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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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24. Heft
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

perimentes, eine gewiffe unperfönliche Trocken-
heit und fchematifche Starrheit um [o ftärker
hervortreten laffen. —
Vor den Biidern des jungen Expreffioniften
Cammerioher [teilte man [ich wieder einmal
die Frage, ob denn wirklich [ür die er[trebte
Intenfität des Ausdrucks eine [o brutale Verge-
waltigung der Farbe unerläßliche Vorbedingung
[ei? Angefichts der ähnlich orientierten Arbeiten
Jawienskys glaubt man [ie doch eher verneinen
zu dür[en, da in die[en der Farbe als Materie
doch [tets ein gewiffes Eigenleben noch ge-
wahrt bleibt. Man dar[ von dem Talente des
Künftlers wohl Mäßigung nach die[er Richtung hin
erhoffen; einem Herrenporträt (Nr. 19) verleiht die
befonnene Ökonomie der Mittel, die ftraffe Zu-
fammenfaffung in formaler und geiftiger Hinficht
bereits die Wirkung ruhiger Gefchioffenheit. —
Es war ein raffinierter Gedanke des Kunftfalons
HELLER, diefen grellen Hintergrund als Folie
für die reizvollen Wachspuppen Lotte Prißels
zu verwenden. In diefen pretiöfen, bis ins
Kleinfte geiftreich erdachten und mit technifcher
Virtuofität durchgearbeiteten Figürchen [pukt der
Geift Beardsleys. * * K. R.
*
Die Galerie ARNOT läßt einer Ausftellung eng-
lifcher Radierungen (Lee Hankey, R. Spence,
J. Wright) und Skizzen des bekannten „Simpli-
ci[[imus"-Hluftrators L. Kainer eine [olche von
Gemälden Pentelei-Molnärs folgen. —
Die Sezeffion veranftaltet eine Ausftellung
von Studien und Skizzen ihrer Mitglieder;
dieKünftlergenoffenfchaft eröffnete kürzlich
ihre umfangreiche Herbftausftellung.

Die ALBERTINA wurde als Kunftfammlung
angelegt und wird als foiche geführt; gegen-
ftändlich beftimmte Abteilungen befißt fie (von
einer nicht allzu umfangreichen Porträtfammlung
abgefehen) nicht. Mit diefem Sachverhalte mußte
derVerfuch rechnen, die Erinnerung an das glor-
reiche fahr der Befreiung Deutfchlands in
einer Ausftellung zu erneuern. Ihre Einrichtung
kam einer Probe auf die Reichhaltigkeit der
Sammlung gleich, und fie hat diefe Probe glän-
zend beftanden. Das zahlenmäßige Übergewicht
hatte naturgemäß die gedruckte Graphik; auch
hierin unterfchied übrigens die Betonung des
öfterreichifchen Anteils an den Ereigniffen jener
Tage durch ftärkere Heranziehung von Dar-
ftellungen der Schlacht bei Kulm und des feft-
lichen Einzuges Kaifer Franzens in Wien 1814
dicAlbertina-Ausftellung einigermaßen von ähn-
lichen Veranftaltungen des Reiches. Doch ftanden
auch Zeichnungen und Aquarelle in erheblicher

Anzahl zugebote. Obfchon [ich einige Haupt-
ftücke diefer Art zur Leipziger Schlacht, die
natürlich auch auf der Wiener Ausftellung im
Mittelpunkt des Ganzen [tand, zur Zeit ihrer
Eröffnung in Breslau befanden, konnten die
Gefchehniffe der vier Oktobertage durch eine
Reihe von zeitgenöffifchen Zeichnungen Franz
Habermanns, Johann Enders (Poniatowskis
Tod) und J. Hartings' (der Einzug der Mo-
narchen in Leipzig) illuftriert werden. Von
Habermann war auch eine Schlacht bei Kulm
zu fehen, die Schlacht an der Kasbach (teilte
ein Aquarell von J.A. Klein dar, die bei Hanau
ein Aquarell W. Kobells. Von den vielen
gezeichneten und gemalten Porträten hatte den
engften Bezug zur Leipziger Schlacht das Bild-
nis des genialen öfterreichifchen Generalftabschefs
jener Tage, des jugendlichen Grafen Radetzky,
1814 von Peter Krafft gemalt. Ein von J. G.
Mansfeld und J. A. Klein gemeinfam ge-
maltes Aquarell zeigte die drei fiegreichen Mo-
narchen hoch zu Pferde. Eine feine Tufchmalerei
Kraffts aus dem Jahre 1814 erinnerte an einen
Mann, der zwar 1813 lediglich Zufchauer war,
deffen Name allein jedoch bis dahin in ganz
Deutfchland und darüber hinaus als Verheißung
der Befreiung empfunden worden war, an den
Erzherzog Karl. Sein Bildnis durfte auf der
Ausftellung der Albertina fchon deshalb nicht
fehlen, da [ie, deren zweiter Befißer der Sieger
von Aspern bekanntlich war, es [ich verfagen
hatte müffen, 1909 [ein Angedenken in einer
eigenen Ausftellung zu feiern. H. R.
WIESBADEN Es find zurzeit einige [ehr ge-
diegene Stücke in der Ausftellung des Kun ftver-
eins zu [ehen. Genannt [eien nurdieGemäldevon
Töpfer, Völcker, Kaltwaffer, Mulot, Miltner, Clavet
und die Plaftiken von W. v. Heider und dem Ehe-
paar Köper. Das hübfehe Arrangement ift wie-
der Herrn Kunftmaler Völcker zu danken, der
feit Jahren in der Steilung des „Hängers" funk-
tioniert, und neuerdings diegefamtekünftlerifche
Leitung des Vereins übernommen hat. Mit
diefer Änderung in der Verwaltung fcheint das
Vorfpiel zu der längft wünfehenswert geworde-
nen endgültigen Trennung des Kunftver-
eins von der Galerie in aller Stille einge-
leitet worden zu fein. Bisher lag die künft-
lerifche Leitung und Gefebäftsführung in den
Händen kunfthiftorifcher Kräfte, wodurch fich
der im übrigen aus Kunftfreunden zufammen-
gefe^te Verein die Möglichkeit der Galeriever-
waltung wenigftens theoretifch zu wahren wußte.
Freilich (teilte [ich in der Praxis die Sache ganz
anders und es ergab [ich jedesmal, daß es der
betreffenden kunfthiftorifchen Kraft einfach un-

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