Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (5.1913)

JOHANN CHRISTOPH RINCKLAKE


Abb. 6 J. CHR. RINCKLAKE, Die Familie Beierie Eigentum des Herrn Friedrich Wirtenfohn in Münfter

für mich, weil ich [eine Kun[t [o [ehr fchäßte, gezeichnet, und von dem Herrn Rincke-
lake dort, ausgemalet, aI[o die Idee zweener Kün[tler : [oll auch Charakteri[ch [ein,
als wunderte Er [ich, daß die[e begde Leute [o im nachdenken vertiejet wären, daß
Sie ihm nicht mal bemerkten." Die Schreiberin die[er hüb[chen Interpretation des
kleinen Bildes i[t die Madame de Schmi[ing in Freckenhor[t (bei Münfter), wie die
Brie[adre[[e angibt, die der Herr von Zinnow [oeben ge[chrieben hat. Sie hatte [ich
ebenfalls von Rincklake malen la[[en und das Bild den Zinnows zuge[chickt; es [chmückt
die Rückwand des Zinnow[chen Porträts. Später [and es den Weg nach We[tfalen
zurück und i[t jeßt auch in Freiherrlich von Twickel[chem Befiß.
Abb. 5 gibt einBei[piel [einer [päteren, durch[chnittlichen Porträtkun[t. Der Herr, 1801
gemalt, [ißt ern[t und nachdenklich, wahr[cheinlich vor einem der phrenologi[chen Werke
Galls (80 ^ .1X61 ^ o). Und [chließlich, während [on[t die größeren Bilder in der [päteren Zeit
merklich abnehmen, eben[o wie der kün[tleri[che Ehrgeiz, i[t 1804 noch einmal ein recht
gutes Bild ent[tanden, Familie Beierie, die Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln um
den Kaffeeti[ch in der Weinlaube ver[ammelt (Abb. 6, 124X160'/o). Es i[t ein redlich ge-
maltes Werk mit den maleri[chen Schwächen der Zeit, rundlicher Modellierung, zeichneri[chen
Härten und großer Deutlichkeit der Details, aber auch erfüllt von echter, biedermeierifcher
Stimmung, und farbig gar nicht übel ift der grüne Hintergrund, der den Hauptton abgibt.

827