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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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3. Heft
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Marcus, Felix: Neue Waffen im Musée Porte de Hal in Brüssel
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0113

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NEUE WAFFEN IM MUSEE PORTE DE HAL IN BRÜSSEL

gehenden Räumen auszukommen, was nur
vermöge der Neuerwerbungen und der dem
Mufeum zuteil werdenden Schenkungen
immer fchwerer wird. Eine folche hat ihm
jeßt einen erheblichen Zuwachs gebracht,
der zahlreiche Lücken der verfchiedenen
Perioden in erfreulicher Weife ausfüllt.

Aus der reichen Hinterlaffenfchaft des
Brüffeler Sammlers Guftave Vermeerfch,
deffen fonftige den weitaus größeren Teil
bildenden kunftgewerblichen Gegenftände,

Fayencen, Porzellan, Möbel, Uhren, Gold-,

Silber-, Bronze- und Zinnarbeiten in den
Cinquantenaire gekommen find, wurden
dem Mufeum der Porte de Hai die Waffen
überwiefen. Wenn der Verftorbene auch
auf diefem Gebiete nicht die Spezialkennt-
niffe befaß, die ihn bei der Erwerbung
der obengenannten Kunftprodukte leitete,
fo ließ er fich doch nicht folche Waffen
entgehen, die feinemGefchmack und Scharf-
blick wegen ihrer intereffanten Form und
Arbeit auffielen. So hat er auf den Ver-
weigerungen fukzeffive die 150 Stück an
fich gebracht, die jeßt dem Artilleriemufeum
einverleibt find. Durch das freundliche
Entgegenkommen des Konfervators der
Waffenabteilung, Herrn G. Macoir, find
wir in der Lage, unfern Lefern eine Auswahl der Stücke des Vermeer fchen Legats im
Bilde vorzuführen. Es befteht aus Rüftungen, Degen, Dolchen, Hellebarden, Feuer- und
Wurfwaffen, fowie Waffenteilen und Standarten. Wir geben aus der Anzahl von
Gegenftänden nur einige der intereffanteften.

Zunächft einen Harnifch (Abb. 1) aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, deffen beide
Seiten vorhanden find. Die Zeichnung entfpricht dem Charakter der Pifaner Rüftungen;
fie befteht aus Streifen, die, mit Scheidewaffer und der Nadel geäßt, Figuren und
kriegerifche Attribute, fowie Medaillons zeigen, welche Büften einrahmen. Diefe
gravierten, einft vergoldeten Streifen alternieren mit einfach polierten. Der ganze
Harnifch ift in Form eines Polichinellbuckels gehalten. Der Rückenteil eines anderen
Harnifches der gleichen Zeit und ähnlicher Zeichnung (Abb. 2) zeigt zwei Medaillons
in getriebener Arbeit, welche am oberen Teil angebracht find. Schnurartig gezeichnete
Streifen umgeben die innere Dekoration, die aus Fabeltieren und Arabesken befteht
und in das Metall getrieben und gefchnitten find. Der Vorderharnifch auf Abb. 3,
gleichfalls in Form eines Polichinellbuckels, ift offenbar deutfche Arbeit aus dem Ende
des 16. Jahrhunderts. Hier ift auch die Fläche in zwei Teile gegliedert und durch
elegant komponierte Streifen, mit der Nadel und geäßt eingefaßt. Auf dem einen
leeren Felde befindet fich ein doppelköpfiger Adler, auf dem andern ein Wappen,
welches mit einer Kaiferkrone geziert ift.

Abb. 4

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