Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

DOI Heft:
22. Heft
DOI Artikel:
Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0845

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
LITERATUR

jeßt vor: Reuters „Hanne Nüte", „Die Frithhofs-
fage" von Tegner, Rückerts „Geharnischte So-
nette" und Arndts Profagedicht „Vom Vateriand".
Die drei erften find gedruckt und in Pergament
gebunden, das letzte von Koch gefchrieben und
lithographiert, ein fchmales wundervolles Heft-
chen. Ahe aber atmen den gleichen Geift einer
ernfthaften männlichen Sachlichkeit; nicht Koft-
barkeit, fondern Nobleffe und Gediegenheit der
Ausstattung bestimmen ihren Wert, und bei faft
völligem Mangel an Ornamenten wirken fie
lediglich durch vortrefflichen klaren Druck auf
gutem Papier und foliden handgearbeiteten Ein-
band. Allen Freunden echter Buchkunft feien fie
warm empfohlen. Dr. P. F. Schmidt.
fACOB BURCKHARDT, BRIEFWECHSEL MIT
HEINRICH VON GEYMÜLLER, München, Georg
Müller und Eugen Rentfch. 1914. Herausge-
geben von Karl Neumann. In diefem Brief-
wechfel an einen Fachgenoffen, Jünger und Fort-
fetter Spricht die Menfchlidikeit Burckhardts nicht
fo unmittelbar wie in den Briefen an Gegmüllers
jüngeren Vetter Max Alioth. Teilnahme an Gey-
müllers Arbeiten, zuftimmend wie beffernd, macht
das Hauptthema aus, daneben ftehen Erörte-
rungen über die gemeinfam geliebte italienifche
Kunft der Renaiffance überhaupt. Der Forfcher
und Arbeiter Burckhardt wird deutlich, der von
fich felbft fagt, daß er für fich nur einen ge-
wiffen regelmäßigen aber bequemen Fleiß in
Anfpruch nehmen will, und der den Saß feines
Nachfolgers Baumgarten von der nur zeitlichen
Bedeutung auch diefer Werke fchon im voraus
gebilligt hat. Und das ift, über das kunft-
hiftorifch hochbedeutfame diefer Veröffentlichung
hinaus, der Gewinn, daß diefer Briefwechfe!
eine Seite des Burckhardtfchen Wefens doch
fchärfer beleuchtet, als der mit Alioth: die un-
geheure Einfamkeit diefer Exiftenz, die feinen
Fachgenoffen, über die ganz im allgemeinen
manches harte Wort gefchrieben wird, am liebften
auch Schriftlich weit aus dem Wege ging. Am
wohlften fühlte er fich in völliger Verfchollen-
heit, in geiftigem Inkognito, das feine Ausnahme-
ftellung, das Zeichen der Künftlernatur, die die
Dinge feiner Kroife immer als Erlebnis und nie
als Fach nahm, verbergen helfen mußte. — Die
meiften der mitgeteilten Briefe find von Burck-
hardt, und diefen Mangel der Publikation gleicht
Carl Neumann aus, indem er dem anderen Kor-
refpondenten mit einer Reihe von Fragmenten
und einer ausführlichen feinen und liebevollen
Charakteristik zum Worte verhiift, und fo ver-
ftehen läßt, daß fich der fcheue Basler diefem

Genoffen mit einer ungewöhnlichen, wenn auch
freilich immer noch refervierten Herzlichkeit treu
angefchloffen hat.
Im Verlage von Oskar Rauthe, Berlin-Frie-
denau, wird anfangs 1914, von Hans W. Singer
beforgt, ein Oeuvre-Katalog erfcheinen, der
dem graphifchen Werk des Berliner Maler-
Radierers Paul Herrmann (Henri Heran) ge-
widmet ift. Er wird etwa 200 Seiten 4^ mit
etwa 60 ganzfeitigen Autotypie-Abbildungen
enthalten. Der Preis beträgt für die Bütten-
ausgabe (540 numerierte Exemplare) 30 M. für
das gebundene Buch, für die Luxusausgabe auf
Japan, deren 50 Exemplare jedes eine eigens für
diefe Ausgabe hergeftellte Signierte Original-
radierung beigegeben erhalten, 60 M.
Um dem immer größer werdenden Intereffe
für die zeitgenöffifchen Darftellungen des fride-
rizianifchen Berlins Genüge zu tun, hat dieHof-
kunfthandlung Amsler & Ruthardt in Berlin
zwölf der fchönften Rofenbergfchcn Blätter
in Originalgröße mittels Kupferdruckverfahrens
durch die Reichsdruckerei herftellcn laffen, die
denn auch die hervorragenden Qualitäten auf-
weifen, die man an den Fakfimiledrucken diefes
Inftituts feit lange kennt. Die Blätter find ein-
zeln zum Preife von 20 M., die ganze Folge zum
ermäßigten Preife von 200 M. durch Amsler
& Ruthardt erhältlich.
Als erfterBand eines Führers durch die öffent-
lichen Kunftfammlungen in Danzig ift der Füh-
rer durch die Städtifche Gemäldegalerie
aus der Feder des Konfervators Dr. Hans Fried-
rich Secker erfchienen. Das fehr bübfeh aus-
geftattete und gut illuftrierte Bändchen ift vor-
züglich der Befonderheit diefes Mufcums ange-
paßt, das von der Kunftentwicklung aller Zeiten
nur Proben enthält und in dem gerade die glanz-
voiiften Namen begreiflicherweise fehlen. So war
ein ergänzender kunftgefchichtlicher Abriß nötig,
der es bewirkt, daß der Band nicht nur ein guter
Führer durch die Sammlung felbft, fondern auch
in die Kunftbetrachtung und die Kunftgefchichte
überhaupt geworden ift, der auch außerhalb des
Mufeums in häuslicher Lektüre Anregung und
Hilfe zur Befchäftigung mit künftlerifchen Fragen
geben kann. Mit der größeren Vertiefung, die
durch das befchränktere Material geboten wird,
kann ein in diefem Sinne, den der Führer aus-
fpricht, geleitetes Mufeum wie das Danziger
unendlich fegensreich für die Heraufbildung des
Publikums im Lichtwarkfchen Sinne wirken.
H. Fr.

813
 
Annotationen