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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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23. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0890

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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

zweiteTeil [oll im kommenden Mai, der dritte noch
[pater verkauf werden. Von ganz befonderem
Intereffe [ür europäi[che Sammler unter derFüiie
vorzüglicher Stücke dür[ten vielleicht die ganz
[eltenen „netsuke", Hornknäufe, [ein, Miniatur-
[chnißereien, dieDarftellungen chri[tlicher Szenen
enthalten als Überbleib[el aus jener Zeit, als das
Chri[tentum Fuß in Japan gefaßt hatte, um dann
völlig ausgerottet zu werden. Da finden [ich
Nr. 195, „Chri[tus das Kreuz tragend"; Nr. 196,
„Madonna mit Kind"; Nr. 197, „Adam und Eva".
Neben den „netsuke" mü[[en die hervorragenden
Lackarbeiten genanntdweren.von denen mehrere
Stücke von dem größten Mei[ter in die[em Ma-
terial, Korin, [tammen. Außerdem [ind Medizin-
büchschen, „inro", und vor allem auch Schwert-
knäufe u[w., fowie Statuetten des Buddha und
anderer Gottheiten in der Sammlung vertreten.
Der verftorbene Mr. Walter Behrens hat nicht
bloß japanifche Kunftwerke gefammelt, wenn
er ihnen auch das meifte [einer Zeit und Be-
mühungen und auch [eines Geldes gewidmet.
Er brachte aber auch wertvolle alte Kun[tmöbel
zu[ammen, die Me[[rs. Chri[tie am 2. Dezember
verweigern. Darunter finden [ich hervorragende
Chippendales und der wahr[cheinlich [chön[te
gefchni^teTifch aus der jakobi[chen Zeit, der [o-
genannte Unsworth-Ti[ch vom Jahre 1618, der für
dieUnsworth-Familie gemacht worden war. Die
Porzellanfammlung [owie die Bibliothek W. Beh-
rens kommen, wie oben bereits erwähnt, bei
Meffrs. Sothebgs auch während des Dezember
zur Auktion. F.
MÜNCHEN Am 16. und 17. Dezember findet
in der Galerie Flelbing die Auktion der Samm-
lung Freiherr Thure vonCederftröm, München
ftatt. Der bekannte Maler, der in weiten Kreifen
als feinfinniger Kenner alter Kunft gefchäßt wird,
hat keine umfangreiche, dafür eine um [o er-
lefenere Kollektion im Laufe [eines Lebens zu-
[ammengebracht. Er war niemals ein Speziali-
tätenjäger, [ondern vereinigte alles, was ihm
fchön, wohnlich und von befter Arbeit dünkte,
um [ich. Darin i[t er ein typifcher Vertreter der
beften Begebungen des Münchens der achtziger
Jahre. Wenn er [ich heute von all den [chönen
Sachen trennt, [o gefchieht es nur, weil er Pinfel
und Palette beifeite gelegt und Atelier und Haus
veräußert hat. Gehen wir an Hand des Kata-
loges dieBeftände durch. Einige gute alte Stein-
zeugkrüge, mehrere [chöne Fayencen von Urbino,
Künersberg, Nürnberg, Bayreuth und Delft,
einiges europäifche und oftafiatifche Porzellan
macht die Keramik aus. Glaspokale fchließen
[ich an. Seltene und [chöne Formen finden wir

unter den Kuchenmodeln und Keffeln aus Kupfer.
Von den Bronzearbeiten wären eine wertvolle
franzöfifche Standuhr zu nennen. Zu den fel-
tenen fpätgotifchen Meffingarbeiten gehört ein
Aquamanile in Kannenform; Meffingwandleuchter
und forgfältig gepflegtes Zinn mit [eltenen Mar-
ken [eien hervorgehoben. Die Pokale, Becher
und Platten aus Silber tragen Marken von Bres-
lauer, Nürnberger, Augsburger, Stockholmer
Meiftern des 16. bis 18. Jahrhunderts. Zierliche
und kunftvoll gedrechfelte Stücke finden [ich
unter den Elfenbeinarbeiten. Intereffant ift ein
kleines Elfenbeinrelief: Anbetung der Hirten um
1480. Auf alten, gefchnißtenKartufchen [ind teil-
weife die Hirfchgeweihe angebracht. Verfchiedene
Textilien und Teppiche folgen. Einige Holz-
figuren, mehrere nordifche Holzbecher, zahlreiche
prächtige Barock- und Rokokowandkonfolen,
verfchiedene Holzrahmen bilden die Arbeiten in
Holz. Die Abteilung der Möbel zeichnet [ich
durch befonders gewählte Stücke aus. Eine go-
tifche Kirchenbank, mehrere Barockfchreibtifche,
zwei dekorativ wirkungsvolle Kabinettfehränke,
zwei äußerft gediegene und feinproportionierte
hoiländifche Auffafzfchränke in Eben- und Eichen-
holz aus dem 17. Jahrhundert, einer der äußerft
[eltenen fchwedifchen Überbaufchränke des 17.
Jahrhunderts mit reichen Schnitzereien, reichge-
[chnißte Barock- und Rokokofeffel, eingelegte
Tifchchen, Standuhren ragen über den Durch-
fchnitt weit empor. Von den Gemälden [ei an
erfter Stelle ein intereffantes Bild des Dürer-
Imitators Hanns Hoffmann genannt, das die
„Verfpottung Chrifti" darftellt und [ich früher
auf einem Schlöffe des Kanzlers Oxenftierna be-
fand. Porträts, kirchliche und profane Bilder
des füddeutfehen Barock und Rokoko [ind durch-
weg wertvolle und guterhaltene Arbeiten. Von
den Miniaturen ift fchon ein größerer Teil durch
die Münchener Miniaturenausftellung 1912 be-
kannt geworden. Befonders [ei das flott ge-
malte Porträt Dorners von dem Münchner Schrott
genannt, ferner ein Damenporträt um 1580 und
ein englifches Herrenporträt gegen 1800. Der
Katalog mit 10 Tafeln und 12 Textklifchees ift
durch Hugo Helbing, München, zu beziehen.
PARIS Die Verweigerung des Nachlaffes von
Carpeaux, die Zeichnungen und Gemälde des
Meifters felbft enthält, wird am 9. Dezember d. J.
in der Galerie Manzi in Paris [tattfinden. O. G.
ZÜRICH Im Kunftfalon Bollag, der [ich
befonders der Sammlung neuerer und älterer
Schweizer Kunft widmet, findet am 16. Dezember
eine Biiderauktion [tatt. Es kommen Gemälde

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