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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Heft. 1
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0046

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AUSSTELLUNGEN

Bernfteins als Schmuckmaterial hat das STADT.
KUNSTGEWERBE-MUSEUM veranlaßt, eine
Äusftellung gewählter moderner Arbeiten der
Sdimuck- und Kleinkunft zu veranftalten, die in
vorbildlicher Weife die Verwendungsmöglich-
keiten des Bernfteins zeigen foll. Zur Ergänzung
diefer modernen Abteilung und um einen Ver-
gleich mit vergangenen Gefdimacksrichtungen
und den von ihnen bevorzugten Techniken zu
ermöglichen, foll eine kleine Auswahl von Werken
des älteren Kunftgewerbes aus Privat- und Mu-
feumsbefiß vorgeführt werden. Soweit photo-
graphifche Aufnahmen von größeren Objekten
zu erreichen find, werden auch diefe zur Aus-
heilung gebracht werden. Die Äusftellung, zu
der ein illuftrierter Führer herausgegeben wird,
dauert vom 16. Januar bis Ende Februar 1914.

0. P.

MANNHEIM Die didaktifchen Ausheilungen
des Freien Bundes haben ihre Fortführung er-
halten, zunädift in einer Äusftellung „Gut und
Böfe“, in der kunftgewerbliche Gegenftände des
Alltages von fchlechter, abfchreckender Qualität
mit foldien guter, moderner materialgerechter
vereinigt waren. Die pädagogifche Wirkung ge-
rade diefer Äusftellung auf die großen Kreife des
Publikums ift infolge der fehr gefchickten und ein-
dringlichen Anordnung von nicht zu überfehender
Wirkung gewefen. Als zweite Äusftellung diefes
Winters wurde jeßt eine Äusftellung moderner
Keramik eröffnet. Hier wird ein Überblick ge-
geben über die Leiftungen unferer zeitgenöffifchen
Manufakturen. Einen gewiffen feftlichen Mittel-
punkt bilden die „Licht- und Schattenfeiten des
Lebens“ von Bernhard Hoetger, die troß zahl-
reicher eklektifcher Reminiszenzen doch ein ftark
modernes plaftifches Formengefühl verraten, das
befonders alle Möglichkeiten der keramifchen
Technik in wirkungsvoller Weife verwendet.
Die Arbeiten der Karlsruher Manufaktur
zeigen immer mehr eine farbige und plaftifche
Bereicherung, feitdem Künftler wie Wackerle
und Friß Behn und andere dort tätig find. Auch
die Gartenplaftiken von Billing und Viegel-
mann zeigen fchon eine zweckmäßige, wir-
kungsvolle Geßaltung. Als Schmuckkeramik find
die Vögel von Pottner immer noch das Befte
diefer Manufaktur. Große Stücke nach Ent-
würfen von Karl Albiker zeigen die Tätigkeit
des Tonwerkes Kan dem. Max Läuger ift
mit einer gewählten Kollektion feiner Vafen
vertreten. Vorzüglich in der keramifchen Durch-
bildung find vor allem die Arbeiten von Froh-
burg und Höhr, die in einfachften Formen eine
zweckmäßige Schönheit auch der Farben er-
reichen. Stücke der märkifchen Töpfereien von

Vordamm zeichnen fich gleichfalls durch eine
fchöne malerifche Behandlung der Oberfläche
aus, ebenfo wie die von Fefterfen. Weniger
reizvoll gerade in der farbigen Behandlung find
die Arbeiten der hanfeatifchen Töpfereien, fo-
wie derjenigen von Schmidt-Pecht in Konftanz.
Den größten Reiz an aparter Farbengebung be-
fißen ohne Zweifel die auch formal eigenßnnigen
Arbeiten der Gmundener Werkftätten (meift
von Powolng) und diejenigen der Serapis-
fagencen von E. Wahliß. In diefen leßteren
ift vielleicht manchmal die pretiös-wienerifche
Art zu weit getrieben, jedoch erfreut immer
wieder diefe ftrenge Konfequenz, mit der das
gefamte Wiener Kunftgewerbe aufgebaut ift.
Neben diefen Wiener Arbeiten fallen diejenigen
der Äluminiafabrik in Kopenhagen doch be-
denklich ab, befonders in der konventionellen
Art ihres farbigen Schmuckes. Von aiisländifchen
Manufakturen fallen diejenigen von Ämftel-
hoek und Neudelft fowie die von Doulton
und Ruskin auf. Diejenigen von Ämftelhoek
befißen einen befonders ftrengen keramifchen
Stil, die von Delft folgen allzu fehr perßjehen
oder mohammedanifchen Vorbildern. Als nächfte
Äusftellung des freien Bundes ift ein großzügiger
Überblick moderner Induftriebauten geplant,
der Mitte Januar gezeigt werden foll.

* *

*

In der KUNSTHALLE fieht man zurzeit eine
Gefamtausftellung von Werken des Pforzheimer
Malers Prof. Adolf Hildenbrand. Es ift die
erfte Äusftellung, die das Schaffen diefes badi-
fchen Meifters der Öffentlichkeit vorführt und
es ift vielleicht geboten, an diefer Stelle einige
Worte über das Werk diefes Künftlers zu
fagen. Für eine weitere Erörterung verweife
ich auf eine kleine Brofchüre, die den Entwick-
lungsgang diefes Künftlers darftellt. Seine erften
Gemälde ftehen noch unter dem Eindruck Thoma-
fcher Kunft, obwohl er nie bei dem Meifter felbft
in der Lehre war, noch überhaupt einen aka-
demifchen Unterricht genoffen hat. Eindrücke
von außen, von Thoma, von Welti, von Böcklin
und Hodler mögen auf den finnenfrohen Künftler
eingeftürmt fein, als er von innerem Drang ge-
trieben, fich zur Malerei wendete. Und doch
ift erftaunlich zu fehen, wie rafch Hildenbrand
in feinen Werken eine felbftändige Form ge-
wonnen hat. Seine Frühbilder find zum Teil
Landfchaften nach Motiven der oberrheinifehen
Gegend von Waldshut (aus der er ftammt), zum
Teil figürliche Darftellungen von ftarkem Stim-
mungsgehalt. Die fchwebende Geftalt des Früh-
lings, die fehreitende Geftalt des Frühlings, der
Holzfäller und der Tod, die Nacht u. a. find die

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