Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

DOI Heft:
Heft. 1
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0047

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AUSSTELLUNGEN

beften Schöpfungen diefer erften Zeit. Eine
Landfchaft, die in einer felbftficheren malerifchen
Form die elementare Gewalt der hereinbrechen-
den Sonnenftrahlen auf die Fluren zeigt, be-
findet fich heute in der Galerie in Karlsruhe.
Sonft werden faft alle diefe Bilder auf der Mann-
heimer Äusftellung gezeigt. Ein gewiffes roman-
tifches Gefühl fpricht aus diefen frühen Werken,
das einen an Kaspar David Friedrich erinnern
kann. Im farbigen Gehalt find die Bilder ohne
Prätenfion von einer auf Lokalfarben geteilten
Art. Das Überzeugende an der Entwicklung
diefes Künftlers ift, daß er — offenbar angeregt
durch die Kenntnis franzöfifcher Bilder eines
Renoir oder Monet — fich entfchloß, die ganze
Fülle feiner inneren Gefichter zurückzudrängen
und vor der Natur felbft eine neue malerifch
bereicherte Geftaltung des Landfchaftsbildes zu
gewinnen. Im Schwarzwald und im Hegau fand
er die zahllofen Vorbilder feiner ftimmungsreichen
Bilder, die nun in ihrer farbigen Schönheit eine,
man möchte fagen, mufikalifche Ausdruckskraft
gewinnen. Es ift unmöglich, von diefen Bildern
in Worten eine Vorftellung zu geben, ebenfo
wie es nicht gelingt, den farbigen Reichtum durch
die Reproduktion feftzuhalten. Gewiß findet
man hie und da formale Unausgeglichenheiten,
die zuftande kommen durch unerhörte ekftatifche
Erregung, in der die Bilder gemalt find, bei
denen der wache, korrigierende Verftand voll-
kommen außer acht gelaffen ift. Jedenfalls aber
zeigen die Bilder das Werk einer ftarken eigen-
mächtigen Perfönlichkeit, auf deren weitere Ent-
wicklung man mit Intereffe blicken darf.

W. F. Stf

MÜNCHEN ln der GALERIE BRAKL war
für kurze Zeit eine Äusftellung von Werken des
nunmehr verftorbenen Parifer Malers Gafton
La Touche zu fehen, die eine gute Überpcht
über das Schaffen des in Deutfchland bereits
bekannten Meifters boten. Gafton La Touche
gilt vielen als der Vertreter franzößfcher Grazie
und franzöfifchen Efprits, als der Erbe der
franzöfifchen Kultur des 18. Jahrhunderts. Diefe
Änficht wird auch durch die Kollektivausftellung
der fehr delikat gemalten Bilder bis zu einem
gewiffen Grade beftätigt. Als graziöfe, finnen-
fällig prächtig gemalte Erfindungen werden die
Bilder ihren Wert behalten. Für den, der in
der Malerei mehr fucht als die farbig harmo-
nifche Oberfläche, werden fie ohne tiefere Wir-
kung bleiben. * *

*

GALERIE CASPARI. Eine Kollektion von Ge-
mälden Odilon Redons war in Deutfchland
bisher wohl noch nicht zu fehen; der Zeichner

und Lithograph Odilon Redon ift mehr bekannt.
Die hier ausgeftellten Bilder mit Darftellungen
von Blumen, Schmetterlingen, Mädchenköpfen in
Blumen vergraben, haben zweierlei gemeinfam,
das zarte, buntblumige Kolorit und den mgftifchen
Inhalt, der an Maeterlink als Parallele aus der
Literatur erinnert. Ohne Kenntnis des literarifch-
künftlerifchen Hintergrundes find die Werke kaum
verftändlich. Die geiftreidien figürlichen Kompo-
fitionen laffen Odilon Redons Bedeutung als
Anreger der modernen, franzöfifchen Malerei
begreiflich erfcheinen. — Die Äusftellung von
Zeichnungen Olaf Gulbran ffons, des bekann-
teften Karikaturiften aus dem Simpliziffimuskreife,
bringt Publiziertes und noch nicht Publiziertes.
Am intereffanteften find feine Gelegenheitszeich-
nungen und Porträtfkizzen, die offenbar nach
dem Leben gemacht, doch fchon von Anfang an
als Karikaturen konzipiert find, von außerordent-
licher Sicherheit in der ftraffen Linienführung und
von geradezu grotesker Schärfe des Wißes.

Bravouröfes Können befißen die in der GA-
LERIE HEINEMANN mit Kollektivausftellungen
vertretenen Spanier Jofe M. Lopez Mezquita
und Enrique Martinez Cubello y Ruiz.
Beide bewegen fich in ganz beftimmten Stoff-
kreifen. Jofe M. Lopez Mezquita bringt Schilde-
rungen aus dem fpanifchen Volksleben, Genre-
fzenen ins große Format überfeßt, vorzüglich in
der Zeichnung, mit ftarken, leuchtenden Farben
in fpielend leichtem Vortrag gemalt, alle präch-
tig, intereffant, aber auch nur das. Ein tieferes
Empfinden vermitteln die Bilder nicht. Sie inter-
effieren inhaltlich, aber fie ergreifen nicht, und
fie laffen auch in der Farbe kaum ahnen, welche
Probleme die jeßige Zeit befchäftigt. Gegenüber
Zuloaga, an den man bei einzelnen Werken er-
innert wird, wirken die Bilder bei aller Bravour
zahm, es fehlt die karikierende Unterftreichung,
die packende Betonung des fpanifchen Lokal-
kolorits. Die Porträts haben bei aller repräfen-
tativen Äuffaffung einen Zug zum Genre, oder
es wirkt auch hier die virtuofe Mache einer
Vertiefung entgegen. Das Gleiche gilt auch bei
den Bildern von Enrique Martinez Cubello. Er
fchildert mit Vorliebe das Waffer, das Leben der
fpanifchen Fifcher oder bringt landfchaftliche Äus-
fchnitte aus Venedig ufw., alles brillant gemalt,
tüchtig im Können und geiftreich alsBildausfchnitt.

TANNHAUSERS MODERNE GALERIE zeigt
eine Äusftellung moderner norwegifdier
Künftler: Per Deberiß, Thorvald Erichfen, Se-
verin Grande, Jean Heiberg, Axel Revold, Einar

27
 
Annotationen