins warme
Licht verteilen, i[t kraftvoll ge[agt.
Welch wichtige Stellung die Land[chaft in der modernen Kun[t einnimmt, zeigt noch
der Vergleich mit Bildern zweier neuer lmpre[[ioni[ten, die allerdings bedeutend mehr
zur Ab[traktion neigen wie Slevogt. Von Theo von Brockhu[en wurde erworben
„Die Brücke bei Baumgartenbrück", von Rösler „Sonnige Land[chaft". Bei ihrem
Anblick wird mir die geheime Ur[ache klar, weshalb [ich un[ere Mu[een nur ungern ent-
fließen, Werke der [üng[ten anzukaufen. Es ift nicht nur das Verkennen des Neuen
überhaupt, [ondern vielmehr das Gefühl, daß diefer neuen Kunft ein architektonifcher
Hintergrund notwendig ift, den die Mufeen nicht bieten können. Gerade diefe abftrakte,
äfthetiziftifche Note der Bilder gibt ihnen [tets ein heterogenes Verhältnis zu ihren
Nachbarn. Und dies Gefühl beeinflußt uns unwillkürlich gegen [ie, fehr zu Unrecht


Abb. 8. LIEBERMANN, Selbftporträt

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